Fanes- & Lavarellahütte
Skitouren mit Komfort
Zwei überaus empfehlenswerte Hütten mit vielen lohnenden Zielen – die Fanesgruppe zählt zu den beliebtesten Skitourengebieten der Dolomiten.
Inmitten der schroffen Dolomiten wirkt die sonnenüberflutete Hochfläche der Kleinen Fanesalm wie eine liebliche Insel. Hier gibt es Platz in Hülle und Fülle, sanft steigen die Hänge rings um die Fanes- und die benachbarte Lavarellahütte an, und erst am Rand der einer Schüssel ähnelnden Hochfläche erheben sich die markanten Gipfel. Eine schöne Landschaft, die zu allen Jahreszeiten ihre Reize ausspielt. Ganz besonders im Winter, wenn sich die Fanesalm in eine faszinierende Schneedünenlandschaft verwandelt. Entsprechend beliebt ist das von Pederü aus gut zu erreichende Tourengebiet im Naturpark Fanes Sennes Prags bei allen, die gerne auf Ski, mit Schneeschuhen oder beim Winterwandern unterwegs sind. Ob man in der Fanes- oder der Lavarellahütte Quartier bezieht, ist Geschmackssache. Schön, komfortabel und gastfreundlich sind beide. Die Faneshütte, 1928 von den Brüdern Fritz, Rudi und Alfred Mutschlechner erbaut, wird heute von Alfreds Sohn Max Mutschlechner und seiner Familie mit viel Herzblut geführt.
Die Geschichte der Lavarellahütte begann 1912, als Mariangelo Frenner eine erste kleine Almhütte baute. Seit Ende der 1970er Jahre bewirtete Hanspeter Frenner mit seiner Frau Michaela die Gäste, bis sie im letzten Jahr das Zepter an ihre Tochter Anna übergaben. Frischen Wind in den Hüttenalltag brachte Schwiegersohn Gábor, der anfangs aus Eigeninteresse mit Hopfen und Malz experimentierte. Mittlerweile wird auf der Hütte Weizen und naturtrübes Helles ausgeschenkt – gebraut nach deutschem Reinheitsgebot und mit Bergwasser aus den Dolomiten. Gipfelziele um die Hütten gibt es genug für eine ausgefüllte Tourenwoche. Auf der Beliebtheitsskala ganz vorne stehen die Pareispitze (Col Becchei) oberhalb des Limojochs, die Zehnerspitze und der Heiligkreuzkofel. Regelmäßig gespurt wird auch der Monte Castello südlich der Großen Fanesalm. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Tour ist weitgehend lawinensicher, das Vallon Bianco mit seinen schönen Skimulden macht seinem Namen alle Ehre, und den gut zweistündigen Anstieg können selbst Skitourenneulinge problemlos bewältigen. Nur auf einen echten Gipfel muss man hier verzichten. Endpunkt ist der Kamm unter der senkrechten Felswand des Monte Castello, an dessen Fuß sich eine kleine Unterstandshütte befindet. Eher anspruchsvoll ist die Lavarella. Bis zum Skidepot ist der Anstieg in das große, von Felskämmen begrenzte Kar problemlos, dann warten ein kurzer Felsaufschwung und ein langer Grat. Wer gut auf den Ski steht, nimmt die Bretter mit auf den Gipfel und fährt ins versteckte Paromtal ab – ein Kühlschrank mit Pulverschneegarantie und eine der spannendsten Touren im Gebiet der Fanes.
Lindauer Hütte
Postkartenkulisse
Rund um die komfortable Hütte im Rätikon kann man winterwandern und rodeln, vor allem aber auf Skitour gehen. Zu den skifahrerischen Höhepunkten zählen der Rachen und die Tour auf den Großen Turm.
Wer morgens die Augen aufmacht, der braucht keinen Fernseher. Aus dem Fenster schauen ist viel besser. Der Blick direkt auf die drei Türme – ein klassisches Motiv, das in keinem Bergkalender fehlen darf. Der wuchtige Bergstock mit der in den Felsabbrüchen eingelagerten Sporaplatte, die im Winter unter einer meterdicken Schneeschicht verschwindet, ist ein Aushängeschild des Rätikon – und ragt direkt über der Lindauer Hütte auf.
