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Ein Transkript zu der Folge gibt es hier.
Transkript zur Folge
(Automatisch erstellt)
Angela Kreß
Hallo, zurück zu einer neuen Folge unseres Berg Podcasts. Schön, dass ihr wieder mit dabei seid. In der letzten Folge ging es ja um die Nanga Parbat Expedition von 1962 und auch diesmal geht es wieder ums extrem Bergsteigen. In dieser Folge stehen allerdings nicht die Pioniere der Disziplin im Fokus, sondern der. Nachwuchs, junge, ehrgeizige Nachwuchs, Alpinisten von heute denn der DAV Expeditions Kader, kurz Expedkader, ist in diesem Jahr in eine neue Laufzeit gestartet. Da gibt es nicht nur viele neue Gesichter, sondern auch ein frisches Konzept, aber was genau hat es damit auf sich? Wer sind die Menschen, die hinter dem modernen spitzen Alpinismus stehen und was motiviert die Teilnehmer eigentlich ihren Sport auszuüben und sich für den Kader zu. Markus Grübl vom DAV war 2 Tage lang beim Sichtungs Camp im Allgäu mit dabei und hat nachgefragt. Er spricht mit Philipp Abels, dem Koordinator des Kaders, mit Trainer Christoph Gotschke und natürlich mit den Athleten. Viel Spaß beim Zuhören.
Markus Grübl
Ich bin hier gerade am Bahnhof in Sonthofen angekommen und mach mich jetzt weiter auf den Weg zu Jugendbildungsstätte des Deutschen Alpenvereins, weil hier heute das Sichtungs Camp für den neuen Expedkader der Männer 2023 beginnt. Ich darf das Team die ersten 2 Tage begleiten. Bei den Maßnahmen mit dabei sein und alle neuen Gesichter kennenlernen. Das heißt, ich freue mich jetzt auf frischen Wind und viele spannende Gespräche, unter anderem mit Christoph Gotschke, dem Trainer des Kaders, aber auch hoffentlich vielen Athleten selbst. Vor meiner Reise habe ich aber auch mit Philipp Abels gesprochen, der koordiniert den Expedkader von Seiten des Alpenvereins und konnte mir schon viele spannende Dinge über den Kader erzählen.
Philipp Abels
Der Expedkader ist im Prinzip ein Ausbildungsprogramm für ambitionierte, leistungsorientierte Nachwuchs Alpinisten und ist bei uns im Verband eben im Bereich Leistungssport angesiedelt. Das ist auch die, die Richtung, in die das Ganze gehen soll. Also es geht nicht nur rein um Ausbildung im Breitensport, sondern auch um Training, Verbesserung des persönlichen Könnens und es ist im Prinzip ein fixes Programm wo 6 Männer oder 6 Frauen, das ist Geschlechter getrennt, in ein fixes Team kommen und da über zweieinhalb Jahre ausgebildet werden und am Ende und trainieren eben auch und dann am Ende als als Ziel und als Highlight sozusagen, steht die Abschluss Expedition, die dann den Kader abschließt. Den Kader selber gibt es seit Anfang der 2000 er Jahre, also seit gut 20 Jahren, aber im Prinzip die ersten 10 Jahre ja nicht als reiner Männer, Kader, sondern eben gemischt geschlechtlich. Der Expedkader ging im Prinzip so n bisschen aus den oder ist die Fortsetzung der Trainings Expeditionen die waren der Vorläufer. Da wurden gezielt einzelne Expeditionen oder Teilnehmer einzelner Expeditionen für diese Expedition gefördert, finanziell unterstützt und es gab vorher ein paar Ausbildungstreffen, aber das erfolgt jetzt nicht über mehrere Jahre eine Ausbildung und da da war quasi die Expedition, der eigentlich gar kein Kader, sondern es ging nur um diese Expedition letzten Endes. Dann hat man eigentlich überlegt, was kann man machen, damit der Alpinismus oder was das Expeditions Bergsteigen im DAV weiter gefördert wird. Gleichzeitig boomte das Sportklettern und das Leistungs Bergsteiger und Expeditions Bergsteigen ist immer so ein bisschen in den Hintergrund geraten, weil es auch nicht ganz so zugänglich ist wie in die nächste Halle zu gehen und man hat sich überlegt, was kann man da machen und eben auf die Idee gekommen, dass es einfach Sinn macht nicht erst am Ende einzusetzen wie bei den Trainings Expedition wenn im Prinzip die Leute, schon fertig sind, sondern Schritt vorher anzusetzen und zu schauen, was können wir machen, damit wir erstmal so starke Alpinisten bekommen, die dann sinnvoll auf Expedition gehen und hat überlegt, dass es eben Sinn macht, zeitlich vorher anzusetzen und eine gewisse Ausbildungsphase anzuschließen. Also am Anfang war es tatsächlich, wir wollten starke Expeditions Bergsteiger haben, daher auch der Name Expedkader und es war sehr stark auf diese Abschluss Expedition die in der Regel in einer relativ großen Höhe stattgefunden hat. Und hat sich im Laufe der Zeit ein bisschen mehr in Richtung: Wir wollen breit ausgebildete, starke Alpinisten hervorbringen und das Ziel kann sich durchaus von Kader zu Kader auch so ein bisschen variieren. Es kann mal eher in Richtung Höhenbergsteigen gehen, wie wir es vor ein paar Jahren am Schivling hatten, wenn das einfach den Neigungen und den den Fähigkeiten der Teilnehmer entspricht, dann auch mal ein bisschen mehr Richtung Bigwallklettern gehen so wie jetzt beim letzten Männer Kader in Grönland. Und unser Ziel ist einfach, dass die Leute, wenn sie aus dem Expedkader rauskommen, Leistungsstarke Alpinisten sind mit einem sehr guten Risikomanagement und einer guten Selbsteinschätzung und einem möglichst breiten Wissen und breiten Fähigkeiten in allen alpinistischen Bereichen.
