Auch wenn die Einstiegshürde beim Wandern recht niedrig liegt, schadet es also nicht, sich vor dem ersten Mal ein paar Gedanken über die richtigen Klamotten zu machen. Die Grundbausteine des Wanderoutfits sind vernünftige Schuhe, eine bequeme Hose, ein funktionelles, schnelltrocknendes und atmungsaktives Oberteil und je nach Witterung eine (wetterfeste) Jacke.
Nachhaltigkeit ist – wie in vielen Bereichen – auch am Berg und bei der Kleidung ein wichtiger Aspekt. Immer mehr Hersteller legen Wert auf umweltschonende und faire Produktion und Materialien. Recycling und verschiedene Nachhaltigkeitssiegel sind hier das Stichwort. Weitere Infos zu nachhaltiger Outdoorbekleidung findet ihr im Rahmen unserer Kampagne #machseinfach.
Investition in unvergessliche Bergerlebnisse
Wenn es nicht bei der einen Bergtour bleiben soll, sollte man ruhig ein bisschen in die richtigen Produkte investieren. Denn mit der falschen Kleidung ist eine Bergtour nur der halbe Spaß. Am besten stellt ihr euch eure Wanderbekleidung als Team vor, das Hand in Hand arbeitet. Mit der korrekten Anwendung des Zwiebelprinzips seid ihr für fast jede Eventualität gewappnet, denn wie bei der Zwiebel setzt sich das optimale Wanderoutfit aus verschiedenen Schichten zusammen:
Die erste Lage, oder auch Unterwäsche
Die zweite Lage, eine Wärmeschicht
Die dritte Lage als Schutz vor Wasser und Wind
Profis haben dennoch immer Wechselkleidung dabei, denn sie wissen: Auch die besten Produkte kommen irgendwann an ihre Grenzen.
Der Trick beim Zwiebelprinzip der Bekleidung heißt: So warm wie nötig, so frisch wie möglich. Wer schwitzt, braucht mehr Energie und läuft Gefahr, beim Stehenbleiben zu frieren. Deshalb solltet ihr wärmende Klamotten ausziehen, bevor ihr richtig zu schwitzen anfangt. Und bei der Pause wird dann der Wärme- und Windschutz als erstes wieder angezogen. Das soll natürlich nicht dazu führen, dass ihr bei jedem Wechsel von Sonne und Schatten eine Klamottenpause macht, denn zu viel Stehenbleiben zehrt auch an der Kondition. Mit den ersten Wander-Erfahrungen werdet ihr schnell merken, wie groß euer individuelles Wohlfühl-Intervall ist – und wann ihr was an- oder ausziehen müsst.
Was brauche ich denn nun wirklich?
Die wichtigsten Kleidungsstücke – und was ihr dazu wissen solltet – haben wir hier für euch zusammengefasst.
Schuhe
Wanderschuhe gibt es in verschiedenen Ausführungen: Von leichten Schuhen für kürzere Wanderungen und Trailrunning (Kategorie A), über klassische Wanderstiefel (Kategorie B) bis zu Schuhen für alpines Gelände (Kategorie C) und festen Bergstiefeln für extreme Touren (Kategorie D). Ab Kategorie B sollten die Schuhe einen hohen Schaft und eine mehrzonige Schnürung haben für mehr Stabilität. Bei der Auswahl achtet ihr am besten auf anatomische Gesichtspunkte wie die persönliche Fußform und -breite, die Risthöhe und Knöchelposition, die Stabilität und Dämpfung des Schuhs sowie das Obermaterial (häufig sind atmungsaktive und wasserdichte Membrane wie Gore-Tex verarbeitet). Wichtig am Berg ist auch eine Sohle mit griffigem Profil. Hier erfahrt ihr, wie ihr den richtigen Schuh für eure Anforderungen findet. Nachhaltigkeitstipp: Eure Bergschuhe solltet ihr regelmäßig nachimprägnieren, und zwar am besten mit einem Mittel, das ohne Fluorkarbone (PFC) auskommt.
Socken
Man möchte kaum glauben, was eine gute Wandersocke ausmacht – insbesondere, wenn man zu Blasen neigt. Dabei helfen eine perfekte Passform und ein feuchtigkeitsregulierendes Material (Kunstfaser, Merinowolle oder Mischgewebe).
(Funktions-)Unterwäsche
Im Zusammenspiel kann euer Wanderoutfit nur so gut sein wie sein schwächstes Glied. Das heißt, auch bei der Unterwäsche ist auf Funktionalität zu achten. Unterwäsche aus Baumwolle zum Beispiel saugt sich schnell mit Schweiß voll und durchbricht so die gesamte Kette der Atmungsaktivität schon von Beginn an. Besser sind Stoffe wie Merinowolle, Polyester oder Mischgewebe mit anderen strapazierfähigen und elastischen Kunstfasern.
Hose
Bei der Hose sind Bequemlichkeit und Komfort das A & O. Am besten probiert ihr verschiedene Materialkombinationen und Hersteller, bevor ihr eure Wahl trefft. Besonders praktisch sind Zip-off-Hosen, die ihr je nach Witterung einfach als kurze oder lange Variante tragen könnt. Für den Winter gibt es auch wärmere Varianten, zum Beispiel aus Softshell. Bergtipp: Wenn ihr im tiefen Schnee unterwegs seid, könnt ihr die Hose mit Gamaschen kombinieren. So kommt garantiert kein Schnee von oben in die Schuhe und die Hosenbeine werden nicht nass.
