Illustration: Ein Wanderer auf einem Weg; plötzlich wird es extrem steil; er fasst sich grübelnd an den Kopf.
Bedrängnissituation am Berg: Tour schwieriger als gedacht. Illustration: Marmota Maps/Lana Bragin
Tourenplanung

Die Tour war unerwartet schwierig

Kennst du das?: Ich musste feststellen, dass die Tour viel schwieriger war als gedacht, zu bewältigen waren z. B. nicht vorhergesehene Absturz- oder Kletterpassagen oder schlecht begehbare Passagen (lehmige Rinnen, steiles Geröll, schwierige Bachüberquerungen).

Faustregel

Taste dich langsam, Schritt für Schritt, an schwierigeres Gelände heran.

Theoretischer Hintergrund

Schwierige Stellen im Vorfeld der Tourenplanung zu erkennen, ist nicht einfach. Mit viel Übung – kombiniert mit Erfahrung am Berg – lässt sich einiges auch aus der Karte erkennen. In der ergänzenden und vielfältig verfügbaren Führerliteratur oder auf Tourenportalen im Internet finden sich auch wertvolle Hinweise auf anspruchsvolle Stellen.

Prävention und Entwicklungsperspektive    

Um diese Bedrängniserfahrung zukünftig zu vermeiden, ergeben sich zwei Ansätze, einer ist eher theoretischer, der andere eher praktischer Natur:

Setze dich immer wieder mit topografischen Karten auseinander, um so auf mögliche Herausforderungen nächster Touren besser vorbereitet zu sein. Fakten, die sich mit viel Übung aus der Karte herauslesen lassen, sind zum Beispiel:

  • Je enger die Höhenlinien auf der Karte beisammen liegen, desto steiler ist das Gelände.

  • Verläuft der Weg durch Felszeichnungen, ist davon auszugehen, dass er durch steiles und ausgesetztes Gelände führt.

Mache dir zu Wanderführern und sonstigen Beschreibungen klar: Zwar sind Bergwege grundsätzlich in verschiedenen Schwierigkeitsgraden kategorisiert (oft von den Alpenvereinen; rund um Ortschaften häufig auch von Tourismusverbänden) und Autor*innen werden diese aufgreifen. Wegbeschreibungen egal, wie kurz oder lang –, geben aber immer auch einen jeweils subjektiven Eindruck wieder. Sei dir bewusst, dass diese Einschätzung von deinem eigenen Empfinden vor Ort abweichen kann.

Die starken klimatischen Veränderungen der letzten Jahre und Jahrzehnte führen mitunter dazu, dass Wegabschnitte gänzlich anders aussehen, als in der Literatur beschrieben.  Mitunter wurden Wege sogar komplett verlegt (z. B. auf sich zurückziehenden Gletschern) oder sind komplett gesperrt. Nutze immer möglichst aktuelles Kartenmaterial und sonstige Informationen. Je öfter du die Führerliteratur und topographische Karten studierst, desto leichter wird es dir fallen, vorab ein Bild des Geländes und der zu erwartenden Schwierigkeiten zu entwickeln.

Zu aktuellen Verhältnissen (z. B. in Hinblick auf Restschneefelder zum Beginn der Saison, auf Beschädigung durch Murgänge) kannst du auch beim Hüttenteam nachfragen; größere und länger anhaltende Behinderungen finden sich mitunter auf den Hütten-Websites.

Neben diesen eher theoretischen Werkzeugen, die deine Handlungskompetenz erhöhen, ergeben sich einige praktische Ansatzpunkte: 

  • Alpenvereinssektionen und Bergschulen bieten Führungen für anspruchsvolle Touren an – eine solche kann dir helfen, zukünftig besser mit Absturz- oder Kletterpassagen zurecht zu kommen.

  • Gerätst du dennoch in ein Gelände, dem du dich nicht mehr gewachsen fühlst, prüfe, ob es einfachere und sichere Alternativen gibt, die Stelle zu umgehen. Wenn kein anderer Ausweg bleibt, kehre rechtzeitig um, bevor du dich in Gefahr bringst!