Dank Armbanduhr mit integriertem Funk eilt ein schwarzer Sportwagen per Turboboost herbei und rettet seinen Besitzer aus der Bedrängnis. So einfach wie in einer US-amerikanischen Kultserie aus den 1980ern ist die Rettung aus Bergnot leider auch heute noch nicht, trotz Mobiltelefon und Hubschrauber.
Grundvoraussetzungen:
Mobiltelefon mit vollem Akku: Auf Tour Flugmodus aktivieren und in Körpernähe tragen. Im Winter im Rucksack direkt am Rücken, um Gerät warm zu halten, aber Signalstörung beim LVS-Gerät zu vermeiden.
Ausreichender Empfang: An freien Stellen und in der Höhe eher als in tiefen Schluchten oder engen Tälern. Nebel, Schnee oder Regen behindern.
Eigene Nummer: Auf der Rückseite des Mobiltelefons wasserfest aufschreiben, um sie der Rettungszentrale auch unter Stress nennen zu können.
Orientierung: Den Standort des Unfalls sollte man immer auch verbal beschreiben können; dazu braucht es gewissenhafte Tourenplanung, topografische Karte und Höhenmesser.
Welche Notrufnummer?
112 – der europaweite Notruf
Er funktioniert in allen europäischen und einigen außereuropäischen Ländern.
+ Priorität im Netz: Andere Anrufe werden abgebrochen. Man kommt zum Beispiel auch an Silvester durch.
+ Europaweit ohne Vorwahl möglich.
+ Breite Netzsuche: Das Anbieternetz oder das nächste verfügbare Netz wird genutzt. Kommt keine Verbindung zustande, gibt es noch eine Chance: in den Flugmodus wechseln und nochmal 112 wählen – das Gerät deaktiviert den Flugmodus und sucht ein ausreichend starkes Netz.
+ Immer verfügbar: Auch bei fremdem oder gesperrtem Handy: statt einer PIN die 112 eingeben und dann die Anweisungen des Geräts befolgen.
- Keine Rufnummernanzeige: Die Nummer des Alarmierenden wird in der Rettungszentrale nicht immer angezeigt, vor allem bei Weiterleitungen. Sie muss dann mündlich durchgegeben werden.
- Verzögerung: Außerhalb Deutschlands und Südtirols verbindet die 112 meist nicht direkt mit der zuständigen Leitstelle für die Bergrettung, sondern zum Beispiel mit der Polizei.
Nationale Notrufnummern
In vielen Ländern darüber hinaus in Gebrauch, zum Beispiel Alpinnotruf Österreich: 140, REGA (Schweiz): 1414 oder 0041 333 333 333 oder Rettung Chamonix: 0033/450/53 16 89
+ Keine Umwege: Mit den nationalen Notrufnummern kommt man direkt zur Leitstelle für die Bergrettung.
+ Ortskundigkeit der Telefonisten in der Leitstelle.
- Einwählen in das Netz des Anbieters oder in ein Partnernetz ist notwendig, nicht direkt über das PIN-Feld wie bei der 112.
- Landesvorwahl mitwählen: Mit ausländischer SIM-Karte funktionieren die nationalen Notrufnummern häufig nicht.
Kommunikation mit der Notrufzentrale
Ruhe bewahren.
Alle Fragen aus der Notrufzentrale beantworten.
Erst auflegen, wenn sich das Gegenüber verabschiedet.
Anschließend nicht mehr telefonieren, um die Leitung für eventuelle Rückrufe der Rettungskräfte frei zu halten.
Warten bis der Bergrettungsdienst vor Ort ist.
Was leisten Notfall-Apps?
Fast jedes Smartphone hat einen GPS-Chip. Notruf-Apps (etwa SOS-EU-Alp, Echo 112 oder die Ortovox-App) übermitteln bei Aktivierung im Notfall die aktuellen GPS-Koordinaten zur Ortung des Alarmierenden oder zeigen die Koordinaten im Display zur telefonischen Weitergabe. Aber nicht jede Notrufstelle kann GPS-Daten auswerten; deshalb sollte man den Standort auch verbal beschreiben können.
Was tun, wenn es keinen Empfang gibt?
Priorität hat die Erstversorgung der verunfallten Person.
Bei Gruppen: Zwei Personen, die nicht erstversorgen müssen, suchen einen Standort mit Empfang. Eine setzt den Notruf ab und bleibt für Rückrufe an Ort und Stelle. Die andere pendelt zwischen dem Telefonisten und dem Unfallort, um Anweisungen und Informationen weiterzugeben.
Erhält man nirgends Empfang, bleibt das Alpine Notsignal: sechs mal pro Minute akustisches oder optisches Zeichen (z.B. Rufen oder Stirnlampe bei Dunkelheit) – Signal jeweils nach einer Minute Pause wiederholen – Antwortzeichen der Rettung erfolgt drei mal pro Minute.
Letzte Möglichkeit: Abstieg zur Hütte oder ins Tal.
Alternativen zum Mobiltelefon
Funk: Vor allem in der Schweiz ist der Notfunk der Rega (Frequenz 161.300 MHz) eine gute Option, um direkt Hilfe anzufordern.
Satellitentelefon: Satellitennetz statt Mobilfunknetz kostet mehr, ist aber fast überall verfügbar, nicht nur bei Expeditionen. Es gibt sogar Systeme, die das Smartphone satellitenfähig machen: Ist kein Mobilfunknetz verfügbar, werden Satelliten genutzt.
Selbsthilfe vor Fremdhilfe
Grundsätzlich gilt, dass man zunächst versuchen sollte sich selbst zu helfen, wenn möglich mit Hilfe von anderen Bergsportler*innen. Sind die Verletzungen zu schwer oder ist die Notlage nicht beherrschbar, alarmiere die Bergrettung.
Bedenke: die Bergwacht arbeitet ehrenamtlich und Hubschrauberkapazitäten sind begrenzt! Eine Luftrettung beinhaltet immer ein Risiko für alle Beteiligten, ist aufwendig und kostet viel Geld.
Weitere Hinweise gibt's unter:
Zuerst erschienen in DAV Panorama 02/18, aktualisiert von Andreas Dick 03/21