Zwei Gravelbikes vor Mauer, die Donauradweg nachzeichnet
Die Karte zeigt uns gleich zu Beginn, was noch vor uns liegt. Foto: Masarotti&Spizzo
Eine Radreise auf Italienisch

Vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer

Die Corona-Pandemie brachte uns zum Träumen – und schnell auch zum Planen: warum nicht unsere Kräfte an einem Klassiker wie dem Donauradweg messen? Aber von der Quelle bis zur Mündung, nicht nur ein Stück! Gut trainiert und endlich auch gegen Corona geimpft, sind wir am 15. Juni 2021 startklar. Und wir nehmen einen Zug nach…Donaueschingen!

Von: Antonietta Spizzo und Dario Masarotti

Anmerkung der Redaktion

Antonietta und ihr Mann Dario sind die Tour im Sommer 2021 gefahren. Bei der Planung sollten die aktuellen Bedingungen – insbesondere im Kontext der Flüchtlings- und Kriegssituation in der Ukraine – berücksichtigt werden.

Zu uns

Mein Mann und ich, nicht mehr so ganz jung (Baujahr 1953 und 1956), haben uns immer für Bewegung, Sport, Wandern und alle möglichen Arten des Reisens begeistert; umso schwieriger waren für uns die sehr strengen und langen Lockdown-Phasen in Italien, vor allem wenn man die eigene Wohngemeinde nicht verlassen durfte. Zum Glück gab es da einen Ausweg: Radfahren, die einzige erlaubte Sportart. So kam das Training fast von selbst – wir wohnen ja in Friaul, einer hügeligen und bergigen Region. Für die Tour haben wir zwei sogenannte "Gravelbikes" gewählt, Trekkingräder, die für alle Terrains geeignet sind: ein Cinelli Hobootleg und ein Trek920, selbstverständlich "stromlos". Für unser Gepäck nutzten wir Sattel- und Lenkertaschen; neben Kleidung bestand dieses aus einem alten und ein wenig abgenutzten Zelt, Schlafsäcken, selbstaufblasenden Matratzen, Camping-Kocher und Kochgeschirr. Der Satz, den wir auf einem Schild in Serbien lesen, passt wohl am besten zur Philosophie unserer Reise: "Um schnell zu reisen, musst du leicht sein: Gib all Neid, Eifersucht, Wut, Egoismus und Angst auf."

Immer entlang der Donau – Antonietta und ihr Mann Dario. Foto: Masarotti&Spizzo

Die Geschichten von draußen

Immer wieder schicken uns DAV-Mitglieder und andere Bergbegeisterte E-Mails mit tollen Geschichten und Erlebnissen von draußen in die Redaktion. Es sind Geschichten aus den Bergen oder anderswo in der Natur. Mit der Online-Rubrik "Geschichten von draußen" schaffen wir eine Möglichkeit, all diese Geschichten und Erlebnisse zu teilen. Und alle, die lieber lesen als schreiben, finden hier Unterhaltung, Inspiration und vielleicht schon Planungsgrundlagen für die eigene nächste Tour. Die Geschichten ersetzen keine individuelle und sorgfältige Tourenplanung.

Du hast auch eine Geschichte? Dann schick sie gerne an dav-panorama@alpenverein.de.

Gegen Ende jedes Jahres wird über die besten Geschichten abgestimmt – die Autor*innen der Gewinner-Storys dürfen sich über einen tollen Gutschein freuen.

Entlang der Donau durch Deutschland und Österreich

(1000 Kilometer, 16. bis 26. Juni)

Die ersten zehn Tage und tausend Kilometer unserer Reise, von Donaueschingen bis Hainburg, sind für uns Italiener ein wahrer Traum! Gut beschilderte Radwege in bestem Zustand, fast immer in unmittelbarer Nähe zur Donau: was kann mehr verlangen? Was uns überrascht, ist der große Anteil an E-Bikes, die wir unterwegs sehen.

Aber auch überraschende Begegnungen, wie folgende kurz vor Regensburg, bestimmen unsere Reise durch Deutschland. Gerade ruhen wir uns auf einer Bank am Ufer aus und blicken mit einer gewissen Ehrfurcht auf den nun imposanten Fluss zu unseren Füßen, da sehen wir zwei Menschen auf uns zuschwimmen. Als sie aus dem Wasser kommen, merke ich, dass sie wirklich alt sind, trotz ihrer jugendlichen Beweglichkeit. Am Ufer haben sie keine Schuhe oder Handtücher. Spontan frage ich sie, ob der Fluss nicht gefährlich sei. "Du musst den Fluss kennen", antworten sie. "Aber wir leben hier seit achtzig Jahren, unser Haus ist hundert Meter von hier entfernt", und gehen barfuß und tropfnass auf die Straße, während ich ihnen wortlos und staunend hinterher schaue.