Markus Grübl
Jetzt stehen wir wieder an einem Wendepunkt. Da verändert sich zumindest einiges, gerade hinsichtlich des Kaders. Der Kader startet mit einem neuen Konzept in die neue Laufzeit. Kannst du dazu n bisschen was sagen?
Philipp Abels
Genau. Und zwar haben wir geschaut, was können wir im Prinzip noch optimieren. Was sind so die Bausteine, wo wir nach 20 Jahren sagen, da wollen wir noch ein bisschen drehen da, da müssen oder wollen wir uns verbessern und das Waren im Prinzip 2 große Themen. Das eine ist das Thema Risikobewusstsein der Teilnehmer und nicht so sehr das, was wir ausbilden, nicht die Ausbildungsinhalte, aber wir schaffen wir es, dass die Teilnehmerinnen gesundes und noch besseres Verständnis dafür bekommen, was ist im Prinzip ein gesundes Risiko, das man eingehen kann, vielleicht auch muss und wann, wann lohnt es sich vielleicht einfach an einem anderen Tag zu gehen oder eine andere Route. Das hat mit Social Media einen zusätzlichen Drive bekommen. Durch die verstärkte Bedeutung der sozialen Medien für die für die Teilnehmer, die im Prinzip auch Alters technisch so in die Zielgruppe reinfallen und wo einfach so eine Vergleichbarkeit über Instagram natürlich ganz stark gepusht wird durch die Medien. Und man bekommt das Gefühl, man muss ständig liefern als als Athlet. Und da wollen wir im Prinzip einen Gegenpol setzen, dass dass wir die Leute sensibilisieren, dass das eben nicht die ganze Wahrheit, sondern dass auch ganz viel abwarten und umdrehen dazu gehört. Und wir haben überlegt, was können wir da machen, um das zu verbessern. Und das zweite ist, ich habe eben gesagt, der Expedkader ist im Prinzip Kader, der über 3 Jahre zweieinhalb bis 3 Jahre geht und die Leute kommen rein als Athleten und bleiben dann eben auch fix drin für 3 Jahre. Das ist anders als in Wettkampf Sportarten wo man im Prinzip immer wieder Leistung bringen muss und wenn man die nicht bringt fliegt man raus wenn sie bringt kommt man rein. Den Druck wollen wir aber ganz bewusst nicht im Bereich Bergsteigen haben, weil das natürlich dem, was ich zuvor gesagt habe, eigentlich zuwiderlaufen würde, wenn die Athleten bei jeder Tour immer wieder neu sich beweisen müssen und übers Limit gehen, dass das wäre nicht optimal. Dann haben wir überlegt, wie können wir im Prinzip da einfach mehr Commitment schaffen, dass die Athleten, obwohl sie sicher im Kader sind, das nicht durch Leistung untermauern wollen, trotzdem aber über die 3 Jahre engagiert bleiben und nicht im Prinzip im Kader sich dann bisschen bequemer machen, weil sie wissen ja über die nächsten 3 Jahre haben sie den Platz fest, und das war eine Entwicklung, die wir in der Vergangenheit schon immer mal wieder bei Einzelnen mitbekommen haben, dass es so ein bisschen die Tendenz gab. Wir haben hin und her überlegt und haben uns auch beraten lassen von Psychologen, von von Sport, Mental Trainern, von anderen Bergführer und gesagt, der größte Hebel, den wir haben, ist einfach der Auswahlprozeß im Prinzip, das, was passiert, bevor die Leute im Kader sind. Und in der Vergangenheit gab es ja eine Sichtung über eine Woche, eine gute Woche in Chamonix und nach der Woche war der Kader eigentlich fix. Wie gesagt, eine Woche ist ja gut, aber auf der anderen Seite jeder kann n schlechten Tag haben, jeder kann einen guten Tag haben und Athleten die jetzt in der einen Woche die Top Leistungen ihres Lebens abrufen kommen in den Kader, auch wenn das vielleicht gar nicht so die gesamte Person widerspiegelt und andersrum gilt natürlich das Gleiche. Jemand, der da irgendwie nicht gut drauf ist, erkältet ist, Stress in der Uni hat, einfach nicht überzeugen kann, kommt vielleicht nicht in den Kader, obwohl er für die nächsten 3 Jahre top besetzt wäre. Und deswegen haben wir für dieses Jahr das Konzept insofern angepasst, dass wir gesagt haben, wir denen diese Sichtungsperiode deutlich aus von einer Woche gehen wir im Prinzip über einen Zeitraum von einem halben Jahr und starten jetzt mit der ersten Auswahl Sichtung im Allgäu über einige Tage, wo wir im Prinzip einen größeren Pool auswählen, statt 6 Leute können maximal 12 Leute weiterkommen und die 12 Leute machen dann über den gesamten Sommer verschiedene Ausbildungslehrgänge mit. Lernen uns besser kennen. Wir lernen die besser kennen und nach diesem halben Jahr, wenn wir im Prinzip in ganz vielen verschiedenen Bereichen erlebt haben und auch schon gesehen haben, dass sie bereit sind, ein halbes Jahr dran zu bleiben, dann wollen wir den fixen Kader nominieren. Mit den 6 Athleten. Und dies nicht in den Kader geschafft haben. Die Verbleiben in so einem ja, wir haben jetzt mal als Arbeitstitel Perspektivkader genannt, Backup-Pool sozusagen und werden dann in Folge vereinzelt zu einzelnen Maßnahmen dazu eingeladen. Also wenn sich aus dem Kader jemand verletzt oder aus beruflichen Gründen ausscheiden muss. Was auch immer. Dann können wir den Platz entsprechend danach besetzen mit Leuten, die wir schon kennen und die uns kennen.
Markus Grübl
Hat dir dann letztendlich auch zur Folge, dass irgendwie mehr Personen tatsächlich ein breiteres oder eine weitere Ausbildung genießen dürfen oder?
