Durchgehend gut markiert, führt die Strecke durch die verschiedensten Natur- und Kulturlandschaften. Hinter Oslo gabelt sich der Pilgerweg in zwei verschiedene Routen, vorbei am größten Binnensee Norwegens, dem Mjøsa. Die Route am Westufer geht zum kleinen Ort Bønsnes, in dem der Heilige Olav im Jahr 995 n. Chr. geboren wurde. In Lillehammer, bekannt durch die Olympischen Winterspiele 1994, treffen die zwei Pfade wieder aufeinander. Von hier zieht der Weg hinunter ins Gudbrandsdal, wo winzige Dörfer an dicht bewaldeten Berghängen liegen. Der Pfad führt durch uralten, fast unberührten Wald. Nach dem sanften grünen Tal steigt der Weg hinauf ins schroffe Dovregebirge. 1300 Höhenmeter gilt es auf dem Weg über das unwirtliche Hochgebirge zu überwinden. Danach müssen die Pilger die Provinz Fylke Sør-Trøndelag queren, wobei der Wald lichter wird. Am letzten Tag erreicht man an einem wunderbaren Aussichtpunkt die Stadt Trondheim. Von sanften grünen Hügeln umgeben, liegt es am Trondheims Fjord. Die spitzen Türme des mächtigen Nidarosdoms sind schon von weitem zu erkennen – das Ziel des Pilgerwegs, die nördlichste gotische Kathedrale mit dem Grab des Hl. Olav.
Trondheim und der Heilige Olav
Trondheim wurde 997 von König Olav I. unter dem Namen Nidaros gegründet und entwickelte sich dank bester Lage zu einem regen Umschlagplatz und Handelszentrum. Im Mittelalter war es Königssitz und Hauptstadt, mit den einsetzenden Wallfahrten zum Olavsgrab wurde es ein religiöses Zentrum. Trondheim war einer der wichtigsten Wallfahrtsorte, vor allem für Pilger aus Europas Norden. König Olav II. Haraldsson, der Heilige Olav, versuchte, unter christlicher Führung das Land der Wikinger zu vereinen. 1030 fiel er in der Schlacht bei Stiklestad, sein Leichnam wurde nach Trondheim überführt, und bereits ein Jahr nach seinem Tod erfolgte die Heiligsprechung. Vor allem für christliche Pilger aus Nordeuropa ersetzte die Wallfahrt auf dem Olavsweg die Pilgerreise nach Rom oder Santiago. So entstanden auch die vielen unterschiedlichen „Olavswege“, die allesamt am Nidarosdom enden.
Planung, Logistik
Der Olavsweg erfordert eine gewissenhafte logistische Vorplanung. So sollte man sich von Anfang an klar sein, ob man mögliche Übernachtungsengpässe mit einem Zelt meistern will, ob man einen eigenen Schlafsack mitbringt (oder hohe Summen an Wäschegeld bezahlt), ob man auf Selbstverpflegung oder Übernachtung mit Abendessen zurückgreifen möchte. Da nicht immer alle Varianten möglich sind, ist es ratsam, vor allem bei Teiletappen, genau zu planen.
Zur detaillierten Planung ist www.pilegrimsleden.no/de/ unabdingbar. Hier kann man seine Etappenziele planen und die Übernachtungsoptionen auswählen. Man sollte rechtzeitig im Voraus reservieren, denn die wenigen Schlafplätze sind in den Sommermonaten schnell vergeben. Alle notwendigen Infos scheinen in der Online-Karte auf, die Reservierungen kann man dann rechtzeitig über Email oder telefonisch vornehmen, bezahlt wird vor Ort.
Kosten (Preise pro Person)
Der Olavsweg ist wie Norwegen generell kein billiges Vergnügen. Die Übernachtung im Dovrefjell in der Hjerkinn Mountain Lodge im Dormitory kostet z.B. 375 N0K (etwa 38 € / ein Zimmer 1500 NOK, etwa 150 €), ein Bett (Schlafsack!) im benachbarten Hjerkinnhus Vandrerhjeim 250 NOK (25 €) oder ein Bett in der Hageseter Tourist Cabin 320 NOK (32 €). Wählt man die Komfortvariante mit Zimmer, die aber nicht überall möglich ist, leert sich die Wanderkasse sehr schnell. Alle Preise für die Herbergen sind ohne Verpflegung oder Wäsche. Beispiel Fokstugu: Bettwäsche und Handtuch 260 NOK. Das Matratzenlager in Skaun liegt bei 250 NOK für eine Nacht am Boden. Auch Zelten ist oft an den Herbergen möglich, aber ob es immer sinnvoll ist? Beispiel die Pilgerunterkunft in Hæverstølen: ein gemachtes Bett für 300 NOK, ein ungemachtes für 250 NOK oder pro Person im Zelt 250 NOK. Manchmal gibt es bei den Herbergen einen kleinen Shop, in dem man sich Verpflegung kaufen kann, man zahlt in Euro oder Norwegischen Kronen.
In Norwegen bezahlt man in Läden nahezu alles mit Kreditkarte, Bargeld ist eher ungewöhnlich. Bei den Pilgerunterkünften hingegen bezahlt man fast immer bar.
