Ein Regionalzug (weiß-blau-rot) fährt durch eine Voralpenlandschaft mit saftig grünen Wiesen.
Mit der Bahn in die Alpen. Hier: Unterwegs in die Münchner Hausberge, bei Hausham. Foto: BRB/Dietmar Denger
Besonders schöne Wege in die Berge

Die Alpen mit der Eisenbahn

Für viele gehören das In-die-Berge-gehen und das Mit-der-Bahn-fahren zusammen. Manchmal, hin und wieder, regelmäßig oder sogar immer. Die Bahnfahrt ist dabei für gewöhnlich das Mittel zum Zweck: Wichtig ist, zum Ausgangspunkt eines ausgewählten Bergvorhabens zu gelangen, während sich unterwegs noch ein wenig schlafen, in die Tourenkarte schauen, unterhalten oder etwas essen lässt. Wenn sich nun, ganz unwillkürlich, die Augen immer häufiger auf die Umgebung richten, die draußen am Zugfenster vorbeizieht, dann ist man wohl unterwegs auf einer landschaftlich besonders schönen Strecke.

Die Tour vor der Tour

Diese Schönheit bei der Anreise mag bei Wochenendausflügen oft ein wenig untergehen. Oder man nimmt sie schlichtweg nicht wahr, weil die Gedanken noch ganz woanders sind oder weil man die Strecke (vermeintlich) in- und auswendig kennt. Auf der anderen Seite gibt es eine ganze Reihe von Zugrouten durch die Alpen, die Reisende speziell wegen ihrer spektakulären oder einfach pittoresken Streckenführung von langer Hand planen und die Fahrt herbeisehnen.

Einige dieser Strecken stellen wir hier vor. Manche liegen gewissermaßen vor der Haustür, andere etwas versteckter in den Alpen. Doch egal wo – auf ihnen unterwegs zu sein, lässt sich immer wieder hervorragend mit entspannten Wanderungen oder fordernden Bergtouren, mit Langlaufrunden oder Skitouren, mit dem Erkunden von Alpenstädten (wie Biella oder Passy) und mit anderen Aktivitäten verbinden.    

Oftmals geht's per Bahn schneller, bequemer und klimafreundlicher in die Berge. Foto: DAV/Hans Herbig

Deutschland

Insbesondere von München, aber auch mit der Bahn von Rosenheim oder Augsburg in Richtung Alpen fahrend, findet man sich alsbald auf einer Vielzahl kleiner wie attraktiver Strecken wieder. 

  • Eher "an den Alpen entlang" als in sie hinein führen die Strecken Buchloe–Lindau sowie Prien am Chiemsee – Salzburg. Wenn sich’s Einrichten lässt fürs Aus-der-Bahn- und In-die-Alpen-Schauen, dann versucht man, die "richtige" Sitzseite zu wählen. Für den ersten Zug wäre dies links, für den zweiten rechts in Fahrtrichtung. Und nochmals Ostallgäu: Wer auf die Strecke Biessenhofen – Füssen abbiegt und die Berge rund um Schloss Neuschwanstein – beispielsweise den Säuling – oder auch einfach die kulturellen Highlights der Region erkunden möchte, darf sich schon während der Anreise auf beeindruckende Bergblicke freuen.

  • In die Voralpen und weiter hinein sind die folgenden Streckenabschnitte landschaftlich besonders attraktiv: Starnberg – Kochel (links in Fahrtrichtung gibt’s den besten Seeblick und auch die Berge lugen öfter hervor). Außerdem die Strecken Murnau – Oberammergau sowie Murnau – Mittenwald. Die eine führt mitten in den Naturpark Ammergauer Alpen. Die andere direkt am Wettersteingebirge vorbei. Um die Tour auf die Zugspitze, Deutschlands höchsten Berg, in Angriff zu nehmen, steigt man allerdings bereits in Garmisch-Partenkirchen aus.

