Wanderin trägt Sonnenschutz auf das Gesicht auf.
Creme, Kleidung, Brille: Sonnenschutz am Berg ist besonders wichtig, pro tausend Höhenmeter nimmt die Strahlung um etwa zehn Prozent zu. Adobe Stock/EdNurg
UV-Strahlung

Schutz vor der Sonne

Die Gefahr durch die UV-Strahlung im Sonnenlicht ist in den Bergen ohnehin hoch. Der Klimawandel verstärkt den Effekt. Ausreichender Sonnenschutz und richtige Tourenplanung sind daher noch wichtiger als bisher.

Auch wenn strahlender Sonnenschein als optimales Wetter für eine Bergtour gilt, gesund ist das nicht. jedenfalls nicht ohne angemessenen Schutz. Denn das Sonnenlicht enthält ultraviolette (UV) Strahlung, die Hautkrebs auslösen und die Augen schwer schädigen kann.

Durch den Klimawandel nimmt die Zahl der Sonnentage zu, damit steigt die Gefahr durch UV-Strahlung. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) lag die Zahl der Sonnenstunden im Jahr 2022 mehr als 30 Prozent höher als im langjährigen Mittel von 1961 bis 1990. Im Zeitraum von 1951 bis 2022 nahmen die sonnigen Phasen um 161,9 Stunden pro Jahr zu – ein langfristiger Trend. Mehr Sonnentage bedeuten mehr Zeit, in der UV-Strahlung ungehindert die Erdoberfläche erreichen kann.

Wird es dadurch ohne Schutz schon im Flachland gefährlich, ist es in den Bergen noch drastischer. „Aufgrund der klareren Luft, reflektierender Oberflächen wie hellem Sand oder Schnee und aufgrund der Höhe ist der Effekt im Gebirge größer“, warnt Cornelia Baldermann vom Bundesamt für Strahlenschutz. Pro tausend Höhenmeter nimmt die Intensität der UV-Strahlung um zehn Prozent zu. Schnee und Eis reflektieren zusätzlich bis zu neunzig Prozent der Strahlung. Folglich steigt das Risiko von Haut- und Augenschäden. Je nach Struktur und Lage zur Sonne können übrigens auch Felsen UV-Strahlung zurückwerfen.

Einen Anhaltspunkt, wie strahlungsintensiv ein Tag wird, liefert der UV-Index (uv-index.de oder bfs.de/uv-index mit separater Region „Alpen“). Dieser Wert sollte zum Standardcheck vor einer Tour gehören – zu jeder Jahreszeit. Die Skala reicht von null bis elf+. Je höher der Index, desto stärker die Strahlung. „Bei Tagesspitzenwerten von eins und zwei, wie sie im Winter in Tallagen auftreten, ist die Belastung so niedrig, dass keine Maßnahmen erforderlich sind“, erklärt Baldermann. „Ab einem Wert von drei ist Schutz erforderlich, ab acht absolut notwendig.“

Regelmäßig zur Vorsorge!

Nicht nur Sonnenbrände sind gefährlich, sondern generell schädigt UV-Strahlung auf ungeschützter Haut die Zellen und kann zu Hautkrebs führen. Ab 35 Jahren haben gesetzlich Krankenversicherte alle zwei Jahre Anspruch auf ein Screening ihrer Haut mit bloßem Auge. Die Kosten dieser Früherkennungsuntersuchung übernimmt die Krankenkasse.

Speziellere Untersuchungen wie mit einem Auflichtmikroskop übernehmen nur manche Kassen im Rahmen ihrer freiwilligen Leistungen. Sinnvoll ist, vorab bei der Versicherung nachzufragen – oder die meist überschaubaren Zusatzkosten aus eigener Tasche zu zahlen.

Kleidung mit UV-Schutz

Orientierung beim Kauf bietet der UV-Schutzfaktor UPF (Ultraviolet Protection Factor) für Textilien. Es existieren drei Standards: der Australisch-Neuseeländische (AS/NZS 4399:1996), der Europäische (EN 13758-1) und der UV-Standard 801. Die Internationale Prüfgemeinschaft für angewandten UV-Schutz empfiehlt für alle Arten von Bekleidung den strengsten UV-Standard 801. Denn während bei den anderen beiden nur ungedehnte, trockene Textilien im Neuzustand geprüft werden, wird beim Standard 801 auch am nassen, gedehnten Textil gemessen.

Jan Beringer, wissenschaftlicher Experte beim Prüfinstitut Hohenstein, das nach dem UV-Standard 801 testet, nennt einen weiteren Anhaltspunkt: „In der Regel weisen dunkle Farben einen guten, helle Farben dagegen einen schlechten UV-Schutz auf.“ Wichtig: An den Kopf denken. Kappen mit Schirm schützen Kopf und Augen, Hüte mit Krempe sind besser. Denn die werfen rundum zusätzlich Schatten, beispielsweise auf die Ohren.

