Drei Menschen in steigen in alpinem Gelände bergauf
Größere Blöcke lassen sich gut als Tritte nutzen. Foto: DAV/Julian Rohn
Technik: Gehen in Schutt und Blockwerk

Souverän unterwegs im Geröll

Je höher man im Gebirge kommt, umso mehr werden Wälder und Wiesen von Schutt und Blockfeldern abgelöst. Sich in diesem Gelände zu bewegen, kann mühsam und nicht ganz ungefährlich sein. Mit etwas Übung, richtiger Technik und guter Routenwahl lassen sich solche Passagen nicht nur zügig und sicher bewältigen, sondern machen sogar Spaß.

Eher kleines (faust- bis kieselgroßes), loses Steinwerk wird als Schutt (häufig auch als Schotter oder Geröll) bezeichnet. Steigt man in Schutt, gibt er in der Regel nach und rutscht ein kurzes Stück ab. Je feiner die Steine umso mehr, je größer desto weniger.

Beim Steigen im Blockgelände fixiert der Blick den nächsten Tritt. Illustration: Georg Sojer

Beim Aufstieg im Feinschutt wird man sich daher schnell wie der Hamster im Hamsterrad fühlen: Für jeden Schritt nach oben rutscht man einen halben wieder hinunter. Daher nützt man für den Aufstieg über Schutthalden Bereiche mit gröberem Steinwerk oder mit Vegetation. Bei gröberem Schutt hilft es, sich mit dem Schuh kleine Plateaus zu formen und eingelagerte Felsplatten oder größere Blöcke als Tritte zu nützen. Passagen mit feinem Schutt sollte man idealerweise nur queren. Müssen sie im Aufstieg begangen werden, macht man kleine, bedächtige Schritte und belastet diese sehr bewusst und vorsichtig. Vergleichbar mit dem Gehen im Firn können zudem mit dem Schuh Trittkerben in den Schutt geschlagen werden. Der Einsatz von Wanderstöcken ist im Schutt generell sinnvoll, um das Körpergewicht auf mehr Punkte zu verteilen.

Wenn Neigung und Größe des Gerölls ideal sind, lässt sich in diesen Schuttreisen kraftsparend und vergnüglich abfahren. Illustration: Georg Sojer

Für den Abstieg über Schutthalden ist feiner, tiefer Schutt die beste Wahl, um sicher und zügig runterzukommen. Hier kann sehr angenehm runtergegangen oder gar gelaufen werden. Man tritt mit den Fersen in den Schutt, Knie und Hüfte sind gebeugt und die Belastung leicht nach hinten. So rutscht man mit dem Schutt mit, in diesem Fall geht es ja in die richtige Richtung. Kurze, schnelle Schritte sorgen für ein flüssiges, schnelles Absteigen („Abfahren“) in gerader Linie. Vorsicht jedoch vor Passagen, an denen der Schutt gröber ist oder nur oberflächlich festen Untergrund überdeckt. Diese führen bei hohem Tempo zur abrupten Bremsung und es droht der Sturz kopfüber. Solche Stellen gilt es vorausschauend zu erkennen und kontrolliert zu belasten. Üblicherweise finden sich solche Passagen am Auslauf von Schuttreisen und bei eingelagerten Felsplatten. Tipp: Hohe Schuhe verhindern, dass allzu viel Kiesel ihren Weg in den Schuh finden.