  • Garmisch-Partenkirchen ist auch Ausgangsbahnhof für die Bayerische Zugspitzbahn. Auf einer Strecke von knapp 20 Kilometern, über eine Galerie mit Bedarfshalt und steil durch den Fels geführt, klettert die Zahnradbahn bis zum Zugspitzplatz auf 2588 Meter empor. Natürlich auch talwärts eine attraktive Option, vor allem, wenn man zuvor wandernd oder über einen Klettersteig auf die Zugspitze gelangt ist. Die Wendelsteinbahn ist die zweite Zahnradbahn im Bayerischen Alpenraum: eine aufwändige Trasse mit sieben Tunneln, acht Galerien und zwölf Brücken führt auf den Wendelstein. Oben angekommen hat man einen sehr guten Blick ins Bayerische Alpenvorland. Oder die Erkundung geht im Berg weiter – die Wendelsteinhöhle gilt als "Kältefalle", sie kann mehrmals im Sommerhalbjahr während Führungen besichtigt werden.   

Unterwegs mit der Bahn im Ostallgäu zwischen Biessenhofen und Füssen. Foto: BRB/Dietmar Denger

Österreich

Eine Strecke wird einem ganz bestimmt sofort einfallen, die – obwohl ein verkehrsgeplagtes Nadelöhr – zu den besonders sehenswerten in Österreich gezählt wird: die über den Brenner. Der Brennerpass ist seit jeher ein wichtiger Übergang über den Alpenhauptkamm, seit 1867 auch per Zug. Neben Fernverkehrszügen fahren heute auch Innsbrucker S-Bahnen bzw. Regional-Express-Züge zum Brenner, womit die Anreise direkt ins Bergsteigerdorf St. Jodok ermöglicht ist. Zu den österreichischen Bahnstrecken-Highlights zählen auch die folgenden Strecken:

  • Wer gerade schon (siehe oben) mit der Bahn von München über Murnau nach Mittenwald gefahren ist, bleibt einfach sitzen. Ansonsten heißt es: Einsteigen, bitte! … und los geht’s auf der Bahnstrecke von Mittenwald nach Innsbruck. Zunächst über das Seefelder Hochplateau, dann ­– dicht an die Felsen vom Karwendelgebirge gedrängt – schlängeln sich die Gleise hinunter ins Inntal und nach Innsbruck.

  • Durch Innsbruck führt auch die ebenfalls attraktive Strecke (von Rosenheim kommend) der Unterinntalbahn durch das untere Inntal. Westlich der Tiroler Landeshauptstadt geht es weiter das Inntal hinauf bis nach Bludenz: Erste Ideen für die Arlbergbahn gab es schon 1845, als eine durchgehende Bahnverbindung von England nach Ägypten angedacht war. Noch einige Jahre war der Arlberg ein Hindernis, für das man keine Lösung parat hatte. Doch Ende des 19. Jahrhunderts war die Strecke fertig: Ein knapp elf Kilometer langer Tunnel und 59 Brücken ermöglichen die Bahnfahrt in den westlichsten Teil Österreichs. Dabei gilt die Viaduktbrücke über die Trisanna bei Landeck als Meisterleistung österreichischer Ingenieurskunst des 19. Jahrhunderts.  

  • Eine andere österreichische Bahnstrecke muss unbedingt erwähnt werden: die Semmeringbahn. Über den Semmering, die natürliche Grenze zwischen der Steiermark und Niederösterreich, ging schon seit dem Mittelalter ein wichtiger Saumweg. 1854 folgte eine Bahn, sie war die erste normalspurige Gebirgsbahn Europas. Sowohl die Strecke als auch die dazu gehörenden Lokomotiven gelten als Meilensteine der Eisenbahngeschichte. Gleichzeitig stellt der Semmering den spektakulärsten Abschnitt der Bahnverbindung von Wien zum Mittelmeer dar. Seit 1998 gehört die Semmeringbahn zum Unesco-Weltkulturerbe.  

