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DAV zielt konsequent auf Klimaschutz, Roland Stierle ist neuer Präsident

19.11.2022, 17:22 Uhr

Am 18. und 19. November fand die Hauptversammlung des Deutschen Alpenvereins (DAV) in Koblenz statt. Rund 600 Delegierte aus 240 Sektionen trafen sich in der Rhein-Mosel-Halle und setzten dort ein weiteres klares Zeichen in Richtung Klimaschutz und Nachhaltigkeit: Diese Ziele sind nun im neuen DAV-Leitbild zentral verankert. Der mit überwältigender Mehrheit frisch gewählte Präsident Roland Stierle sagte im Anschluss an die Versammlung: "Ich bin sehr glücklich, zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Präsidium einen Verband leiten zu dürfen, der sich so konsequent an der Zukunft orientiert." Der 69-jährige Stuttgarter tritt die Nachfolge von Josef Klenner an. Nach 25 Jahren Präsidentschaft war dieser von den Delegierten in großer Dankbarkeit sehr emotional verabschiedet worden.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Nach den Ehrungen und Berichten am Freitag ging die Hauptversammlung mit einer lebhaften Diskussion zum laufenden Klimaschutzprojekt in den Samstag. Die zentrale Frage war, welche Arten von Projekten in den Sektionen über einen zentralen Fonds gefördert werden sollen, um das Ziel zu realisieren, bis 2030 klimaneutral zu sein. Dazu lag ein Vorschlag auf dem Tisch, in dem gleich zu Beginn diese Zusammenfassung steht: "Durch den Klimafonds werden neue, ideenreiche oder innovative Maßnahmen und Projekte im DAV gefördert." Die Delegierten haben diesen Vorschlag letztlich mit überwältigenden 89,85 Prozent angenommen. Und was bedeutet dieser Entscheid? Nicht weniger, als dass der DAV einen wichtigen Schritt weiter kommt bei einem Projekt, das in dieser Größenordnung in der deutschen Verbändelandschaft derzeit sicherlich einmalig ist.

 

Zweiter Diskussionspunkt am Samstagvormittag war ein neuer Leitbildentwurf, der von einer Arbeitsgruppe in achtmonatigen Beratungen erstellt worden war. Unter der Überschrift "Wir lieben die Berge", dem bereits bekannten Motto des DAV, ist an zentraler Stelle in diesem Entwurf das Ziel formuliert: "Wir sind der nachhaltige Bergsportverband". Auch hier gab es eine lebhafte Diskussion, in der Änderungsvorschläge zu verschiedenen einzelnen Formulierungen gemacht wurden. In den Grundaussagen waren sich die Delegierten allerdings einig. Entsprechend eindeutig war deshalb auch das Votum: 95,43 Prozent stimmten für das neue Leitbild, das nun zehn Jahre gültig sein wird.

 

Am Samstagnachmittag wurde schließlich ein Bereich thematisiert, der innerhalb des DAV eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz und in der Nachhaltigkeitsstrategie spielt: die Hütten. Zur Abstimmung stand eine Anpassung der Förderrichtlinien bei Baumaßnahmen. Vereinfacht ausgedrückt sollen zukünftig Maßnahmen noch mehr als bisher nach Kritierien des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit bewertet werden - also etwa nach Kriterien, die beim Umweltgütesiegel formuliert sind. Die neuen "Förderrichtlinien Hütten" wurden einstimmig (!) angenommen.  

 

Roland Stierle ist neuer Präsident

Am frühen Samstagnachmittag stand mit der Präsidentschaftswahl eine wichtige Personalentscheidung auf dem Programm. Die Delegierten wählten Roland Stierle mit einer überwältigenden Mehrheit von 99,62 Prozent in dieses Amt. Gegenkandidat*innen gab es nicht. Der 69-jährige bisherige Vizepräsident und begeisterte Bergsteiger und Kletterer hat viele große und schwierige Unternehmungen in seinem Tourenbuch - unter anderem den "Bonatti-Pfeiler" an der Petit Dru im Montblanc-Massiv und die die "Cassin" an der Westlichen Zinne. "Meine Begeisterung für die Berge, den Bergsport und die Natur ist für mich die beste Motivation, um die vielen Herausforderungen anzupacken, die wir in einer nicht mehr so stabilen Welt vor uns haben." Roland Stierle löst Josef Klenner ab, der nach 25 Jahren als Präsident satzungsgemäß nicht mehr antreten durfte. Mit 99,74 Prozent wählten die Delegierten Josef Klenner allerdings zum ersten Ehrenpräsidenten in der Geschichte des Deutschen Alpenvereins.  