Philipp Abels
Genau, das ist noch ein netter Nebeneffekt, dass wir einfach unser Wissen und unser Verständnis vom Bergsteigen noch mehr in die Breite streuen können und hoffen, dass es dann entsprechend auch von den Personen nochmal weiter in ihrem Umfeld gestreut wird und wir einfach so insgesamt noch mehr Leute erreichen.
Markus Grübl
Ja, spannendes Konzept würde ich sagen. Und spannend wird es für mich jetzt auch. Ich bin nämlich hier auf den letzten Metern zur Jubi, die liegt hier wirklich wunderschön mitten in den Bergen, also ideal für die nächsten Tage, denke ich. Und ich glaube, da vorne sind auch schon die ersten Teilnehmer. Da versuche ich jetzt gleich mal zu schnappen. Ich habe nämlich ganz viele Fragen im Gepäck. Ich will nämlich wissen, was die Teilnehmer motiviert, hier zur Sichtung zu kommen, was sie sich vom Kader erwarten, aber natürlich auch ganz allgemein, was sie denn so an den Bergen begeistert.
Teilnehmer A
Begeisterung von den eigentlich klein an, aber wir waren immer nur wandern, meine Eltern klettern beide nicht, machen keine Hochtouren und Eisklettern oder sowas sowieso nicht und ich weiß nicht ob es den einen Moment gab, aber irgendwann kam die Motivation dann mit klettern und eigentlich allen anderen Disziplinen anzufangen. Da waren Gipfel, die ich gesehen habe wo ich hin wollte und irgendwie nicht die Fähigkeiten dazu hatte. So bin ich eigentlich dann zum Sportklettern und Alpinklettern und so weiter gekommen. Ich möchte einfach in der Lage sein Lage sein, auf der ganzen Welt, jeden Berg oder sowas gibt, dass ich einschätzen kann, was ich dafür brauche und alle Tools habe, um mich darauf vorzubereiten und dann selbst in den Angriff zu nehmen.
Teilnehmer B
Ja, einfach Sachen zu lernen und mal schauen. Jetzt mit dem neuen Konzept, das glaube ich ganz spannend, was sich jetzt geändert hat und wie das dann im Detail tatsächlich aussieht. Genau. Ich glaube am Ende klar so Expedition aber ich glaube primär tatsächlich einfach viel lernen, neue Leute kennenlernen und sich einfach persönlich weiterentwickeln und als Gruppe eben auch coole Sachen zu machen. So ein bisschen bin ich immer schon auf Bergwiesen herumgerannt. Und dann wurden die Wiesen immer steiler und genau, ich glaube, das hat sich langsam entwickelt und jetzt hat mir das vor einem halben dreiviertel Jahr jemand gesagt, mich mal beim Expedkader zu bewerben.
Markus Grübl
Cool, irgendwas, was du dir noch wünscht oder was vielleicht noch was, wovor du ein bisschen Respekt hast.
Teilnehmer B
Ich glaube, so einfach wie das mit dem Leistungsdruck ist und eben auch, weil Bergsport jetzt schon irgendwie objektive und subjektive gefahren sind, dass man halt vielleicht einen Kompromiss zwischen und viel lernen, aber trotzdem, dass am Ende alle heil und gesund wieder zurückkommen.
Markus Grübl
Wir haben also viele motivierte Teilnehmer, aber auch noch einige Fragen offen. Und jetzt treffe ich mich mit jemandem, der sie hoffentlich alle beantworten kann, nämlich mit Christoph Gotschke, dem Trainer des Kaders.
Christoph Gotschke
Also ich bin der Christoph Gotschke, bin mittlerweile 41. Von meinem erlernten Handwerk her bin ich eigentlich Bergführer, interessiere mich aber eigentlich seit ich kletter halt auch für Training und für die Entwicklung und war selber auch im Kader, da gab es mal so einen Free Wall Team wo man halt sich Face orientiert da beschäftigt hat und. Dann hatte ich mit einem Kader erstmal nur so vom Hörensagen und und aus der Ferne Kontakt. Aber dann ist eben während der letzten Kader Laufzeit der Trainer ausgestiegen und dann bin ich halt kontaktiert worden, ob ich mir das vorstellen könnte den Kader zu übernehmen. Es war dann sehr herausfordernd, weil der letzte Kader hatte natürlich eine ganze Reihe Herausforderungen. Es gab es einen Unfall, das war während der Corona Pandemie, ein neuer Trainer, ein Teilnehmer ist nachgerückt und deswegen war das eine Herausforderung. Jetzt freue ich mich umso mehr, dass ich jetzt die Chance bekomm, den Kader von Grund auf aufzubauen mit einem neuen Konzept. Da bin ich jetzt sehr gespannt drauf und wir wollen jetzt mal ein Team bilden als erstes, das halt dann ein Jahr lang in den ganzen intensive Trainings und Ausbildungsphase geht und das Team, dass das gut funktioniert ist total wichtig und dafür ist diese Sichtung die Leistungsfähigkeit zu prüfen. Die Leute kennenzulernen ist das andere, aber ganz ganz zentral. Deswegen erreicht uns in Anführungszeichen auch hinaus, wir wollen erstmal die Leute kennenlernen und als Team formieren, das dann die nächsten ein 2,3 Jahre gut funktioniert.
Markus Grübl
Es ist jetzt das erste Mal in Bad Hindelang, davor war es in Chamonix, glaube ich. Was bedeutet das jetzt, dass ihr nicht mehr in großen Bergen, sag ich jetzt mal irgendwie unterwegs seid, sondern hier.
