Ein Siebenschläfer schaut über den Rand eines Blechs.
Siebenschläfer. Foto: CathyUser/ Pixabay
Klettern & Naturschutz

Tiere am Fels

Felsen sind der natürliche Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren: Der Ameisenlöwe wartet am Grund seines Fangtrichters auf Beute, die flinke Mauereidechse ist während ihrer imposanten Free Solo On Sight Speed-Begehungen ganz in ihrem Element, während die Schlingnatter sich dem Menschen am liebsten gar nicht zeigt.

Beim Felsklettern berühren wir den Lebensraum vieler großer und kleiner Tiere. Nicht wenige von ihnen sind streng geschützt; einige sollen an dieser Stelle vorgestellt werden:

Wanderfalke

Der Wanderfalke (Falco peregrinus) ist der Charaktervogel unserer Mittelgebirgsfelsen: In Deutschland brütet er von Anfang Februar bis Ende Juni an freistehenden Felsen – also genau dort, wo wir gerne klettern. In den 1960er-Jahre ging war die Wanderfalkenpopulation großflächig zusammengebrochen, in den Mittelgebirgen waren Wanderfalken praktisch ausgestorben. Der Grund: ab Ende der 1940er Jahre war giftiges Pflanzenschutzmittel (DDT) in Forst- und Landwirtschaft zum Einsatz gekommen, welches eine toxische Wirkung auf Wanderfalken hatte (die Eierschalen wurden nicht mehr dick genug und es gab kaum noch Nachwuchs). Nachdem der Einsatz des Giftes verboten wurde und die verbliebenen Tiere gleichzeitig vor Störungen geschützt wurden, erholten sich die Bestände. In Klettergebieten, in den Wanderfalken brüten, gibt es zu deren Schutz Sperrungen während der Brutzeit. Auch diese Maßnahmen haben dazu beigetragen, dass der Wanderfalke zumindest von der Roten Liste der besonders gefährdeten Arten genommen werden konnte.

Empfehlung #natürlichklettern: Die Sperrungen haben sich sehr bewährt und sollten von allen, die klettern, unbedingt beachtet werden.

Wanderfalke. Foto: Jasmin777/Pixabay

Uhu

Der Uhu (Bubo bubo) benötigt strukturreiche Landschaften – Mischwälder, Freiflächen und Gewässer sowie freistehende Felsen – als Brutplatz. Diese findet er in den Mittelgebirgen sowie in den tiefen und mittleren Lagen der Alpen. Der Uhu ist die größte Eulenart der Erde. Nachtjagend erbeutet er so ziemlich alles von Fröschen über Mäuse, Igel, Hasen und Wasservögel bis hin zu Füchsen und Wanderfalken. In seiner Rolle als Beutegreifer an der Spitze der Nahrungskette ist der Uhu ein Indikator für ein intaktes Ökosystem. Noch vor 40 Jahren stand der Uhu in Deutschland kurz vor der Ausrottung. Dank verschiedener Schutzmaßnahmen, zu denen auch das Einhalten von befristeten Felssperrungen an Brutfelsen gehört, konnten sich die Bestände insgesamt wieder erholen. In den Alpen gilt der Uhu allerdings weiterhin als gefährdet.

Uhu. Foto: Alexas_Fotos/pixabay

Ameisenlöwe

Eigentlich handelt es sich beim Ameisenlöwen um die Larve einiger kleiner Libellenarten namens Ameisenjungfern.

Der Ameisenlöwe braucht geschützte, warme und sandige Stellen unter Überhängen. Dort gräbt er seinen art-typischen Trichter, eine geniale Falle: Gerät eine Ameise in den Trichter, so kann sie wegen des steilen Böschungswinkels und des losen Sandes kaum mehr herausklettern. Zusätzlich schleudert der Ameisenlöwe gezielt Sand auf die Ameise, bis sie ihm in die geöffneten Greifzangen fällt und er sie vertilgen kann. 

