Uwe Roth vor Alpenkulisse
Der CIPRA-Präsident Uwe Roth ist in den Alpen zuhause. Foto: Alexander Virag
CIPRA-Präsident Uwe Roth im Interview

"Oft fehlt einfach der politische Wille"

Uwe Roth ist neuer Präsident der internationalen Alpenschutzorganisation CIPRA. Er hält die großen Herausforderungen des Alpenraums wie das Artensterben oder den Besucherdruck für lösbar und möchte mit der CIPRA den Entscheidungsträger*innen Druck machen.

Ende September 2024 wurde Uwe Roth zum neuen Präsidenten der Alpenschutzkommission CIPRA International gewählt. Zuvor war er über acht Jahre bei CIPRA Deutschland tätig, von 2018 bis 2024 als Geschäftsführer. Hier betreute er zahlreiche Projekte zur Förderung des alpinen Umweltschutzes.

Uwe Roth führt als zertifizierter Bergwanderführer Touren in alpinen Regionen und bildet im Bundeslehrteam des DAV Wanderleiter*innen aus. Mit seinem großen Wissen über die Herausforderungen des Alpenraums möchte er möglichst viele Menschen für dessen Schutz begeistern.

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Herr Roth, die CIPRA gibt es seit 1952. Was sehen Sie als ihren bisher größten Erfolg an?

Uwe Roth vor Alpenkulisse Uwe Roth

Das ist sicherlich nach wie vor die Alpenkonvention. Eine solche internationale Konvention war seit den Anfangszeiten der CIPRA eine zentrale Forderung. Anfang der 1990er Jahre war es dann soweit: Alle acht Alpenstaaten einigten sich auf gemeinsame Ziele zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Alpen. Auch gut dreißig Jahre später sind wir von der Alpenkonvention überzeugt, machen sie zur Leitlinie unseres Handelns und haben ein kritisches Auge auf ihre Einhaltung.

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Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie an die kommenden Jahre als CIPRA-Präsident denken?

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Ich freue mich sehr auf die grenzüberschreitende gemeinsame Arbeit an den großen Themen unserer Zeit. Und dabei auch ins Gespräch mit den Entscheidungsträger*innen zu kommen. So deprimierend die Auseinandersetzung mit der Klima- oder der Biodiversitätskrise und den fehlenden politischen Weichenstellungen manchmal ist, geben die gemeinsamen Aktionen, Gespräche und Diskussionen Kraft immer weiter zu machen. Die Hände in den Schoß zu legen, wäre bei der Größe der Herausforderungen sowieso keine Option.

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Wo sehen Sie denn die größten Herausforderungen für die Zukunft der Alpen? Und welche Rolle kann die CIPRA dabei spielen?

Uwe Roth vor Alpenkulisse Uwe Roth

Die Herausforderungen in den Alpen sind sehr vielfältig. Einige sind global und betreffen auch die Alpen, wie die Klimakrise oder das Artensterben. Andere entfalten gerade im Alpenraum eine besondere Dynamik, wie Besucherdruck auf Hotspots oder der Gütertransitverkehr. Allen gemein ist, dass sie nicht unlösbar sind. Oft fehlt schlicht der politische Wille oder der öffentliche Druck, um etwas zum Guten zu verändern. Hier kommt die CIPRA ins Spiel. Wir wollen aufklären und vor allem wollen wir Druck auf die Entscheidungsträger*innen ausüben, mutig die notwendigen Schritte zu gehen, damit auch kommende Generationen einen lebenswerten und ökologisch so wertvollen Alpenbogen vorfinden.

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Sie fühlen sich den Alpen verbunden - wo befindet sich denn Ihr persönlicher Lieblingsplatz?

Uwe Roth vor Alpenkulisse Uwe Roth

Das sag ich nicht, denn auch über Interviews wie dieses werden Besucherströme gelenkt (lacht). Was ich verraten kann, ist, dass er nah an meinem Zuhause liegt. Ich kann jedem nur empfehlen, solche Plätze vor der eigenen Haustür zu suchen. Nachdem der Drang nach Fernreisen bei vielen Menschen nach dem Coronadämpfer wieder groß ist, ist das leider nicht mehr selbstverständlich.

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