Foto: DAV Kletterzentrum Bremen
In ihrem Kletterzentrum hat die Sektion Bremen die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN umfassend berücksichtigt. Foto: DAV Kletterzentrum Bremen
Mach’s einfach: Nachhaltigkeit hat viele Facetten

17 Ziele für „Tu Du’s!“

Der Klimaschutz im DAV steht in einem größeren Zusammenhang: Nachhaltigkeit – eine gute Zukunft für die Menschheit und den Planeten. Dafür gibt es viele Ansätze im Verband, in Sektionen und für einzelne Mitglieder; Inspiration dazu geben die 17 Ziele der UN.

Hitze, Dürre, Unwetter: Der von der Menschheit befeuerte Klimawandel bedroht ihre Zukunft. Und trägt zum Biodiversitätsverlust bei, der zweiten großen Krise. Die Emissionen von Treibhausgasen zu beenden, gar rückgängig zu machen, ist das nächstliegende Gegenmittel – schwierig genug in der Weltpolitik. Und doch genügt dies allein nicht. Zu einer „guten Zukunft“ gehören auch Werte wie Frieden und gesicherte Lebensbedingungen, Gerechtigkeit, Freiheit von Diskriminierung und stabile Ökosysteme. Nur dann können wir für die folgenden Generationen die gleichen Chancen bewahren, wie wir sie genießen – in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht, den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit.

Leitlinien dafür definieren die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), die alle Mitgliedstaaten der UN 2015 in der Agenda 2030 beschlossen haben. Sie verpflichteten sich damit, nationale Entwicklungspläne gegen Armut und Ungleichheit abzuleiten, nachhaltigen Frieden und Wohlstand und den Schutz des Planeten zu fördern. Doch nicht nur Regierungen sind gefordert, sondern auch Unternehmen, Verbände wie der DAV und jeder Mensch in seinem Lebensumfeld.

Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung wurden 2015 von den Mitgliedstaaten der UN beschlossen. Illustration: UNO-Informationsdienst (UNIS) Wien

Was tut der DAV?

Der weltgrößte Alpinismusverband hat sich in seiner Nachhaltigkeitsstrategie verpflichtet: „Der DAV orientiert sich an den Nachhaltigkeitszielen der UN, … [er] richtet sein eigenes Handeln nachhaltig aus und formuliert aus diesem Verständnis heraus Positionen und Forderungen. Ihm ist bewusst, dass daraus Einschränkungen und Verhaltensänderungen resultieren, denen sich der Verband und seine Mitglieder in einem kontinuierlichen Prozess stellen müssen.“ Das mag noch recht abstrakt klingen, führt aber zu konkreten Konsequenzen wie der politischen Forderung nach einem Tempolimit von 120 km/h, die auf der Hauptversammlung 2023 in Lindau/Bregenz beschlossen wurde.

Wichtiger ist, dass sich der DAV selbst vorgenommen hat, bis 2030 klimaneutral zu werden, mit der ersten verbandsweiten Emissionsbilanz ist der Grundstein dafür gelegt (siehe Infokasten unten). Die Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2024 ist ein Beleg dafür, dass der Verband auf einem guten Weg ist.

Zukunft beginnt heute

In kleineren Einheiten kann man naturgemäß schneller konkret aktiv werden. Die Umstellung auf vegetarisches Essen etwa gelang schon in der Jugendbildungsstätte Bad Hindelang und in der Kletterhalle der Sektion Erlangen. Die Sektion Rottenburg am Neckar engagiert sich in der Nachhaltigkeits-Initiative N! ihrer Stadt und hat bereits zu zwölf der 17 Ziele Aktivitäten gestartet:

  • So wird das Regenwasser der Kletterhalle gesammelt (Ziel 6)

  • es gibt integrative Kletterveranstaltungen (Ziel 10)

  • gebrauchte Materialien werden wiederverwendet (Ziel 12)

  • Nisthilfen und ein Wildbienenhaus wurden angebracht, außerdem Wildblumen gesät (Ziel 15).

Wohl am umfassendsten durchdekliniert hat die 17 Ziele die Sektion Bremen in ihrer Kletterhalle: In einer Online-Broschüre wird dargestellt, wie über jeden der Punkte nachgedacht und etwas dazu getan wurde – ehrlich und selbstkritisch hinterfragt auf Wirksamkeit (kletterzentrum- bremen.com/nachhaltigkeit).