Sonnenbrille

Neben UV-Schutz bei einer Sportbrille ebenso wichtig: eine kontrastreiche Wahrnehmung des Geländes und ein harmonischer Übergang zwischen hellen und schattigen Bereichen. evil eye / Stefan Voitl

Bei den intensiven UV-Belastungen im Gebirge sollten Augen mit einer sehr guten Sonnenbrille geschützt werden, sagt BfS-Expertin Baldermann, „das heißt ausgewiesener und bewiesener UV-400-Schutz und eng am Gesicht anliegend.“ Denn die UV-Strahlung kann starke Entzündungen der Augen hervorrufen, aus der sich eine Hornhautentzündung entwickeln kann, erläutert Andrea Lietz-Partzsch, Sprecherin beim Berufsverband der Augenärzte Deutschlands.

Auch die Augenlider gilt es zu schützen. Denn dort können sich bei immer wiederkehrender starker Sonnenlichtexposition bösartige Hauttumore wie Basaliome bilden. „Basaliome müssen häufig großflächig herausoperiert werden“, beschreibt die Augenärztin die übliche Therapie. Wichtig ist laut Lietz-Partzsch zudem ein guter Sitz des Gestells mit breiten Bügeln, damit seitlich nicht so viel Licht hereinkommt. „Die Seitenorientierung sollte aber nicht eingeschränkt sein, insbesondere, wenn es links und rechts steil runter geht“, warnt sie. Angesichts der Komplexität des Themas und um einen guten wirksamen Lichtschutz zu haben, sollte man sich im Optik-Fachhandel beraten lassen.

Welchen Schutz bieten Bergsportbrillen?

Filterklasse 0

  • 80%-100% Lichtdurchlässigkeit

  • Für schlechtes Wetter und geringe Höhe

Filterklasse 1

  • 43 % – 80 % Lichtdurchlässigkeit

  • Für wechselhafte Bedingungen und geringe Höhe

Filterklasse 2

  • 18 % – 43 %

  • Für Sonnentage und mittlere Lagen, bis ca. 2000 m Höhe

Filterklasse 3

  • 8 % – 18 %

  • Für intensive Strahlung, z. B. bei Schnee, bis ca. 3000 m Höhe

Filterklasse 4

  • 3 % – 8 %

  • Für besonders intensive Strahlung, z. B. auf Gletschern und über 3000 m Höhe. Nicht für den Straßenverkehr!

Hinweis: Diese Einteilung kann sich auf das sichtbare Licht beziehen („Abdunkelung“), aber auch auf das unsichtbare, aber besonders schädliche UV-Licht. Auf die wichtige UV-Schutzfunktion weist die Bezeichnung „UV 400“ hin.

Sonnencreme

Sonnencreme schützt die Stellen der Haut, die nicht durch Textilien bedeckt sind. „Im Gebirge empfiehlt sich aufgrund der dort erhöhten UV-Strahlungsintensität ein entsprechend hoher bis sehr hoher Lichtschutzfaktor“, sagt die Strahlenschutzfachfrau Baldermann. Der Lichtschutzfaktor (LSF oder auch SPF) gibt an, wie viel Mal länger sich ein Mensch dem Sonnenlicht aussetzen kann, ohne Sonnenbrand zu bekommen, als ohne Sonnencreme. Trotzdem sollte man diese Zeiten nicht ausreizen, sondern spätestens nach rund zwei Drittel der errechneten Schutzzeit raus aus der Sonne, empfehlen die Expert*innen der Stiftung Warentest: „Selbst Nachcremen kann die Schutzwirkung nicht intensivieren oder die einmal errechnete Schutzzeit gar verlängern.

Die Haut braucht eine Pause von der Sonne.“ Die Stiftung Warentest untersucht regelmäßig Sonnencremes, sowohl auf ihre Wirksamkeit als auch auf vorhandene Schadstoffe. Hohen Schutz bieten nur Lichtschutzfaktoren ab 30, empfindliche Kinderhaut sollte am besten mit 50 plus eingecremt werden. Auch Erwachsene fahren mit diesem Lichtschutzfaktor am besten. Lippen sind empfindlicher als die restliche Haut. Hier gilt erst recht: Je höher der Schutz, desto besser. Auch ist ein Blick auf mögliche Schadstoffe sinnvoll. Denn einen Teil des aufgetragenen Schutzes verschlucken Menschen im Laufe des Tages.

Tourenplanung

„Der beste Selbstschutz ist, von elf bis 16 Uhr nicht in der Sonne zu sein“, empfiehlt der Münchener Dermatologe Christoph Liebich. Wer auf Mehrtagestouren mit langen Etappen unterwegs ist oder hoch hinaus will und entsprechend lang bergauf und bergab unterwegs ist, wird um eine hohe Menge UV-Strahlung nicht herumkommen. Bei durchschnittlichen Tagestouren sind die frühen Morgenstunden oder bei stabilem Wetter der späte Nachmittag empfehlenswert, selbstverständlich auch dann mit ausreichend Sonnenschutz.

Bei geschlossener Wolkendecke ist der UV-Index niedrig. Leichte Bewölkung verringert den UV-Index kaum, und auch Schatten schützt nur bedingt. Wie gut, hängt laut Cornelia Baldermann vom BfS von verschiedenen Faktoren ab: „In Bezug auf schattige Wege im Bergwald sind das die Größe und Dichte der Baumkronen sowie der Stand der Sonne.“ Bäume mit dichten, großflächigen Kronen verringern die Intensität der Strahlung um etwa zwanzig Prozent.

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