Bartgeier
Bis zu drei Meter Flügelspannweite: der Bartgeier. Foto: DAV/Karl Seidl
Größter Greifvogel Europas

Der Bartgeier

Lange Zeit hatte der Bartgeier ein Imageproblem: Früher war er als Lämmerfresser oder gar Kinderräuber verschrien. Dabei frisst er ausschließlich eines: Aas.

Kurz & knapp

Lebensraum

Seine Flügelspannweite von bis zu drei Metern verhilft dem Bartgeier in die Liga der größten flugfähigen Vögel der Welt. Der Bartgeier lebt in felsigen, unwegsamen Regionen. Seinen Horst baut er in hohen Felswänden, in den Alpen zumeist auf 1400 bis 2400 Metern. Gelegentlich nutzen Bartgeier auch verlassene Steinadlerhorste.

Größe und Gewicht

Die Spannweite des Bartgeiers übertrifft die aller anderen Alpenvögel. Er hat eine Körperlänge von 94–125 Zentimeter, sein Gewicht liegt zwischen 4,5–7 Kilo. Zu erkennen ist der Bartgeier im Flug insbesondere an seinem keilförmigen Schwanz sowie den gelb-rötlichen Brustfedern. Der Name des Bartgeiers leitet sich aus den schwarzen Federn ab, die wie Borsten oder eben wie ein Bart unter dem Schnabel abstehen.

Nahrung, Nachwuchs & Alter

Entgegen aller ihm angedichteten Geschmacksvorlieben: Der Bartgeier ist ein reiner Aasfresser. Er verschlingt – unzerkleinert – bis zu 25 Zentimeter lange Knochen.

Bartgeier leben in festen Partnerschaften und paaren sich im November/Dezember. Zwischen Dezember und Februar legt das Weibchen zwei Eier ab und brütet sie knapp zwei Monate aus; aufgezogen wird allerdings immer nur ein Junges, da das stärkere das schwächere aus dem Nest drängt. Nach etwa vier Monaten verlässt das Jungtier erstmals den Horst.

Bartgeier werden bis zu 45 Jahre alt.

Alpen-Tier-Talk

Der Bartgeier heißt

  • Wissenschaftlich: Gypaetus barbatus

  • Englisch: Bearded Vulture

  • Französisch: Gypaète barbu

  • Italienisch: Gipeto

  • Slowenisch: Brkati ser

Im Alpenraum heißt der Bartgeier volkstümlich auch Berg-, Gemsen-, Gold-, Joch- oder Lämmergeier.

Den Bartgeier erkennt man an den gelb-rötlichen Brustfedern. Foto: DAV/ Hans Rüdiger Weyrich

Schutz & Verbreitungsgebiete in Deutschland

Der auch in Europa ursprünglich weit verbreitete Bartgeier galt in den Alpen lange als ausgestorben: Die letzte Tötung durch den Menschen wurde 1914 im Aostatal/Italien dokumentiert.

In den 1980er Jahren wurden internationale Wiederansiedlungsprogramme ins Leben gerufen, die allmählich greifen: In Zoos geborene Küken wurden regelmäßig im Gebirge ausgewildert.

Erste (wilde) Brutversuche gab es Anfang der 1990er Jahre, inzwischen werden im gesamten Alpenbogen rund 40 Paare gezählt; europaweit leben heute etwa 200 Bartgeier in freier Wildbahn.

In Deutschland lassen sich in den Alpen vor allem im Allgäu seit einigen wenigen Jahren immer wieder vereinzelte Bartgeier sehen. Brutvogel ist er hierzulande jedoch noch nicht wieder.

Im Juni 2021 wurden zwei Bartgeierweibchen im Nationalpark Berchtesgadener Land ausgewildert – ein erster Schritt, um den Bartgeier wieder in Bayern heimisch werden zu lassen.

Weitere Info

Da im Alpenraum nur eine sehr geringe Zahl von Bartgeiern lebt, sind jegliche Beobachtungen für die Bartgeier-Forschung von Interesse. Sichtungen gerne melden:

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