Durch die schnelleren und tieferen Atemzüge wird zu viel Sauerstoff (O2) eingeatmet und vermehrt Kohlendioxid (CO2) ausgeatmet. Dadurch gerät das Sauerstoff-Kohlendioxid-Verhältnis im Blut aus dem Gleichgewicht. Obwohl im Hyperventilationsanfall rascher und tiefer geatmet wird, hat der Betroffene paradoxerweise das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Die Angst zu ersticken führt dazu, dass noch hektischer geatmet wird, was die Symptomatik weiter verschärft. Es bildet sich ein Teufelskreis, aus dem die Betroffenen selbst schwer wieder herauskommen. Solch eine Hyperventilation wird von den Betroffenen als bedrohlich erlebt, sie ist aber grundsätzlich nicht gefährlich.
Hält dieser Zustand längere Zeit an, sinkt auch der Kalziumspiegel im Blut. Die Folge ist eine erhöhte Erregbarkeit von Nerven (Kribbeln in den Fingern) und Muskeln (Muskelkrämpfe).
Beim Hyperventilationssyndrom tritt eines oder mehrere der folgenden Symptome auf:
Schnelle und tiefe Atmung
Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen
Enge-, Druckgefühl in der Brust
Starke psychische Erregung, Zittern, Unruhe, Angst, Panik
Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Fingern und um den Mund
Muskelverkrampfungen, v.a. der Hände ("Pfötchenstellung")
Herzklopfen und Herzrasen
Schwitzen
Schwindelgefühl, Schwarzwerden vor den Augen, Schwäche, selten Ohnmacht
Am wichtigsten ist bei einer Hyperventilation, die Atmung wieder zu normalisieren; die CO2-Konzentration im Körper erreicht dann wieder das normale Niveau. Dann lassen auch die Symptome bald wieder nach.
Folgende Maßnahmen können dabei helfen:
Bei den ersten Anzeichen einer Hyperventilation möglichst ruhig bleiben und sich selbst oder die andere Person beruhigen.
Pause einlegen und sich auf die Atmung konzentrieren
Wichtig ist die Atmung zu normalisieren: bewusst langsam durch die Nase ein- und wieder ausatmen.
Dabei vor allem Konzentration auf die Bauchatmung, erkennbar daran, dass vor allem der Bauch sich hebt und senkt. Das kann noch unterstützt werden, indem man eine Hand auf den Bauch legt. Dadurch wird das Atemvolumen pro Atemzug reduziert und eine beruhigende Atmung betont.
Zur Verlängerung der Atmung kann beim Ausatmen die „Lippenbremse“ eingesetzt werden: Hierzu beim Ausatmen den Mund locker geschlossen halten und durch den Mund ausatmen, die Lippen bremsen (durchaus hörbar) den Ausatemstrom. Durch die Verlängerung des Atmungszyklus wird die Abatmung von CO2 ebenfalls verringert.
"Beutel-Rückatmung": Der/die Betroffene soll einige Minuten in eine nicht zu große Papiertüte atmen, die locker vor/über Mund und Nase gehalten wird. Zur Not kann auch in die vor Mund und Nase gehaltene Hohlhand geatmet werden. Dadurch wird das vermehrt ausgeatmete Kohlendioxid rückgeatmet und die Beschwerden klingen ab. Achtung: In Filmen sieht man des Öfteren, dass der hyperventilierenden Person mit einer Tüte über dem Kopf „geholfen“ wird. Davon raten wir ab, da es das Gefühl der existentiellen Bedrohung erhöht, das in einer Hyperventilations-Situation sehr wahrscheinlich auftritt.
Achtung: Eine Rückatmung mit Beutel darf nur erfolgen, wenn es sich eindeutig um eine psychogene Hyperventilation handelt. Bei einer echten Atemnot infolge einer körperlichen Ursache (z. B. Asthmaanfall, akute Herzschwäche, etc.) würde man damit die Situation zusätzlich verschlechtern.
Und noch etwas: Eine Hyperventilation kann auch organische Ursachen haben (z. B. Herzinsuffizienz). Das muss auf alle Fälle medizinisch abgeklärt werden. Sollten vermehrt Hyperventilationsanfälle auftreten und lässt sich in der akuten Situation die Hyperventilation nicht mit den oben genannten Maßnahmen stoppen, sollte man ebenfalls medizinische Hilfe rufen.
Hier geht's zum Glossar mit weiteren wichtigen Begriffen aus dem BergwanderCheck.