Drei Menschen im Klettersteig in felsiger Gebirgslandschaft
Unterwegs im Klettersteig, nur mit der richtigen Vorbereitung. Foto: DAV/Julian Rohn
Infos und Tipps zum Klettersteiggehen

Klettersteig: Video-Tutorials

Basics, Ausrüstung, Technik, Gefahren: In diesen Tutorials lernst du alles wichtige rund ums Klettersteiggehen.

#1 Bevor es losgeht - Basics beim Klettersteiggehen

Im ersten Video unserer vierteiligen Reihe geht es um die Basics beim Klettersteiggehen.

Klettersteig ist nicht gleich Klettersteig! Die einzige Gemeinsamkeit aller Arten von Klettersteigen sind das Stahlseil oder Eisentritte, die nach oben führen.

Klettersteig-Arten

  • Gesicherter Steig: Ein gesicherter Steig ist ein sehr anspruchsvoller Wanderweg, der an schwierigen Stellen Drahtseile und/oder Trittstifte bereithält.

  • Alpin-Klettersteig: Unter Alpin-Klettersteigen versteht man leichte bis mittelschwere Klettersteige, die zu Gipfeln führen, die Wandernde nicht erreichen können. Trittsicherheit in zum Teil absturzgefährdetem Gelände ist hier Pflicht!

  • Sportklettersteig: Sportklettersteige sind meist in Talnähe oder nicht weit von Hütten entfernt. Hier handelt es sich um anspruchsvollere und durchgehend mit Stahlseil gesicherte Steige. Im Vordergrund steht klar die sportliche Herausforderung, die mit spielerischen Elementen, wie Seilbrücken gegeben ist. Aber auch im alpinen Gelände gibt es teilweise Sportklettersteige.

Klettersteig-Schwierigkeitsgrade

Wie bei Wanderwegen auch, gibt es bei Klettersteigen eine Schwierigkeitsskala. Die Buchstaben A bis E zeigen an, wie anspruchsvoll die Tour ist:

  • Klettersteige A: technisch anspruchsvoller als mittelschwere alpine Wanderwege; ausgesetzte Passagen sind mit einem Drahtseil gesichert.

  • Klettersteige B: anspruchsvoll, da es in anhaltend steiles Felsgelände geht.

  • Klettersteige C: Hier ist Klettererfahrung gefragt. Es gibt Passagen, die geklettert werden; Armkraft und Technik sind wichtig. Ebenso das Bewusstsein über mögliche mentale Belastung in steilem und ausgesetztem Gelände.

  • Klettersteige D: nur für fortgeschrittene Klettersteiggeher*innen! "D" bedeutet lange, senkrechte und teilweise überhängende Abschnitte mit weniger Tritthilfen.

  • Klettersteige E: nur für Profis geeignet!

Wichtig: Der Schwierigkeitsgrad sagt nicht alles! Der Auf- und Abstieg, die Kondition und die mentale Belastbarkeit spielen ebenfalls eine große Rolle bei der Wahl des richtigen Klettersteigs.

Bevor es überhaupt in die Berge und den Klettersteig geht, muss die Tour richtig geplant werden. Gerade wer sich neu an die Sportart heranwagt, sollte leicht anfangen und sich nach und nach steigern. Klettertraining kann eine gute Vorbereitung sein.

Schon gewusst? Das Kursprogramm vieler DAV-Sektionen beinhaltet oft geführte Klettersteigkurse.

#2 Das braucht's - Ausrüstung am Klettersteig

Um sicher auf einem Klettersteig unterwegs zu sein, benötigt man neben Übung und Erfahrung natürlich auch die richtige Ausrüstung. In diesem Video zeigt euch DAV-Experte Lorenz, worauf ihr auf keinen Fall verzichten solltet.

Die Standardausrüstung am Klettersteig:

  • Klettersteigset

  • Klettergurt

  • Helm

Außerdem am Klettersteig sinnvoll:

  • Rastschlinge zur Selbstsicherung

  • Klettersteigtaugliche Schuhe

  • Handschuhe (robust und mit Grip)

  • Rucksack (nicht zu schwer)

  • Erste-Hilfe-Set

  • Verpflegung (Tipp: Riegel, Trockenfrüchte und Nüsse haben wenig Gewicht, geben aber gleichzeitig viel Energie.

Lebensdauer der Ausrüstung beachten

Hersteller machen Angaben zur Lebensdauer der Ausrüstung, diese sollten unbedingt beachtet werden. Sollte vor Ablaufen der Lebensdauer ein Mangel oder Schaden entstehen z.B. wenn der Bandfalldämpfer bereits ein bisschen offen ist, bitte sofort aussortieren - Sicherheit geht immer vor!

