Wo sich Fuchs und Steinbock Gute Nacht sagen
In den Bayerischen Voralpen sagen sich nicht nur Fuchs und Hase sondern auch Fuchs und Steinbock Gute Nacht? Das klingt doch eigentlich zu gut, um wahr zu sein. Dabei ist es kein Zufall, dass im Logo der Tutzinger Hütte ein Steinbock abgebildet ist. Denn von der Hütte aus, die direkt an der Nordseite der "Benewand" liegt, kann man die seltenen Tiere mit Glück zu Gesicht bekommen. Normalerweise bevorzugen die Tiere Hochgebirgslagen, seit 1959 fühlen sie sich aber auch auf bis zu 1801m wohl. Damals wanderte ein einsamer Steinbock in die Gegend - und blieb. 1967 wilderte das Forstamt Jachenau zwei Böcke und zwei Geißen aus, um dem Einzelgänger Gesellschaft zu leisten. Mit Erfolg: heute sind knapp achtzig Steinböcke an der Benediktenwand zu Hause. Und nach wie vor ist es immer wieder ein besonderer Moment, die Tiere beobachten zu können.
Die Tutzinger Hütte selbst ist schon lange vor dem Zuzug der Steinböcke an Ort und Stelle errichtet worden - seit 115 Jahren steht sie am Fuße des Gipfels. Da die originale Hütte, die über etwa 110 Schlafplätze verfügte, aber Ende des letzten Jahrhunderts stark renovierungsbedürftig war, musste sie 1999 abgerissen werden, 2001 wurde der Neubau fertiggestellt. Das kleinere Nebengebäude, Hausstattalm genannt, ist 2009 durch eine Lawine vollständig zerstört worden, 2010 konnte die neue Alm eingeweiht werden. Heute können knapp hundert Gäste auf der Tutzinger Hütte übernachten - und den Steinböcken Gute Nacht sagen.
Das neue Kreuz auf dem Gipfel
Die Hüttenwirtsleute Thomas, Tini und Sabine, die mittlerweile ihre sechste Saison auf der Tutzinger Hütte verbringen, blicken zufrieden auf den bisherigen Hüttensommer zurück. Der einzige Wermutstropfen sei das Unwetter Ende August gewesen, das vor allem in Benediktbeuern, Bichl und Ried große Schäden angerichtet habe, erzählt Thomas. Die Hütte sei glimpflich davongekommen, mit nur kleinen Schäden auf dem Dach. Dagegen war das Aufstellen des neuen Gipfelkreuzes der Benediktenwand ein besonders schönes Erlebnis in dieser Saison. Vom 14. bis zum 16. Juli 2023 halfen über 150 Männer aus Benediktbeuern die beiden Holzbalken des Kreuzes, die jeweils gut 300 und 600 Kilogramm wiegen, auf den Gipfel zu ziehen, schieben und tragen.
Nun befinden sich die drei im Endspurt. Ende Oktober bereiten sie die Hütte für den Winterschlaf vor und sagen auf Wiedersehen und bis nächstes Jahr. Denn in Absprache mit der DAV Sektion Tutzing, der die Hütte gehört, werden sie zum ersten Mal die Hütte nicht im Winter betreiben. Das hat energetische und daher auch klimaschützende Gründe. Da die Sonne nur bis Ende September über die Photovoltaikanlage für die Energieproduktion auf der Hütte genutzt werden kann, müsste die Energie im Winter vollkommen über das hütteneigene Blockheizkraftwerk produziert werden. Im Einklang mit den Zielen des DAV bis 2030 klimaneutral zu werden, haben sie deshalb die Entscheidung getroffen auf den Winterbetrieb zu verzichten. Wer also eine Tour auf die "Benewand" plant, um das neue Gipfelkreuz zu bestaunen, kann einen Aufenthalt oder eine Übernachtung auf der Tutzinger Hütte im Sommer problemlos einbauen.
Für Familien und Feinschmecker...
...in Sachen Touren und Verpflegung. Denn die Tutzinger Hütte ist nicht nur ein idealer Stützpunkt für Wanderungen oder Klettertouren auf und rund um die Benediktenwand, sie ist auch ein Etappenziel auf dem Maximiliansweg oder dem Traumpfad München-Venedig. Dank ihrer guten Erreichbarkeit und dem leichten Zustieg aus Benediktbeuern über das Lainbachtal sowie der sicheren Umgebung, ist die Hütte ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und daher mit der Auszeichnung "Mit Kindern auf Hütten" versehen. Neben Bächen, Gumpen und Quellen für Planschbegeisterte sind in unmittelbarer Nähe zur Hütte auch Klettermöglichkeiten und eine Schaukel dazu da, Kinderherzen höher schlagen zu lassen. Darüber hinaus verfügt die Hütte auch über ein überaus beliebtes Hundezimmer, in dem Zwei- und Vierbeiner gemeinsam übernachten können.
Auch kulinarisch hat die Tutzinger Hütte einiges zu bieten, alle Gerichte - wahlweise auch vegetarisch oder vegan - auf der kleinen aber feinen Karte werden vom Hüttenteam mit Zutaten aus der Region frisch zubereitet. Nicht umsonst ist die Hütte Teil von "So schmecken die Berge". So gesellen sich zu Hüttenklassikern wie Tiroler Gröstl, Spinatknödeln und Kaiserschmarrn auch ab und zu Überraschungsgerichte, die nur an den hin und wieder vorkommenden Spezialitäten-Abenden angeboten werden. Wer also heuer noch Steinböcke beobachten, das neue Gipfelkreuz bestaunen und den Abend bei Speis und Trank gemütlich ausklingen lassen möchte, ist auf der Hütte am Fuße der Benediktenwand goldrichtig.
Wissenswertes und der Weg zur Hütte
Mit der Bahn über München und Tutzing nach Benediktbeuern. Vom Bahnhof in Benediktbeuern erreicht man den Ausgangspunkt der Wanderung zu Fuß innerhalb von 30 Minuten über die Bahnhofstraße, die Dorfstraße und den Mariabrunnweg. Von hier aus geht's über den Forstweg oder das Lainbachtal auf die Hütte.
Weitere Informationen zu der Hütte, den Zustiegen und Touren gibt's hier.