Der Blautopf – die Quelle der Blau in Baden-Württemberg – macht seinem Namen alle Ehre. Foto: Masarotti&Spizzo

Wir übernachten fast immer auf sehr schönen Campingplätzen am Donauufer: die meisten gehören Kanuclubs, sind preiswert, nicht überfüllt und mit einem weichen Grasteppich. Abends kochen wir uns große Portionen Pasta und genießen dabei das herrliche Sommerwetter, das uns dieser Juni schenkt, mit dem Duft von frisch gemähtem Heu und die Donau, die unter der Sonne wirklich blau glitzert.

Es wird heiß: Slowakei und Ungarn

(588 Kilometer, 27. Juni bis 2. Juli)

Von Hainburg sind es nur 20 Kilometer bis in die Slowakei, und zwar bis zur Hauptstadt Bratislava. Es ist Sonntag, der Radweg ist voll mit Menschen auf Rennrädern. Plötzlich ist kein E-Bike mehr zu sehen. In der Slowakei gibt es einen Radweg an beiden Ufern der Donau: bleibt man am Nordufer, fährt man auf dem Damm auf slowakischem Gebiet bis Šturovo, wo eine Brücke nach Ungarn, und zwar nach Esztergom führt; am Südufer dagegen kommt man nach etwa 40 Kilometern schon nach Ungarn.

Mohacs liegt in der Nähe der kroatischen und serbischen Grenze. Foto: Masarotti&Spizzo

In Ungarn sind es von Rajka bis Mohacs etwa 400 Kilometer: Der Radweg ist gut ausgeschildert, aber leider gibt es bis nach Budapest lange Strecken, während derer man auf der stark befahrenen E11 radelt. Jenseits von Budapest wird es besser, weil man fast immer auf dem Damm ist, mal mit grasbewachsenem, mal kiesigem, mal sogar asphaltiertem Untergrund. Durch Budapest zu radeln, ist auch nicht so einfach, denn oft sind Autos auf dem Radweg geparkt. Die ungarische Hauptstadt begrüßt uns mit Temperaturen um die 37 Grad – daran müssen wir uns gewöhnen, denn so heiß wird das Wetter bis zum Ende unserer Reise bleiben. Deswegen heißt die Parole "um 5 Uhr aufstehen", um die frischeren Morgenstunden auszunutzen.

Aufregende Städte und viel Verkehr in Kroatien und Serbien

(825 Kilometer, 3. bis 10. Juli)

Wir überqueren ohne Probleme die ungarisch-kroatische Grenze. In Kroatien ist die Route mit den blauen Schildern "Ruta Dunav" und einem Fahrradsymbol gekennzeichnet. Wir übernachten in Kroatien nur zweimal, in Bilje und in Vukovar, einer Stadt, die leider durch den Krieg in den 1990er Jahren bekannt geworden ist. Anschließend wird das Gelände hügelig, es gibt einige wirklich harte Anstiege, und leider teilt man die Straße mit Autos und Lastwagen.

Auf der "Ruta Dunav" in Kroatien. Foto: Masarotti&Spizzo

Mitten auf der Ilok-Brücke verläuft die Grenze zu Serbien, die wir auch problemlos passieren. Um dem Verkehr zu entkommen, versuchen wir auf dem Damm zu radeln: das ist zwar ruhiger, aber viel anstrengender, weil der Untergrund sehr unregelmäßig ist. Hier führt der Fluss häufig Hochwasser, die angeschwemmten Plastikabfälle sind kein schöner Anblick. Dennoch herrscht in Novi Sad, der Hauptstadt dieser Region namens Vojvodina, am Wochenende ein tolle Urlaubsatmosphäre – viele Menschen strömen in Strandkleidung an den Fluss.

Sonnenblumen – so weit das Auge reicht – entschädigen für die teils schlechten Straßenbedingungen. Foto: Masarotti&Spizzo

Die Etappe von Novi Sad bis Belgrad ist aufgrund des ständigen Verkehrs sehr anspruchsvoll. Der einzige Campingplatz in Belgrad liegt weit außerhalb der Stadt, also buchen wir ein Zimmer im Zentrum: die Anreise ist ein echter Slalom im Verkehr! Dafür werden wir aber entschädigt: Von unserem Hotel sind es nur wenige Schritte bis zum Skadarlija, wo sich die meisten Bars und Restaurants befinden und die "Dolce Vita" beginnt.

