Die komplexeste Lösung hat sich wohl der Wirt der Tappenkarseehütte (ÖAV) in den Radstädter Tauern ausgedacht: Mit dem Auto geht es zur 1. Materialseilbahn, von dort mit einem Spezialfahrzeug 100 Meter zum Bootsanleger, dann per Schiff über einen Gebirgssee und zur 2. Materialseilbahn. Ab da sind es „nur“ noch ein paar Meter zu Fuß. Grundsätzlich möchte jeder Betreiber die Zahl der Umladestationen so gering wie möglich halten, denn jedes Umladen kostet Zeit – und damit auch Geld.
Hubschrauber: Schnell aber wenig umweltfreundlich
Zum Glück ist die Versorgungssituation nicht überall so kompliziert. Der Transport per Hubschrauber ist verglichen damit recht einfach – und deshalb ein bewährtes Mittel, vor allem auf unzugänglicheren Hütten. Von den 160 bewirtschafteten DAV-Hütten, die als Kategorie I (alpine Schutzhütten) klassifiziert sind, werden 35 mehrmals im Jahr per Lufttransport beliefert. Ein Hubschrauber kann bis zu 800 Kilogramm Material auf einmal transportieren. Das kostet allerdings: Eine Minute des Fluggeräts schlägt mit bis zu 50 Euro zu Buche. Außerdem ist die Versorgung wetterabhängig und der Hubschrauber von Geräuschkulisse und CO2-Werten wenig erfreulich: Etwa 7,3 Kilogramm CO2 stößt ein Heli pro Flugminute aus.
Materialseilbahn: Der Favorit des DAV
Der DAV favorisiert – wann immer möglich – daher die Lösung per Materialseilbahn. Sie kommt immerhin auf 74 DAV-Hütten zum Einsatz. Eine Fuhre kann je nach Seilbahntyp bis zu 400 Kilogramm mit nach oben befördern, zudem besitzen einige Seilbahnen auch eine Zertifizierung für den beschränkten Personentransport. Heißt: Auch Personal kann bequem ins Tal bzw. auf die Hütte gebracht werden. In Zeiten, in denen gute Mitarbeitende schwer zu finden sind, ist das ein großer Pluspunkt für die Hütte. Und: Die Geräuschentwicklung hält sich in Grenzen. Allerdings muss eine Seilbahn erstmal gebaut werden – die Investitionskosten sind daher recht hoch. Auch bei Schäden oder Zertifizierungen leidet das Konto. Zum Glück halten sich die laufenden Kosten dafür in der Regel stark in Grenzen – und auch die CO2-Werte im Betrieb sind von allen motorisierten Transportmöglichkeiten am geringsten: Etwa 0,05 kg pro laufende Minute. Wird der Strom für die Seilbahn auf der Hütte regenerativ erzeugt, läuft sie sogar CO2-neutral – das ist auf immer mehr Hütten so.
Straße: Teurer als man denkt
Findig werden die Hüttenwirtsleute, wenn eine (Art von) Straße zur Hütte führt: Dann greifen sie regelmäßig auf Spezialfahrzeuge zurück – der klassische Geländewagen bildet eher die Ausnahme. Häufig wird auf Quads, umgebaute Sonderfahrzeuge, Pinzgauer oder ähnliches zurückgegriffen. Rund 50 Hütten werden auf diese Weise versorgt. Aus DAV-Sicht nicht optimal, denn eine Straße verleitet auch dazu, dass andere sie befahren – und sie killt das Flair. Nutzlast und Kosten schwanken hier natürlich stark, etwa 200 bis 600 Kilo können pro Fahrt transportiert werden. Zu den Kosten zählt auch die Instandhaltung des Fahrwegs, und das kann teuer werden: Unwetter und Erosionsschäden kommen in den Alpen regelmäßig vor. Bei den CO2-Werten liegt das Auto in der Mitte: Zwischen 0,2 und 0,3 Kilogramm pro Minute stoßen solche Gefährte aus.
Lebendige Träger: Muli und Mensch
Sind die Wege nicht ausreichend breit oder zu steil für ein Spezialfahrzeug, kommen auch menschliche Träger*innen zum Einsatz. Der DAV schätzt, dass es rund ein Dutzend davon gibt. Sie tragen bis zu 40 Kilogramm und werden häufig für die Nachversorgung der Hütten mit verderblichen Lebensmitteln eingesetzt. Meist fliegt der Hubschrauber dann Getränke und alle anderen Nahrungsmittel zum Saisonanfang zur Hütte. Für den regelmäßigen Nachschub mit Salat, Eiern & Co. sorgen dann die Träger*innen. Bis zu 100 Kilogramm könnten hingegen Mulis tragen. Im italienischen Nationalpark Seealpen werden mehrere Hütten durch diese zähen und geländegängigen Tiere mit Frischwaren versorgt. Auch der DAV versucht schon seit geraumer Zeit, diese alte Transportform im Ostalpenraum wieder einzuführen. Allerdings: Es fehlt entweder an Landwirten im Tal, die die Tiere halten, geeigneten Wegen für die Tiere oder an den Säumern. In dieser Hinsicht einfacher wäre die Belieferung per Drohne. Aktuell sind die neuen Fluggeräte noch nirgends im Alpenraum im Einsatz, der DAV beobachtet die technischen Entwicklungen allerdings sehr genau.
Selbstversorgung für das Personal: Garten & Co.
Gar nicht transportiert werden müssen Nahrungsmittel, die oben auf der Hütte angebaut werden. Fast jede alpine Unterkunft hat mittlerweile einen Kräutergarten oder kleinere Gemüsebeete. Und auch Hühner gackern hin und wieder um das Haus. Allerdings dient der Garten eher der Versorgung des Personals: An guten Tagen gehen auf einigen Hütten mehr als 150 Kaiserschmarrn über den Tresen. Ein passender Hühnerstall für die vielen Eier wäre dann mancherorts wohl größer als die Hütte selbst.