003_(c)thomas_schermer__tsc9543_web-1718485082.jpg
Livestream und Ergebnisse zur DMB auf einen Blick!

Das war die Deutsche Meisterschaft Bouldern 2024

Am 14. und 15. Juni trafen sich Deutschlands beste Kletter*innen zur Deutschen Meisterschaft im Bouldern. Das nationale Kräftemessen fand in diesem Jahr im Studio Bloc in Pfungstadt statt, das Kletterfans durch die internationale Wettkampfreihe "Bloc Masters" wohl bekannt sein dürfte. Hier gibt es alle Ergebnisse und den Replay des Livestreams.

Ergebnisse der Deutschen Meisterschaft Bouldern 2024

Ergebnisse der Frauen:

  1. Anna Maria Apel (DAV München & Oberland)

  2. Alma Bestvater (DAV Weimar)

  3. Afra Hönig (DAV Landshut)

Ergebnisse der Herren:

  1. Yannick Flohé (DAV Aachen)

  2. Elias Arriagada Krüger (DAV Alpinclub Berlin)

  3. Lucas Christian Trandafir (DAV Regensburg)

Alle Ergebnisse gibt es auf digitalrock.de oder in der App "blueRock" (Apple/Google)

Die Deutsche Meisterin Anna Maria Apel. Foto: DAV/Markus Grübl

Yannick Flohé und Anna Maria Apel holen die Titel

Anders als in den Qualifikations- und Halbfinalrunden starten die Athletinnen und Athleten im Finale wie gewohnt gemeinsam in die Boulder – je zwei Personen zur selben Zeit.

Finale der Herren:

M1: Der erste Boulder bei den Männern führte über große schwarze Volumen, die mit akribischer Sorgfältigkeit überwinden werden wollten, über eine Plattenstelle mit eine großen Seitgriff und einer kleinen Leiste zum ebenso kleinen Topgriff. Als erster durfte sich Thorben Perry Bloem an der Wand versuchen. Einmal rutschte er aus den glatten Volumen, konnte aber im zweiten Go abliefern. Top für Bloem! Auch für Emil Zimmermann stellte der Boulder kein großes Problem da, er brauchte lediglich einen Versuch mehr als sein Vorgänger. Yannick Flohé fand zu Beginn nicht so richtig in die delikate Stelle, ihm rutschte der Fuß einige mal vom angepeilten Tritt. Dann toppte er  im finalen Go dann aber sichtlich mühelos. Genau wie Max Kleesattel und Elias Arriagada Krüger, die beide nur vier Mal anrücken mussten.

M2: So etwas gab es noch nie: Über einen Sprung ging es über große Volumen laufend an zwei gelbe dualtexture Griffe – die Intention der Routenbauer war besonders: Aus dem Laufen heraus sollten die Hände zwischen die beiden Griffe geklemmt werden. Dass das wirklich funktionieren sollte bewies einzig Trandafir. Nach wenigen versuche steckte seine Hand, unglaublich! Wo kam denn eigentlich dieses junge Wundertalent her?! Zwei weitere Tops sah der Boulder außer ihm. Auch Yannick Flohé und Elias Arriagada Krüger brillierten in dem Problem. Sie fingen den gedachten Klemmer kurzer Hand auf Schulter ab und spielten sich mit dem Rest. Es sollte ein enges Rennen in den letzten beiden Bouldern werden!

M3: Jetzt ging es ach bei den Männern in den Überhang. Gelbe dualtexture Sloper zwangen zu komplizierten Körperpositionen und athletischen Zügen. Sollte sich hier zeigen, wer das Zeug zum Deutschen Meister hatte? Vielleicht schon: Einzig Flohé gelang der Durchstieg. Ein wichtiger Vorsprung. Sollte er den letzten Boulder toppen, wäre ihm der Titel sicher. Extrem knapp war es auch für Arriagada Krüger. In den letzten Sekunden kam er noch bis zum vorletzten Griff, bevor er sich geschlagen geben musste.