Novi Sad empfängt uns bunt beleuchtet. Foto: Masarotti&Spizzo

Belgrad oder Buenos Aires?

Der 6. Juli ist unser erster richtiger Ruhetag: Wir spazieren ziellos durch die Hitze Belgrads und essen und trinken in den belebten Straßen der Altstadt. In Belgrad fühlen wir uns wie in Buenos Aires, und das nicht nur, weil es eine großartige Mischung aus Alt und Neu, Schön und Hässlich ist, sondern auch wegen der hohen Platanen, die die Straßen säumen und die Fassaden der Gebäude berühren.

Die Abfahrt aus Belgrad am frühen Morgen ist ziemlich schmerzlos, die Pančevo-Brücke ist zwar bereits voller Verkehr, aber zum Glück können wir auf dem Bürgersteig radeln! Bis Stara Palanka radeln wir immer ruhig auf dem Damm. Hier haben wir eine Unterkunft direkt am Donauufer gebucht – diese erweist sich zwar als spartanischer Wohnwagen, hat jedoch einen privaten Steg am Fluss. Unmöglich, der Versuchung eines schönen Bades zu widerstehen. In der Abenddämmerung sehen wir zwei Erwachsene und zwei Kinder, die vollgeladen mit Gepäck auf dem Damm radeln, und wetten, dass sie Deutsche sind. Wo sie wohl übernachten werden?

Pausentag in der Hitze Belgrads. Foto: Masarotti&Spizzo

Schulunterricht und Radtour

Um auf der serbischen Seite der Donau zu bleiben, muss man von Stara Palanka mit der Fähre nach Ram fahren – der Fluss ist sehr breit und man braucht gut zwanzig Minuten, um ihn zu überqueren. Die deutsche (Wette gewonnen!) Familie ist auch hier und ich spreche kurz mit ihnen. Die letzte Nacht haben sie am Ufer wild gecampt. Sie sind am 15. Mai von Donaueschingen gestartet und haben vor, Mitte September das Schwarze Meer zu erreichen. Der Junge ist zwölf, das Mädchen zehn Jahre alt: Sie wechseln eine Woche Reise mit einer Woche Pause ab; dann widmen sich die Eltern dem Unterrichten ihrer Kinder.

Purtile de fier und der Kopf des Decebalus

Hinter Ram gibt es keinen Dammweg mehr, nur eine normale Straße, die wir mit Autos und Lastwagen teilen müssen. Noch eine letzte Campingnacht am Ufer bei Dobra und schon beginnt der gefürchtete Bergabschnitt mit 21 Tunneln, alle ohne Beleuchtung und mit viel Verkehr. Der Blick auf den Donaudurchbruch, "Eisernes Tor" (Purtile de fier) genannt, ist wunderbar, aber die Sorge um die Straße verdirbt uns etwas den Tag. In den kurzen Tunneln treten wir kräftig in die Pedale, in den langen gehen wir zur Sicherheit auf dem schmalen Bürgersteig und schieben das Fahrrad links von uns. Am gegenüberliegenden Ufer, in Rumänien, beobachtet uns der riesige Kopf von Decebalus, dem König der Daker. Sein stirnrunzelndes Barbarengesicht, ein Symbol des Nationalstolzes, wurde 1994 in den Felsen gehauen.

Der Kopf des Decebalus am gegenüberliegenden Donauufer ist die höchste Felsskulptur Europas. Foto: Masarotti&Spizzo

Nach Kladovo radeln wir endlich wieder auf verkehrsarmen Straßen am Fluss entlang, vorbei an grenzenlosen Sonnenblumenfeldern. Nach Negotin wird die Straße schmaler und einsamer, Bregovo ist eine halb verlassene Nebengrenzstelle, so verlassen, dass uns die diensthabende Polizistin anfangs sagt, es gäbe dort gar keinen Arzt, der unsere Impfausweise überprüft, nur um unmittelbar danach ihre Meinung zu ändern.

Pferdekutschen und verlassene Dörfer in Bulgarien und Rumänien

(1000 Kilometer, 11. bis 21. Juli)

Nun erwarten uns mehr als 500 Kilometer in Bulgarien, einem Land, das wir sehr wenig kennen. Es gäbe auch die Möglichkeit, am rumänischen Donauufer zu radeln, das völlig flach ist, aber das bulgarische Ufer erscheint uns trotz oder gerade wegen des ständigen und steilen Auf und Ab interessanter.