Tipps

  • Für den Aufstieg große Strukturen wählen

  • Abstieg in feinen Schuttreisen – Vorsicht bei Übergang zu grobem Schutt

  • Blockgelände: einschätzen, belasten, ausbalancieren

  • Vorsicht in steilem Blockwerk und bei Nässe

Im Blockgelände

Blockgelände oder auch Blockwerk besteht hingegen aus deutlich größeren Felsbrocken, -blöcken und -platten. Von kopf- bis körpergroß kann alles dabei sein, was sich auf einer Blockhalde in mehr oder weniger stabilem Gleichgewicht auf- und nebeneinander türmt. Über diese Blöcke lässt sich relativ gut aufsteigen, jedoch bedarf es einer guten Balance und eines geübten Blicks, wie ein Block belastet werden kann, ohne dass er mit einem umkippt. In grobem Blockwerk geht oder springt man von Block zu Block. Wichtig ist hierbei eine leichte Beugung in Knie und Hüftgelenk, um aktionsbereit zu sein und die Balance ausgleichen zu können. Vor jedem Tritt muss der nächste Felsblock beurteilt werden: Wie stabil ist er? Wie muss er belastet werden? Kann man darauf stehen bleiben oder ist es besser, den Block nur als „Zwischenstation“ zu verwenden und gleich weiter zum nächsten Block zu gehen? Ein zügiges oder sogar dynamisches Tempo hilft prinzipiell, es erleichtert die Balance und zudem kommt man deutlich schneller voran. Allerdings setzt es voraus, dass man blitzschnell den jeweils nächsten Block beurteilt und im Idealfall auch die weiteren Schritte vorausdenkt – dies lässt sich mit etwas Übung erlernen. In einem kleinen, überschaubaren und flachen Blockgelände lässt sich (anfangs ohne, später mit Rucksack) gut üben:

  • Balance halten auf unterschiedlich großen, flachen oder spitzen Blöcken.

  • Gehen und Springen von Block zu Block.

  • Zwei bis drei Schritte zügig machen, dann stoppen.

Mit solchen Kurzeinheiten am Wegesrand wird man sehr schnell Fortschritte machen und anfängliche Scheu und Angst vor Blockgelände ablegen. Besondere Vorsicht ist in steilem Blockgelände geboten, ein Umkippen eines Blockes kann schnell zu bösen Verletzungen führen. Achtung auch bei Nässe: Flechtenbewachsene Granit und Gneisblöcke oder abgespeckte Kalksteine werden dann sehr rutschig. Steigt man im Blockgelände ab, empfiehlt es sich zick-zack-förmig querend abzusteigen. Um die Balance zu erleichtern, werden im Blockgelände häufig Wanderstöcke verwendet, jedoch sind diese auf oder zwischen den Blöcken sehr schwierig solide zu setzen und bedürfen zusätzlicher Aufmerksamkeit und Koordination. Das verlangsamt das Gehtempo, und unerwartetes Abrutschen des Stocks kann leicht zum Gleichgewichtsverlust und Sturz führen. Idealerweise verzichtet man daher auf den „Stockeinsatz“ im Blockgelände. Werden Stöcke benutzt (z.B. bei sehr schwerem Expeditionsrucksack), sollte man die Hände aus den Schlaufen nehmen.

Routenwahl in Schutt- und Blockgelände

Sind Wegmarkierungen (z.B. Steinmänner) vorhanden, sollte man diesen auch folgen, diese markieren die Hauptroute mit dem einfachsten und am besten verfestigten Weg. Ist man weglos unterwegs, empfiehlt es sich, für den Aufstieg möglichst groben Schutt und großes Blockwerk zu wählen, zudem können felsige Passagen oder Bereiche mit Vegetation einen leichteren Aufstieg gewähren. Im Abstieg sind Schuttreisen mit feinem Schutt das Mittel der Wahl – häufig befahrene Schuttreisen sind oft von Weitem schon als weißes vertikales Band in der Schutthalde zu erkennen. Grün schimmernde Passagen im Abstieg meiden oder nur vorsichtig begehen – hier haben empfindliche Spezialisten der Pflanzenwelt den Schutt als Heimat ausgewählt und zum Halten gebracht und sollten auf keinen Fall zerstört werden. Ist keine Schuttreise zum genussvollen „Obi-Schottern“ zur Hand, sollte man die Abstiegsroute analog zum Aufstieg entlang festerer Bereiche (sprich großes Steinwerk) anlegen.

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