M4: Der letzte Boulder führte die Athleten dann nochmal in steiles Gelände, genauer gesagt in den steilsten Bereich der Wettkampfwand. Vom Start ging es über einen Sprung an große Griffe, die kompressionsartig zusammengepresst werden mussten. Hangelnd ging es weiter in ein vertikales Stück, von dem es mit einem weiten Hangelsprung nach rechts oben ans Ziel ging. Sollte Flohé hier toppen, wäre er der alte und neue Deutsche Meister. Sollte ihm dieses Kunststück gelingen? Er kam als dritter auf die Matte, die Spannung war kaum auszuhalten. Auflösung: Es dauerte nicht lange bis der Aachener frech, an einem Arm baumelnd, vom Top herunterlachte. Der Deutsche Meister heißt Yannick Flohé!

Finale der Damen:

F1: Wenn man nicht genau hingesehen hätte, hätte man beinahe keine Tritte oder Griffe gesehen – lediglich große graue Volumen zierten die Wand. Eine Plate, die es in sich hat? Scheinbar nicht, so sahen das zumindest Alma Bestvater und Anna Maria Apel, die den Boulder ohne zu zögern beinahe schon durchtanzten und den dynamischen Zug an den Zielgriff locker wegflashten. Auch Afra Hönig und Florence Grünewald sicherten sich das Top, brauchten dabei allerdings ein paar Versuche mehr.

F2: Nach der Platte wird es natürlich auch Zeit für Überhang. So zumindest hier bei der Deutschen Meisterschaft im Studio Blog in Pfungstadt. Große abschüssige Griffe führten durch äußerst steiles Terrain über kräftige Blocker nach oben. Mindestens einmal mussten dabei die Füße von der Wand wegkommen, dafür braucht es Kraft. Und die hatte allen voran Alma Bestvater. Nach ihrem Flash in F1 legte sie gleich nochmal nach: Flash in F2, Wahnsinn! Nach ihr gelang es nur Hönig sich durchzubeißen, sie brauchte insgesamt sechs Versuche.

F3: Von Rechts nach Links – so lautete die Vorgabe im dritten Problem bei den Frauen. Wieder ging es über große Volumen und nur wenig texturierte Griffe in einer Vertikalen Wandneigung traversierend entlang. Das Besondere: Gleich am Anfang musste man dynamisch in die Zone, einen Untergriff, weiterleiten. Zur Zone kamen noch drei Teilnehmerinnen, nämlich Florence Grünewald, die den Sprung als erste schaffte, Jungtalent Apel und auch Anna Lechner. Apel und Lechner blieben aber dort nicht stehen sondern kletterten gleich noch bis zum Ende weiter. Noch immer ist alles offen! Es sollte sich am letzten Boulder entscheiden.

F4: Auch bei den Frauen war im letzten Boulder Springen angesagt. Aus zwei Untergriffen heraus mussten gute Griffe angepeilt werden, die allerdings so gedreht waren, dass man nicht stabil hängenbleiben konnte, sondern dynamisch zum besten Griff weiterleiten musste. Ein spektakulärer Boulder, der dem Publikum richtig einheizte – hier sollte sich alles entscheiden. Alma Bestvater legte zu Beginn gleich mal vor. Zwei Versuche brauchte es, bis sie vom Zielgriff triumphierte, aufgrund ihrer Flashs in F1 und F2 standen die Chancen gut für sie. Nur Apel konnte sie jetzt noch einholen – sie brauchte das Top. Und genau das holte sie sich! Die gerade einmal 18-jährige ist Deutsche Meisterin.Unglaublich dramatisch war es bei Florence Grünwald: Sie machte sich gut, ganz wollte es allerdings nicht klappen. Sie setzte in den letzten Sekunden noch mehre Versuche hinein, fiel jedoch am Ende unkontrolliert und blieb erstmal auf der Matte liegen. Hatte sie sich verletzt? Zum Glück nicht, sie kam mit einem Schock davon.

