All Teilnehmenden vor einem Bergrollstuhl.
Bei Sonnenschein unterwegs mit dem Bergrollstuhl. Foto: DAV/Godt
Inklusion

Gemeinsam Unterwegs: Erste A.L.M. Fortbildung Wandern und Inklusion

Wir lieben die Berge – das gilt für uns alle im DAV, ob mit oder ohne Behinderung. Damit wir Bergerlebnisse für alle möglich machen können, muss bei der Tourenplanung auf einiges geachtet werden.

Bei der allerersten Fortbildung Wandern und Inklusion des DAV Inklusions- und Integrationsprojekt Alpen.Leben.Menschen (kurz A.L.M) konnten die Teilnehmenden lernen, auf was es bei der Planung, Ausschreibung und Durchführung von inklusiven Touren ankommt. Unter der Anleitung von Markus Mair und Thomas Listle aus dem Bundeslehrteam Bergsport inklusiv haben die zehn Ehrenamtlichen unter anderem verschiedene Führungstechniken zur Begleitung von Menschen mit Sehbehinderung und den Umgang mit dem Bergrollstuhl gelernt.

Bei dem bunten Frühstücksbuffet war für jede*n etwas dabei. Foto: DAV/Godt

Gemütliches Miteinander von Anfang an

Untergebracht im Vereinsheim des DAV Kampenwand in der Nähe von Kufstein fällt es den Teilnehmenden nicht schwer, schnell als Gruppe zusammenzufinden. Beim gemeinsamen Kochen und Essen tauschen sie sich über bereits gesammelte Erfahrungen mit inklusiven Angeboten im DAV aus. Während Einige schon als Trainer*in C für Klettern, Bergwandern oder Bergsteigen schon eigene Gruppen leiten, sind auch Teilnehmende ohne Ausbildung mit dabei, für die diese Fortbildung ihre erste Erfahrung im inklusiven Bergsport ist.

Die beklebten Brillen simulieren verschiedene Sichtfeldeinschränkungen. Foto: DAV/Godt

Nach dem Frühstück am Samstagmorgen heißt es erstmal einkaufen für die Gruppe. Der Supermarkt ist nicht weit entfernt, aber ausgestattet mit verschiedenen Simulationsbrillen, die die Sicht einschränken, dauert der Weg deutlich länger als sonst. Für gute Tourenplanung müssen die Tourenleiter*innen einschätzen können, wie lange die Mitglieder ihrer Gruppe für die Wanderung brauchen werden. Der Einkauf ist nur eine von mehreren Übungen am Wochenende, die diese Fähigkeit stärken sollen.

Zwei Personen ziehen und eine Person lenkt - so kommen alle samt Bergrollstuhl zum Gipfel. Foto: DAV/Godt

Erste Erfahrungen mit dem Bergrollstuhl

Außerdem ist für die Tourenplanung wichtig zu wissen, welche Wege für eine Wandergruppe mit Menschen mit und ohne Behinderung zugänglich sind. Bei einer gemeinsamen Wanderung zum Aussichtspunkt Rudersburg (889 m) lernen die Teilnehmenden, wie sie richtig mit einem Bergrollstuhl umgehen und an welchen Stellen sie von den größeren Rädern auf die wendigeren Kleineren umsteigen sollten.

Ohne die großen Räder ist der Bergrollstuhl auf engen Wegen leichter zu steuern. Foto: DAV/Godt

Während der Wanderung hält die Gruppe immer wieder an, zum Verschnaufen oder für ein erlebnispädagogisches Spiel. Gemeinsam einen Stock zum Boden bringen oder Seile entknoten: Von Aufgaben, die die Zusammenarbeit fördern, bis hin zu kniffligen Denkrätseln ist alles mit dabei. Diese Spiele können die Teilnehmenden dann auf ihren eigenen Touren übernehmen und so den Gruppenzusammenhalt stärken.

Bei verschiedenen Spielen muss die Gruppe als Team anpacken. Foto: DAV/Godt

„Ausprobieren und voranscheitern“

Bevor am Abend wieder gemeinsam gekocht wird, baut Thomas Listle den Beamer auf. In seinem Vortrag erzählt er von seiner langjährigen Erfahrung im No Limits Jugendprogramm der JDAV. In den No Limits Kursen können junge Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Herausforderungen wie Bergsteigen und Klettern bewältigen. Aus eigener Erfahrung weiß er: Beim ersten Versuch werden die Wanderroute und die Gruppendynamik bei den wenigsten direkt perfekt passen. Daher sein Tipp: „Ausprobieren und voranscheitern.“

Thomas Listle präsentiert seine Erfahrungen aus seiner Zeit als Trainer im No Limits Jugendprogramm der JDAV. Foto: DAV/Godt

Anschließend folgt eine Präsentation von Markus Mair über Erlebnispädagogik in der Rehabilitationsarbeit. Er geht besonders auf verschiedene Möglichkeiten im Sommer und Winter ein, wo und mit welchen Hilfsmitteln Bergerlebnisse für Menschen mit und ohne Behinderung möglich sind. Mit neuen Denkanstößen hatten die Teilnehmenden beim Kasknödelpressen ordentlich Gesprächsstoff für den Abend.

Eine Führungsart für Wanderungen mit blinden Menschen ist ein Seil am Rucksack der führenden Person. Foto: DAV/Godt

Mit Seil und Fußspitzengefühl

Am Sonntag geht es dann in Zweierteams rauf auf den Berg. Anders als am Tag zuvor ist der Bergrollstuhl nicht dabei. Stattdessen hat immer jeweils eine Person aus dem Team die Augen verbunden. So können die Teilnehmenden verschiedene Führungstechniken fürs Wandern mit blinden Menschen üben. Schnell stellen sie fest: Den Untergrund konkret zu beschreiben, ist gar nicht so leicht. Während einige Führende dazu übergehen, jede Wurzel genau zu charakterisieren, leiten Andere mit Hilfe von Kontakt ihres Schuhs und dem Schuh der nicht-sehenden Person die Tritte. Die Schlüsselstelle der Wanderung ist eine Bachüberquerung, bei der die ganze Gruppe zusammenarbeiten muss, um trockenen Fußes auf die andere Seite der Böschung zu gelangen.

Herausforderungen wie eine Bachquerung erfordern besonderes Fußspitzengefühl. Foto: DAV/Godt

Alles in allem konnten die Teilnehmer*innen viele Eindrücke und Ideen zum Thema Tourenplanung für Menschen mit und ohne Behinderung sammeln. Mit Antworten auf die Fragen „Wie plane ich eine inklusive Wandertour?“, „Wie bewerbe ich dieses Angebot?“ und „Wie kann ich den Gruppenzusammenhalt fördern?“ im Gepäck konnten sie sich auf den Rückweg zu ihren Sektionen machen.

Mehr Impressionen von der Fortbildung gibt es auf Instagram @alpenlebenmenschen.

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