Illustration: Landkarte und Terrain in der Natur passen nicht zusammen.
Bedrängnissituation am Berg: Falsch hier. Illustration: Marmota Maps/Lana Bragin
Orientierung

Falsch hier

Kennst du das?: Ich wusste nicht mehr, wo genau ich bin oder ich war falsch orientiert: z. B. falsche Abzweigung nehmen im Irrglauben, richtig zu sein.

Faustregel

Schärfe deine Sinne und erkenne im Gelände, wo du gerade bist.

Geltungsbereich

Gemeint sind Situationen, die nicht unmittelbar zu einer gefährlichen Situation (z. B. im absturzgefährdeten Gelände) geführt haben. Möglicherweise war die Orientierung nach einiger Zeit auch wieder möglich.  

Ad-hoc-Maßnahmen und -Verhaltenstipps

Ein wichtiger Aspekt beim Wandern ist die Aufmerksamkeit: Worauf konzentriere ich mich gerade?

Folgende Punkte und Fragen helfen dir dabei Wegpunkte wiederzufinden:

  • Falls du merkst, dass irgendetwas nicht mehr stimmt oder falls du zweifelst, ob die Route überhaupt noch stimmt, dann bleibe stehe und nimm dir Zeit, um dich in Ruhe zu vergewissern. Rede dir beim Weitergehen nicht ein, dass es „schon passen“ werde. 

  • Bewahre Ruhe und versuche, dich mittels einer Karte (analog oder digital) zu orientieren. Gleichzeitig mehrere „Belege“ zu erkennen, ermöglichen eine sichere Orientierung, das könnte z. B. links oben eine Scharte sein, die du auch in der Karte findest und rechts unten eine Alpe.

  • Kannst du dich nicht orientieren und ist der Weiterweg unklar (in Bezug auf Orientierung oder Schwierigkeit), ist meist die beste Lösung, den Weg den du gekommen bist, zurückzugehen bis zum letzten Punkt, wo du noch Orientierung hattest.

Theoretischer Hintergrund

Diese Bedrängniserfahrung kann unterschiedliche Ursachen haben. Wichtig ist es, nach der Tour zu überlegen, woran es gelegen haben könnte, dass zwischenzeitlich die Orientierung verloren ging. Mögliche Ursachen sind: Unaufmerksamkeit während der Wanderung, mangelnde Kenntnisse im Umgang mit den Orientierungshilfen wie Karte, GPS oder alpenvereinaktiv.com. Ebenso mangelndes Können im Erkennen von Wegspuren oder im Interpretieren der Wetterzeichen.

Nicht der (richtige) Wanderweg. – Auch Zeichen wie dieses können bei der Orientierung helfen. Foto: AdobeStock

Prävention

  • Schenke deiner Umgebung stets ausreichend Aufmerksamkeit und sei mit den Augen im Gelände. Das gilt (besonders) auch, wenn du dich während einer Wanderung mit Anderen unterhältst.  

  • Unterbrich die Unterhaltung, wenn du dir im Gelände oder mit der Wetterentwicklung unsicher bist.

  • In den Bergen ist es wichtig, die Verantwortung über die Orientierung – also das Wissen, wo du bist –, nie komplett an eine führende Person abzugeben.

Mache dir auch eine Eigenheit der menschlichen Wahrnehmung klar: Wenn wir eine Zeit lang im Irrglauben richtig zu sein, auf dem falschen Weg waren, nehmen wir bevorzugt nur das wahr, was mit unseren Vorannahmen übereinstimmt. (siehe auch: Wahrnehmung)

Wenn du also annimmst, dass du genau weißt, wo du bist, wirst du an der nächsten Abzweigung nicht prüfen, wo es lang geht. Im Rückblick auf die Tour, bei der du dich an einer Abzweigung verlaufen hast, kannst nur du selbst analysieren, weshalb du einer falschen Annahme gefolgt bist. Es kann vielerlei Gründe geben: sei es, dass du dir die Karte falsch eingeprägt hast, dass du im Gruppenprozess recht behalten wolltest oder einer trügerischen Erinnerung Glauben geschenkt hast. – Lerne in diesen Punkten dazu!

Entwicklungsperspektive

Die gute Nachricht: Orientierung im Gelände kannst du immer wieder üben.

Aus Fehlern lernen, heißt die Devise. Vermeide sie also auf deiner nächsten Tour. Das ist vor allem dann ratsam, wenn du bemerkst, dass du des Öfteren falsch orientiert bist.

Du kannst dein Verhalten in vielerlei Schritten ändern: Sei es, dass du an Abzweigungen grundsätzlich auf die Karte schaust und deine Annahme überprüfst. Oder du befragst dazu deine Navigations-App. Oder aber ihr macht innerhalb der Gruppe ein Quiz daraus, welcher Weg der richtige ist. Insbesondere in unbekanntem Gelände hilft ein regelmäßiger Vergleich von Gelände und Karte (auf Papier oder am Handy), um gut orientiert zu sein.

Den Karte-Gelände-Vergleich kannst du üben, indem du auf dir bekannten Touren immer wieder auf die Karte schaust und dir einprägst, wie das Gelände dargestellt wird.

Für ein gutes Orientierungsvermögen gehört es nach wie vor dazu, topografische Karten in Papierform lesen zu lernen. Denn (nur) diese liefern zusätzlich zu den kleinteiligen, detaillierten Standortinformationen die großräumige Orientierung. Die Karte hilft auch im Notfall, wenn digitale Hilfen nicht genutzt werden können (weil beispielsweise schlichtweg das Signal fehlt).

Bei Sektionen und Bergschulen (oder in Internet-Videos) kannst du das Landkartenlesen erlernen. Auch der Umgang mit GPS-Geräten, Handys und ihren entsprechenden Apps solltest du üben. Ein Gefühl für das Gelände zu bekommen (mögliche begehbare und sichere Wegverläufe erkennen) und im Gelände Spuren lesen zu können („Befinde ich mich noch auf dem vielbegangenen Wanderweg oder fehlen Begehungsspuren seit einiger Zeit?“), vervollständigen ein gutes Orientierungsvermögen.