Partnercheck am Klettersteig

Bevor es losgeht, checkt bei euch und eurer Begleitung, ob die Ausrüstung richtig angebracht und funktionstüchtig ist.

#3 Gefahren am Klettersteig vermeiden - Blockaden

Die Hauptursache für Notfälle im Klettersteig sind Blockaden, die meist durch physische oder psychische Überforderung entstehen. Vor allem in alpinem Gebiet kommt es auch vor, dass Sporttreibende von der Route abkommen und gerettet werden müssen.

Nicht die Zahl deiner Touren machen dich erfahren, sondern, wie du die guten und schlechten Situationen auf Tour verarbeitest.
- Lorenz Berker, DAV-Sicherheitsforschung

Um Problemen vorzubeugen, hilft die richtige Tourenplanung. Essenziell ist dabei die ehrliche und realistische Selbsteinschätzung aller Gruppenmitglieder.

Wichtige Fragen: Was möchte ich erleben? Wie lang soll die Tour werden? Welches Gelände - alpin oder talnah? Wie hoch soll der Anspruch sein - sportlich-fordernd oder eher entspannt?

Damit die Tour ein Erfolg wird, sollten alle mit den Anforderungen der Route zufrieden und einverstanden sein.

Zur richtigen Tourenplanung gehört auch: Notausstiege oder leichtere Alternativrouten bereits vor der Tour zu kennen!

DAV-Tipp:

Sechs Personen ist eine gute Gruppengröße, um eine funktionierende Kommunikation noch gewährleisten zu können.

Sind Kinder mit dabei, ist besondere Planung notwendig. Alle Infos dazu gibt es im Artikel Mit Kindern & Jugendlichen am Klettersteig.

Neben der Tourenplanung sind natürlich die aktuellen Wetterbedingungen ausschlaggebend. Auch wenn während der Planung die Verhältnisse noch gut aussahen, sollten sie am Tag der Tour unbedingt nochmal gecheckt werden.

Die wichtigsten Regeln sind:

  • Keine Tour bei Gewitter! Drahtseile können wie Blitzableiter fungieren.

  • Bei Regen besteht eine erhöhte Verletzungs- und Absturzgefahr durch rutschigen Untergrund.

  • Auch sonniges Wetter kann an den Kräften zehren und zu erhöhter psychischer Belastung führen.

  • Vor jeder Tour muss das Bergwetter gecheckt werden.

  • Der wöchentliche Bergbericht gibt wichtige Hinweise zu den Bedingungen im Gebirge.

Gerade in beliebten Klettersteigen sind oft viele Menschen. Deshalb ist gutes Zeitmanagement Pflicht für einen Tag im Klettersteig. Frühes Losgehen kann oft schon helfen, Gedränge und Staus zu vermeiden.

Tipp: Auf die im Führer angegebenen Zeitangaben noch einen individuellen Sicherheitspuffer aufschlagen.

# 4 Technik & Verhalten am Klettersteig

Wie immer am Berg, gibt es auch in Klettersteigen verschiedene Techniken und Verhaltensregeln, die den Tag draußen etwas einfacher oder sicherer machen können.

Verhalten

  • Abstand halten. Bei einem Sturz benötigt der Bandfalldämpfer bis zu zwei Meter, um sich ganz zu entfalten, so viel Abstand sollte also mindestens eingehalten werden. Ein Stahlseilsegment ist eine gute Richtlinie, für einen sicheren Abstand zu Vorauskletternden.

  • Auf den Untergrund achten und möglichst keine Steine lostreten. Und das wichtigste: Freundlich bleiben und gegebenenfalls Hilfe anbieten.

  • Schon die Oma sagte immer: "Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem andern zu" - das heißt Rücksicht auf andere nehmen. Pausen zum Beispiel nur da machen, wo andere sicher überholen können.

Technik

  • So kraftsparend wie möglich vorgehen. Die Arme nicht anziehen, lieber das Gewicht vor allem auf die Füße verteilen.

  • In steilerem Gelände die Arme gestreckt halten und die Füße so hoch wie möglich positionieren. Anschließend mit Schwung den Körper über die Standfläche ziehen.

  • Für eine Pause im Klettersteig ist eine Rastschlinge sinnvoll, aber bitte immer darauf achten, diese langsam zu belasten und dann straff unter Last zu halten.

  • ACHTUNG: Eine Rastschlinge ist keine Sturzsicherung!

DAV-Tipp:

Die Stahlstifte der Drahtseilbefestigung zum sicheren Greifen nutzen. Ein langer Arm schont den Bizeps und die Karabiner lassen sich meist direkt mit schieben.

Um Kraft zu sparen, ist es auch möglich, den Ellenbogen ins Drahtseil zu klemmen, um die Karabiner umzuhängen.

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