Christoph Gotschke
Wir fangen ja bloß hier an mit dem klaren Ziel haben, ein ein Team zu entwickeln und die großen Berge kommen dann, nachdem wir das Team haben und vor allem, nachdem wir halt die Athleten extrem gründlich intensiv ausgebildet haben und trainieren. Die Sichtungen waren bis jetzt einfach eine Ultra intensive Woche mit keinem so geringen Risiko und auch was das Risikomanagement angeht, wollen wir dazu lernen und dann macht eigentlich nur Sinn, wenn wir heute noch nicht kennen, dann die erstmal sozusagen zu prüfen und kennenzulernen, bevor wir dann halt an scharf stellen und an die großen Bergen gehen. Die großen Touren kommen dann einfach mit einer guten Ausbildung, mit einem guten Training vorher und nicht mit unbekannten Athleten.
Markus Grübl
Warum ist es so wichtig, die Athleten erstmal kennenzulernen, bevor man dann ja in die größeren Berge geht.
Christoph Gotschke
Weil im Gegensatz zur Halle, wenn ich da jemanden auf ne Herausforderung schick, dann fällt der auf eine Weichbodenmatte. Wenn ich jetzt Leute nach Chamonix oder sonst irgendwo in hohe Berge mit vielen Variablen, vielen Risikofaktoren schick und der dann vielleicht in der Sichtungssituation nochmal mehr Druck empfindet, noch mehr Stress macht, noch mehr an die Grenze geht, dann haben wir natürlich die Situation, wo Risiko Situationen sehr leicht auftreten können und wenn man da erstmal diesen Filter vorschalten können und sagen, wir lernen erst mal kennen und dann gehen wir halt scharf, ist vielleicht eine ganz gesunde Geschichte.
Markus Grübl
Was genau schaut euch da an? Also bei mir mal nicht bei den noch nicht bei den Soft Skills, sondern wirklich jetzt mal ja den alpinistischen Fähigkeiten.
Christoph Gotschke
Also es geht klipp und klar auch um Leistungsfähigkeit. Dann geht es darum herauszufinden, wer ist talentiert und wer ist wie leistungsfähig in Bezug auf die Ausdauer in Bezug auf die Kletterfähigkeiten in Bezug auf Bewegung im Gelände, und zwar nicht nur in schweren Seillängen, sondern eben auch im allgemeinen nassen, verschneiten Gelände. Wie gehen sie mit Situationen um und wie reagiert jemand auf Training oder auf lernen? Das sind einfach viele Faktoren, die Talent auch ausmachen und wir wollen dann natürlich junge Talente im Alpinismus Leistungsmaß fördern, das sind die Faktoren. Die Idee bei der Sichtung war anzufangen mit einem Tag mit dem Klettern, Leistungstest. Dann werden wir in einen kurzen Ausbildungsdrill im Prinzip starten. Wo dann hat die nötigen Stammplatz Szenarien, Rückzugs, Senario den mit der Druckbehandlung sozusagen trainiert werden. Dann hätten wir hier im Allgäu die Möglichkeit zu kombinierten Touren. Wir haben die Möglichkeit zu Sportklettern. Und dann ist ursprünglich geplant, eine Übernachtung auch zu machen, wo die Athleten biwakieren und die Ernährung und so weiter selber planen müssen, um da auch mal die Organisationsfähigkeit, die Teamfähigkeit abzufragen. Und dann das schmerzhafte Finale ist ein Leistungstest im Ausdauer Bereich haben wir faktisch Berglauf auf Zeit.
Markus Grübl
Das ist wirklich eine schöne Palette, kann man sagen. Jemand der irgendwie Expedkader möchte, der muss eigentlich schon der perfekte Allrounder sein oder?
Christoph Gotschke
Überhaupt nicht ne. Also ich habe die Bewerbungen und die Tourenberichte auch gelesen. Wenn die in 3 Jahren perfekte Allrounder sind, dann habe ich als Trainer einen perfekten Job gemacht. Was wir jetzt brauchen sind 15 Kohlestücke, Diamanten haben wir dann halt mit viel Reibung und Druck in 3 Jahren gepresst und geschliffen vielleicht. Aber das Bild ist vielleicht nicht ganz richtig, weil was ich jetzt aus den Berichten gelesen habe, sind schon einige dabei, die sind schon unheimlich weit. Da ist dann halt die Frage, sind die bereit und in der Lage sich auf ein Team einzustellen und nehmen dann noch dazu lernen wo sie noch nicht so viel Erfahrung haben. Wir hatten schon welche, die wahnsinnig starke Leistungen gebracht haben, aber da ist noch im Eis oder im kombinierten Wänden in hohen Bergen noch nicht so passiert, aber das Ziel nach 3 Jahren ist der perfekte Allrounder, nicht jetzt hier. Was wir jetzt nicht so dringend brauchen, ist so der Egomane, der der Ego Shooter, der halt nur an sich und an sein Ranking quasi in der Sichtung denkt. Wir wollen nochmal hier jemand anderes, mit Unterstützungs-Fähigkeiten und sowas wie Organisiertheit. Wenn jemand halt gut klettert aber halt nie pünktlich ist, dann ist das natürlich in einem Gruppenszenario schwierig. Was ich jetzt gelesen habe, wir haben Athleten dabei, die konnten schon die "Nose", also ne ganz ganz ne ikonische Route in Amerika am Kaptian an einem Tag klettern, wir haben ganz viele im oberen Zehnten Grad. Wir haben natürlich auch langsam Generationen hier, die kommen alle mit einem sehr guten Kletterhallen und Klettergarten-Hintergrund. Ich kann mich erinnern: Zu meiner Zeit waren Kletterhallen eher noch selten und das Klettertraining war eigentlich als Sportler dann in weniger guten Hallen und wir hatten dafür halt deutlich mehr im klassischen Bergsteigen einen Hintergrund. Und heute haben wir halt junge Athleten, die sind jetzt halt Anfang 20. Die haben natürlich die Chance, schon seit sie sich im Berg Sport bewegen ein Top Training zu genießen. Oft haben sie auch Erfahrungen in anderen Sportarten gehabt und deswegen natürlich von der Athletik her eine super Grundlage und die Berichte dann im Eis im Kombi in der Höhe sind dann halt noch ein bisschen weniger ausgeprägt, das zeigt sich immer mehr. Die Leute haben jetzt die Chance, in perfekten Hallen anzufangen, gehen dann vielleicht schon 2 Jahre später mal raus und Fels und dann vielleicht 5 Jahre später mal die ersten pläsier Routen und so weiter. Also wenn man abseits der touristischen Infrastruktur geht, dann sind es gar nicht so wahnsinnig viel mehr Leute. Sobald man einmal die normalen Wege und die eingebauten passierten verlässt, kann man einen klassischen Gebieten noch alleine den ganzen Tag verbringen, weil natürlich ein kleiner Prozentsatz der Leute von der Halle ins Extreme alpine Gelände hat kommt. Aber prinzipiell haben die Menschen, die Interesse haben, die Chance, sich schon mal über den Winter oder halt auch unter der Woche, wenn sie weiter weg von den Bergen wohnen, extrem fit zu halten. Und dadurch ist schon mal die die physische Vorbereitung viel besser als noch zu meiner Zeit zum Beispiel.
