Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln schont Klima und Nerven. Wanderparkplatz im Sommer 2020. Foto: Andi Dick
Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln schont Klima und Nerven. Wanderparkplatz im Sommer 2020. Foto: Andi Dick
Mobilität von morgen

Umwelt- und klimabewusst Autofahren?

Ein Fünftel der CO2-Emissionen in Deutschland fällt auf den Verkehr. Manchmal geht es einfach nicht ohne Auto. Aber was heißt umwelt- und klimabewusst Autofahren und geht das auch "ökologisch"?

2015 verpflichteten sich Deutschland und 194 weitere Staaten im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens, die Klimaerhitzung auf deutlich unter 2 °C, möglichst nur 1,5 °C, gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen. Dazu strebt Deutschland in seinem „Klimaschutzplan 2050“ an, bis 2050 weitestgehend Treibhausgasneutral zu werden. Heutzutage fällt ein Fünftel der CO2-Emissionen Deutschlands allein auf den Verkehr. Somit gilt auch hier die Devise: Vermeiden – reduzieren – kompensieren.

Die beste Form der ökologischen Mobilität ist weniger Mobilität

Dieser Devise folgend gilt: Die beste Form der ökologischen Mobilität ist weniger Mobilität. In der aktuellen Diskussion geht es meistens darum, wie man das bestehende Mobilitätsverhalten umweltschonender und nachhaltiger gestalten kann. Dabei ist Vermeiden das oberste Gebot. Vermeiden heißt dabei nicht, Verkehr zu unterbinden, sondern die zurückzulegende Strecke durch veränderte Siedlungs- und Produktionsstrukturen zu verkürzen oder die Auslastung der Fahrzeuge zu erhöhen, z.B. durch die Nutzung von Mitfahrgelegenheiten. Oder aber Mobilität durch andere Kommunikationsflüsse zu ersetzen. So könnte zum Beispiel das in Corona-Zeiten erprobte Home-Office zukünftig tägliches Pendeln ersetzen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Digitalisierung.

Mobilität besser organisieren

Doch was ist, wenn Mobilität unvermeidbar ist? Natürlich ist ein Ausbau des ÖPNV-Angebots sowie des Radwegenetzes nötig, um nachhaltige Mobilität auszuweiten. Eine weitere Möglichkeit, Mobilität nachhaltiger zu gestalten ist, die eigene Mobilität besser zu organisieren und die unterschiedlichen zum Teil bereits bestehenden Verkehrsmittel möglichst effizient zu kombinieren und auszuwählen. Dazu gibt es drei Mobilitätstypen:

  • intermodal: Die Kombination mehrerer Verkehrsmittel z.B. man fährt mit dem Fahrrad zur Bahn und läuft von der Bahn die letzten Meter zu Fuß zum Ziel

  • multimodal: Situationsabhängige Verkehrsmittelwahl z.B. man fährt am einen Tag mit dem Fahrrad in die Arbeit, weil man am nächsten Tag noch einkaufen will, wählt man jetzt das Auto

  • micromodal: Wahl möglichst „kleiner“ Verkehrsmittel wie Fahrräder oder Elektroroller

Auch hier liegt erhebliches Potenzial in der Digitalisierung. Wichtig wäre es, die verschiedenen Mobilitätsangebote zu verknüpfen und gebündelt auf einer Plattform abrufbar zu machen. ÖPNV, Carsharing, Leihräder und Fußweg verbunden in einer App, um den optimalen Weg auf einen Blick darzustellen. In vielen Großstädten gibt es bereits Kooperationen zwischen ÖPNV und Carsharing-Unternehmen, z.B. in München, Dresden oder in der Metropolregion Heidelberg-Mannheim-Ludwigshafen.

Mit dem Fernbus in die Berge. Foto: pixabay

Mobilität auf langen Strecken

Auch auf langen Strecken ist natürlich ein möglichst dichtes und gut kombinierbares Bus- und Bahn-Netz und damit verbunden eine öffentliche Anreise die optimale Lösung. Auch der Fernbus kann oftmals eine Lösung für weite Anreisen (in die Berge) sein. Andere Angebote wie Bergsteigertaxis oder Fahrradverleihe an Bahnhöfen bieten gute Möglichkeiten, die öffentliche Anreise vor Ort zu ermöglichen. Mehr dazu in unserem Artikel „Problem letzte Meile – öffentlich in die Berge“.

