Bisher habe ich meine Klettererfahrung größtenteils in der Halle gesammelt. Die Aussicht, mit Blick aufs glitzernde Meer und Sonne im Rücken die ersten Routen am Fels zu klettern, weckt meine Abenteuerlust. Gleichzeitig bin ich auch sehr aufgeregt, weil das definitiv über meine Komfortzone hinausgeht. Aber – wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Mit gepacktem Rucksack mache ich mich an einem Samstag Ende Oktober voller Vorfreude auf das griechische Kletterparadies auf den Weg nach Athen. Am Flughafen treffe ich bereits auf meine fünf Kletterpartner*innen und unseren Bergführer Alex. Gemeinsam fahren wir in südwestlicher Richtung etwa 200 Kilometer bis wir Leonidio erreichen. Der Ort empfängt uns mit strahlend blauem Himmel und warmem Sonnenschein – perfekte Bedingungen für eine Woche Kletterabenteuer. Die Felswände rund um das idyllische Dorf an der Ostküste des Peloponnes sind bekannt für vielseitige und größtenteils neu erschlossene Routen für jedes Niveau.
Kletterfreuden und Urlaubsfeeling
Wir erreichen unsere Ferienwohnung, die in den kommenden sieben Tagen unser Basecamp darstellt und verteilen uns auf die Zimmer. Anschließend erkunden wir die Umgebung und ich bin direkt hin und weg: Süße Cafés, gemütliche Restaurants und eine wunderbar offene und entspannte Atmosphäre lassen schnell Urlaubsfeeling aufkommen. Wir entscheiden uns für ein Restaurant am Meer mit griechischer Hausmannkost und besprechen mit Alex unsere klettertechnischen Vorkenntnisse und unsere Erwartungen an und Ziele für die kommenden Tage.
Bereits im Zustieg am nächsten Morgen, als die Luft noch kühl ist und die ersten Sonnenstrahlen durch das lichte Blätterdach fallen, lässt sich erahnen, was dies für ein guter Tag werden kann. Und das wird er auch – geprägt von neuen Eindrücken und Herausforderungen. Alex wiederholt mit uns die grundlegenden Kletter- und Sicherungstechniken. Anschließend wagen wir uns unter seiner Anleitung an die imposanten Felswände. Klettern im Freien ist eine völlige neue Erfahrung für mich und ich muss mich erst an die unebene Oberfläche und die natürlichen Griffe gewöhnen, aber die Felsstruktur ist einmalig: griffig, rau und mit unzähligen Möglichkeiten gespickt - die natürliche Route als Rätsel, das es zu lösen gilt.
Die Group Vibes stimmen
Mit jedem Tag und jeder neuen Route gewinne ich mehr Vertrauen in meine Fähigkeiten. Alex ist immer da, gibt Tipps und überprüft unsere Handgriffe. Ich lerne mich auf meine Technik zu konzentrieren, meine Atmung zu kontrollieren und meine Ängste zu überwinden. Jeder kleine Fortschritt wird in unserem Team gefeiert, und bringt ein Gefühl von Stolz und Zufriedenheit mit sich. Aus anfänglichen Toprope-Routen werden Vorstiegs-Routen und auch das Abseilen mit Reverso und Prusik lernen und üben wir. Am Ende der Woche stehen für uns die ersten Mehrseillängen auf dem Programm. Zwei von uns haben schonmal in diese Welt hinein geschnuppert und freuen sich über die Wiederholung und mehr Routine. Wir üben den Seilschaftsablauf, Seilkommandos und den Standplatzbau. Gar nicht so leicht, sich alle Abläufe einzuprägen, aber auch hier macht wie immer Übung den Meister. Wir kommen gut voran, sodass wir am Ende eine Tour mit drei Seillängen machen konnten. Die Routen zu klettern und damit zu einer ganzen Tour zu verbinden und dabei noch diese Aussicht auf Leonidio und das azurblaue Meer zu genießen, ist auf alle Fälle eins meiner Highlights!
Als die Kletterwoche in Leonidio zu Ende geht, bin ich vollends zufrieden. Ich habe meine körperlichen Grenzen getestet, meine mentale Stärke verbessert und neue Freundschaften geschlossen. Die Group Vibes haben einfach gestimmt und unser Bergführer konnte uns viel Wissen vermitteln, was wirklich Gold wert war. Die Erinnerungen an die Felsen, die Sonne und die Gemeinschaft unserer Gruppe und der Kletternden vor Ort werden mich noch lange begleiten und die Welt des Felskletterns hat mich auf jeden Fall in ihren Bann gezogen!
Hier gibt es noch mehr Reiseberichte vom DAV Summit Club.