  • Mit der Inneren Mission Bremen wurden Decken und Schlafsäcke für Obdachlose gesammelt (Ziel 1).

  • Mit Freiwilligendienstleistenden (FÖJ) wurden Hochbeete angelegt und über Nahrungsproduktion gesprochen (Ziel 4).

  • Parkplätze und Wege blieben unversiegelt, Regenwasser geht nicht in die Kanalisation (Ziel 6).

  • Für Sektionsausfahrten gibt es einen Vereinsbus (Ziel 11).

  • Streuobst- und Wildblumenwiesen oder Benjeshecken bei der Kletterhalle helfen dem Klimaschutz und dem „Leben an Land“ (Ziele 13 und 15).

Tu Du’s – ganz einfach!

Und was können wir Einzelnen tun, wie können wir als Mitglied im DAV unserer Verantwortung gerecht werden? Auch da steht natürlich die persönliche Klimabilanz im Vordergrund, die Reduktion von Treibhausgas-Emissionen. Dazu gab die Serie #machseinfach schon viele Tipps, die online gesammelt sind (alpenverein.de/thema/machseinfach).

Beim Bergsport liegt das größte Reduktionspotenzial wohl meistens in der Mobilität (Verkehrsmittel, Fahrthäufigkeit), im privaten Leben kann man auch an Ernährung (Fleisch), Energieversorgung und Konsum drehen. Achtsamer Umgang mit Umwelt und Ressourcen nützt zudem für andere der 17 SDGs wie „Leben an Land“ (Ziel 15) oder „nachhaltiger Konsum“ (Ziel 12).

Gegen Armut, Hunger und Ungerechtigkeiten (Ziele 1, 2, 5 und 10) können wir ganz klein in unserem persönlichen Umfeld aktiv werden oder größer durch ehrenamtliches Engagement oder Spenden für Initiativen und Organisationen, die sich solchen Zielen widmen.

Und vom Verein über den Arbeitsplatz bis zur Wahlentscheidung haben wir weitere Möglichkeiten, auf ein besseres Miteinander von Menschen untereinander und mit der Natur hinzuwirken. Wenn der gute Wille da ist, finden sich auch Wege – dann muss man es nur noch tun.

Zwischenziel des DAV: 15.000 Tonnen weniger CO₂ bis 2026

Nach monatelangem Datensammeln und Tabellenpflegen lag Ende 2023 die erste Emissionsbilanz des DAV vor: 51.000 Tonnen CO₂ -Äquivalente (CO₂ e) gehen für das Jahr 2022 auf das Konto des Alpenvereins. Der Großteil davon entfällt auf die Mobilität: Die An- und Abreise zu Touren und Kursen macht im Schnitt knapp ein Drittel unserer Emissionen aus. In unserem Klimaschutzkonzept haben wir außerdem festgelegt, unsere Emissionsbilanz aus dem Basisjahr 2022 schon bis 2026 um 30 Prozent zu reduzieren, also um rund 15.000 Tonnen CO₂ e.

Der Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsmittel oder Fahrgemeinschaften ist dafür ein effektiver Ansatz, wo wir alle – je nach Möglichkeiten vor Ort – direkt selbst anpacken können. Eine Anreise mit den Öffis spart gegenüber einer Anreise mit dem Pkw pro Person immerhin rund 70 Prozent Emissionen.

Als Verband nehmen wir unsere Aktivitäten aber noch genauer unter die Lupe: Vom Strom in den Geschäftsstellen über die verbrauchten Lebensmittel auf Hütten bis hin zu Dienstleistungen wie Hubschrauberflügen oder Gebäudereinigung fließen unsere Aktivitäten so umfangreich wie in keinem anderen Verband in unsere Emissionsbilanz ein.

Wer noch genauer wissen will, wie unsere Emissionsbilanz erstellt wird und wo zum Beispiel auf Hütten die größten Emissionstreiber liegen, findet einen ausführlichen Emissionsbericht auf alpenverein.de/emissionsbilanz-2022.

Themen dieses Artikels