  • Den Replay zum Finale der Damen und Herren gibt es hier.

Der Deutsche Meister Yannick Flohé. Foto: DAV/Markus Grübl

Halbfinale der Herren: Routiniers vs. Newcomer

Drei von Vier - das ist die Quote, die den Herren im Halbfinale der DM Bouldern heute am Ende abverlangt war. Wer drei der Probleme toppte, konnte sich bequem ins Finale befördern. Leichter gesagt als getan: Die Routenbauer*innen hatten sich alle Mühe gegeben für die Athleten und auch für die Zuschauenden spannende Bewegungen an die Wand zu zaubern - und genau das gelang ihnen! Von doppelten Sprüngen in M1 über einen brachialen Überhangboulder M2, athletische und dynamische Züge in M3 bis hin zu einer spektakulären Drehbewegung über Volumen, kleine Tritte und sogar Plexiglas - vielleicht der neueste Schrei im Wettkampfbouldern? - in M4, es war von allem etwas dabei. Ähnlich wie bereits in der Qualifikation dominierten überwiegend die Nationalkaderathleten, aber es gab diesmal auch eine Überraschung. Bis ganz zuletzt führte der erst 16-jährige Newcomer Lucas Christian Trandafir das Feld der Halbfinalisten an, als einziger Athlet erreichte er alle Tops. Wer hatte damit gerechnet? Nur der Führende aus der Quali Elias Arriagada Krüger machte ihm das nach, allerdings mit ein paar Versuchen weniger, was ihm auch in dieser Runde Platz 1 sicherte. Spannend machte es am Ende Weltstar Yannick Flohé: Im letzten Boulder brauchte er für den Einzug ins Finale zwingend die Zone, fiel aber wiederholt kurz davor aus der Drehbewegung heraus. Dann schaffte er es doch noch bis zum Ende, berührte dort aber nicht korrekt den Zielgriff und musste - trotz Protest- nochmal ran. In den aller letzten Sekunden konnte er den Boulder noch für sich werten. Im Finale mit Krüger, Trandafir und Flohé sehen wir auch Max Kleesattel, Emil Zimmermann und Thorben Perry Bloem.

  • Den Replay zum Halbfinale der Herren gibt es hier.

Der 16-jährige Newcomer Lucas Christian Trandafir. Foto: DAV/Markus Grübl

Apel, Wienand und Hönig führen im Halbfinale

Vier Boulderprobleme trennten die Teilnehmenden im Halbfinale vom Weiterkommen und nur sechs von den 20 Frauen würde das Kunststück gelingen. Gleich Boulder Nummer 1 sollte bei der Auswahl der Finalistinnen helfen: Den dynamischen Weiterleiter zum Topgriff schafften nur vier Athletinnen. Die erste, die den spektakulären Zug hinbekam war die Landshuterin Afra Hönig, die sich damit schnell einen Vorsprung sichern konnte. Gute Voraussetzungen für die darauffolgenden Routen, die weiter anspruchsvoll bleiben sollten. Lediglich F2 war eine zwar wackelige, aber dennoch gut zu meisternde Platte, die viele Tops und sogar einige Flashs sehen sollte. Die letzten beiden überhängenden Probleme forderten weniger Technik, dafür aber massig Kraft. Dass sie die hatten, bewiesen Afra Hönig, Roxana Wienand und Florence Grünewald. Sie machten kurzen Prozess und kletterten die Boulder ohne sichtliche Anstrengungen auf den ersten Versuch - unglaublich. Besonders eng war das Rennen zwischen Hönig und Wienand, die in der gesamten Halbfinalrunde dieselbe Anzahl an Versuchen für die Boulder brauchten - am Ende entschied nur die Vorwertung in der Quali über die jeweiligen Platzierungen - mit dem Ergebnis: Wienand auf 1, Hönig auf 2. Doch da war die Rechnung noch ohne das 18-jährige Jungtalent Anna Maria Apel gemacht. Boulder Nummer 1 gelang ihr mit nur 3 Versuchen am schnellsten überhaupt und den Rest flashte sie ohne mit der Wimper zu zucken. Wenn sie so weitermacht, hat sie gute Chancen auf den Titel. Neben Wienand, Hönig und Grünewald muss sie sich dafür aber auch gegen die Münchnerin Anna Lechner und die Routinierin Alma Bestvater durchsetzen. Noch ist alles offen!