Markus Grübl
Das das schlägt sich jetzt auf den Kader wieder, das haben wir auch gesprochen. Wir haben extrem starke Leute, zumindest in einzelnen Bereichen, aber da kommen auch ziemlich große Herausforderungen auf die Teilnehmenden zu. Also mal im absoluten Höhepunkt sag ich jetzt mal Abschluss Expedition, die jetzt dieses Jahr letztes Jahr mittlerweile stattgefunden hat. Was passiert denn da zwischenmenschliche. Ich stelle mir vor, dass das schon auch zum Teil sehr stressige Situationen sind? Da knallt es doch bestimmt auch mal, oder?
Christoph Gotschke
Absolut. Also man lernt Leute, Teamkollegen, auch den Trainer eigentlich erst, dann richtig kennen, wenn man mal die Komfortzone halt verlässt und die Komfortzone kann halt im Extremfall die Halle sein, das kann das gute Wetter sein. Die Komfortzone kann auch mal, wenn ich mich mit Leuten, wo ich vielleicht nicht in jedem Urlaub fahren würde, meine Zeit verbringen muss. Aber das sind alles Sachen, die kann man lernen. Und also gerade dann außerhalb der Komfortzone zeigt sich halt, wie weit jemand seine athletischen Fähigkeiten hat in dem Umfeld auch an die Wand bringt. Was am Ende dabei rauskommt, ist total spannend. Aber wir bereiten uns darauf vor, dass wir gemeinsam auch mal die eine oder andere Krise bewältigen müssen. Das ist ganz klar. Also was mich unheimlich gefreut hat, war bei der letzten Expedition ein Teilnehmer, der war so ganz kurz davor, dass er absagt. Der konnte dann über dreieinhalb Wochen wo wir dort waren unheimlich über sich hinauswachsen. Am Ende hat er 2 Erstbegehungen geklettert, das ist für mich ein wahnsinnig gutes Beispiel, was eigentlich dann in einem Menschen wachsen kann, wenn man sich dem Ganzen aussetzt in einem guten Rahmen. Auf der anderen Seite haben wir natürlich Athleten, das wird dieses Mal auch wieder so sein, die halt einfach dann während der Zeit nicht das Commitment aufbringen können und das Gute ist, dass das neue Konzept sowas auffangen kann, weil wir dann halt nicht ein starres 6 Mann Team haben, sondern eben im Team wohl jemand nachrücken kann und dann ist das ganze eben offener und dynamischer und da sehe ich auch die große Chance drin. Wir brauchen halt ein System, was diese Dynamik auffangen kann und da bin ich jetzt eigentlich stolz, dass jetzt probieren können und ich bin wahnsinnig zuversichtlich, dass das auch hinkriegen.
Markus Grübl
Worauf freust du dich denn jetzt am meisten? Also mal ganz konkret über die Sichtung, dann aber natürlich aber auch längerfristig über die Ganze Laufzeit.
Christoph Gotschke
Wenn ich jetzt ganz ehrlich bin, freue ich mich jetzt darauf, die Kollegen zu sehen. Das sind alles auch Freunde von mir, ehemalige Mentoren von mir, da bin ich wahnsinnig stolz, dass du mit mir zusammenarbeiten wollen. Dann freut mich darauf, ich bin unheimlich neugierig, die Athleten zu sehen, kennenzulernen. Und dann bin ich froh, wenn Montag Abend ist und wir ein gutes Ergebnis haben, weil die nächsten Tage werden natürlich für mich total komplex und total anstrengend. Ich bin froh, wenn dann halt trotz der Wetterlage gut über die Bühne gebracht. Also ich bin endlich angespannt und auch gespannt, aber ich freu mich drauf, bin neugierig. Das ist so meine Stimmung gerade.
Markus Grübl
So, die ersten Stunden sind vorbei, wir haben die hier zusammen in einem Seminarraum verbracht. Die Teilnehmer hatten wirklich viel Zeit, sich kennenzulernen, es ging ganz viel um Motivation, es ging um persönlichen Hintergrund und wie man zum Bergsport gekommen ist. Aber es ging auch viel ums neue Kader System und das kommt durchaus mit gemischten Gefühlen bei den Teilnehmern an.
Teilnehmer C
Ich finde es sehr gut, dass mehr Leute mitgenommen werden und auch, dass es geplant ist. Intensivere Schulungen nenne ich es mal anzubieten und auch dann in der kleineren Phase noch mehr Fahrten in andere Gebiete zu machen, um einfach auch andere Kulturen des Bergsteigers kennenzulernen. Schwierig ist natürlich schon das Thema, wer kommt dann in die weiterführende Gruppe? Aber das hängt auch ganz arg von der Gruppen Konstellation ab, wie gut das funktioniert und auch, wie die Trainer des Kommunizieren und wann sozusagen eine Auswahl getroffen wird.