Die Stadt Vidin ist unser erster Stopp: das Family Hotel Vida, ein gemütliches Hotel im Zentrum, kostet nur 24 Euro. An einem Kiosk am Fluss essen wir Fisch, samstags ist viel los in der Stadt.

Wir verlassen Vidin an einem schönen Sonntagmorgen, und der erste Teil ist leider nicht sonderlich ermutigend. Die Straße ist schmal, der Straßenrand von Kräutern und Sträuchern überwuchert, neben uns rasen Lastwagen vorbei. Endlich, nach 50 alptraumhaften Kilometern, endet in Dobri Dol der motorisierte Verkehr und es beginnt die Ära der Pferdekutschen. Kilometer um Kilometer verläuft die Straße am Ufer entlang durch fast unbewohnte und verlassene Dörfer.

Hufeklappern statt Motorengeheule. Foto: Masarotti&Spizzo

Die Länge unserer Etappen hängt jetzt von den Übernachtungsmöglichkeiten ab: Campingplätze gibt es keine mehr, aber in den Städten finden wir immer ein ordentliches Hotel zu einem absolut erschwinglichen Preis. Wir übernachten in Lom, Oryahovo, Nikopol, Svishtov, Tutrakan: ziemlich unbedeutende Orte an der Donau. Die einzige Ausnahme ist Ruse, der Geburtsort des Schriftstellers Elias Canetti, und ein "kleines Wien" dank der vielen neoklassizistischen Gebäude, die von österreichischen und deutschen Architekten unter den Habsburgern errichtet wurden.

Inzwischen haben wir eine gewisse Städteallergie entwickelt und erfreuen uns viel mehr an den kleinen Juwelen der Landschaft, wie dem Felsenkloster von Ivanovo, das wir mit federleichten Fahrrädern (wie herrlich!) besuchen, nachdem wir uns in einem hübschen kleinen Hotel einquartiert haben.

Im wilden Rusenski Lom-Tal erheben sich Kalksteinzähne aus dem grünen Meer und verbergen im Inneren ein Labyrinth mit 41 Kirchen und Kapellen. Alle Wände sind mit gut erhaltenen Fresken im mittelalterlichen Stil bedeckt, die heute zum Unesco-Weltkulturerbe gehören.

Beeindruckend: Das Felsenkloster Ivanovo ist Teil des Unesco Weltkulturerbes. Foto: Masarotti&Spizzo

Leider sind die bulgarischen Provinzen an der Donau die ärmsten und am stärksten entvölkerten in einem Land, das bereits das ärmste in der Europäischen Union ist. Junge Menschen sind ausgewandert auf der Suche nach Arbeit – für die wenigen verbliebenen Alten muss es herzzerreißend sein, dass die Fabriken und großen Kolchosen (landwirtschaftliche Großbetriebe in der ehemaligen Sowjetunion), die einst allen ein menschenwürdiges Leben garantierten, vor ihren Augen zerfallen.

Die archäologische Stätte Capidava – nach der römischen Eroberung galt sie als ziviles und militärisches Zentrum der heutigen Dobrudscha. Foto: Masarotti&Spizzo

Gastfreundschaft in Rumänien

Der letzte Tag in Bulgarien bietet uns eine wunderschöne, aber wirklich harte Strecke mit steilen Anstiegen auf unbefestigten und holprigen Straßen. Wir haben es eilig, die Grenze zu überqueren und ignorieren in Silistra die zahlreichen Wechselstuben, die die Straße säumen. Fehler! In Ostrov schluckt der erste rumänische Geldautomat unsere Karte (an einem Samstag natürlich!), zum Glück kommt uns spontan eine einheimische Dame zu Hilfe, die jahrelang in Italien gearbeitet hat und unsere Sprache perfekt spricht. Gesagt, getan: wir werden ihre Gäste für eine Nacht – auch weil die wenigen Pensionen im Ort wegen einer Hochzeit und einer Taufe voll sind – und wissen die Gastfreundschaft und Großzügigkeit der rumänischen Bevölkerung gegenüber Reisenden wieder einmal zu schätzen.

