Blick in ein grünes Bergtal. Die Sonne strahlt hinter einem der Berge hervor. Im Vordergrund lila Heidekraut.
Im Tal von Glen Coe in den Schottischen Highlands. Foto: AdobeStock
Gebirge Europas

Die Highlands

Viele verbinden Schottland nicht unbedingt als Erstes mit dem Bergsteigen. Schließlich sind selbst die höchsten Berge nur wenig höher als 1000 Meter. Doch der Alpinismus hat hier eine lange Tradition und es gibt unter anderem extrem schwierige Eiskletterrouten.

Geografie

In der Reihe „Gebirge Europas“ von den Highlands zu sprechen, ist im Grunde etwas ungenau: die Highlands bezeichnen das schottische Hochland; eine historische Region, die den Nordwesten Schottlands umfasst; in Abgrenzung zu den Lowlands, dem Tiefland. Die Highlands präsentieren sich als eine zerklüftete Berg- und Küstenlandschaft mit grünen Tälern und kargen Gipfeln; sie wechseln sich mit weiten, baumlosen Mooren ab. Vielfach sind die Highlands vor allem eines: wild und ursprünglich.

Innerhalb der Highlands unterscheidet man die Northwest Highlands und die Grampian Mountains, zu letzeren gehören unter anderem die Ben Nevis Range, Loch Lomond Range sowie die Cairngorm Mountains. Speziell in den Cairngorms herrscht ein raues, subarktisches Klima, weshalb diese Bergregion auch als britische Arktis bekannt ist. Im Winter fegen über das Granitplateau, das die größte zusammenhängende Bergregion Großbritanniens ist, mitunter Sturmwinde mit bis zu 270 Kilometern pro Stunde hinweg.

In den Cairngorm Mountains. Foto: AdobeStock

Hohe und besondere Gipfel

In den Highlands wechseln tiefe Täler und steile Berge einander immer wieder ab. Ein Namensbestandteil kommt in Schottland dabei besonders häufig vor: Ben – was eben Berg oder Gipfel bedeutet.

Der höchste und bekannteste Berg Schottlands und der gesamten Britischen Inseln ist der Ben Nevis mit 1345 Metern Höhe. Weit weniger bekannt, zumindest außerhalb Großbritanniens: der Ben Macdui (1309m). Bis die Messmöglichkeiten Mitte des 19. Jahrhunderts genauer wurden, galt er als höchster Berg Großbritanniens; seither muss er sich mit Platz 2 der Gipfel-Rangliste zufriedengeben.

Zu den ganz hohen schottischen Gipfeln zählt auch der Buachaille Etive Mòr (1021m), eine markante Pyramide in Glen Coe. Die höchste Erhebung auf den schottischen Inseln ist der Sgùrr Alasdair (993m) in den Black Cullin Mountains auf der Isle of Skye.  

Ein prägnanter Anblick auf der Isle of Skye: Old Man of Storr und Cathedral Rock mit den Storr Lochs im Hintergrund. Foto: AdobeStock

Wege & Routen

Durch die Highlands führen verschiedene Fernwanderwege. Der bei weitem bekannteste ist der West Highland Way. Er führt über gut 150 Kilometer von Milngavie bei Glasgow nach Fort William und lässt sich mit einer Besteigung des Ben Nevis krönen. Andere ebenfalls gern begangene Fernwanderwege sind der Rob Roy Way sowie der Great Glen Way. Darüber hinaus gibt es viele markierte und auch unmarkierte Routen durch die Highlands ­– am besten ist es, für weitere Planungen eine detaillierte Landkarte anzuschauen; vor allem die der britischen Vermessungsbehörde Ordnance Survey bewähren sich. Für eine erste Routenübersicht und -auswahl gibt es die empfehlenswerte Website Walkhighlands.

Verschiedene Wege führen auf den Ben Nevis, den höchsten Berg Schottlands. – Im Winter trotz der vergleichsweise geringen Höhe eine herausfordernde Unternehmung. Foto: AdobeStock

Hütten

Hütten, wie man sie in den Alpen kennt, sucht man in den Highlands vergebens. Einzige Ausnahme: die Charles Inglis Clark (C.I.C.) Memorial Hut; diese alpine Hütte befindet sich nahe der Ben Nevis-Nordwand. Darüber hinaus unterhält der Scottish Mountaineering Club vier weitere Hütten in den Highlands.

Was es in den Highlands außerdem gibt, sind äußerst einfache Schutzhütten: Ein Bothy – der Begriff geht aufs Gälische oder Walisische zurück und heißt soviel wie „kleine Hütte“ – ist mit einem Ofen und Schlafplattformen und dem sonst Allernötigsten ausgestattet. Der Wanderhüttenverband MBA betreibt rund 100 Bothies (überwiegend in Schottland, einzelne auch in England und Wales) und kümmert sich um das Renovieren. Für einen Schlafplatz gilt: wer zuerst kommt … Gerade bei schlechtem Wetter sind die Hütten schnell belegt und es geht eng zu.