Markus Grübl
Ich nehme an, du möchtest in der Gruppe von 6 Personen natürlich dabei sein, sonst wärst du jetzt hier. Aber wieso willst du denn zum Expedkader?
Teilnehmer C
Weil ich einfach Lust habe, mich Bergsteigen weiter fortzubilden, um einfach langfristig aktiv sein zu können und auch größere Touren auch im weiteren Ausland dann machen zu können.
Markus Grübl
Und welche Bedeutung hat der Expedkader? Warum genau dahin?
Teilnehmer C
Da man in einer relativ kurzen Zeit eine sehr gute Ausbildung kriegen kann, die sonst echt schwierig ist. Es ist sehr spannend, auf jeden Fall auch zu sehen, was andere Menschen in seinem Alter in den Bergen so treiben und wie man da sieht, auch die positionieren kann mit dem, was man selber macht. Ja, und ich glaube einfach, dass man hier viel dann mitnehmen kann.
Teilnehmer D
Also ich hab auf jeden Fall Angst vor, das haben wir jetzt auch in den Gesprächen vorgeführt vor so Konkurrenzdruck oder Konkurrenz Gedanken, weil natürlich keiner ist gleich stark in der Gruppe, es gibt immer Leute die können manche Sachen besser, die können manche Sachen nicht so gut und natürlich ist dann für den einen oder anderen natürlich auch Druck da oder Druck dahinter und da habe ich natürlich auch schon Angst, dass da vielleicht der eine oder andere vielleicht Flüchtigkeitsfehler macht, weil er sich unter Druck gesetzt gefühlt hat oder in letzter Zeit unter Druck war. Und das kann halt im alpinen Sport schnell tödlich enden und das muss man sich immer wieder vor Augen rufen.
Markus Grübl
Was verbindest du mit dem Konzept Expedkader?
Teilnehmer D
Ja, schon auf jeden Fall auch, dass Leistungen nachgefragt wird, aber dass sich auch ein gutes Team bildet, auf jeden Fall, und dass man zusammen Unternehmungen macht, die man vielleicht sonst nicht schafft, weil es vielleicht auch ja finanziell nicht ausgeht, weil es größere anreisen sind und so, und wenn man vielleicht auch nicht immer perfekten Partner dafür hat und so eigentlich diese Interaktion zwischen Menschen im Alpinen Sport.
Markus Grübl
Mittlerweile ist Tag 2 hier beim Sichtungscamp im Allgäu. Nach dem ersten Kennenlernen und einigen Stunden Input von gestern geht es heute weiter mit der ersten praktischen Maßnahme, nämlich dem Klettern. Eigentlich wären wir raus und Fels gefahren. Das Wetter spielt aber nicht so ganz mit und deshalb sind wir auf die Kletterhalle ausgewichen. Das ist ein bisschen schade, das macht aber eigentlich nichts, weil die Teilnehmer genauso gut zeigen können, was sie auf dem Kasten haben. Aber bevor sie dann wirklich losgeht und die ersten Meter gemacht werden, schnapp ich mir nochmal ein paar Teilnehmer und stell noch mal ein paar Fragen.
Teilnehmer E
Also bis jetzt eigentlich ganz gut, weiß nicht, ich glaube, die Gruppe lernt jetzt ein bisschen kennen, aber schon das Gefühl, dass die Zusammenarbeit funktioniert. Und ein gemeinschaftliches Verhältnis entsteht. Aber mal schauen, was bringt, es ist mega spannend auch irgendwie so die anderen Leute zu sehen ist, wie das Level ist, wie sich das alles entwickelt ist aufregend, ja voll.
Markus Grübl
Was glaubst du, wie stehen deine Chancen?
Teilnehmer E
Also von den 15 Leuten, die da sind, sind ziemlich viele starke Kletterer. Ich weiß nicht, das ist bisschen schwierig, das einzuschätzen, aber grundsätzlich optimistisch.
Teilnehmer F
Also ich bin ursprünglich über das Wettkampfklettern, also ich war im nationalen Kader, beim Bouldern und Klettern im Jugendbereich, aber irgendwann war mir das alles ein bisschen zu stressig und genau dann habe ich das aufgehört und war eigentlich relativ lang einfach für mich selber in den Bergen unterwegs und. Habe aber schon gemerkt, dass es auch viele Sachen gibt, die ich einfach lernen will.
Markus Grübl
Ich wollte dich jetzt noch nach deinen Stärken fragen, die sind aber ziemlich klar, glaube ich. Hast du auch Schwächen die dir ein bisschen Sorge bereiten?
Teilnehmer H:
Bestimmt. Also ich glaube so, vor allem Eisklettern da merke ich so, da fehlt mir einfach total die Erfahrung. Aber ich glaube trotzdem so, dass es halt zwar eine Schwäche ist, aber ich glaube, man kann auch nicht erwarten von einem 20 jährigen, dass er jetzt in allen Bereichen so extrem erfahren ist, weil irgendwas muss man ja auch noch lernen. Man hat einfach die Chance hat, von jemandem zu lernen, der das wirklich gelernt hat. So wird man halt perfekt ausgebildet ist. So vor allem würde ich mich einfach freuen, so eine Chance zu bekommen. Genau das finde ich extrem cool, genau.
Markus Grübl
Gerade für Christoph beginnt jetzt natürlich der spannende Teil der Sichtung. Er muss genau auf die Athleten schauen, aber er kennt auch die andere Perspektive, schließlich war er 2004 schon selbst im Kader.