Unterkünfte
Die meisten Unterkünfte sind auf Bauernhöfen, oftmals in den alten Bauernhäusern oder Austragshäusern, manchmal auch Pensionen oder sogar Zeltplätze und Kabinen. Die alten Holzhäuser sind urgemütlich, meist nett eingerichtet mit Mehrbettzimmern und Kochgelegenheit, eher einfach und ohne Komfort, aber doch mit allem notwendigen. Die Versorgung und Betreuung der Pilger ist tatsächlich nahezu allen Herbergsleuten eine Herzensangelegenheit. Weniger romantisch sind die Kabinen und Campingplätze.
Verpflegung
Ist ein zentrales Thema, denn oftmals müssen Selbstverpfleger Proviant für ein bis eineinhalb Tage in den Rucksack packen. Supermärkte und Lebensmittelläden sind rar, aber ebenfalls auf der interaktiven Karte verzeichnet. Lebensmittel sind für unsere Verhältnisse extrem teuer und meist eher bescheiden in der Qualität. Greift man auf das Speisenangebot der Herbergen zurück, wird man eine breite Vielfalt an Sud, der traditionellen Suppe aus Rindfleischbällchen, Karotten und Kartoffeln kennenlernen. Abendliche 3 Gänge-(Gourmet)menues sind selten und dann preislich gesalzen.
Ausrüstung
Mit 30 Kilo übers Dovrfjell zu wandern ist keine gute Idee. Ab 12 Kilo wird es auf Dauer lästig. Also sinnvoll packen. Man benötigt wenig, sehr wenig sogar, wenn man sich angewöhnt, die Funktionskleidung wie T-Shirt abends einfach zu waschen. Grundsätzlich ist Funktionskleidung ratsam. Keine Kompromisse bei Schuhen (eingelaufen und wasserfest und neueren Datums, damit sich die Sohle nicht ablöst), Rucksack (Rückenpolsterung, Passform, Regenschutz, Seitentaschen) und Regenkleidung (Poncho, der über den Rucksack passt), das muss passen und funktionieren. Die Ausrüstungsliste auf der offiziellen Webseite ist sinnvoll, alles darüber hinaus ist Bremsgewicht. Bei einigen der einfachen Herbergen und Hütten gibt es kein Bettzeug und keine Decken. Daher ist es wichtig, einen leichten Schlafsack (0,5-1kg) und ggf. eine Isomatte dabeizuhaben.
Jedermannsrecht
Für Zeltpilgerwanderer wichtig! In Norwegen hat jeder – ausländische Besucher eingeschlossen – das Recht, sich in der Natur und in den Nationalparks frei zu bewegen. Dieses traditionelle Recht wurde im norwegischen Gesetz als Jedermannsrecht (allemannsretten) verankert. Das Jedermannsrecht gilt nicht für „eingezäuntes Land“. Bitte beachten, dass dieses Recht den respektvollen Umgang mit der Natur voraussetzt und Rücksichtnahme auf Bauern, Landeigentümer und andere Besucher erwartet wird. Mehr auf visitnorway.com.
Reisezeit / Etappenlänge
Bedingt durch die nördliche Lage ist die Reisezeit auf die Sommermonate beschränkt. Ende Mai kann man im Dovrefjell durchaus noch durch mächtige Schneefelder stapfen, so dass man die eine oder andere Tagesetappe mit dem Bus oder an der Straße umgehen muss. Ab Mitte August können einige Herbergen bereits geschlossen sein, und auch das Wetter im Dovrefjell kann schon in den Frühwinter umschlagen. Die Tagesetappen betragen um die 20 Kilometer, manchmal sogar bis knapp 30 Kilometer. Was kein Problem ist, wenn man sich die Zeit einteilt und auch Pausen gönnt. Man wandert entspannter, wenn die nächste Unterkunft vorgebucht ist!
Orientierung und Karten
Der Weg ist nahezu perfekt ausgeschildert und markiert. Etwas Achtsamkeit ist gefragt, aber das gehört zum Pilgern dazu. Ein GPS-Gerät ist nicht notwendig, es genügt, die GPS-Daten aufs Mobiltelefon zu laden. Kostenfrei gibt es die GPS Daten unter www.conrad-stein-verlag.de.
Auf pilegrimsleden.no/de/ gibt es sehr detaillierte Karten kostenfrei zum Herunterladen.
Literatur und Info
Hanna Engler: Norwegen – Olavsweg. Outdoor Handbuch, Conrad Stein Verlag 2018
Susanne/Walter Elsner: Olavsweg, Rother Wanderführer, Bergverlag Rother (ab Ende Mai 2019 im Handel)
An- und Rückreise
Startpunkt ist Oslo, das mit allen modernen Verkehrsmitteln zu erreichen ist, am schnellsten mit dem Flugzeug. Die Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt mit dem Zug der NSB kann man problemlos mit einem Handyticket meistern, www.nsb.no/en. Für die Rückreise fährt man entweder mit dem Zug nach Oslo zurück oder fliegt direkt von Trondheim.