Faszination Bergsteigen
Als Geburtsstunde des Bergsteigens wird zumeist die Erstbesteigung des französischen Mont Ventoux (1912 m) durch Petrarca im Jahre 1336 angesehen. Schon früh wurden beachtliche Leistungen erzielt: Bereits 1358 glückte beispielsweise die Besteigung des 3538 Meter hohen Rocciamelone in Italien.
Viele dieser frühen Unternehmungen waren „zweckfrei“, dienten also nicht einer militärischen Erkundung oder ähnlichem, sondern einzig dazu, aus einer anderen Perspektive auf die Welt zu schauen. Heute scheint diese pure Lust am „In-die-Berge-gehen“ größer denn je.
Varianten
Der Übergang vom Bergwandern zum Bergsteigen (und im Übrigen auch vom Bergsteigen zu weiteren Bergsportarten) ist fließend.
Das vielleicht wichtigste Merkmal: Beim Bergsteigen werden auch einfache Kletterstellen bis zum II. Grad, schmale Steige und wegloses Gelände bewältigt – zumeist aber noch ohne Unterstützung durch technische Hilfsmittel.
Beim Bergsteigen ist man in unterschiedlichem Gelände unterwegs:
auf anspruchsvollen Bergwegen
auf einfachen und flachen Gletschern
in einfachem Schrofengelände
im Fels mit kurzen Passagen bis zum II. Grad
auf Klettersteigen
Naturschutz
Beim Bergsteigen dringt man in besonders sensible Landschaften vor. Deshalb sollte man – wie beim Wandern und anderen Bergsportarten – zum Schutz der Natur auf den empfohlenen Routenführungen bleiben. Vor allem in großer Höhe sollten Pflanzen geschont werden und nicht gepflückt oder ausgerissen werden. Allen Müll wieder mitzunehmen und möglichst umweltbewusst anzureisen, ist für verantwortungsbewusste Bergmenschen selbstverständlich.
In aller Kürze
Ausrüstung
Zur Grundausrüstung für das Bergsteigen gehören
stabile, knöchelhohe Bergschuhe mit rutschfester Profilsohle
dem Wetter angepasste Kleidung
ausreichend Verpflegung
nötigenfalls Klettersteig-, Felskletter- und/oder Gletscherausrüstung
Notfallausrüstung inkl. aufgeladenem Handy (Notruf 112), Erste-Hilfe-Set und Rettungsdecke/Biwaksack
ggf. Stirnlampe (vor allem auf längeren Touren)
Bergsteigen lernen
Viele der Sektionen des Alpenvereins bieten Kurse und Schulungen an, in denen alle, die ausgedehnte und anspruchsvolle Bergtouren unternehmen möchten, ihre Fähigkeiten weiter ausbauen können. Dazu gehören Basis-Bergsteigen-Klettersteig-Kombikurse genauso wie anspruchsvolle Mehrtagestouren.
Auf einen Blick: Bergsteiger*innen können sich grundsätzlich an den 10 DAV-Empfehlungen für das Wandern orientieren.
Tourentipps & Planung
Eine Vielzahl von Vorschlägen zum Bergsteigen findet sich auf alpenvereinaktiv.com, dem Tourenportal des Alpenvereins; dazu in der Tourensuche unter „Wandern“ weiter nach „Bergtour“ filtern.
Hilfreich für die Tourenplanung sind die Alpenvereinskarten Bayerische Alpen (BY1-BY 22) im Maßstab 1:25.000. Informationen zu diesen und weiteren Alpenvereinskarten gibt es hier.
Sicherheit
Geländebedingt sind die Gefahren beim Bergsteigen ungleich größer als beim einfachen Bergwandern.
Schrofengelände oder Firnhänge, Blockfelder oder Geröllfelder – Bergsteiger*innen benötigen ein umfassendes, oft über Jahre aufgebautes Wissen über das Verhalten am Berg.
Einige Tipps
... für Schrofen, einfachen Fels, Steinschlagbereiche & Moränengelände:
Schräg auf- oder absteigen
Gruppenaufteilung: geschlossen steigen
Schwächere in der Gruppe hinter Stärkeren
Eventuell einzeln gehen
Helm aufsetzen
Tempowechsel in Gefahrenbereichen
Hilfestellung geben, eventuell Tritte ansagen
... für steiles Grasgelände und Geröllfelder
Steile Grashänge werden in ihrer Gefährlichkeit unterschätzt!
Nach Möglichkeit solches Gelände meiden/umgehen
Besonders gefährlich bei Nässe/Vereisung
Grobe Geröllfelder eignen sich für den Aufstieg
Feine Geröllfelder eignen sich für den Abstieg
Steinschlaggefahr beachten, vor allem in Seitenmoränen
... für Blockfelder
Mit dem Auge vorausschauend den idealen Weg suchen
Achtung auf nasse Flechten
Werden Stöcke benutzt: Hände aus den Handschlaufen
... für das Queren harter Firnhänge:
Gehtechnik der Schneehärte und Hangsteilheit anpassen
Gegebenenfalls Liegestütztechnik mit Nachstellschritten
Überlegt und ruhig Tritte schlagen
Gleichgewicht ausbalancieren
Stützhilfen sinnvoll einsetzen
Infrastruktur
Wer in den Bergen unterwegs ist, dem stehen mehr als 300 Schutzhütten des DAV zur Rast oder zur Übernachtung zur Verfügung. Hinzu kommen viele weitere Hütten anderer alpiner Vereine wie dem ÖAV, SAC oder dem AVS. Alpenvereinsmitglieder genießen Vergünstigungen, auch auf den Hütten einzelner anderer alpiner Vereine.
Informationen zu den Hütten der Alpenvereine gibt es in der übersichtlichen Hüttensuche.
Literaturempfehlung
„Bergwandern – Bergsteigen. Wissen & Praxis, Alpine Lehrschriften“ von Olaf Perwitzschky, Bergverlag Rother, ISBN 978-3-7633-6032-1
„Wetter und Orientierung. Alpin-Lehrplan 6“ von Rainer Bolesch, Gerhard Hofmann und Michael Hoffmann, Rother Bergverlag, ISBN 978-3-7633-6093-2
„Hochtouren – Eisklettern. Alpin-Lehrplan 3“ von Andreas Dick & Peter Geyer, Rother Bergverlag, ISBN 978-3-7633-6090-1
Diese und weitere Bücher sind im DAV Shop erhältlich.
Dateien
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Schwierigkeitsgrade von Berg- und Hochtouren | 61.19 KB |