Christoph Gotschke
Ich habe zu der Zeit, glaube ich, am meisten gelernt in meiner alpinistischen Karriere. Das war eine Zeit, da habe ich den Kader absolviert, ich war in der Bergführer Ausbildung und in der Zeit war es noch so, dass ich tatsächlich diese steile Lernkurve auch mit dem unheimlichen Stress verbunden habe. Man wird da om der Tätigkeit geprüft oder beobachtet und auch bewertet die einen wahnsinnig wichtig ist. Alle die jetzt da kommen identifizieren sich weitestgehend als Alpinisten und dann ist das natürlich persönlich. Und für viele ist es auch eine Karriere Chance, da in irgendeiner Form weiter zu gehen. Und dann ist das schon nicht mal eben ein bisschen auf den Bolzplatz gehen und ein bisschen Sport machen, das viele wirklich ein ganz einschneidendes Erlebnis in der in der Biographie. Das nehme ich mit einer Ehrfurcht war und mit dem Respekt war und versucht dann auch dementsprechend die Athleten zu behandeln. Die sind unheimlich mutig, das nehme ich ernst. Und das ist mir wichtig, dass alle mit einem guten Erlebnis heim. Gerade auch bei denen, und das sage ich wirklich mit vollem Ernst, gerade auch die Athleten, die dann vielleicht nicht mitgenommen werden auf die Reise, weil auch die waren da, auch, die haben sich bemüht und vorbereitet, und die haben auch den Mut gezeigt zu kommen und vielleicht brauchen die sogar mehr positive Ansprache. Ich nehme das wahnsinnig ernst, einfach da jeden da abzuholen, wo er halt steht. Jeder wird auf Augenhöhe angesprochen. Da ist auch dementsprechend der Trainerstab so ausgewählt worden, wo ich mir sicher bin, dass das funktioniert. Zu meiner Zeit waren einige der Ausbilder noch Militär sozialisiert worden und waren halt auch Heeresbergführer dabei. Das war einfach noch eine andere Zeit.
Markus Grübl
Ziemlich spannend, das wäre auch jetzt tatsächlich meine nächste Frage gewesen, die jetzt schon angesprochen hast, dass ich meine, das ist ja doch fast 20 Jahre her. Was hat sich denn verändert in der Zeit?
Christoph Gotschke
Danke, dass du mich nochmal erinnerst. Aber das stimmt, da sind tatsächlich 20 Jahre. Also ich war vollkommen überrascht und auch begeistert, wie auch die Struktur beim Alpenverein gewachsen ist und was da für eine Ernsthaftigkeit dahinter ist, mit welchem Commitment die Partner, also die die Sponsor Partner, dass ich auch rein hängen, das war zu der Zeit noch nicht ganz der Fall, da war das noch so einer Probungsphase und in einer Entwicklungsphase, und also das ist halt mit dem Sport gewachsen, das finde ich eigentlich ne ne super Entwicklung. Die Trainingsmöglichkeiten der Athleten sind anders, man weiß auch viel mehr über das Risikomanagement und das Training im Bergsport. Und natürlich sind auch die, also die Schwierigkeiten, über die wir sprechen, die Athleten meistern, sind natürlich mittlerweile auch andere gewordenWas auch anders ist, ist die Medienlandschaft oder halt die sozialen Medien die Informationsmöglichkeiten. Ich wusste damals, wo ich mich beworben habe, einfach nicht, was schon geht. Also wir haben halt da aus Zeitschriften n paar tolle Artikel gehabt als Information. Heute werden die Athleten permanent über Sachen befeuert, die tagtäglich in der ganzen Welt passieren. Und diese Informationsdichte ist natürlich auch toll, weil das sehen was möglich, aber macht eben auch ne unheimlichen Druck, weil natürlich der Vergleich jeden Tag hat auch besteht. Also wir hatten mit sozialen Medien, mit dem Internet, mit Instagram oder Facebook und so hatten wir 0 Kontakt, das gab es noch gar nicht. Das heißt, wir waren klettern, haben um uns gekümmert und danach gab es vielleicht einen Panorama-Artikel, und das war es, aber wir mussten nicht nach jeder Aktion, nach jeder, nach jeder Woche einen perfekt gestalteten Instagram Feed liefern, das ist War so ne Zeit und da ist jetzt einfach eine neue Herausforderung als Trainer auch. Da die Athleten abzuschirmen, damit die auch auf neue Art und Weise lernen können. Und das ist total neu. Die ganz große Herausforderung ist eigentlich die, die Athleten abzuschirmen gegenüber Druck von außen und auch Druck von innen. Der Druck von innen ist noch das mächtigere Thema, aber der entsteht auch dadurch, dass permanent Bilder, permanent Geschichten eigentlich greifbar sind. Und da immer wieder den Fokus auf sich selber zu lenken und zu sagen, ich mache das, was ich kann, also das ist meine Leistungsfähigkeit, meine Chance, mein Tag, und ob da jetzt irgendwo am anderen Ende der Welt irgendwas besseres Macht, spielt erstmal keine Rolle. Ich werde die Athleten versuchen zu unterstützen. Trotz allem Rauschen im Hintergrund quasi gute Entscheidungen zu treffen und sinnvolle, nachhaltige Entwicklungen zu machen.
Markus Grübl
Du bist als Trainer, schon eine zentrale Figur im Kader und muss dann eben mit solchen Dingen auch umgehen können. Welche Rolle hast du denn dabei?
