Im Panorama-Artikel "Der richtige Dreh" (Panorama 2/2014) informierten wir ausführlich über die Unterschiede verschiedener Verschlusskarabiner-Systeme: wo liegen die jeweiligen Vor- und Nachteile bezüglich des Handlings und für welche Anwendungen sind die einzelnen Mechanismen aus sicherheitstechnischer Sicht geeignet?
Seitdem teilen wir Verschlusskarabiner in drei Verschlusssicherheits-Kategorien ein: niedrige, mittlere und hohe Verschlusssicherheit. Welcher Verschlusssicherheits-Kategorie die einzelnen Mechanismen zugeordnet werden, und für welche Anwendungen sich die Karabiner einer Kategorie wie gut eignen, haben wir an dieser Stelle zusammengefasst.
Zusätzlich steht unten eine Übersichtstabelle zum Download zur Verfügung.
Niedrige Verschlusssicherheit
Karabiner der Kategorie "niedrige Verschlusssicherheit" sind nur zur Verbindung von Sicherungsgerät und Gurt akzeptabel. Dabei gilt zu beachten, dass einige Sicherungsgeräte ausschließlich mit dem vom Hersteller mitgelieferten Karabiner verwendet werden (z.B. ClickUp, Fish, Ergo). Für andere Geräte (z.B. Jul2) gibt es eine Karabiner-Empfehlung des Herstellers. Informationen dazu sind der Bedienungsanleitung zu entnehmen.
Natürlich sind Karabiner mit niedriger Verschlusssicherheit auch für Anwendungen sinnvoll, für die prinzipiell auch ein Karabiner ohne Verschlusssicherung ausreichend ist. So eignet sich beispielsweise der Slider aufgrund seines Öffnungsmechanismus sehr gut für Expressschlingen an Stellen, an denen sich die Person im Vorstieg mehr Sicherheit gegenüber unbeabsichtigtem Aushängen wünscht, als eine normale Expressschlinge bietet.
Eignung für bestimmte Anwendungen im Einzelnen:
Verbindung Sicherungsgerät mit Klettergurt: akzeptabel (Bedienungsanleitung des Sicherungsgeräts beachten!)
HMS-Sichern mit Bremshand oben oder HMS am Fixpunkt: problematisch
HMS-Sichern mit Bremshand unten: mangelhaft
Selbstsicherung: problematisch
Verbindung Seil - Gurt beim Ablassen: problematisch
Anseilen am Gletscher: problematisch
Anseilen in Seilweiche: mangelhaft ("Sehr gut" sind zwei gegenläufig eingehängte Karabiner, davon einer mit Verschlusssicherung, oder zwei gegenläufige Karabiner mit Positionierung.)
Anseilen Toprope: mangelhaft (Ideal ist direktes Einbinden, als "sehr gut" gelten auch zwei gegenläufig eingehängte Karabiner - davon einer mit Verschlusssicherung - oder zwei gegenläufige Karabiner mit Positionierung)
Mittlere Verschlusssicherheit
Karabiner dieser Kategorie sind für die meisten Anwendungen gut, oder zumindest akzeptabel. Lediglich beim Sichern mit HMS bei Sicherung mit "Bremshand unten" und bei der Verbindung Seil - Gurt sind diese Karabiner kritisch zu beurteilen. Wenn hier über längere Zeit immer wieder mit Lastwechseln zu rechnen ist, dann kann ein unbeabsichtigtes Aushängen des Seils nicht ausgeschlossen werden. Es gibt bereits dokumentierte Unfälle dieser Art.
Auch der "gute alte Schrauber" ist in dieser Kategorie eingestuft. Er nimmt allerdings eine Sonderstellung ein: Schrauber können als einzige Verschlusskarabiner sehr leicht auch einhändig bedient werden, was sie für viele Anwendung unabdingbar macht. Allerdings neigen die Schraubverschlüsse dazu, sich von selbst aufzuschrauben, wenn viele Lastwechsel erfolgen oder das Seil über den Verschluss läuft. Außerdem sind Schrauber nicht selbstverschließend, was für manche Anwendungen Vorteile, für andere wiederum Sicherheitsnachteile mit sich bringt.
Eignung für bestimmte Anwendungen im Einzelnen:
Verbindung Sicherungsgerät mit Klettergurt: gut (Bedienungsanleitung des Sicherungsgeräts beachten!)
HMS-Sichern mit Bremshand oben oder HMS am Fixpunkt: gut
HMS-Sichern mit Bremshand unten: akzeptabel (Schrauber: problematisch)
Selbstsicherung: gut
Verbindung Seil - Gurt beim Ablassen: gut
Anseilen am Gletscher: akzeptabel
Anseilen in Seilweiche: problematisch ("Sehr gut" sind zwei gegenläufig eingehängte Karabiner, davon einer mit Verschlusssicherung, oder zwei gegenläufige Karabiner mit Positionierung)
Anseilen Toprope: mangelhaft (Ideal ist direktes Einbinden, als "sehr gut" gelten auch zwei gegenläufig eingehängte Karabiner - davon einer mit Verschlusssicherung - oder zwei gegenläufige Karabiner mit Positionierung)
Safelock - hohe Verschlusssicherheit
Bei den Safelocks ist ein unbeabsichtigtes Aushängen fast undenkbar. Lediglich beim Anseilen in die Seilweiche oder beim Topropeklettern sehen wir eine theoretische, kleine Chance, dass das eventuell passieren könnte. "Sehr gut" wird - wie auch bei allen anderen Verschlusskarabinern - für diese Anwendungen die zusätzliche Absicherung mit einem gegenläufig eingehängten Schnapper eingestuft.
Eignung für bestimmte Anwendungen im Einzelnen:
Verbindung Sicherungsgerät mit Klettergurt: sehr gut (Bedienungsanleitung des Sicherungsgeräts beachten!)
HMS-Sichern mit Bremshand oben oder HMS am Fixpunkt: sehr gut
HMS-Sichern mit Bremshand unten: sehr gut
Selbstsicherung: sehr gut
Verbindung Seil - Gurt beim Ablassen: sehr gut
Anseilen am Gletscher: sehr gut
Anseilen in Seilweiche: gut ("Sehr gut" sind zwei gegenläufig eingehängte Karabiner - davon einer mit Verschlusssicherung - oder zwei gegenläufige Karabiner mit Positionierung.)
Anseilen Toprope: gut (Ideal ist direktes Einbinden, als "sehr gut" gelten auch zwei gegenläufig eingehängte Karabiner - davon einer mit Verschlusssicherung - oder zwei gegenläufige Karabiner mit Positionierung)
Dateien
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Übersichtstabelle Verschlusskarabiner | 406.43 KB |