Dennoch gibt es Ziele, gerade im Bergsport, die nur über den Individualverkehr erreichbar sind und für die man nur auf das Auto zurückgreifen kann. Hier kann Carsharing die Lösung sein. Oder auch das eigene Elektroauto. Zu beachten ist dabei, dass ein Elektroauto nur bei Betrieb mit Ökostrom nachhaltiger als ein herkömmlicher Verbrenner ist. Dies liegt vor allem an der ressourcenintensiven Herstellung der Batterie, die sich negativ auf die Energiebilanz des Elektroautos auswirkt, sowie dem deutschen Strommix mit seinem großen Kohleanteil. So lag 2019 der Anteil fossiler Energieträger an der Nettostromerzeugung in Deutschland bei 40 Prozent.

Mobilität 2040

Doch wie wird die Mobilität 2040 letztendlich aussehen? Der ADAC hat dazu ein klares Bild (siehe Studie "Die Evolution der Mobilität" zum Download unten). Im Jahr 2040, so die Vision, befindet sich die Gesellschaft in Deutschland im Übergang zur postfossilen Mobilität. 50 Prozent der PKWs im Bestand fahren bereits mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb. Die postfossile Mobilität stützt sich jedoch nicht auf private Autos. Vor allem öffentliche Verkehrsmittel, Fahrradverkehr und fußgängerfreundliche Innenstädte dominieren den Mobilitätsmix. Die Fortbewegung 2040 findet vor allem inter- und multimodal statt. So entwickeln sich die öffentlichen Verkehrsmittel vor allem in Richtung individueller Massenmobilität. Busse und Bahnen werden durch ein dichtes Netz von sogenannten Public Private Vehicles und Microcarrier wie Elektro-Roller, autonome Shuttle-Fahrzeuge und Fahrrädern ergänzt.

Mieten statt Besitzen

Ganz nach dem Prinzip „Zugang statt Besitz“ kauft man sich nicht ein eigenes Auto, sondern zahlt für die Möglichkeit Mobilitätsangebote zu nutzen. Diese stehen zeitlich und räumlich flexibel zur Verfügung. Der ADAC erwartet dadurch eine effizientere Auslastung der Mobilitätsangebote. Das ganze Mobilitätssystem basiert auf einer digitalen Vernetzung aller Fortbewegungsmittel. Über das Smartphone ist somit jederzeit Mobilität verfügbar und abrufbar. Für längere Strecken ist neben dem öffentlichen Fernverkehr auch Carsharing eine Option.

Durch diese Entwicklungen erwartet der ADAC nicht nur höhere Flexibilität im Mobilitätsverhalten sondern auch geringere Mobilitätskosten. Auch die Zahl der insgesamt benötigten Fahrzeuge wird dadurch zurückgehen.

Die Vernetzung der verschiedenen Verkehrsmittel nicht nur untereinander, sondern auch mit dem Nutzer macht Großevents oder saisonale (Verkehrs-)Ereignisse vorhersehbarer und die damit verbundenen Verkehrsströme lenkbarer, reibungsloser und umweltfreundlicher. Auch die Verkehrssicherheit profitiert von der zunehmenden Kommunikation der Verkehrsteilnehmenden untereinander. Die Mobilität entwickelt sich immer mehr zum autonomen Fahren.

Als Fazit lässt sich ziehen, dass die Mobilität von Morgen nicht mehr in unterschiedlichen Verkehrsmitteln, sondern entlang von Mobilitätsketten verläuft. Der ÖPNV wird kleinteiliger und individueller. Die Mobilität wird vernetzter, inter- und multimodaler und verzichtet auf fossile Antriebsenergie. Durch eine effizientere Auslastung und Steuerung wird sie planbarer, sicherer und umweltfreundlicher. Doch wie immer gilt, dass der Endkonsument über den Erfolg neuer Konzepte entscheidet. Deshalb #machseinfach!

Fehlt noch was?

Weitere Vorschläge zur Mobilität von morgen werden unter natur@alpenverein.de gesammelt.

Die Kampagne #machseinfach ist Teil des Projekts „Bergsport mit Zukunft“, das durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) und Globetrotter gefördert wird.

DAV-Partner unterstützt Kampagne

Unterstützt wird die Kampagne von VAUDE, dem offiziellen Ausrüster des DAV.

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ADAC Studie: Die Evolution der Mobilität 839.70 KB

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