Die Rieserferner-Runde verläuft zwischen Ost- und Südtirol und umschließt den höchsten und bekanntesten Gipfel der Gegend, den Hochgall mit 3436 Meter. Bis zu sieben Dreitausender lassen sich auf der Rieserferner-Durchquerung erklimmen. Die Gebirgsgruppe liegt separiert zwischen Zillertal, Tauern und Dolomiten – entsprechend frei ist die Sicht nach allen Seiten. Die beste Zeit für die Tour ist von Juli bis September. Wer früh oder spät in der Saison unterwegs ist, sollte unbedingt Steigeisen im Gepäck haben.
Geheimtipps und Gemütlichkeit
Von Antholz in Südtirol startet die Tour in fünf Etappen über die Rieserfernerhütte, die Kasseler Hütte bis zur Barmer Hütte und wieder hinab. Wer wenig frequentierte Alpenvereinshütten sucht, ist bei der Barmer Hütte genau richtig. Sie liegt auf der Osttiroler Seite des Gebiets am westlichen Rand der Hohen Tauern. Auf 2610 Meter wärmt ein Kachelofen den gemütlichen Gastraum, wenn es abends kühler wird. Mit einer Kletterwand direkt vor der Hüttentür kommen auch begeisterte Kletter- und Boulderfans auf ihre Kosten.
Die Barmer Hütte ist somit nicht nur auf der Rieserferner-Durchquerung ein kleiner Geheimtipp. Hüttenwirtin Monika und ihre Familie verwöhnen die Gäste mit Gemütlichkeit und Südtiroler Schmankerln.
Infos und Tourenbeschreibung
Wer also noch auf der Suche nach einer Tour für den Sommer ist, anspruchsvolle Hochtouren und Ruhe schätzt, dem sei die Rieserferner-Durchquerung empfohlen.
Etappen
1) Antholz Obertal S. Giuseppe (1418 m) – Schwörzalm – Rieserfernerhütte (2791 m), 4 Std., 1400 Hm
Gipfelmöglichkeit: Schwarze Wand (3105 m) leichter Gletscher, I, 1 1/2 Std rauf, 1 Std. runter, durch Gegenanstieg insgesamt ca. 350 Hm zusätzlich
Auf dem markierten Weg Richtung Rieserfernerhütte zunächst im Wald schräg ansteigend zur Schwörzalm, dann weiter durch sich lichtenden Wald in den Kessel unter den beeindruckenden Südabbrüchen des Magerstein. Der Weg führt weiter durch Latschenhänge, dann über Blockwerk zu einer kleinen Unterstandshütte. Zuletzt wird die steile Felsflanke auf Holztreppen überwunden, bevor es die letzten Meter zur Hütte geht.
Wer sich die Zugabe Schwarze Wand gönnen will, quert minimal absteigend den Talkessel und steigt über Block- und/oder Firnfelder ins Mühlbacher Jöchl westlich des Gipfels. Der Westgrat bietet leichte Blockkletterei.
2) Rieserfernerhütte – Fernerköpfl (3249 m) I, 1 1/2 Std. – Magerstein (3273 m) WNW-Grat, I, 1/2 Std. – Schneebiger Nock (3356 m) SO-Grat, II, KS B oder III-, 1 – 1 1/2 Std. – Abstieg N-Grat, I – Kasseler Hütte (2276 m), 2-3 Std., 860 Hm (durch einige Gegenanstiege)
Zugabe: Geltalspitze (3126 m), zusätzlich ca. 1 Std., 120 Hm
Den Wegweisern Richtung Fernerköpfl folgend das Blockfeld hinter der Hütte hinauf, auf ca. 3000 m am Fuß der markanten Geltalspitze nach rechts und unter ihr queren durch das flache Becken zur Südflanke des Fernerköpfls, durch die der Weg hinaufführt. Oben hält man sich zum Magerstein nach rechts, absteigend über große Blöcke, dann über das Frauenköpfl hinweg oder links auf dem Westlichen Rieserferner drunter durch, dann über Blockgelände zum Magerstein. Auf dem gleichen Weg zurück zum Fernerköpfl. Bei guten Schneeverhältnissen können Fernerköpfl und der Gratturm dahinter evtl. rechts unterhalb im Firn umgangen werden.
Zum Schneebigen Nock über den ersten Gratturm in leichtem Blockgelände hinweg in eine Scharte unter dem Gipfelaufschwung. Steil aus dieser Scharte an Ketten hinauf (KS B, frei geklettert ca. III-), dann in leichter Blockkletterei auf schwach ausgeprägtem Weg zum Gipfel.
Abstieg nach Norden auf dem felsigen Grat, den Markierungen zwischen kleinen Felsstufen hindurch folgend. Ein ca. 30° steiler Schneehang am Schneebiger-Nock-Ferner kann bei Vereisung (Spätsommer) heikel werden. Dann den Markierungen und Steinmännern folgend über den Nordrücken abwärts, bis man auf den Weg von der Kasseler Hütte zum Malersee trifft, der deutlicher und besser zu begehen ist. Evtl. kurzer Abstecher nach links (W) zum Malersee oder gar weglos weiter zu den nächsten Seen. Oder gleich zur Kasseler Hütte, den Hang querend, zuletzt in leichtem Anstieg.
