Eine Berghütte im warmen Sonnenaufgangslicht.
Nach dem Arbeitseinsatz im Sommer 2024: Die Hannoverhütte im Sonnenaufgang. Foto: Ursula Josuttis
Ein Selbstversorgerhaus wird aufgemöbelt

Ehrenamts-Einsatz auf der Hannoverhütte

Die DAV-Sektion Göttingen betreut seit Ende 2023 die Hannoverhütte. In der Ankogelgruppe auf dem Etschlsattel gelegen, befindet sich die Hütte damit auch in der Nähe des alpinen Aufgabengebietes der Sektion, dem Göttinger Weg, einem Teil des Tauernhöhenweges. Im Juni begannen Freiwillige der Sektion, die kleine Selbstversorgerhütte, die Platz für acht Personen bietet, neu herzurichten. Mit dabei: Ursula Josuttis, die einen Einblick in diesen ehrenamtlichen Einsatz gibt.

Vor dem Arbeitseinsatz

Es ist Anfang Juni. Noch liegt viel Schnee im Ankogelgebiet; auch auf dem Weg von der Bergstation der Ankogelbahn zum Hannoverhaus und von dort zur Hannoverhütte. Noch wenige Tage, dann soll es genau dorthin für uns losgehen, für die letzte Juni-Woche haben wir für einen Arbeitseinsatz in der von der Sektion gepachteten Hannoverhütte verabredet: Bernd Burhenne, Beatrix Merkel, Dirk Fritsche, Hans Engelhardt, Jürgen Hilbig und Ursula Josuttis.

Doch vorher ist viel zu tun. Schon in den vergangenen Wochen haben einige DAV-Mitglieder in zwei Tischler-Werkstätten fleißig gearbeitet: unter Anleitung der Tischlermeister entstand in der einen Werkstatt ein neues Doppelstockbett für acht Personen, welches Dirk Fritsche konzipierte. In der anderen Werkstatt haben Dirk und Kerstin Fritsche für die Selbstversorgerhütte sechs neue Fensterläden, ein Rucksackregal und eine Küchenzeile gefertigt. Auch acht aufrollbare Matratzen, Geschirr, Besteck, Kochutensilien, Gasherd, Gasflaschen, Waschschüsseln und anderes wurden ausgewählt, gekauft und warten auf den Transport nach Mallnitz.

Der weitere Plan nun: am Freitag wollen wir nachmittags im Hannoverhaus eintreffen, wo wir während des Arbeitseinsatzes wohnen und essen können. Samstag und Sonntag rechnen wir, um einiges Gerümpel aus der Hannoverhütte zu entfernen und die nicht mehr benötigten Möbel zu zerlegen. Wir sind gespannt, wie viele Bigbags wir dieses Mal füllen. Bei unserer ersten Entrümplungsrunde während der Wegebau-Woche im vergangenen August waren es vier dieser riesigen Transportsäcke. Zwar wissen wir, was im Stauraum unter dem alten Bett liegt; doch was auf dem Dachboden alles lagert, ist uns bisher nur ansatzweise klar. Für Montag dann ist ein Hubschrauber gebucht, in mehreren Flügen soll er das Material und das Werkzeug hinauf zur Hannoverhütte fliegen und die Bigbags mit dem Müll hinunter zur Talstation der Bergbahn, wo ein Container für den Abtransport des Mülls zur Deponie bereitsteht.

Den ganzen Arbeitseinsatz hat Dirk Fritsche bis ins Detail geplant. Wenn das Wetter mitspielt, könnten wir schon Montagnachmittag mit dem Aufbau des Betts und der anderen Einrichtungsgegenstände beginnen. Die Fensterläden sollen erst danach ausgetauscht, das dafür nötige Material und Werkzeug bringen Dirk Fritsche und Bernd Burhenne mit. 

Auch sie erhöhen den Komfort der Hannoverhütte seit dem Sommer 2024: neue Fensterläden an alter Fassade. Foto: Ursula Josuttis

Arbeitseinsatz Tag 1 und 2 – Wir entrümpeln die Hannoverhütte

Zehn Bigbags sind voll mit Gerümpel aus den beiden Räumen der Hannoverhütte: das zerlegte und zersägte Bettenlager, abgeschraubte Regale, modrige Matratzen, müffelnde Eckbankpolster, angefaultes Fußbodenholz aus der Küchenecke. Außerdem holten wir tausend Dinge vom Boden, die sich in den letzten Jahrzehnten dort angesammelt hatten: ein defektes Snowboard, ein alter Rettungsschlitten, eine wackelige Holzleiter, eine kaputte Strickleiter, Pappkartons voller Leergut, abgetragene Kleidung, unbrauchbare Gasheizgeräte, zerlegte Doppelstockbetten, klapprige Liegestühle, eine riesige Styroporbox, feuchte Matratzen, von Mäusen angenagte Mineralwolle, staubige Styrodurplatten zur behelfsmäßigen Dämmung und, und, und ... – In Schutzausrüstung gekleidet überstehen wir die Arbeitsstunden in Wolken aus diversen Stäuben, zeitweilig kommen wir uns vor wie Tatortreiniger*innen.

