Durch gute Tourenplanung und ein kritisches Hinterfragen des Zeitplans werden Notsituationen, bei denen ein Notbiwak droht, in der Regel vermieden. Im winterlichen Gebirge ist die Situation deutlich verschärft – die Nächte sind länger und kälter. Doch der Schnee bietet auch Optionen für ein Notbiwak.
Minimalmethode
Biwaksack raus und sich reinlegen ist die schnellste und einfachste Methode. Zwei-Mann-Biwaksäcke aus Nylon sind robust und halten Wind und Nässe von außen ab. Allerding lassen sie auch keine Feuchtigkeit raus: Im Laufe der Nacht kondensiert Atemluft an den Wänden des Sacks und tropft herunter, zudem ist die Wärmeleistung überschaubar. Eine Nacht im Biwaksack ist und bleibt ätzend, aber die Überlebenschancen erhöhen sich ungemein. Robuste Zwei-Mann-Biwaksäcke (kann maximal von drei Personen genutzt werden) in ausreichender Anzahl für die Gruppe gehören zur Pflichtausrüstung. Apere, aber dennoch windgeschützte Stellen als Biwakplatz sollte man bevorzugen, mit Schnee oder Steinen kann ein zusätzlicher Windschutz errichtet werden.
Tipps
Die Schneehöhle bietet sich bei entsprechendem Schnee und Gelände als Notbiwak an
Falls eine klassische Schneehöhle nicht funktioniert: Varianten und Notmethoden kennen
Reserven haben: physisch – psychisch – Material
Verschiedene Methoden üben für den Ernstfall
Generelle Überlegungen und Hinweise zum Wann und Wie eines Notbiwak mit allen Tipps zum Wärmeerhalt gibt es hier.
Schneehöhle
Eine Schneehöhle kann Windschutz und Wärmeisolierung bieten. An steilen Böschungen findet sich oft auch in schneearmen Wintern genügend Material für den Bau, im schlimmsten Fall reichen sogar Schneeverwehungen hinter Felsen. Ideal ist eine Schneetiefe von mindestens einem Meter (besser zwei Meter) auf einer Fläche von mindestems zwei auf zwei Metern. Mit einer Sonde lässt sich die Schneehöhe ermitteln. Triebschnee lässt sich kraftsparend ausheben und besitzt dennoch ausreichend Festigkeit. So geht’s: Waagrecht in den Schneehang graben, dabei darauf achten, dass der Eingang tiefer liegt als die Höhle. Ideal ist ein U-förmiger Zugang, um einen sogenannten Kältegraben zu erzeugen, ungünstig ist, wenn der Zugang höher als die Liegefläche liegt, das führt zum Verlust der warmen Luft. Ein oder zwei Personen graben vorne aus, der Rest befördert den Aushub weg. Das Graben ist anstrengend, daher regelmäßig abwechseln, Pausen machen und darauf achten, dass man nicht total nass wird: Hardshell anziehen, trockene Wechselkleidung aufbewahren. Für ein Notbiwak baut man die Schneehöhle nur so groß wie unbedingt nötig. Ein glattes Höhlendach vermindert das Tropfen von Kondenswasser. Die Schaufel mit in die Höhle nehmen und regelmäßig die Luftzufuhr kontrollieren. Eine Sonde, die aus dem Dach der Schneehöhle ragt, verhindert, dass jemand darauf tritt und hilft, falls nötig vom Rettungsteam gefunden zu werden.
Panzerknacker-Iglu
Eine gute, aber etwas aufwendigere Alternative zur Höhle, wenn die Schneelage nicht ausreicht. Ein oder zwei Biwaksäcke mit Ausrüstung mit großem Volumen (z.B. Rucksäcke) befüllen, mit Schnee zuschütten und den Schnee komprimieren. Im Anschluss wird von seitlich unten ein Gang zu der versteckten Ausrüstung gegraben, wie die Panzerknacker gräbt man sich zur „Tresorkammer“ vor. Die Ausrüstung wird nun entfernt und man hat somit eine mehr oder weniger große Höhle, die man abhängig von der Wanddicke noch erweitern kann. Wichtig: vorab entsprechend planen, welche Ausrüstung fürs Notbiwak nicht gebraucht wird.
Iglu
Hat man eine sehr niedrige Schneelage, findet aber gut gebundenen Schnee vor, ist auch der Bau eines Iglus möglich. Nachteil: Diese Methode ist für eine Notsituation oft zu schwierig und zu zeitaufwendig. Mit entsprechender Übung und Ausrüstung (Schneesäge) lässt sich der Bau aber deutlich beschleunigen. Das Gute: Alle können sinnvoll mitarbeiten und man wird kaum nass dabei, jedoch dauert es auch entsprechend länger, bis man vor Kälte und/oder Schnee geschützt ist. Der Ablauf: Platz für Iglu festlegen und verfestigen (besonders den Bereich der Igluwände). Durchmesser nicht zu groß wählen (1,5 - 1,8 m), besser ein beengtes Iglu, als eines, das man nicht zu bekommt. „Steinbruch“ wählen: gebundener Schnee in der Nähe des Iglus. Bausteine schneiden (nur mit Schneesäge möglich): Darauf achten, dass alle Blöcke gleich groß, aber nicht zu groß (ca. 40 cm, 30 cm, 20 cm) sind. Transport der Bausteine auf Schaufel oder mit Händen mittig haltend. Bausteine aneinanderreihen und idealerweise mit zweiter Schneesäge anpassen. Fertige Reihe anschrägen, Bezugspunkt ist der Mittelpunkt des Iglus. Mit jeder Reihe wird der Winkel steiler. Ab der dritten Reihe kann die Person im Inneren nicht mehr aus dem Iglu (Schaufel mit ins Iglu). Am Schluss Dachstein zuschneiden und einfügen ... und hoffen. Zeitgleich kann das Iglu von innen und außen mit Schnee vorsichtig verputzt und der Zugang gegraben werden. Auch hier sollte dieser tiefer als die Liegefläche sein. Bei guter Organisation und Aufgabenverteilung lässt sich ein Iglu relativ flott errichten.
Halbes Iglu
Im Notfall kann man auch ein halbes Iglu errichten und mit Ski, Biwaksack (fehlt dann zum Übernachten) und etwas Schnee abdichten. Im Verhältnis von Zeit-, Kraft und Materialaufwand zu Wärmeleistung und Windschutz ist aus eigener Erfahrung die Schneehöhle am effektivsten. Panzerknacker-Iglu und klassisches Iglu sind aufwendiger und von der Wärmeleistung etwas schlechter. Die Notmethoden (Biwaksack, halbes Iglu) sind oft die letzte Wahl und bieten den feinen, aber entscheidenden Unterschied zwischen der furchtbarsten und der letzten Nacht eines Bergsteigerlebens.