Die Geschichte des beliebten Stützpunkts reicht bis 1898 zurück. Damals beschloss die Sektion Lindau den Bau einer Hütte im Gauertal, die bereits ein Jahr später öffnete. Seitdem geht es stetig bergauf, sprich immer mehr Zulauf und immer wieder An- und Umbauten. 2016 fanden die letzten großen Baumaßnahmen statt, das alte Schlafhaus wurde neu erbaut und die Hütte mit hellem Holz verkleidet. Eine Konstante in der über 120-jährigen Geschichte waren allerdings die Hüttenwirtsleute. Ab 1958 war Fritz Moosmann für über 40 Jahre auf der Hütte, ehe Andrea und Thomas Beck eine weitere überaus erfolgreiche Ära einläuteten. Vor zwei Jahren übernahmen dann Silvia und Manfred Sprung aus Schruns die Lindauer Hütte, die quasi ihr neues Zuhause ist – acht Monate im Jahr wohnen sie oben am Berg. Über mangelnden Zuspruch werden sich die beiden, die auf 14 Jahre Erfahrung in der Gastronomie zurückblicken, sicher nicht beklagen. Die Lindauer Hütte steht in wunderbarer Lage und ist auf einem breit gewalzten Winterwanderweg, der auch als Rodelbahn genutzt wird, ganz bequem zu erreichen. Viele kommen für einen Tagesausflug ins schöne Gauertal, während die Skitourengäste gerne mehrere Tage auf der Hütte bleiben. Schon beim Zustieg begeistert die Kulisse, noch schöner ist der Blick allerdings auf einer Variante. Wer bei der Bergstation der Golmerbahn startet, der läuft aussichtsreich über einen Bergrücken mit Traumblick auf Sulzfluh und die Drei Türme zum Kreuzjoch – mehr Panorama geht kaum. Die anschließende Abfahrt über die Latschätzalpe endet bei der Unteren Sporaalpe, von der aus die Lindauer Hütte schnell erreicht ist.
Das Tourenprogramm um die Lindauer Hütte ist stark abhängig von der Schnee- und Lawinenlage. Und vom Wind, der hier immer wieder einen unangenehmen Plattenpulver hinterlässt. Fast immer möglich sind jedenfalls die Hänge zum Öfapass und Drusentor, während die Sulzfluh mit dem landschaftlich einmaligen Rachen oder der Große Turm hundertprozentig sichere Verhältnisse erfordern. Eine Schlüsselstelle ist dabei die steile Querung unter dem Sporasattel, so dass viele lieber den Umweg durch das Öfatal und den Tiergarten machen. Aufgrund der in den letzten Jahren allgemein gestiegenen Temperaturen besteht dort mittlerweile selbst im Winter die Gefahr von Gleitschneerutschen von der oberhalb gelegenen Sporaplatte. Wenn die Verhältnisse allerdings passen, ist die Skitour auf den Großen Turm sicher der Höhepunkt eines Aufenthalts auf der Lindauer Hütte.
Hoch- und Obergurgl stehen für entspannten Pistenspaß ohne Hektik und Gedrängel – und für ein Skitourenparadies der Extraklasse.
Gleich hinter Sölden wechselt man von der Party- in die Genusszone. Das gilt fürs relativ entspannte Alpinskifahren am Wurm- und Festkogel wie fürs Skitourengehen. Skibergsteiger*innen müssen zwar beim Start erst einmal die Hotels und Bahnen hinter sich lassen, doch dann sind sie auf der Langtalereckhütte gefühlt Lichtjahre entfernt von den Skigebieten.
Einheimische wie Insider schätzen die Tourenmöglichkeiten inmitten der Dreitausender schon immer, doch früher schaute der Hüttenwirt Georg Gufler fast etwas neidisch auf die gut frequentierten Hütten rund um Vent. „Vent ist überall bekannt, wir sind die ‚Stiefkinder‘“, war seine Aussage vor ein paar Jahren, doch mittlerweile ist er mehr als zufrieden. Seit Jahren steigen die Besucherzahlen, und viele bleiben gleich mehrere Tage. Kein Wunder, Ziele gibt es mehr als genug. Nur eine Wildspitze, die alle Nachbargipfel überstrahlt, sucht man hier vergebens. Dennoch gibt es einige Klassiker, die auf der Wunschliste ganz oben stehen. Etwa den Schalfkogel, der unübersehbar über dem Talschluss von Obergurgl thront und dessen leuchtend weiße Hänge mehr als einladend ausschauen. Schon der Anstieg ist an Spannung kaum zu überbieten: Aus einer engen, tief eingeschnittenen Schlucht wechselt man auf die endlosen Weiten des riesigen Gurgler Ferners und steigt dann überaus sonnig über den Kleinleitenferner auf den aussichtsreichen Gipfel. Der ist für einige der Auftakt zur Ötztaler Runde, die in mehreren Tagen durch die Ötztaler Alpen führt, für die meisten allerdings Startpunkt einer großartigen Abfahrt zurück zur bestens geführten Langtalereckhütte – bei sicheren Verhältnissen direkt über die Nordostflanke. Im Blick hat man dabei die kilometerlangen Schneefelder des Gurgler Ferners, über die man Richtung Hohe Wilde oder Annakogel läuft.
