Wir stehen in der Schlange im Supermarkt, warten auf den Bus oder sitzen vor dem Fernseher und haben dabei ständig unser Handy in der Hand. Wir checken auf Facebook, wo der Kumpel gestern auf Ski-Tour war oder liken die imposanten Bergpanoramen auf Instagram. Wir erwischen uns selbst dabei, wie wir beim Kaffee mit Freund*innen aufs Smartphone schielen, wenn es aufleuchtet. Aus Langweile oder Angst etwas zu verpassen, ist es zu unserem ständigen Begleiter geworden. Jeder Schritt muss mit allen geteilt werden, frei nach dem Motto: Was nicht fotografiert wurde, ist nicht passiert. Doch vergessen wir dabei nicht, den Moment mehr zu genießen?
Ein Ausflug in die Berge ist für viele eine Flucht vom Alltag. Entschleunigen von Stress und Hektik. Der Natur nah sein, frische Bergluft atmen und die Freiheit spüren. Entspannen und einfach mal nicht erreichbar sein müssen. Doch immer öfter sehen wir auch Handys in den Händen von Bergwandernden.
Natürlich gehört ein Mobiltelefon zur Grundausstattung beim Ausflug in die Berge: Im Notfall können wir damit Hilfe holen. Deshalb ist ein Telefonnetz in den Alpen auch sehr wichtig. Außerdem eignen sich die GPS-Apps neben der passenden Blattkarte prima für Touren. Doch warum zücken wir auf der Hütte sofort das Smartphone anstatt uns zu unterhalten und uns über den Moment zu freuen?
Die Berge sind perfekt um einfach das Hier und Jetzt zu genießen, die Ruhe und die Natur – ohne an die nächsten Verpflichtungen denken zu müssen. Hier kann man sich mit anderen Naturfans austauschen oder mit seinen Gedanken abschweifen und vor sich hin träumen. Ein idealer Ort, um vom Alltag abzuschalten und der Natur nah zu sein.
Unsere Hüttenwirtsleute beschäftigen sich intensiv mit der vermehrten Nutzung des Smartphone in den Alpen. Teilweise kommt es zu Elektrizitätsengpässen, da Handys aufgeladen werden und dann die Küche nur noch eingeschränkt mit Strom versorgt werden kann. Es heißt also kreativ sein, damit wirklich alle die Gipfel in Ruhe bestaunen können. Zum Beispiel mit einem Angebot von Powerbanks auf Hütten oder lustigen Hinweisschildern wie auf der Tegernseer Hütte.
Also einfach mal das Handy beiseitelegen und den Ausblick genießen! Im Tal kann man den Daheimgebliebenen immer noch von dem traumhaften Ausflug vorschwärmen und die tollen Bilder posten.
Impressionen des Hüttenwirts Hans Peter Gallenberger (Brunnsteinhütte)
Auch an der Brunnsteinhütte beschäftigt man sich intensiv mit der vermehrten Nutzung von Smartphones am Berg. Dass Menschen in Liegestühlen sitzen, in ihr Handy schauen und nicht das grandiose Panorama genießen oder Kleinkinder auf mitgebrachten Tablets Filme anschauen, ist nach Meinung des Hüttenwirts ein allgegenwärtiges Phänomen. Egal ob im Tal oder am Berg. Was jedoch zu einem Problem für die Hüttenwirte wurde, war der Elektrizitätsengpass, welcher sich durch das Aufladen der Smartphones ergab. So war es keine Seltenheit, dass zehn Handys auf einmal geladen wurden und somit die Stromversorgung für die Küche eingeschränkt wurde. Deshalb entschieden sich die Hüttenwirte, das Laden von Handys mit Hinweis auf den Elektrizitätsengpass zu untersagen. Als Alternative werden seitdem auf der Brunnsteinhütte Powerbanks zum Anschaffungspreis angeboten. Die allgemeine Resonanz ist zur Überraschung der Hüttenwirte durchweg positiv.
Impressionen des Hüttenwirts Michael Ludwigs (Tegernseer Hütte)
Viele Besucher*innen kommen auf die Tegernseer Hütte, um Ruhe und die schöne Aussicht zu genießen. Jedoch wurde diese in der Vergangenheit durch exzessive Handynutzung immer wieder gestört. Von Alltagsproblemen wie Beziehungsstress bis zu jeder Menge anderer Kleinigkeiten wurde alles auf der Terrasse diskutiert. Gäste, die die schöne Aussicht genießen wollen, fühlten sich gestört und beschweren sich beim Wirt. Als Reaktion darauf, wurde 1998 ein Schild mit der Aufschrift „Handy bitte hier ausschalten“ aufgestellt. Das allgemeine Feedback war durchwegs positiv und heute zählt das Schild zu einem der meist fotografierten Motive der Hütte.
Allgemein stellt der Wirt aber auch fest, dass durch Internet und Whatsapp immer weniger telefoniert wird und so langsam wieder mehr Ruhe auf der Hütte einkehrt.