 

Neu zu besetzen waren auch zwei Vizepräsidentschaftsposten. Zum einen stellte sich Vizepräsidentin Melanie Grimm zur Wiederwahl. Die 54-jährige Osnabrückerin wurde mit sehr deutlichen 97,71 Prozent in ihrem Amt bestätigt. Gegenkandidat*innen gab es nicht. Anders bei der zweiten Wahl: Da wählten die Delegierten den Straubinger Ernst Schick mit 51,48 Prozent in jene Vizepräsidentschaftsposition, die Roland Stierle frei gemacht hatte. Seine Konkurrentin Martina Renner aus München kam auf 48,52 Prozent.  

 

Geschäftsbericht: Vergleichsweise gut durch die Krisen

Der Bericht des Präsidiums und der Geschäftsleitung war einmal mehr vom Blick auf Krisenzeiten geprägt. Die Folgen der Corona-Pandemie haben demnach im Jahr 2021 ihren Höhepunkt erreicht, während es für 2022 in den meisten Bereichen in Richtung Normalisierung zu gehen scheint. Konkret stehen für das Jahr 1,2 Prozent Wachstum für das Jahr 2021 zu Buche, während für 2022 rund drei Prozent erwartet werden. Das ist duchaus eine gute Bilanz, inbesbesonere im Vergleich zu den allermeisten anderen Sportverbänden in Deutschland, die geschrumpft sind. Ähnlich die Situation bei der Jugend: Da waren etwa die Übernachtungszahlen der Jugendbildungsstätte in Bad Hindelang 2021 an einem Tiefpunkt angelangt, haben im aktuellen Jahr aber fast schon wieder das Niveau der Vor-Corona-Zeiten erreicht. Überlagert wird die Situation allerdings von den Folgen des Ukrainekrieges. Wegen massiver Kostensteigerungen steht der Verband vor vielen zusätzlichen Belastungen. Beispiele sind die Betriebskosten für die Hütten und Kletteranlagen, aber auch die deutlich gestiegenen Kosten im Bereich der Ausbildung.

 

Preise und Auszeichnungen: Menschen und Hütten

Mit dem Ehrenamtspreis würdigt der Deutsche Alpenverein herausragende Leistungen im Verband. In diesem Jahr fiel die Wahl auf das Kraxlkollektiv, eine Gruppe junger Boulderbegeisterter des Alpenvereins München & Oberland, die ihre Leidenschaft zum Bouldern mit möglichst vielen Leuten teilen möchten. Auf ungenutzten Münchner Stadtflächen haen sie mehrere kostenlose und frei zugängliche Boulderwände errichtet. DAV-Vizepräsidentin Melanie Grimm begründete die Entscheidng so: "Ein fast schon bilderbuchhaftes Beispiel für eine ehrenamtliches Initiative, die dort weitermacht, wo Städte und Kommunen aufgrund finanzieller Zwänge immer weiter einsparen müssen.“

 

Ebenfalls an ein Team geht der diesjährige DAV Sportpreis. Und zwar an ein Team, das bislang nur selten im Fokus der Öffentlichkeit gestanden hat, gleichwohl aber die leistungssportliche Bilanz des DAV - gemessen an Medaillen und Erfolgen - sehr erheblich aufgewertet hat: das Deutsche Paracliming Team. Alleine 2022 haben sieben Athletinnen und Athleten zwölf Podiumsplätze im Weltcup erklettert. "Grundlagen für den Erfolg sind Teamspirit und ein riesiges Engagement aller", sagte Laudatorin und DAV-Vizepräsidentin Burgi Beste. "Und ich bin überzeugt, das ist erst der Anfang!"

 

Seit 1922 verleiht der Deutsche Alpenverein das „Grüne Kreuz“ für besondere Verdienste in der Bergrettung. In diesem Jahr wurde Tobias Wechs von der Bergwacht Hinterstein im Allgäu für seine langjährigen Dienste geehrt. Seit 1992 ist er als Bergretter, Einsatzleiter, Luftretter und Schriftführer aktiv und war bislang an mehr als 1600 Einsätzen beteiligt. "Die Bergwacht funktioniert, weil es Menschen wie Tobi gib", heißt es in der Begründung. Detaillierte Infos gibt es auf dieser Seite ganz unten unter "Downloads".

 

Zwei Hütten des Deutschen Alpenvereins erhalten in diesem Jahr das Umweltgütesiegel - zum einen das Hochjoch Hospiz, zum anderen die Martin Busch Hütte. Beide Unterkunftshäuser liegen in den Ötztaler Alpen, und beide gehören der DAV Sektion Berlin. 135 von 570 Hütten der Alpenvereine in Südtirol, Österreich und Deutschland erfüllen nun die strengen Kriterien des Umweltgütesiegels. Detaillierte Infos zu den ausgezeichneten Hütten gibt es unten in den Downloads.

 

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