Blick auf Bergbach umringt von Bergen
Alpenlandschaft im Längental. Foto: Tobias Hipp
Biologische Vielfalt

Besonderer Lebensraum: Alpen

Die Alpen sind Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Viele von ihnen sind hochspezialisiert und hervorragend angepasst auf den besonderen alpinen Lebensraum. Während die einen, wenn man so will, schon immer ihren Platz in den Bergen hatten, sind die anderen erst mit der Bewirtschaftung durch den Menschen dazugekommen. Gerade die enge Verzahnung von Natur- und Kulturraum hat in den Alpen zu einer großen biologischen Vielfalt beigetragen.

Doch die immer intensivere menschliche Nutzung hat auch in den Alpen dazu geführt, dass in den letzten Jahrzehnten die biologische Vielfalt, auch Biodiversität genannt, stark abnimmt. Hinzu kommt der Klimawandel, der Lebensräume verändert. Mit fatalen Folgen: über Jahrtausende eingespielte natürliche Prozesse und Kreisläufe geraten plötzlich aus dem Gleichgewicht.

Was genau ist Biodiversität?

Biodiversität bedeutet „Vielfalt des Lebens“. Der Begriff meint drei Dinge:

  • den Reichtum an Arten von Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroorganismen;

  • die genetische Vielfalt dieser Arten sowie

  • die Vielfalt der Ökosysteme.

Alpen-Apollo. Foto: Steffen Reich

Artenreichtum in den Alpen

Im Zusammenspiel der Natur hat jede Art eine bestimmte ökologische Funktion. Die Alpen sind eine Region mit einer großen biologischen Vielfalt, zahlreiche der hier vorkommenden Arten sind im Flachland nicht (mehr) zu finden.

In Zahlen ausgedrückt: Allein 5000 Pilzarten, 2500 Flechtenarten, 4500 Gefäßpflanzen und 800 verschiedene Laubmoose findet sich in den Alpen. Außerdem haben dort viele Tiere ihre Heimat:

  • Wirbellose – 20.000 Arten

  • Brutvögel – 200 Arten

  • Fische – 80 Arten

  • Säugetiere – 80 Arten

  • Amphibien – 21 Arten

  • Reptilien – 15 Arten

Der Einfluss des Menschen

Ursprünglich begünstigten die Aktivitäten des Menschen die Artenvielfalt in den Alpen: wo einst Wald gerodet und die entstandenen Flächen als Alm und Mähwiese extensiv genutzt wurden, vergrößerte sich die Vielfalt der Arten. Im Vergleich zum Flachland waren die Alpen außerdem lange Zeit einem weniger großen Druck ausgesetzt. Doch in den letzten Jahrzehnten wirkt sich die zunehmende Bebauung und auch die Intensivierung der Berglandwirtschaft verstärkt negativ auf die biologische Vielfalt aus.

Zwar kehren längst verloren geglaubte Großtiere wie Luchse oder Bartgeier wieder in die Alpen zurück und erwecken viel Interesse. Doch gleichzeitig sind – lange Zeit von der breiten Öffentlichkeit vollkommen unbeachtet – viele sensible Lebensräume wie Moore, Bäche oder nährstoffarme Wiesen durch Düngemittel, Gülle und Pestizide geschädigt oder ganz und gar zerstört. Hinzu kommt: (neu ausgewiesene) Siedlungsflächen werden selbst in kleinen Alpengemeinden oft nicht weniger fantasielos gestaltet und zugepflastert wie in großen Städten.

Die menschengeschaffene Infrastruktur ist immer häufiger auch eine Barriere für die Mobilität der Tiere (und damit das Vermischen der Populationen und die jeweilige genetische Vielfalt).

Gletscher – wie hier die Pasterze am Fuß des Großglockners – sind eindeutige Indikatoren für den Klimawandel. Foto: DAV/Tobias Hipp

Der Einfluss des Klimawandels

Auch der menschengemachte Klimawandel hat weitreichende Folgen für die biologische Vielfalt. Viele Pflanzenarten reagieren sehr sensibel auf sich verändernde Temperaturen. Wird es wärmer, verschieben sich die Vegetationszonen in höhere Lagen. Kälteliebende Arten, die sich nicht (schnell genug) anpassen und die nicht ausweichen können, drohen auszusterben. Und selbst, wer in die Höhe ausweichen kann, ist der steigenden Konkurrenz auf knappem Raum ausgesetzt.

Naturschutzprojekte

Bei allen sehr ernst zu nehmenden Hiobsbotschaften: In zahlreichen Projekten engagieren sich Menschen, um die sensible Natur zu erhalten und die biologische Vielfalt zu stärken. So werden mit viel Aufwand und Eifer Moore renaturiert, Alpenflüsse (meist bestimmte Abschnitte) wiederbelebt oder einzelne landwirtschaftliche Flächen auf extensivere Nutzung umgestellt – durch das Stehenlassen von Altgrasstreifen, das Einrichten von Blühstreifen und Ähnlichem.

Was kann ich selbst tun?

Zum einen: sich in Naturschutzprojekten einbringen. Dazu gehört zum Beispiel die Aktion Schutzwald, bei der sich Freiwillige beim DAV für einwöchige Arbeitseinsätze melden können.

Zum anderen: bei den eigenen Aktivitäten in den Alpen die Natur schonen. Indem man sich – wandernd, mit dem Rad oder mit den Ski – nur auf ausgewiesenen Wegen und Korridoren bewegt und sich so beispielsweise von Ruhe- und Balzplätzen bedrohter Arten fernhält. Oder beim Klettern Hinweise der DAV Felsinfo in seine Planungen einbezieht und somit den Schutz seltener Felspflanzen oder brütender Vögel respektiert.

Hier gibt es gesammelte Informationen zum naturverträglichen Bergsport.

Oder: indem man hin und wieder auch einfach mal auf ein mögliches Bergvorhaben verzichtet.

Zum Weiterlesen

  • Unter dem Stichwort „Natur.Vielfalt.Erleben“ erscheinen in der DAV-Mitgliederzeitschrift „Panorama“ in unregelmäßigen Abständen Artikel zum Thema Biologische Vielfalt (abrufbar im Panorama-Archiv unter dem Stichwort "Bergsport heute" und siehe Downloads unten).

  • Das Projekt Alpenflusslandschaften hat sich zum Ziel gesetzt, artenreiche Flusslandschaften von Ammer, Lech und Isar, Loisach und Wertach zu erhalten oder wiederzubeleben.

  • Eine Einladung, genauer hinzuschauen und sich so mit Fragen der biologischen Vielfalt zu beschäftigen, ist u. a. das Buch „Der Braune Bär fliegt erst nach Mitternacht. Unsere Naturschätze. Wie wir sie wiederentdecken und retten können“ von Johanna Romberg (erschienen 2021 bei Quadriga/Bastei Lübbe).

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