Beeindruckende Viadukte und Ausblicke inklusive bei der Fahrt mit der Semmeringbahn. Foto: Mario Eppinger/Pixabay

Schweiz

Dank seines dichten Eisenbahnnetzes mit regelmäßigen Taktungen hat sich die Schweiz als Bahnland einen Namen gemacht. Beim Stichwort „Zug“ fällt vor allem ein Name schnell: Glacier-Express. Der erste Glacier-Express rollte an einem Junimorgen 1930 aus dem Zermatter Bahnhof und erreichte etwa elf Stunden später St. Moritz. Der Schmalspurzug war von Beginn an ein touristisches Angebot, das an die Idee der (amerikanischen) Luxus-Züge anknüpfte und immer auch viele ausländische Gäste anzog. Doch auch abseits dieser Strecke gibt es viel Großartiges:

  • Auf der acht Kilometer langen Strecke Brienz – Rothorn verkehrt die älteste Dampfzahnradbahn der Schweiz. Immer im Sommer schiebt die Dampflok zwei Wagons vom Brienzersee, südwestlich von Luzern, auf das aussichtsreiche Rothorn. Wer noch lieber Bahnen fotografiert, statt nur mit ihnen zu fahren, hat bei einer Wanderung in Nähe der Gleise Gelegenheit zu einigen tollen Motiven. Weil dabei insgesamt 1600 Höhenmeter zur Debatte stehen, ist der Ein- oder Ausstieg auf halber Höhe, an der Station Planalp, eine ebenfalls interessante Option.

  • Das ganze Jahr hindurch und im Stundentakt fährt die Albulabahn. Lange Zeit war der Kanton Graubünden schlecht erschlossen, das änderte sich 1903 mit der Einweihung der neuen Strecke. Die Streckenführung vom Engadin nach Davos, durch den Fels und damit unter der Wasserscheide von Rhein und Donau, ermöglichen eine Vielzahl von Kunstbauten: Galerien und Schutzbauten sowie mehrere Spiral- und Kehrtunnel – vor allem das Landwasservidadukt, das direkt in eine Felswand mündet, ist spektakulär.

  • Ebenfalls in Graubünden, ist eine der eindrücklichsten Zugreisen der Schweiz die Fahrt mit dem aussichtsreichen Bernina-Express. Mit ihm geht es von Chur über St. Moritz bis ins italienische Tirano. Alternativ zum touristischen Panoramazug lässt sich diese Strecke auch mit regulären Zügen (günstiger) absolvieren. Letzteres ist vor allem dann interessant, wenn der Zug wiederum nurmehr Mittel zum Zweck ist; zum Beispiel, um zum Einstiegspunkt in eine Langlaufrunde auf der Rosegtal-Loipie zu gelangen. 

Unterwegs mit dem Regionalzug auf Unesco-Welterbe-Gleisen: Landwasserviadukt der Albulabahn. Foto: Rhätische Bahn

Italien

Berge einfach nur ganz entspannt anzuschauen kann ähnlich bereichernd sein wie über ihre Gipfel zu wandern. Das gilt auch in Italien, weshalb eine Vielzahl von kurzen und längeren Bahnstrecken interessant sind:  

  • In Südtirol fährt die Rittner Bahn, eine zahnradgetriebene Schmalspurbahn, auf den Ritten, ein Hochplateau bei Bozen. 1907 wurde die Strecke eröffnet, um in Zeiten des zunehmenden Tourismus auf die Gästeschar vorbereitet zu sein. Die Besonderheit: damals ging es direkt aus der Bozner Innenstadt – auf den ersten Kilometern straßenbahnähnlich – auf den Berg. Heute meint der Begriff „Rittner Bahn“ allerdings nur noch die eigentliche Zahnradbahn. 

  • (Von der Schweiz aus mit dem Zug) In Tirano angelangt, stellt sich die Frage nach dem „Wie weiter?“. Aussichtsreich gibt sich die Strecke hinunter von Tirano nach Mailand. Man fährt hierbei eine Weile direkt südlich des Alpenhauptkamms, bevor man sich auf dem Weg in das lombardische Textil- und Designzentrum allmählich von den Bergen entfernt.

  • Ebenfalls überwiegend südlich des Alpenhauptkamms fährt man im Zug vom italienischen Turin ins französische Nizza. Richtiger müsste man hier wohl von östlich und westlich des Alpenhauptkamms sprechen, denn man ist hier ganz am Ende des Alpenbogens unterwegs, der hier ganz allmählich immer flacher wird. Die Zugreise endet in nächster Nähe zum Mittelmeer, vom Bahnhof Nizza sind es nur tausend Meter zum Strand.

