DAV
Im Idealfall ja beides: Kräuter, die schmecken und auch gesund machen erhalten.
Astrid Süßmuth
Genau, das nennt man Salutogenese. Paracelsus hat gesagt „Lass deine Nahrung dein Heilmittel sein“. Ein Brennnessel-Gröstl zum Beispiel ist ökologisch, gesund und schmeckt. Die Brennnessel enthält zum Beispiel - wie auch viele andere Wildpflanzen, die die meisten als Unkräuter bezeichnen würden, besonders viel Eisen und Folsäure, wichtige Spurenelemente für den Körper.
DAV
Gibt es sowas wie Unkräuter aus deiner Sicht überhaupt?
Astrid Süßmuth
Eigentlich nicht. Jede Pflanze hat eine Funktion, zum Beispiel als Eiablage für Insekten, als Futter für Wildtiere oder sie leisten einen Beitrag für den Boden. Aber in meinem Gemüsebeet kann ich halt keinen Löwenzahn brauchen. Der ist zwar eine tolle Pflanze, aber im Salatbeet gilt er als Unkraut.
Daneben gibt es aber tatsächlich auch Pflanzen, die nicht in ein regionales ökologisches System passen. Sogenannte invasive Arten wie der Riesen-Bärenklau. Der ist irgendwann eingewandert und breitet sich massiv aus. Solche Pflanzen nennt man Neophyten. Ein anderes Beispiel ist der Japanische Knöterich, der für die Tiere bei uns ungenießbar ist und keine Pollen hat, die Bienen sammeln könnten. Man hat den gepflanzt, um alte Braunkohlehalden zu begrünen und unterschätzt, wie der sich ausbreitet. Da kann man durchaus von einem Unkraut sprechen.
DAV
Was sind eigentlich Kräuter genau? Wie unterscheiden sie sich von anderen Pflanzen?
Astrid Süßmuth
Der Begriff Kräuter ist eine grobe Zusammenfassung von Pflanzen, die man als Heilmittel und als Nahrungsmittel zum Würzen verwenden kann. Sie sind aber anders als beispielsweise Kartoffeln kein Grundnahrungsmittel. Allein, weil Kräuter oft eine sehr hohe Konzentration an Inhaltsstoffen haben. Ein Salat aus Petersilie wäre viel zu harntreibend und nierenreizend.
DAV
Was sind heimische Kräuter, die viele unwissentlich im Garten haben aber trotzdem kaum jemand kennt?
Astrid Süßmuth
Da gibt es eine ganze Menge. Viele kennen das Klettenlabkraut, das in schattigen Ecken wächst und sich an allem festhakt. Das hat eine stark lymphentgiftende Wirkung. Es wächst überall und ist deshalb als Unkraut verschrien, dabei ist es ein tolles Heilmittel. Man kann es auch als Kosmetik einsetzen, weil es die Schweiß-Bakterien zersetzt. Wenn man sich damit wäscht, riecht es nicht mehr unangenehm, wenn man schwitzt. Außerdem schmeckt es gut, kleingeschnitten im Salat oder Omelett.
Eine andere Pflanze ist der Hainlattich, der ein bisschen wie Löwenzahn aussieht. Die Blätter riechen und schmecken nach gekochten Kartoffeln. Weil er Stärke enthält, kann man Suppen und Soßen damit binden.
DAV
Woher weiß ich, welche Kräuter ich essen darf und mit welchen ich mir den Magen verderbe?
Astrid Süßmuth
Am besten geht man erst mal mit Fachleuten los und lässt sich zeigen, welche Pflanzen man bedenkenlos essen kann. Ein Bestimmungsbuch mitzunehmen ist auch sinnvoll, vor allem wenn man allein losgeht. Vom beliebten Bärlauch sollte man anfangs erst mal die Finger lassen, der ist zu leicht mit giftigen Pflanzen zu verwechseln.