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Rückblick Sommersaison 2022

27.09.2022, 10:00 Uhr

Hüttenwirtsleute ziehen Bilanz

Eine weitere Sommersaison neigt sich dem Ende zu - die erste Saison ohne Coronaauflagen seit zwei Jahren. Die bestimmenden Themen waren die Hitze, die extreme Trockenheit und die steigenden Lebensmittel- und Energiepreise. Damit hatten alle Hüttenwirtsleute zu kämpfen. Die Folgen waren allerdings wegen der sehr unterschiedlichen Voraussetzungen ebenfalls unterschiedlich. Eines war bei allen gleich: Sie haben sich auf ihre Stärken besonnen und mit viel Kreativität das Beste aus der Saison herausgeholt. Die Hüttenwirtsleute und ihre Teams bedanken sich für einen schönen Bergsommer! 

 

 

 

"Es freut mich unheimlich, dass die Leute - trotz der steigenden Preise - wie immer nett und entspannt sind." - Uwe Gruber, Hüttenwirt der Albert-Link-Hütte, 1.053 m, Bayerische Voralpen

 

Die Albert-Link-Hütte hatte durch ihre Tallage kein Problem mit Wassermangel. Sehr zu schaffen machten dem Hüttenwirt hingegen die steigenden Lebensmittel- und Energiepreise, durch die er zu teils deutlichen Preiserhöhungen auf der Speisekarte gezwungen war. Hatte Uwe Gruber zu Beginn der ersten Saison ohne pandemiebedingte Beschränkungen noch auf eine betriebliche Erholung gehofft, so musste er mit fortschreitender Saison feststellen, dass die Mehrkosten kaum auszugleichen waren: "Wir hatten dieses Jahr weniger Gäste und weniger Umsatz. Was mich allerdings unheimlich freut, ist, dass die Gäste trotzdem weiterhin gerne kommen und gut gelaunt sind. Ich habe mit Wutausbrüchen gerechnet, aber das war nicht der Fall." Und auf eine Sache blickt Uwe Gruber sehr zufrieden: "Mit Personalmangel hatten wir nicht zu kämpfen, weil wir unsere Mitarbeiter langfristig beschäftigen."

 

 

 

"Das große Thema bei uns auf der Hütte war: Auf in die Berge, zur Not mit Gewalt." - Andreas Greiner, Hüttenwirt der Rappenseehütte, 2.091 m, Allgäuer Alpen


Für die größte Hütte im Deutschen Alpenverein zieht Andreas Greiner eine gemischte Bilanz. Sehr arbeitsintensiv sei die Sommersaison für das gesamte Team gewesen. "Manche Vorstellungen von einem tollen Leben in den Bergen haben sich nicht erfüllt. Nur das Personal, das schon viele Jahre bei uns ist, hält dem Arbeitsdruck stand und ist auch bereit, in Zukunft auf der Rappenseehütte zu arbeiten." Zum Thema Wassermangel sagt der Wirt: "Wir produzieren viel Strom mit Wasserkraft, und da wenig Wasser zur Verfügung stand, mussten wir unsere Aggregate öfter als normal einsetzen. Auch das Trinkwasser ist inzwischen sehr knapp." Bei den Lebensmitteln seien nicht nur die steigenden Preise ein Problem gewesen, sondern auch die Verfügbarkeit. "Ich kann schlecht auf andere Quellen ausweichen, da nur wenige Lieferanten an unsere Materialseilbahn fahren dürfen." Mit Blick auf die Gäste zieht der Hüttenwirt ebenfalls eine kritische Bilanz: "Rücksichtnahme untereinander, auf die Natur oder den normalen Hüttenbetrieb lässt manchmal zu wünschen übrig." 