"Tatortreinigung" auf der Hannoverhütte. Foto: Jürgen Hilbig

Arbeitseinsatz Tag 3 – Der Heli soll kommen

Für zehn Uhr haben wir mehrere Flüge, soganannte Rotationen, mit einem Heli gebucht. Er soll unser Material bringen und die Bigbags mit dem Müll ins Tal fliegen. Bei sonnigem Wetter stehen einige von uns zum Beladen im Tal bereit, die anderen zum Entladen an der Hannoverhütte. Doch Nebel zieht auf und der Pilot muss die Anlieferung nach einigen Versuchen abbrechen. Immerhin waren unsere neuen Möbel schon mal in der Luft und haben die Hannoverhütte umkreist. Doch es bleibt dabei: der Heli kann nicht kommen.

Es geht daher ganz anders als geplant weiter: alle Holzteile, Pakete und Päckchen werden in Windeseile zur Ankogelbahn gebracht, mit Hilfe von freundlichen Seilbahnmitarbeiter und überraschten Touristinnen verladen, in der Mittelstaton umgeladen, dann in der Bergstation ausgeladen und zwischengelagert. Von dort reisen unsere Sachen durch den Sulzschnee auf dem Anhänger eines Quads und auf einem Rettungsschlitten zum Hannoverhaus. Nach Kaffee und Kuchen hat unser Team noch ein Workout mit verschieden großen Holzteilen: wir tragen dazu das Bett in seinen Einzelteilen die 300 m über den Etschlsattel zur Hannoverhütte. Und so stehen am Abend mehr als 30 Holzlatten und -platten im zukünftigen Schlafraum.

Handarbeit statt Heli: alles Material muss zur Hütte! Foto: Hans Engelhardt

Arbeitseinsatz Tag 4 – Wir beginnen mit dem Einbau der Möbel

Den ganzen Tag umhüllt uns dichter Nebel. Wir tragen erst die restlichen Päckchen und Pakete mit den Fensterläden und Bauteilen für die Möbel zur Hannoverhütte. Dabei unterstützen uns tatkräftig zwei DAV-Mitglieder der Sektion Göttingen, die gerade in der Nähe Urlaub machen. Gleichzeitig beginnt der Aufbau des Rucksackregals und des Betts, auch der erste Fensterladen wird ausgewechselt. Abends sind wir tatsächlich so weit, wie wir planmäßig sein wollten und kehren müde und zufrieden ins Hannoverhaus zurück.

Auch das neue Bett wandert in Einzelteilen zur Hannoverhütte. Foto: Ursula Josuttis

Arbeitseinsatz Tag 5 bis 7 – Wir kommen weiter gut voran

Nebel und Nieselregen bleiben. Wir arbeiten konzentriert weiter, oft mit unerwarteter Unterstützung. Am Ende hängen die sieben Schiebeläden an den sechs Fenstern der Hütte, das Bett und die Küchenzeile sind fertig. Wir weihen alles sogleich ein und die neuen, blauen DAV-Winterdecken wärmen uns bei diesen ersten Übernachtungen.

Als unerwartet sogar noch der Heli auftaucht und unsere elf Bigbags voller Müll ins Tal fliegt, wissen wir, dass unser Einsatz trotz der anfänglichen Hürden ein gutes und zufriedenstellendes Ende finden wird.

Erdacht, erbaut ... und eingeweiht: das neue Doppelstockbett für acht Personen auf der Hannoverhütte. Foto: Ursula Josuttis

Über die Autorin

Ursula Josuttis, 1958 geboren, ist seit Jahren in der Frauen-Wandergruppe der Sektion Göttingen beheimatet und engagiert sich beim Wegebau auf dem Göttinger Weg, dem alpinen Aufgabengebiet der DAV-Sektion Göttingen. Schon als Kind war sie als Mitglied des DAV mit ihrer Familie im Sommer und im Winter in alpinen Regionen unterwegs. Im Herbst 2022 übernahm sie zusammen mit Dirk Fritsche die Aufgabe der Hüttenwarte der Hannoverhütte. Während der Architekt die Umbaumaßnahmen in und an der Hannoverhütte plant, ist die Theologin für die Organisation und die Belegung verantwortlich.

Gern in den Bergen. Und in der Sektion Göttingen. Foto: Archiv Ursula Josuttis

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