Sonnwendfeuer am Berg
Sonnwendfeuer auf der Neureuth. Foto: DAV/Nadine Ormo
Gelebte Traditionen

Festtage in den Alpen

Verschiedenste Festtage begleiten die Menschen in den Alpen seit Hunderten von Jahren und mehr durch die Jahreszeiten. Sie haben vielerorts einen festen Platz in den Traditionen und sind wichtiger Teil der regionalen Identifikation.

Die alpinen Festtage sind häufig religiös geprägt oder stammen gar aus heidnischen Zeiten: Einst lebten die Menschen im Einklang mit der Natur und waren ihrem Kreislauf unterworfen. Vieles konnten sie sich noch nicht naturwissenschaftlich erklären; die Menschen wollten durch ihre Taten Einfluss auf die Kräfte und das Geschehen nehmen – durch Danksagung an das Gute und durch Vertreiben des Bösen.

Einige dieser Traditionen stellen wir im Folgenden vor:

Goaßlschnalzen / Aperschnalzen

Große Peitschen, bei denen ein Hanfseil an einem Holzstiel befestigt ist, werden in der Luft geschwungen und durch das schnelle Ändern der Richtung entsteht ein Knall. Mit diesem uralten, vorchristlichen Brauch sollen die bösen Mächte der Finsternis und Kälte ausgetrieben werden. Manche werten das Schnalzen auch als Fruchtbarkeitsbrauch.

Wann: traditionell zwischen dem Stephanitag (26. Dezember) und Faschingsdienstag, heute meist Ende Januar/Anfang Februar

Besonderes: Das Aperschnalzen im Rupertiwinkel ist seit 2013 Immaterielles Kulturerbe der UNESCO

Funkenfeuer im Allgäu. Foto: Nadine Ormo

Funkenfeuer

Nach dem Karneval brennen in vielen Orten im Allgäu, im Bregenzerwald und in Liechtenstein sogenannte Funkenfeuer. Auch mit ihnen, so die überlieferte Lesart, wird der Winter ausgetrieben. Dieser wird symbolisiert durch die Funkenhexe, eine Strohpuppe, die zuoberst auf dem Feuer platziert ist. Schlagen die Flammen richtig hoch und verbrennt die Puppe, verheißt das Glück, so der (Aber-)Glaube.

Wann: am Sonntag nach Aschermittwoch

Sonnenwendfeuer

Schon in heidnischen Zeiten hofften die Menschen, sich und die Tiere vor bösen Geistern und Krankheiten zu schützen. Sie entzündeten dazu zur Sommersonnenwende Bergfeuer. Später wurde der Brauch religiös adaptiert, weshalb die Feuer teilweise auch Johannifeuer heißen.

Wann: rund um die Sommersonnenwende bzw. die Johannisnacht (21. Juni bzw. 23. Juni)

Almabtrieb

Im Herbst kommt das Vieh von den Bergweiden ins Tal zurück, um auf den Bauernhöfen zu überwintern. Der Termin für den Almabtrieb – auch Alpabfahrt, Viehscheid o.ä. genannt – wird wie eh und je vor allem von der Natur beeinflusst: wächst das Gras nicht mehr oder steht ein Kälteeinbruch bevor, dann wird das Vieh geholt. Ist der Almsommer für Tier und Mensch ohne tödliche Unfälle verlaufen, wird die Herde in vielen Gegenden geschmückt und ein Fest gefeiert.

Wann: abhängig vom Wetter für gewöhnlich zwischen Mitte September und Mitte Oktober

Klausentreiben

Zum Ende des Jahres und abermals ein (wahrscheinlich) heidnischer Brauch: Männer verkleiden sich mit Fellen, setzen sich tierähnliche Masken auf und ziehen durch die Straßen. Auf diese Weise sollen die Nachtgeister vertrieben werden.

Wann: am 5. und 6. Dezember

Rauhnächte und Perchtenläufe

In den besonders langen Winternächten wollte man das üble Treiben böser Geister unterbinden. Mit Weihrauch und Kräutern werden traditionell die Häuser gereinigt und so die Winterdämonen vertrieben. Verbunden damit die Hoffnung auf ein glückliches neues Jahr und Fruchtbarkeit.

Wann: Während der Rauhnächte – zwischen der Thomasnacht am 21. Dezember und 6. Januar wird geräuchert, die Perchtenläufe finden meist den gesamten Dezember über statt

Weitere traditionelle alpine Feste

Während viele der Bräuche so oder ähnlich in verschiedenen Regionen der Alpen und mitunter auch abseits der Berge bekannt sind, gibt es weitere jahrhundertealte Rituale, die mitunter nur in einzelnen Gemeinden gelebt werden:

Maschkera

Verkleidet und mit großen Holzmasken ziehen Männer durch die Orte des Werdenfelser Landes – besonders in Mittenwald und auch in Garmisch, Farchant und Grainau sind sie zu sehen. Die Holzlarven werden als Maschkera bezeichnet; der Brauch diente ursprünglich dem Wintervertreiben.

Wann: ab dem ersten Sonntag nach Heilig Dreikönig bis Faschingsdienstag

Axamer Wampelerreiten

Sogenannte Wampeler – junge Burschen und Männer – ziehen sich zu diesem Anlass ein weißes Leinenhemd an und stopfen es prall mit Heu aus. So erhalten sie einen dicken Bauch, die Wampe. Später versuchen Reiter, die Wampeler auf den Rücken zu legen und deren weißes Hemd zu beschmutzen. Der Brauch symbolisiert das Ringen zwischen Winter und Frühling.

Wann: Donnerstag nach Aschermittwoch

Besonderes: Das Wampelerreiten steht im Zentrum des Fasnachtstradition in Axam (Tirol). Seit 2016 ist der Brauch in der Österreichischen UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes zu finden.

Transhumanz

Ein ganz besonderer Tierauf- und -abtrieb wird im Schnalstal praktiziert: die Südtiroler Bauern haben alte Weiderechte im Ötztal und führen ihre Schafherden alljährlich zu Beginn des Sommers auf mehr als 3.000 Meter über den Alpenhauptkamm und heute auch über die Landesgrenze nach Österreich. Die glückliche Rückkehr ins Schnalstal im Herbst wird mit einem Hirtenfest gefeiert.

Wann: Auftrieb abhängig vom Wetter Mitte Juni, Abtrieb im September

Besonderes: diese besondere Form der Wanderweidewirtschaft hat Österreich 2011 in seine UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Transhumanz: Schafabtrieb vom Ötztal ins Schnalstal. Foto: Nadine Ormo

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