Am folgenden Sonntag schaffen wir es, in Baneasa am Western-Union-Schalter Geld zu wechseln. Hier stehe ich Schlange mit vielen Roma-Frauen, die heute irgendeine Subvention kassieren und dann wie ich in den einzigen Supermarkt strömen. In der ganzen Stadt ist viel los, zahlreiche Pferdekarren intensivieren das Erlebnis.

Anschließend erwarten uns wie immer steile Auf- und Abstiege: aus der Ferne sehen sie aus wie sanfte Hügel, sind aber eine Abfolge von Reliefs wie Wellen, auf denen die Straße mit maximaler Steigung ansteigt. Es ist ein Merkmal dieser Region, der Dobrudscha, windig, wild, selbst den Einheimischen wenig bekannt.

Verdiente Stärkung am Ziel. Foto: Masarotti&Spizzo

Die Donau liegt immer zu unserer Linken. Überall grasende Schafherden, seltsame Granitfelsen wie Riesenzähne, verlassene Häuser nach der Flut von 2006. Nach Cerna radeln wir zum Fuß des Macin-Gebirges, einem Nationalpark. Es sind niedrige Granithügel, deren Vegetation der Steppe ähnelt; der höchste Gipfel erreicht nur 470 Meter, sieht aber immer noch wie ein echter Berg aus.

Am 21. Juli kommen wir in Tulcea an, es ist unser letzter Tag auf den Rädern: Von hier aus geht es nur noch auf dem Wasserweg, und zwar 80 Kilometer! Tulcea wird von rund 100.000 Menschen bewohnt, nicht sehr attraktiv, aber ein echtes "Tor" zum Donaudelta, einem Gebiet, das fast so groß ist wie Kärnten, ein noch weitgehend "wildes" Wasserlabyrinth, das Verfolgten, Vertriebenen und Rebellen seit jeher Zuflucht geboten hat.

Mit der großen Fähre "Banat" erreichen wir unsere Endstation Sulina: Sulina ist heute nur noch ein verschlafenes Nest, das sich mit ein wenig Tourismus durchschlägt, war aber bis 1930 ein weltoffener Freihafen, in dem Griechen, Rumänen, Armenier, Türken, Juden, Russen und Ukrainer, Ungarn, Deutsche und Bulgaren, Gagausen und Lipovaner lebten, deren gemeinsame Sprache Griechisch war.

In Sulina widmen wir uns – ganz entspannt – dem Baden, gehen mit unseren Drahteseln auch mal am Strand spazieren und nässen ihre Hufe, pardon Räder, in den Wellen des Schwarzen Meeres, das hier (trügerisch) harmlos scheint. Für uns hat der Strand starken Sixties-Flair… so könnten Lignano oder Grado in Friaul vor dem Bauboom gewesen sein, mit den hohen bewachsenen Sanddünen.

Finale am Schwarzen Meer. Foto: Masarotti&Spizzo

Die Heimreise

Wieder in Tulcea müssen wir die Heimreise organisieren: Wir besorgen das Material, um unsere Fahrräder zu verpacken, 15 Meter Luftpolsterfolie, auf Rumänisch „folie astrobule“ genannt. Im Innenhof des Hotels demontieren wir dann Laufräder, Lenker und Pedale, verpacken die Bikes gut in einen riesigen Karton und vertrauen sie – nicht ohne Sorgen auf ihre Unversehrtheit – einem Kurier für die nicht kleine Summe von 200 Euro an, denn in Rumänien ist es nicht möglich, Fahrräder in internationalen Zügen mitzunehmen.

Die Fahrräder reisen per Kurier zurück nach Italien. Foto: Masarotti&Spizzo

Zuerst erreichen wir Bukarest mit einem "Schnellbus", dann nehmen wir den (sehr langsamen) Nachtzug nach Budapest, wo wir mit drei Stunden Verspätung ankommen. Es versteht sich von selbst, dass die besten Zugverbindungen verpasst sind! Am Budapester Bahnhof finden wir (ironischerweise!) einen feuerroten Zug, der den Fahrradtransport in jedem Waggon vorsieht. Es ist ein sehr schneller Zug und so müssen wir am Wiener Hauptbahnhof einige Stunden auf den Nachtzug nach Udine warten.

Ein schönes Gewitter bricht aus… wir haben seit einem Monat keinen Regen mehr gesehen!

Unser Nachtzug kommt um sechs Uhr morgens in Udine an und zum Glück gibt es schon einen Bus, der uns nach Hause bringt. Was für eine Freude, einen Cappuccino am Busbahnhof in Udine zu trinken, nachdem wir 3200 Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt haben!

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