Illustration eines Erste-Hilfe-Koffers
Ein Erste-Hilfe-Set sollte auf jeder Bergtour dabei sein. Illustration: Pixabay/Memed Nurrohmad
Einmaleins für die Erste Hilfe am Berg

Allgemeine Erste-Hilfe-Maßnahmen

Die Erstversorgung kann Leben retten. Denn in abgelegenen Regionen und bei schlechten Wetterverhältnissen (Sturm, Nebel …) kann es mitunter Stunden dauern, bis die organisierte Rettung den Unfallort erreicht. Deshalb hat Erste Hilfe oberste Priorität: Knochenbrüche versorgen, Verrenkungen erkennen und vieles mehr – ein Überblick.

Wunden

Wunden entstehen, wenn Gewebe verletzt wird.

Behandeln:

  • grobe Verschmutzungen aus der Wunde entfernen

  • die betroffene Stelle ohne weitere Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen großzügig mit sterilem Verbandsmaterial verbinden

  • wenn kein steriles Material vorhanden ist, die Wunde mit einem sauberen Tuch abdecken

Diese Verbände dienen zur Blutstillung und verhindern eine weitere Verschmutzung.

Muskelzerrungen/-faserrisse

Bei zu großer Belastung werden die Muskeln überdehnt. Je nach Schweregrad der Verletzung besteht die Gefahr, dass die Muskelmasse einreißt. Beim Muskelfaserriss kommt es zu Einblutungen und einer deutlichen Funktionseinschränkung, die meist eindeutig durch einen Schmerzpunkt lokalisierbar ist.

Behandeln:

  • PECH-Regel anwenden

    • Pause – Eis – Compression – Hochlagern

  • maximal 20 Minuten am Stück kühlen

    • Achtung: Eisbeutel/Gelkissen wegen der Gefahr von Erfrierungen nicht direkt auf der Haut anwenden, sondern eine Textilschicht dazwischen legen, zum Beispiel eine elastische Binde

  • Die Kompression des verletzten Muskels ist wichtig, um eine vermehrte Einblutung in den Muskel zu verhindern.

Quetschungen/Prellungen

Bei direkter, stumpfer Gewalteinwirkung kann unter der Haut liegendes Gewebe gequetscht oder schlagartig geprellt werden. Dabei entstehen häufig Einblutungen in den unteren Gewebeschichten. Auffällig ist ein starker Druckschmerz.

Behandeln:

  • PECH-Regel anwenden

    • Pause – Eis – Compression – Hochlagern

Armtrageschlinge. Illustration: Georg Sojer

Knochenbrüche

Gewalteinwirkung oder erhöhte Belastungen können zu Knochenbrüchen führen. Kennzeichen sind eine abnorme Stellung von Gliedmaßen und starke Schmerzen.

Behandeln:

Nach einem Bruch sind die Schmerzlinderung und die Sicherstellung der Durchblutung entscheidend: Scharfe Knochenenden können Gefäße verletzen, Fehlstellungen gefährliche Gefäßkompressionen verursachen.

  • bei Fehlstellungen (sehr vorsichtig) grobe Achsenkorrektur vornehmen: das betroffene Körperteil langsam und mit zunehmender Intensität, aber nicht ruckartig bewegen

  • betroffene Gliedmaße flachlagern und ruhigstellen – behelfsmäßig in Mittelstellung schienen, dabei die benachbarten Gelenke miteinbeziehen

  • wenn möglich, moderaten Dauerlängszug schaffen (Streckschienung), Knochen beiderseits des Bruches fixieren, Partie polstern und vor Kälte schützen

  • Achtung: Bei allen Brüchen in Gelenknähe keinen Längszug ausüben! Die Arterien können verletzt werden.

Offene Brüche

  • sterilen Verband anlegen

  • Im Zweifelsfall sind Blutstillung, das vorsichtige Einrichten des Bruches und Ruhigstellung wichtiger als Sterilität.

Spezielle Brüche

  • Schulter/Arm: mit Dreieckstuch ruhigstellen, Hand einbeziehen

  • Unterarm/Hand: mit Schienenverband ruhigstellen

Wirbelverletzungen

Verletzungen an der Wirbelsäule sind wegen möglicher schwerer Folgeschäden grundsätzlich sehr vorsichtig zu behandeln.

Bei Kopfverletzungen immer auch an eine Mitbeteiligung der Wirbelsäule denken und entsprechend handeln!

Behandeln:

  • Verletzte Person auf dem Rücken lagern – möglichst auf hartem Untergrund

  • Anschließend möglichst nicht mehr bewegen

Bei notwendigen Umlagerungen der verletzten Person (Entfernen aus dem Gefahrenbereich) Folgendes beachten:

  • Verletzte Person mit fixiertem Kopf transportieren, ohne Überstrecken und ohne Verdrehen oder Abknicken der Wirbelsäule („wie ein Brett“)

  • Verletzte Person bei Bewusslosigkeit dennoch in stabile Seitenlage bringen

Verrenkungen

Von einer Verrenkung spricht man, wenn der Gelenkkopf unter Kapselzerreißung aus der Pfanne ausgetreten ist.

Behandeln:

  • betroffenes Körperteil in angenehmster Lage ruhigstellen und verletzte Person zügig abtransportieren

  • nur durch Fachpersonal einrenken

Sprunggelenk

  • bei behelfsmäßigem Abtransport mit selbstgebauter Streckschienung (Stöcke) Schuhe anlassen, aber Schnürung lockern

Schulter

  • nur durch Fachpersonal einrenken

Pfählungs- und Fremdkörperverletzungen

Spitze herausragende Gegenstände (z. B. abgebrochene Äste) können in den Körper eindringen und stark blutende Wunden verursachen.

Behandeln:

  • Fremdkörper grundsätzlich in der verletzten Extremität oder Körperhöhle belassen

    • Der Gegenstand wirkt wie ein Verschluss-Stopfen und kann lebensbedrohliche Blutungen bei eventuell vorhandenen Gefäßverletzungen verhindern.

  • um Transportfähigkeit herzustellen, eventuell vorhandene Fremdkörper abtrennen

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