  • Den Replay zum Halbfinale der Frauen gibt es hier.

Afra Hönig im Hangelmodus. Foto: DAV/Markus Grübl

Die Quali der Herren ist vorbei!

Nach den Frauen waren am Nachmittag dann auch die Boulder-Männer dran. Das Routenbau-Team um Luke Brady zauberte in der Wettkampfpause ein Set neue und spannende Boulder an die Wand - und traf damit ziemlich genau ins Schwarze. Die Boulder waren weder zu leicht noch zu schwer. Zwei Platten - M1, M2 und M5 - waren für fast alle Athleten gut machbar, ein wenig anders sah es - übrigens genau wie bei den Frauen - mit Boulder 3 und 4 aus. Die beiden Überhang-Probleme erforderten extrem viel Kraft und trennte die Spreu vom Weizen. 5 von 5 Tops konnten sich wenig überraschend nur drei bekannte Athleten aus dem Nationalkader, nämlich Elias Arriagada Krüger, Yannick Flohé und Lasse von Freier sichern. Ob sie dieses Kunststück in den nächsten Runden wiederholen können, sehen wir morgen. Das Halbfinale der Herren startet um 14:00 Uhr. Das gemeinsame Finale der Herren und Frauen geht um 19:20 über die Bühne.

  • Den Replay zur Qualifikation der Herren gibt es hier.

Max Kleesattel schiebt sich durch die Platte. Foto: DAV/Thomas Schermer

Das war die Qualifikation der Frauen

Die erste Hälfte des Tages ist um und wir haben eine spannende Qualifikationsrunde mit einigen Überraschungen erlebt. Wie immer warteten 5 Boulder-Probleme auf die Teilnehmerinnen und die hatten es in sich. Von Platte bis Überhang war alles geboten: W1 forderte den Boulderinnen bereits beim Einnehmen der Startposition einiges an Kreativität ab und führte dann über glatte Griffe und einen Dynamo in der Mitte zum Top. Boulder Nummer 2 sorgte für gute Laune und war ein Geschenk des Routenbau-Teams, denn am Ende konnten fast alle vom Zielgriff herunterstrahlen. Bei W2 und W3 sah das dagegen ganz anders aus. Beide Überhang-Probleme verlangten den Startenden alles ab - W3 sogar einen im Wettkampf recht seltenen Faustklemmer - und sahen am Ende nur wenige Zonen. Im letzten Boulder waren dann wieder die Füße und die Koordination gefragt. Damit konnten die meisten Athletinnen gut umgehen. Für eine Überraschung sorgte die Münchnerin Anna Maria Apel. Die Weltcupathletin startete als Erste und baute sich einen Vorsprung auf, den keine andere mehr einholen konnte. Sie geht als führende in die Halbfinals. Neben ihr sehen wir auch weitere bekannte Gesichter in der nächsten Runde, wie zum Beispiel Anna Lechner, Florence Grünwald, Roxana Wienand, Afra Hönig oder auch Alma Bestvater. Das Halbfinale findet morgen, am Sonntag, um 10 Uhr statt.

Den Replay zur Qualifikation der Frauen gibt es hier.

Jungtalent Anna Maria Apel gibt Gas. Foto: DAV/Thomas Schermer

Alle Ergebnisse

Hautnahe Einblicke zum Wettkampfklettern gibt es auf Instagram dav.wettkampfklettern

Alle Ergebnisse gibt es auf digitalrock.de oder in der App "blueRock" (Apple/Google)

Themen dieses Artikels