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Roland Stierle wird Präsident des DAV

19.11.2022, 15:07 Uhr

Roland Stierle ist der neue Präsident des Deutschen Alpenvereins (DAV). Am Samstag, 19. November 2022, wählten die Delegierten der Sektionen des DAV auf der Hauptversammlung in Koblenz den 69-Jährigen mit einer überwältigenden Mehrheit von 99,62 Prozent zum Nachfolger von Josef Klenner. Dieser führte den Verband insgesamt über 25 Jahre.

Bergsport mit Verantwortung

Auf Roland Stierle, seit 2014 Vizepräsident des DAV, warten in seiner Amtszeit große Herausforderungen. Der Bergsport ist für Stierle das Kernthema des DAV. Es gehe um die Frage, wie wir ihn in Zukunft ausüben, führte Stierle in seiner Wahlrede vor den DAV-Delegierten aus. Die Antwort darauf sei „Bergsport mit Verantwortung“. Zu den Aufgaben des Alpenvereins gehöre nicht nur, Mitglieder dabei zu unterstützen, sich eigenverantwortlich und umweltbewusst in den Bergen bewegen zu können. Gleichzeitig sei es wichtig, den kleinstmöglichen CO2-Fußabdruck beim Bergsport zu hinterlassen. „Unser Mobilitätsverhalten ist ein Schlüssel auf dem Weg zur Klimaneutralität. Für mich die entscheidende Stellschraube“, erklärte Stierle.

 

Faszination der Berge erhalten

Das in 2021 beschlossene Ziel des DAV, ab 2030 klimaneutral zu sein, verlangt von den Sektionen viel Einsatz. Und bereits heute muss sich der DAV angesichts des Klimawandels großen Problemen stellen: „Das Bild der alpinen Landschaft ändert sich zunehmend schneller. Der Gletscherrückgang beschleunigt sich, der Permafrost taut weiter ab und die Wasserreserven werden örtlich sehr knapp.“ Unter diesen Bedingungen ist es sehr aufwändig, die alpine Infrastruktur aufrecht zu halten und Hütten zu betreiben. Roland Stierle will die Sektionen bei allen diesen Aufgaben bestmöglich unterstützen.

 

Die touristische Erschließung der Berge dort einzudämmen, wo die Berge zur Kulisse verkommen oder die Zugänge zu stark vereinfacht werden - wie mit Seilbahnen -, dafür möchte sich Stierle einsetzen. Die Aufgabe des DAV sei es, die Faszination der Berge zu verteidigen. Eine Faszination, der er selbst seit 50 Jahren erliegt.

 

Talent und Ausdauer

Der gebürtige Böblinger begann Anfang der 1970er Jahre mit dem Klettern auf der Schwäbischen Alb. „Das Klettern und Bergsteigen hat mich früher völlig euphorisiert“, erzählt Stierle. Dank seines Talents gelangen ihm sehr bald zahlreiche Routen an riesigen Wänden im oberen V. und VI. Schwierigkeitsgrad. Darunter die „Cassin“ am Torre Trieste in der Civetta-Gruppe oder die „Schweizer Führe“ an der Westlichen Zinne. Auch Klassiker im Montblanc-Massiv wie der „Bonatti-Pfeiler“ am Petit Dru oder der „Droites-Nordpfeiler“ sind in seinem prall gefüllten Tourenbuch aufgeführt.

 

Der passionierte Bergsteiger ist seit mehreren Jahrzehnten ehrenamtlich im Verband aktiv. Seine Ausdauer beim Bergsteigen mag ihm hier zugutegekommen sein – und auch in seinem neuen Amt helfen: „Meine Begeisterung für die Berge, den Bergsport und die Natur ist für mich die beste Motivation, um die angesprochenen Herausforderungen in einer nicht mehr so stabilen Welt anzupacken.“

 

Motivation aus persönlicher Begeisterung

Begonnen hatte seine Karriere in der Jungmannschaft der Sektion Stuttgart – eine Zeit, die er rückblickend als sehr prägend empfindet. 1981 wurde Stierle Mitglied im Vorstand der Sektion Stuttgart und übernahm von 1994 bis 2013 deren Vorsitz. Ab 1993 engagierte er sich in verschiedenen Ausschüssen und Projektgruppen; er war unter anderem Vorsitzender des Bundesausschusses Klettern und Naturschutz (1993 bis 1995), Mitglied im Verbandsrat (2003-2005) und Vorsitzender des DAV-Landesverbandes in Baden-Württemberg (2006-2014). Im Jahr 2014 wurde er zum Vizepräsidenten mit besonderem Schwerpunkt im Bereich Hütten und Wege gewählt. Seit 2017 ist er außerdem Präsident der neu gegründeten European Union of Mountaineering Assoziation (EUMA), dem europäischen Bergsport-Dachverband.

 

In seiner Wahlrede hob Stierle ein Markenzeichen des DAV besonders hervor: die „gelebte Solidarität“ unter den Sektionen, die gerade in schwierigen Zeiten ein hohes Gut sei. „Gemeinsam und nur gemeinsam können wir die Erfolgsgeschichte des DAV weiterführen“, betonte der neue Präsident.

 

Der Deutsche Alpenverein gratuliert Roland Stierle zu seiner Wahl und freut sich auf die kommenden Jahre intensiver und erfolgreicher Zusammenarbeit.

 

Anmerkung: Das Interview mit Roland Stierle (siehe Video) wurde im Sommer 2022 von Franz Güntner in der Nähe der Greizer Hütte geführt.