Empfehlung #natürlichklettern: Den Wandfußbereich vor allem unter Überhangen auf sonnenzugewandten Seiten genau anschauen, bevor er betretet oder Material deponiert wird.

Die Larve eines Ameisenlöwen im Sand. Foto: Vitalii Hulai/Adobestock

Schlingnatter

Eine Schlingnatter (Coronella austriaca) bekommt man nur mit viel Glück zu sehen, zum Beispiel an sonnigen Felsen der Mittelgebirge oder auf Trockenrasen und Geröllhalden. Die für den Menschen harmlose Schlange kann man schnell mit der Kreuzotter verwechseln, der sie recht ähnlich sieht. Am besten lässt man jede Schlange, egal ob giftig oder nicht, einfach in Ruhe. Laut FFH-Richtlinie der EU zählt die Schlingnatter zu den streng zu schützenden Arten; ebenso nach dem Bundesnaturschutzgesetz. Dennoch sind die Bestände in einigen Regionen starke rückläufig. Die Schlingnatter bleibt daher im Fokus des Naturschutzes.

Empfehlung #natürlichklettern: Störungen vermeidet man am besten, indem man Zustiegswege einhält und auch nur die gekennzeichneten Kletterzonen nutzt.

Schlingnatter. Foto: Martin Pelanek/AdobeStock

Siebenschläfer

Faucht es in einer Route aus einem Loch oder Riss heraus, dann hat man einen Siebenschläfer (Glis glis) gestört: Die Nagetiere sind nachtaktiv und halten sich tagsüber ruhend in verlassenen Baum- oder eben Felshöhlen auf. Sie klettern ausgezeichnet, selbst in schwierigen Routen sind sie zu finden. Das liegt an ihren gut beweglichen Fingern und Zehen. Diese besitzen neben langen Krallen, kissenartige, immer etwas feuchte Schwielen, die selbst auf glatten Flächen einen sicheren Halt geben.

Der Siebenschläfer wird bestmöglich geschützt, indem sein Lebensraum (Streuobstwiesen, Altholz mit Spechthöhlen, usw.) erhalten und eine naturnahe Landwirtschaft ohne Pestizide oder Insektizide betrieben wird. Als Obst- und Insektenfresser sowie Beutetier für größere Räuber wie den Uhu oder Marder spielt der Siebenschläfer im Nahrungsgeflecht der Mittelgebirgslandschaft eine wichtige Rolle.

Da Felsen nicht der vorrangige Lebensraum des Siebenschläfers ist, gibt es wenig Konfliktpotenzial beim Klettern.

Siebenschläfer. Foto: CathyUser/ Pixabay

Apollofalter

Der Apollofalter (Parnassius apollo) ist auf freistehende, sonnige Felsbiotope angewiesen. Die Raupen des Schmetterlings ernähren sich fast ausschließlich vom Weißen Mauerpfeffer, eine Reliktpflanze, die nur dort vorkommt. Der Schmetterling selbst benötigt vor allem blumenreiche Magerrasen. Der Apollofalter zählt zu den am stärksten gefährdeten Schmetterlingsarten in Deutschland. Außerhalb der Alpen gibt es nur noch sehr kleine Vorkommen in der Fränkischen Schweiz, der Schwäbischen Alb sowie entlang der Mosel. Mit Maßnahmen zur Biotoppflege, verminderten Einsatz von Insektiziden und lokaler Überwachung einiger Vorkommensorte zur Flugzeit versucht man, die Falterbestände zu erhalten. Trotz des strengen gesetzlichen Schutzes – der Apollofalter ist in Rote-Liste-Kategorie: "vom Aussterben bedroht" aufgeführt – konnte der negative Trend bislang nicht aufgehalten werden.

Empfehlung #natürlichklettern: Maßnahmen zum Schutz der Felsvegetation – beispielsweise, indem man Felsköpfe nicht betritt – helfen dem Apollofalter.

Selten und auf Felsen angewiesen – der Apollofalter. Foto: DAV/Steffen Reich