Alternativ kann man für den Anstieg auch den – nomen est omen – Langtaler Ferner wählen. Egal wie man sich entscheidet, beide Routen sind landschaftlich ein Traum. Neben dem Eiskögele mit seinen nordseitigen Hängen und dem Mittleren Seelenkogel ist vor allem der Hintere Seelenkogel beliebt, mit Abfahrt über den gewaltigen Wasserfallferner gerne auch als Abschlusstour eines Aufenthalts auf der Langtalereckhütte. Dieser Gipfel direkt am Alpenhauptkamm gehört sicherlich zu den schönsten Skitourenzielen über dem Gurgler Tal und begeistert mit großzügigen Gletscherhängen und einem imposanten Tiefblick nach Pfelders in Südtirol. Woanders wäre diese Skitour sicher komplett überlaufen, doch hier ist sie nur eine unter vielen Dreitausender-Touren.
Hollandiahütte
Rekordverdächtige Abfahrt
Wer abfahrtsorientiert unterwegs ist, wird vom Tourengebiet der Hollandiahütte begeistert sein. Die Krönung ist die Abfahrt vom Mittaghorn ins Lötschental.
Die Jungfraubahn ist der Schlüssel, das 3454 Meter hohe Jungfraujoch die Eintrittspforte in die Berner Alpen. Ein hochalpines Revier, das sich ab März für mehrere Wochen in ein überaus anspruchsvolles Skitourenparadies verwandelt. Konkordia- und Finsteraarhornhütte heißen die beiden beliebtesten Stützpunkte inmitten der Drei- und Viertausender der Berner Alpen, während die Hollandiahütte etwas am Rand steht – und damit von vielen rechts liegen gelassen wird. Als Abschluss einer Tourenwoche nimmt man zwar gerne den Ausgang ins Lötschental und passiert dabei die etwas oberhalb der Lötschenlücke gelegene Hütte, doch als Quartier für mehrere Tage wählt man ganz gerne einen der Klassiker. Zwar steht um die Hollandiahütte kein Viertausender auf dem Tourenzettel, doch mit Ebnefluh und Mittaghorn zwei ausgesprochen lohnende hohe Dreitausender.
Wobei: Gute und vor allem konditionsstarke Skitourengeher*innen können mit der Jungfrau bereits beim Zustieg einen Viertausender mitnehmen. Eine spannende Tour mit eindrucksvollem Zustieg zum Skidepot unter dem Rottalsattel und einem sportlichen Schlussanstieg durch eine steile Schneeflanke. Ob mit oder ohne Jungfrau, mittlerweile wählen viele Touren-Aficionados auf dem Weg zur Hollandiahütte den Umweg über das Louwitor. Eine Variante, die landschaftlich noch um einiges eindrücklicher ist als die früher übliche Abfahrt zum Konkordiaplatz. Bereits der Aufstieg führt durch eine eindrucksvolle Gletscherflanke, und oben am Louwitor steht man vis-à-vis der kilometerbreiten, nahezu vollständig vergletscherten Nordflanke des Aletschhorns. Nach der Abfahrt über den Kranzbergfirn ist der verbleibende Anstieg in die Lötschenlücke zwar auf die Hälfte der Distanz vom Konkordiaplatz geschrumpft, doch die drei Kilometer sind gefühlt immer noch endlos – die Dimensionen in den Westalpen sind einfach gewaltig. Gewaltig ist auch die Lage der Hollandiahütte, die wie eine Oase in der Eiswüste auf einem Felssporn thront und mit grandiosen Ausblicken und Stimmungen begeistert. Bewirtschaftet wird die Hütte seit 2020 von Gisela Teuscher und ihrer künftigen Schwiegertochter Sabrina Kaufmann. „Immer weiter hinauf, noch tiefer in den Bergen“ lautet das Motto der Grindelwalderin, die zuvor die Tierberglihütte führte – entsprechend glücklich ist sie über ihre neue Arbeitsstelle auf 3238 Meter Höhe. Und über die arktische Kulisse, die einen auch beim Anstieg über schier endlose Schneehänge auf die Ebnefluh begleitet.
Das etwas niedrigere benachbarte Mittaghorn wartet mit einer rekordverdächtigen Abfahrt auf und bietet sich als Abschluss eines Aufenthaltes auf der Hollandiahütte an. Zwischen Gipfel und Lötschental liegen stolze 2360 Höhenmeter mit traumhaften Hängen und imposanten Gletscherbrüchen. Die Abfahrt zählt damit zu den längsten und spektakulärsten der Alpen.