Am Port de Caldes im Nationalpark Aigüestortes. Foto: Carl-Michael Wieder
Am Port de Caldes im Nationalpark Aigüestortes. Foto: Carl-Michael Wieder
Gebirge Europas

Die Pyrenäen

Wild und ursprünglich. – Mit großen Höhenunterschieden und markanten Gipfeln ist das Gebirge im Norden der Iberischen Halbinsel ähnlich interessant zum Wandern & Bergsteigen wie die Alpen. Dabei sind die Pyrenäen deutlich weniger dicht besiedelt.

Geografie

Die Pyrenäen umschließen Gebiete von Spanien und Frankreich; in den östlichen Pyrenäen liegt außerdem der Zwergstaat Andorra.

Als nur rund 430 Kilometer langes Grenzgebirge und Übergang von der Iberischen Halbinsel zum restlichen Europa sind die Pyrenäen eine geographisch besonders komplizierte Zone; einzig an der Atlantikküste ist das Gebirge einfach zu queren. Dennoch fand seit jeher ein reger Austausch zwischen den Regionen nördlich und südlich des Hauptkamms statt. Im Osten sind die Pyrenäen teils gerade einmal zehn Kilometer breit; im zentralen Abschnitt erreichen sie eine Breite von 150 Kilometern.

Zentraler Gebirgsteil sind die Haute Pyrenees; geographisch unterscheidet man ansonsten insbesondere das baskische Küstengebiet am Atlantik und sowie die katalanische Küstenregion am Mittelmeer. Die Nordseite der Pyrenäen ist deutlich feuchter als die Südseite.

Hinter den "Orgelpfeifen" von Ille-sur-Têt erhebt sich der Canigou. Foto: Nadine Ormo

Hohe & besondere Gipfel

#1: Höchster Pyrenäengipfel – und dritthöchster Gipfel Spaniens – ist der Pico de Aneto (3404m) in Aragon. Erstbesteigung 20. Juli 1842

#2: Pic Posets (3375m), Erstbesteigung 6. August 1856

#3: Monte Perdido/Mont Perdu (3355m). Erstbesteigung 1791; gehört heute zum UNESCO-Weltkultur- und -naturerbe

Der östlichste markante Pyrenäengipfel ist der Pic du Canigou/Pic del Canigó (2785m). Er gilt als Symbolberg und „Olymp“ der Katalanen diesseits und jenseits der Grenze.

Insgesamt gibt es mehr als 200 Dreitausender in den Pyrenäen.

Wege & Routen

  • GR10 – Haute randonnée pyrénéenne: gut 860 Kilometer/48.000 Höhenmeter. Verläuft auf französischer Seite entlang des Pyrenäenhauptkamms von Hendaye am Atlantik nach Banyuls-sur-Mer am Mittelmeer

  • GR11 – Transpirenaica/La Senda Pirenaica: gut 800 Kilometer/46.000 Höhenmeter. Verläuft im spanisch-andorrischen Teil der Pyrenäen vom Cabo Higuer am Atlantik bis zum Cap de Creus am Mittelmeer

  • Carros de Foc – „Feuerwagenweg“: Hochgebirgsrundweg im Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici. Wandernd etwa 5–7 Tage für etwa 60 Kilometer

  • Auch der Spanische Jakobsweg – Camino francés: der „klassische Jakobsweg“, heute Weltkulturerbe, startet in den Pyrenäen und führt vom Bergdorf Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela

Refuge de Espuguettes. Foto: Andreas Skorka, DAV Sektion Kassel

Hütten

In den Pyrenäen betreibt der französische Verband der Alpen- und Bergvereine FFCAM (ehemals CAF) insgesamt 25 Hütten. Das spanische Pendant, die FEDME, bewirtschaftet ebenfalls eine Reihe von Hütten in den Pyrenäen. Daneben lässt sich während einer Wanderung auf unbewirtschaftete Hütten sowie Biwaks zurückgreifen. – Die Hütten beider Verbände können über das Gegenseitigkeitsabkommen der alpinen Vereine von DAV-Mitgliedern vergünstigt genutzt werden.

Viele Schutzhütten in Katalonien gehören der katalanischen Bergvereinigung FEEC, hier gibt es kein Gegenrecht. Auch in Andorra gibt es einige (einfache) Schutzhütten.

Ein Teil der Hütten ist auch in der DAV-Hüttensuche gelistet.

Schutzgebiete

Frankreich

  • Nationalpark Pyrenäen/Parc National des Pyrénées (457 Quadratkilometer, gegründet 1967)

Spanien

  • Nationalpark Ordesa y Monte Perdido (156 Quadratkilometer; gegründet 1917)

  • Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici (141 Quadratkilometer; gegründet 1955)

Außerdem mehrere Naturparks (u. a. Naturpark Cadí-Moixeró, Parc Natural de la Zona Volcánica de La Garrotxa) und Biosphärenreservate.

Der Nationalpark Aigüestortes ist nach seinem reichen Wasservorkommen benannt. Foto: Nadine Ormo

Flora

Die Pyrenäen sind sehr artenreich; oberhalb der Baumgrenze, auf etwas 2400–2900 Metern, ähnelt die Pyrenäen-Vegetation sehr der in den Alpen. Von den 4500 in den Pyrenäen vorkommenden Pflanzenarten sind 150 endemisch. Zu diesen Arten, die nur in den Pyrenäen beheimatet sind, gehört die Pyrenäen-Lilie, die Pyrenäen-Aster sowie das Pyrenäen-Steinkraut.

Fauna

Bis auf eine Höhe von etwa 1800 Meter leben inzwischen wieder zunehmend Braunbären; auch Wölfe sind in den letzten Jahren zurückgekehrt. In den hochalpinen Zonen ist die Pyrenäengämse anzutreffen. Zu den vielerorts zu beobachtenden Vögeln zählen Stein- und Habichtsadler, Gänse- und Bartgeier.

Menschen

Als Staatssprachen wird in den Pyrenäen Spanisch bzw. Französisch gesprochen. Hinzu kommen die nur in einzelnen Regionen gesprochenen Sprachen: Baskisch, Aragonesisch, Katalanisch sowie Okzitanisch.

Mit den Pyrenäen verbunden

Edurne Pasaban: die 1973 geborene Baskin hat (als erste Frau unumstritten) alle vierzehn Achttausender bestiegen und gehört zu den erfolgreichsten Bergsteigerinnen der Welt. Sie betreibt eine Trekking- und Bergagentur in den Pyrenäen.

Walter Benjamin: der deutsche Philosoph und Literaturkritiker nahm sich auf seiner Flucht vor den Nazis im katalanischen Grenzort Portbou das Leben. (Lesetipp: Lisa Fittko – "Mein Weg über die Pyrenäen")

Franz Schrader: einer der bedeutendsten französischen Alpinisten und (Pyrenäen-)Kartographen des 19. Jahrhunderts.

Im Panorama-Magazin geblättert

  • Katalanische Pyrenäen – Unbekannte Schönheit voller Stille (DAV Panorama 4/2018 – zum Archiv)

  • Von einem Meer zum anderen – Längslangs über die Pyrenäen (DAV Panorama 4/2017 – zum Archiv)

  • Pyrénées culinaires: Menüvorschlag für einen Aktivurlaub im französisch-spanischen Grenzgebirge (DAV Panorama 2/2009 – zum Archiv)

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