Christoph Gotschke
Also es ist natürlich eine andere Trainer Rolle oder andere Coaching Rolle als der Fußballtrainer am Spielfeldrand. Meine Coaching Zone ist halt ein Standplatz, das heißt ich bin immer in der Wand mit dabei oder so nah wie es geht halt an. Es geht ums Ausbilden, es geht aber auch als Backup zu funktionieren. Ich bin in der Notfall halt die Person, die halt dann da die Kühe vom Eis holen muss technisch. Ich bin aber auch die Firewall gegenüber den Athleten für Ansprüche von außen, seien es mal wenn Medienanfragen oder wenn sich Stimmungen entwickeln. Ich bin das Bindeglied zum zum DAV, zum Verband. Ich bin der erste Ansprechpartner für die Sponsoren, also es ist eine total dynamische Rolle. In der letzten Zeit waren meine Gefühle eigentlich von einer maximalen Anspannung und Beklemmung, auch einer Furcht, ganz klar bis zu der maximalen Freude eigentlich bestimmt. Prinzipiell versuche ich eigentlich schon ein professionelles Verhältnis zu pflegen, weil die objektive Distanz brauche ich auch um nen guten Trainerjob machen. Aber wir wohnen teilweise zusammen auf engstem Raum und machen extrem intensive Unternehmungen. Und da bleibt es nicht aus, dass man auch mal sich menschlicher involviert. Ich gehe nicht heim und kann da entspannt Fernsehen schauen, sondern der Job ist schon sehr intensiv, dass man sich schon bewusst machen.
Markus Grübl
Ist dein Job nach dem Kader dann einfach vorbei mit den Athleten und beobachtet aus dem Hintergrund oder bleibst du mit denen in Kontakt?
Christoph Gotschke
Also jetzt habe ich mit einem Athleten aus dem letzten Team noch intensiven Kontakt. Ansonsten haben wir über die Nachbereitung von Expeditionen noch zu tun, sich ständig in den in den Bergen durch Bergführer Jobs durch die Ausbilder. Ich verfolge das aber auch aus dem Hintergrund heraus, aber leider muss man sagen, ist der Job dann eigentlich nach den zweieinhalb Jahren abgeschlossen, ja.
Markus Grübl
Es ist schön, dass die Bergwelt doch irgendwie klein ist und man sich einfach nicht verloren geht oder?
Christoph Gotschke
Das ist schon so. Also das ist klar, man geht ja nicht mit den 5 neuen Freunden nach Hause. Ich nehme meinen Job sehr ernst, aber mir ist schon klar, dass dann die Leute ihr Leben weiterleben und ich hab meins, mir ist zu Hause auch nicht langweilig. Und das passt auch so. Aber wir werden jetzt zweieinhalb Jahre zusammen gestalten und da freue ich mich wahnsinnig drauf.
Markus Grübl
Was wünschst du dir denn jetzt ganz konkret für den kommenden Kader? Irgendwas, wo du sagst, wenn das passiert, dann bin ich glücklich, dann bin ich zufrieden.
Christoph Gotschke
Also ich wünsche mir kurz und mittelfristig erstmal, dass wir einen Team bilden, wo der Prozess des Lernens und Trainierens im Vordergrund steht und das so verstanden wird, dass wir jetzt nicht morgen die Top Leistung bringen, sondern dass wir einfach einen nachhaltigen Prozess anfangen werden. Und ich möchte mit den Athleten eigentlich eine Startrampe bauen. Ich möchte eine Startrampe bauen, von wo dann die Athleten sozusagen durchstarten können, nicht mehr und nicht weniger. Die Erfahrung zeigt, dass die Athleten, die aus dem Kader kommen, eigentlich die Top Leistungen erst in ein 2 Jahren nach dem Kader eigentlich bringen. Das haben jetzt alle Beispiele gezeigt. Und wenn wir das gemeinsam verstehen, dass wir gerade eine Startrampe zimmern, um das vorzubereiten, dann bin ich gespannt was in 5 Jahren passiert. Aber wir sind jetzt natürlich nicht ein Bayern München, wo neuer Trainer kommt und dann muss der sozusagen am nächsten Wochenende die ersten Punkte mitnehmen. Sondern wir starten den Prozess und da müssen wir alle voll dabei sein, Profis sein, aber auch ein bisschen geduldig sein. Das ist ganz wichtig.
Markus Grübl
Das war jetzt eigentlich ein schönes Schlusswort. Auf eine Sache möchte ich nochmal nachhaken, weil du gesagt hast, dass es eben nicht darum gehen, dass manche Leute zu leistungsmotiviert sind. Kommt das hin und wieder vor?
Christoph Gotschke
Ja, also mal ganz mal ganz platt gesagt, das sind ja alles Anfang 20 jährige Testosteron-Bomber, die wollen alle am besten morgen Top Leistung bringen und das werden die auch. Die werden abrufen, was sie gerade können und da will ich auch gar nicht im Weg stehen. Leistung ist an sich nichts Schlechtes und sogar erstrebenswert, aber um als Alpinist nachhaltig gut zu sein, da muss man halt einen längeren Prozess anfangen und da müssen wir uns gemeinsam darauf einlassen, aber wir werden garantiert, und da bin ich auch sehr gespannt, was berichten können und werden auch während der Zeit garantiert tolle Ergebnisse abliefern. Was dann aus den Athleten in den Jahren darauf wird, da bin ich dann eigentlich richtig gespannt.
Angela Kreß
Das war Markus Grübl mit Eindrücken vom Sichtungscamp des Expedkaders im Allgäu. Wir dürfen gespannt sein, wie es mit dem jungen Team weitergeht, wer es in die Endauswahl schafft und welche spannenden Abenteuer sie noch erleben werden. Apropos Abenteuer der Frauen Kader ist am 11. Juli übrigens auf seine Abschluss Expedition nach Grönland gestartet. Wer mehr darüber und auch den Expedkader allgemein erfahren möchte, der schaut einfach auf alpenverein.de/Expedkader. Den Link packen wir euch auch noch mal in die Shownotes. Zum Schluss möchten wir noch danke sagen und zwar unseren Partnern Mountain Equipment, Edelrid und Katadyn. Die tragen dazu bei junge Alpinist innen zu fördern und für alle Herausforderungen in den Bergen vorzubereiten und ohne diese Unterstützung wäre der Expedkader nicht realisierbar. Das war es. Wir freuen uns, wenn ihr auch nächstes Mal wieder mit dabei seid. Bis dahin tschüß und auf Wiederhören.