Wer regelmäßig auf Alpenvereinshütten unterwegs ist, kennt ziemlich sicher die mitunter schon alten Plakate mit Alpenpflanzen und Alpentieren, die vielerorts Hüttentüren oder -wände zieren. Während der Verein zum Schutz der Bergwelt das Alpenpflanzen-Plakat erstmals bereits 1903 herausgegeben und seitdem immer wieder aktualisiert hat, gab es ein entsprechendes Plakat der Alpentiere zuletzt in den 1970er-Jahren.
Auf Initiative des Vereins zum Schutz der Bergwelt und des Deutschen Alpenvereins ist das Plakat „Geschützte Alpentiere“ nun komplett überarbeitet worden: Der Zeichner Stefan Caspari, Münchner Kunstmaler und Fotograf, hat dafür 41 europarechtlich geschützte Tiere in tagelanger Feinstarbeit naturgetreu porträtiert:
Dargestellt sind Tiere des Alpenraums, die charakteristisch sind für die vielfältigen Lebensräume der Alpen, von den Tälern bis zu den Gipfeln. In einem langen Entwicklungsprozess haben sich diese Tiere den Bedingungen in unterschiedlichen Bergregionen angepasst; einige von ihnen sind zu dabei zu hochspezialisierten Überlebenskünstlern in so rauen wie sensiblen Lebensräumen geworden.
Natura 2000-Schutz
So unterschiedlich die dargestellten Tiere leben, eines ist ihnen gemein: sie alle gehören zu den europarechtlich geschützten Natura 2000-Arten. Anders als Arten, die mitunter nur in einzelnen Regionen oder Ländern geschützt sind, zählen Natura 2000-Arten zu den wertvollsten und am stärksten bedrohten Arten in Europa. Auch die Landschaften, in denen diese Arten leben, sind besonders wichtige und schutzbedürftige Lebensräume.
So erstrecken sich Natura 2000-Flächen über alle 27 EU-Länder. Mit mehr als 18 Prozent der Landfläche der EU und gut 8 Prozent ihres Meeresgebiets ist Natura 2000 das weltweit größte koordinierte Netz von Schutzgebieten. Insgesamt rund 2000 Arten und 230 Lebensraumtypen sind durch Natura 2000 geschützt. Dabei ist Natura 2000 kein System strenger Naturschutzgebiete, von dem alle menschlichen Aktivitäten ausgeschlossen wären. Vielmehr ist die Idee, Natura 2000-Gebiete zu erhalten und in weiten Teilen auch nachhaltig zu nutzen – durch Menschen, die mit der Natur arbeiten statt gegen sie. Wie wichtig das ist, zeigen die Zahlen der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources – IUCN): Zwar leben in Europa vielfältigste (Pflanzen- und) Tierarten, viele von ihnen sind auf unserem Kontinent einzigartig sind und existieren nirgendwo sonst auf der Welt. Doch sie sind zunehmend in Gefahr, von den etwa 6000 europäischen Tierarten gelten bis zu 25 Prozent als vom Aussterben bedroht.
Andererseits lassen sich immer wieder auch Arterhaltungs-Erfolge verbuchen, zu denen auch Schutzmaßnahmen des DAV beigetragen haben, wie freiwillige Vereinbarungen zum naturverträglichen Klettern in besonders sensiblen Naturräume.
„Geschützte Alpentiere“ in natura
Das Plakat „Geschützte Alpentiere“ wurde im Dezember 2022 vom Verein zum Schutz der Bergwelt (VZSB) gemeinsam mit den alpinen Vereinen DAV, ÖAV und AVS herausgegeben. Vor allem auf vereinseigenen Hütten gibt es nun die Gelegenheit, das Plakat zu bewundern und eigene Tour-Sichtungen damit abzugleichen. Wer die Zeichnungen noch ausgiebiger studieren möchte, hat dazu auch daheim Gelegenheit, denn das Plakat ist im DAV-Shop online in zwei Größen (DIN A1 und DIN A2) erhältlich.
Weitere Informationen
Einen Überblick, welche durch Natura 2000 geschützten Alpentiere wo genau vorkommen, gibt es im Natura 2000 Network Viewer; dort im „Pfotensymbol / Search by Species“ den lateinischen Namen der gesuchten Art eingeben (findet sich neben dem deutschen Namen auch auf dem Plakat „Geschützte Alpentiere“).
Regelmäßig organisiert der VZSB Online-Vorträge und Exkursionen rund um besonders wertvolle Arten und Naturräume – Gäste sind dazu jederzeit eingeladen.
Das Plakat „Geschützte Alpentiere“ ist im DAV-Shop online in zwei Größen (DIN A1 und DIN A2) erhältlich.
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