Insgesamt ist es bei Mehrtagestouren in Schottland völlig normal, (auf Zeltplätzen) zu campen oder alternativ in kleinen Bed&Breakfast-Unterkünften unterzukommen.

Schutzgebiete

Weite Gebiete der Highlands stehen unter Schutz: es gibt zwei Nationalparks – den Nationalpark Cairngorm Mountains sowie Loch Lomond sowie den The Trossachs National Park. Außerdem 43 Naturschutzgebiete (National Nature Reserves), dazu zählen das Glencoe National Nature Reserve, das Glenmore National Nature Reserve und das Glen Roy National Nature Reserve.

Flora

Nur etwa 15 Prozent von Schottland sind bewaldet. Wo es Wald gibt, herrschen Eichen und Ebereschen, ebenso wie Tannen, Kiefern und Lärchen vor. Ansonsten wachsen in den Highlands vor allem Moose und Farne, Heidegewächse und Gräser. Oberhalb von 600 Metern über dem Meeresspiegel findet sich eine Gebirgsvegetation, unter anderem mit Steinbrech.

Die schottische Symbolpflanze schlechthin ist die Schottische Distel. Zu den nur hier vorkommenden Arten zählen auch Pflanzen wie die Schottische Primel (Scottish Primerose) und das Arktische Hornkraut (Shetland Mouse-Ear).  

Hat es sogar zum Nationalsymbol geschafft: die Schottische Distel. Foto: AdobeStock

Fauna

Das wohl berüchtigtste Tier ist winzig: die Highland-Midge – eine kleine Stechmücke, die schon den einen oder anderen vermeintlich gemütlichen Bergsommerabend verleidet hat.

Außerdem in den Highland lebend und mitunter zu Gesicht zu bekommen: Baummarder und Wildkatzen, Schneehühner und Auerhühner, Steinadler sowie Merline. In den Flüssen kommt noch die heute weltweit äußerst seltene Süßwasserperlmuschel vor.

Der kleinste europäische Falke: ein Merlin fliegt los. Foto: Adobe Stock.

Kulturelles & Historisches

Die Schottischen Highlands sind eine ursprünglich gälisch-sprachige Region, was sich auch in der Namensgebung vieler Berge widerspiegelt.

Über die Jahrhunderte hat sich in Schottland eine traditionelle Clan-Struktur herausgebildet. Die Clans waren immer sehr kampfeslustig, sowohl untereinander als auch gegenüber an Land und Macht Interessierten von außen. Noch heute erzählen Dudelsäcke und die verschieden gemusterten Kilts von der bewegten Geschichte der stolzen Einheimischen.

Personen, die mit den Highlands verbunden sind

  • Aufs Engste verwoben mit der Geschichte der Highlands ist Flora MacDonald, sie stammte von den Äußeren Hebriden. Die Jakobitin wurde berühmt, nachdem sie Charles Edward Stuart (bekannter als „Bonnie Prince Charlie“) nach dem Jakobitenaufstand zur Flucht verhalf.

  • Aus der Nähe von Aberdeen stammte Nan Shepherd. Sie ging zeitlebens immer und immer wieder und mit großer Begeisterung in die Cairngorm Mountains. Ihre Eindrücke sind im Buch „Der lebende Berg“ (The living mountain) festgehalten.  

  • Eine schottische Bergsteigerlegende ist Hamish MacInnes. Ihm gelangen zahlreiche Erstbegehungen, darunter einige Winter-Erstbegehungen von Highland-Gipfeln. In seiner Heimat gilt er als „Vater der schottischen Bergrettung“: so gründete er einen Lawinen-Informationsservice und eine Organisation, die Such- und Rettungshunde ausbildete.

Besonderheiten

Ein Berg mit einer Höhe von mehr als 3000 Fuß (914m) ist in Schottland auch als Munro bekannt. 282 solcher Gipfel gibt es; wer sie besteigt, betreibt das sogenannte Munro Bagging – eine Outdoor-Aktivität, die schon für nicht wenige zur Lebensaufgabe wurde. Sind dann tatsächlich alle dieser Berge bestiegen, darf man sich Munroist nennen.

Wer heute während des Munro Bagging und auch sonst durch die Highlands wandert, erlebt die Bergregion überwiegend baumlos – und unbesiedelt. Dies ist insbesondere die Folge der Highland Clearance, bei der ab 1762 und mehr als einhundert Jahre lang die einst ansässige Bevölkerung vertrieben wurde, Gutsherren das Land als privat deklarierten und Weiderechte für ihre Schafherden geltend machten.

Seit einigen Jahren gibt es wieder vermehrt Anstrengungen, einzelne Gebiete der Highlands aufzuforsten; so gilt die Gegend um Dundreggan, westlich von Loch Ness, als Mekka der Aufforstungsbewegung.

Schottische Schafherde auf einer winterlichen Straße. – Einst mussten Menschen die Highlands verlassen und Platz machen für die wolligen Vierbeiner. Foto: AdobeStock

 

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