Shirt
Bei Sportshirts habt ihr für gewöhnlich die Wahl zwischen synthetischen Materialien (ist geruchsintensiver, dafür oft günstiger) oder Merinowolle (wärmt auch noch in feuchtem Zustand, ist besonders angenehm zu tragen und bleibt relativ lange frisch). Nachhaltigkeitstipp: Bei Merinowolle solltet ihr auf die Herkunft achten! Rund 90 Prozent der Wolle kommt aus Australien. Das dort praktizierte „Mulesing“ – das Herausschneiden von Hautfalten, um das Einnisten von Larven zu verhindern – ist aus Tierschutzsicht untragbar. Verschiedene Siegel wie GOTS (Global Organic Textile Standards) oder RWS (Responsible Wool Standard) garantieren, dass die Wolle mulesing-frei produziert wurde.
Wärmeschicht
Für eine angenehme Temperierung beim Loslaufen, bei Kälte oder bei der Pause bieten sich Fleecejacken oder Funktionspullis an. Fürs Wandern bieten sich besonders Stretch- oder Thermo-Fleece an. Die einzelnen Kleidungsschichten müssen zusammenpassen: Wenn die Hardshell-Jacke nicht über den dicken Winter-Fleece passt, wird’s schwierig. Wichtig: Ärmel und Rückenpartie sollten nicht zu kurz sein, unter den Achseln sollte es nicht zu eng werden! Wie diese sogenannten Midlayer funktionieren, erfahrt ihr hier.
Jacke
Insbesondere bei der Jacke hängt die Wahl stark am Einsatzzweck: Für kühle und windige Tage nehmt ihr eine Softshell, bei richtigem Sauwetter solltet ihr eine Hardshelljacke zur Hand haben, ergänzend bei besonders kalten Temperaturen: Fleece. Für alle, die viel in wirklich kalten Regionen wie dem Hochgebirge unterwegs sind, macht auch die Anschaffung einer Jacke mit Isoliermaterialien aus Kunstfaser oder Daune Sinn. Eine warme und trockene Jacke sorgt für angenehme Pausen, ob unterwegs oder am Gipfel. Reißverschlüsse belüften kritische Stellen beim Aufstieg.
Softshell-Jacke: In Konstruktion und Eigenschaften haben Softshells Schnittmengen mit Fleece und Hardshell. Besonders zeichnen sie sich durch den Tragekomfort aus: sie sind weich, warm, dehnbar und sehr atmungsaktiv. Die Softshell kann je nach Witterung als Außenschicht oder als Schicht unter der Hardshell getragen werden.
Hardshell-Jacke: Bei Hardshell handelt es sich um Regen-/Outdoorjacken, die wasserdicht und atmungsaktiv sind. Welche Technologien dafür sorgen, dass Bekleidung wasserdicht und atmungsaktiv ist, erfahrt ihr hier. Nachhaltigkeitstipp: Hinsichtlich des Umweltschutzes sind Jacken mit Imprägnierung ohne Fluorkarbone (PFC) und Materialien aus recyceltem Plastik ideal.
Warme Jacke: Wenn die Jacke vor allem wärmen soll, sind Kunstfaser- oder Daunenjacken die richtige Wahl. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile: Kunstfaser hält auch bei Nässe noch warm, trocknet schneller und ist etwas preiswerter – für Wanderungen in den Alpen für gewöhnlich ausreichend. Bei Isolation, Gewicht und Packmaß liegt Daune vorne, Nachteil ist hier ganz klar der Tierschutz-Aspekt. Hybrid-Konstruktionen vereinen die Vorteile verschiedener Varianten: Sie verwenden etwa an besonders schweißträchtigen Stellen (Achseln) Schafwolle, an der Front und an den Ärmeln dagegen Daune. Nachhaltigkeitstipp: Wenn es eine Daunenjacke sein soll, solltet ihr auf Tierwohl-Zertifikate achten. Zum Beispiel das RDS-Siegel (Responsible Down Standard), das garantiert, dass die verwendeten Daunen oder Federn ausschließlich von tierschutzgerecht behandelten Gänsen stammen, oder Zertifikate, die garantieren, dass nur Daunen von toten Vögeln (aus der Fleischproduktion) verwendet werden.
Handschuhe, Halstuch, Mütze/Stirnband
Nach Bedarf, am besten winddicht und wasserabweisend. Vor allem eine leichte Mütze hält den Kopf warm. Bei Wind freut man sich besonders, dass man die paar Gramm Mehrgewicht mitgetragen hat. Eine leichte Schildmütze bedeutet bei starker Sonnenstrahlung auch einen gewissen Hautschutz und schützt Brillenträger*innen im Nieselregen. Handschuhe sind vor allem bei Notfällen ein wertvoller Wärmeschutz für die empfindlichen Finger; wer mit Wanderstöcken unterwegs ist, hat durch sie auch einen Abriebschutz für die Haut.