Zugfahren in Südtirol: Am Bahnhof Meran. Foto: AdobeStock

Weitere landschaftlich herausragende Strecken in den Alpen

… und es gibt natürlich noch viel mehr Strecken, auf denen man beim Bahnfahren richtig Lust bekommt, an der nächsten Station aus dem Zug zu steigen und loszulaufen:

  • In Slowenien beispielsweise, wenn man auf zwischen Jesenice und Nova Gorica unterwegs ist und den Triglav-Nationalpark von Osten herumfährt. Der einzige Nationalpark des Alpenlandes ist nach seinem höchsten Gipfel, den sagenumwobenen Triglav benannt.  

  • In Frankreich lassen sich mehrere Nationalparks gut mit dem Zug erreichen und der Berggenuss beginnt schon beim Aus-dem-Fenster-Schauen, beispielsweise auf der Strecke von Marseille nach Briancon und damit südlich am Nationalpark Écrins entlang. Die Strecke von Chambéry nach Bourg St. Maurice bringt einem den Nationalpark Vanoise näher.  

Doch nun heißt es: auf zu einem kürzeren oder längeren Bergabenteuer. Und auch einfach selbst zum ersten Mal oder noch ausgiebiger das Bahnnetz in den Alpen erkunden!

Unterwegs mit dem Zug in den Französischen Alpen, nahe Chamonix. Foto: AdobeStock

Mit dem richtigen Bahnticket in den Alpen

Innerhalb Deutschlands und unterwegs mit den Regionalbahnen bieten sich verschiedene Freizeittickets (wie das Bayern-Ticket) oder auch das Deutschlandticket an. Immer von Vorteil: die BahnCard 25 oder BahnCard 50. Geht’s in andere Alpenländer, lohnt es sich auch dort, nach Sparpreisen Ausschau zu halten. So gibt’s in Österreich die „Sparschiene“-Tickets, Vorteilspreise für Hin- und Rückfahrt am gleichen Wochenende in Italien oder Tageskarten in der Schweiz. Gerade für die Planung entfernterer Bergtouren und Wanderungen kann auch das Interrail-Ticket von Interesse sein: Heute gibt es verschiedene Interrail-Pass-Varianten, so zum Beispiel den, innerhalb von einem Monat vier Tage die Züge zu nutzen. Oft ist ein Interrail-Pass günstiger und vor allem flexibler als ein reguläres Ticket.

Viele Zugverbindungen europaweit lassen sich hervorragend auf der Website der Deutschen Bahn finden; zusätzlich ist ein Blick auf die Seite der Bahn der jeweiligen Länder sinnvoll.

Hauptbahnhof Nizza – attraktiver mediterraner Start- oder Zielpunkt von Westalpen-Wanderungen. Foto: Erich Westendarp/Pixabay

Unterwegs mit der Bahn in den Alpenländern

Mit dem Zug durch die slowenische Bergwelt. Foto: CanvasSlovenia/Pixabay

Bahn & Hike

Vorbereitung ist das A & O: Ähnlich interessant (und essentiell) wie das In-die-Landkarte-Schauen vor einer Wanderung kann es auch vor einer Bahnfahrt sein. Vor allem beim Planen von Streckenwanderungen ist es mitunter spannend zu sehen, welche unterschiedlichen und mitunter besonders schönen Zugstrecken sich für die An- und Abreise eignen. Für den bayerischen Alpenraum ist hier alles Wichtige inklusive eines übersichtlichen Netzplans für die Berge zusammengestellt:    

Lese-, Blätter- und Schau-Tipps zum Zugfahren (in den Alpen)

  • Zum Wandern: Mit der Bahn in die bayerischen Berge, Verlag J. Berg, 19,99 Euro 

  • Zum Lesen: Gebrauchsanleitung fürs Zugreisen, Jaroslav Rudiš, Piper Verlag, 16 Euro

  • Zum Gucken: Alpenbahnen. Berthold Steinhilber und Eugen E. Hüsler, Verlag Frederking & Thaler, 118 Euro

  • Zum Planen: Rail Map Europe, European Rail Timetable Limited

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