 

"Die Saison war gut, es gibt nichts zu beklagen, es waren etwas weniger Tagesgäste dieses Jahr." - Tabea Kirschner, Hüttenwirtin der Rüsselsheimer Hütte, 2.323 m, Ötztaler Alpen

 

Im Großen und Ganzen ist Tabea Kirschner zufrieden mit der diesjährigen Sommersaison. Zwar war sie gezwungen, die Preise anzuheben - wie auf den meisten Hütten. Die Gäste hätten diesen Umstand allerdings verständnisvoll entgegengenommen: "Klar war dieses Jahr alles teurer, aber die Gäste wussten das, und deshalb hat sich auch niemand über die Preiserhöhung beschwert." Von Personalmangel war die Rüsselsheimer Hütte nicht betroffen: "Wir hatten wieder großes Glück mit unseren zwei Mädels" berichtet Tabea Kirschner. Ebenfalls unproblematisch war ein Bereich, der andernorts durchaus für Herausforderungen gesorgt hat: Wegen der hohen und günstigen Lage in den Ötztaler Alpen hatte die Rüsselsheimer Hütte in dieser trockenen Sommersaison durchgehend ausreichend Wasser zur Verfügung.

 

 

"Im Großen und Ganzen sind wir nach zwei Jahren Corona mit der Saison zufrieden. Die große Hitze hat den Tagestourismus natürlich schon ein wenig gebremst." - Michaela Durach, Hüttenwirtin der Lenggrieser Hütte, 1.338 m, Bayerische Voralpen

 

Michaela Durach beobachtete außerdem, dass die Nachfrage nach mehr Privatsphäre stieg: "Besonders im Vergleich zu den Jahren vor Corona, passiert es ganz häufig, dass die Gäste, die bereits reserviert haben, nochmal anrufen und nach einem seperaten Zimmer oder Lager fragen. Wenn die Hütte ausgebucht ist, ist das natürlich leider nicht immer machbar." Etwas verhalten blickt Michaela Durach in die Zukunft: "Die Energie- und Lebensmittelpreise sind wirklich sehr hoch, mir graust es jetzt schon davor, wenn wir im Herbst Gas, Heizöl und Diesel bestellen." Schwierig sei das vor allem, weil die drastisch gestiegenen Kosten nicht wirklich auf die Essens- und Getränkepreise umlegbar seien.

 

"Die Saison war bisher sehr gut und wir hatten nur wetterbedingte Stornierungen." - Sabine Jauernig, Hüttenwirtin der Tutzinger Hütte, 1.327 m, Bayerische Voralpen

 

Die Wettervorhersage hätte allerdings oft nicht der Realität entsprochen, weshalb die Hütte manchmal nicht voll ausgelastet gewesen sei: "Nach unserer Feststellung sind die Wettervorhersagen oft nicht zuverlässig und verderben vielen das Geschäft." Ebenfalls problematisch sieht die Wirtin die allgemeinen Preissteigerungen: "Wir benötigen auf der Hütte Gas für die Stromerzeugung, und bisher haben wir das Doppelte für Gas bezahlt als im Vorjahr. Die Lebensmittelpreise sind natürlich auch gestiegen. Das müssen wir auf die Gäste umgelegen, genauso wie auch im Tal."

 

"Wenn das so weiter geht werden viele das Handtuch schmeißen." - Hermann Isser, Hüttenwirt der Magdeburger Hütte, 1.633 m, Karwendel

 

Der erfahrene Hüttenwirt blickt kritisch in die Zukunft seines Berufes: "Die Hälfte der Leute geht vorbei oder nur aufs WC zum Wasser holen. Man merkt, dass den Gästen weniger Geld zur Verfügung steht als letztes Jahr. Aber auch wir müssen unsere Preise erhöhen. Das führt dann dazu, dass noch mehr Leute weitergehen, ohne einzukehren." Mit den allgemeinen Preissteigerungen einerseits, und den damit einhergehenden, sinkenden Besucherzahlen andererseits, werde es immer schwieriger, den Beruf des Hüttenwirts auszuführen. 

 

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