Für die Option Geltalspitze folgt man deren Blockgrat zum Gipfel (bis I). Abstieg am besten auf dem gleichen Weg, dann queren zum Fernerköpfl. Der direkte Abstieg über den Nordostgrat in die Senke unter dem Fernerköpfl ist sehr brüchig und unangenehm.
3) Kasseler Hütte – Hochgall (3436 m) NW-Grat WS+, II, KS B oder IV- (4-5 Std.) – Kasseler Hütte, 3 Std., 1240 Hm
Dem Arthur-Hartdegen-Weg Richtung Ursprung/Lenkstein folgen; nach 20-30 Minuten führen unterhalb von Hochgall und Östlichem Rieserferner Pfadspuren (Steinmänner) rechts den Hang aufwärts. In den Sanderflächen vor den Gletscherresten den Bach überqueren und im Geröll auf Pfadspuren unters Graue Nöckl. An dessen Westgrat werden die Begehungsspuren deutlicher, zum Gipfel gibt es einige leichte Kletterstellen.
Vom Grauen Nöckl auf dem schmalen, ausgesetzten Grat absteigen und queren (Stellen II) Richtung Hochgall, dann eine ausgesetzte Steilstufe hinunter (Drahtseil, KS B oder II) zum Ansatz des Hochgall-Nordwestgrates. Diesen in schön gestuftem Fels hochklettern (evtl. Schneefelder links davon benutzend oder berührend). Kurz unter dem Vorgipfel kommen die Schlüsselstellen, zwei plattige Aufschwünge mit Drahtseilen (KS B oder III+/IV-). Bei viel Schnee war früher der kurze Grat-Übergang vom Vor- zum Hauptgipfel durch Wächten noch eine heikle Zone; heute sollte er im Sommer ausgeapert und problemlos sein.
Abstieg wie Aufstieg. Durch den Abstieg vom Grauen Nöckl ergeben sich in beide Richtung ca. 40 zusätzliche Höhenmeter.
4) Kasseler Hütte – Arthur-Hartdegen-Weg bis Ursprungbach (ca. 2 Std.) – Lenkstein (3237 m, Schnee, I) 3 Std. – Abstieg über Rosshornscharte (2916 m, I) zur Neuen Barmer Hütte (2591 m), 2 - 2 1/2 Std., 1200 Hm
Wieder auf dem Hartdegen-Weg entlang, nun aber ihn verfolgend über den Ablauf des Östlichen Rieserferners hinweg (Brücken); in der Westflanke des Riesernocks gibt es einen kurzen felsigen Aufschwung mit Steinstufen und Drahtseilsicherung. Dann etwas absteigend ins Tal des Ursprungbachs. An der Verzweigung rechts halten Richtung Lenkstein (Wegweiser), zum Bach und über die Brücke. Von hier zieht der Weg durch die Geröllfelder aufwärts, wobei im oberen Teil mit Firnfeldern zu rechnen ist, die im Spätsommer auch eisig sein können. Zuletzt über etwas abschüssige Felsbänder rechtshaltend auf das Geröllplateau unter dem Lenkstein. Über Geröll oder Schnee aufsteigen zu dessen Südgrat und auf Wegspuren mit kleinen Kraxelstufen (I) zum Gipfel.
Abstieg am Südgrat auf dem gleichen Weg, dann weiter über den blockigen Grat, zuletzt links (O) über ausgesetzte Felsbänder querend, ins Lenksteinjoch. Wer mag, kann noch die fünf Minuten aufs Fenner Eck (3125 m, 40 Hm) hinaufsteigen. Aus dem Lenksteinjoch über große Steinstufen hinunter in die Roßhornscharte. Von hier die steile Felsflanke abwärts: Eine drahtseilgesicherte Felsrinne hinunter, dann mit Vorsicht auf Steinschlag eine brüchige Rinne queren (Drahtseile waren 2013 etwas mitgenommen, wurden von der Sektion 2014 saniert und sind wieder top; Stand 2016), zuletzt in steilem Schrofen- und Geröllgelände hinunter auf die Hangterrasse unterhalb der Patscher Schneid. Hier wird der Weg gemütlicher, quert ein paar Bachläufe und erreicht im Talboden die Ruinen der alten Barmer Hütte, von wo noch rund 80 steilere Meter zur neuen Hütte hinaufführen.
5) Neue Barmer Hütte – Almerhorn (2986 m) Weg, 2 Std. – Staller Sattel (2074 m) 2 Std., 420 Hm
evtl. zusätzlich: Große Ohrenspitze (3101 m), I, KS B oder III, +470 HM, 2-3 Std.
Auf dem Weg Richtung Almerhorn ein Stück bergab, dann in nur leichtem Auf und Ab dem Weg durch die großen Blockfelder folgen. Teilweise können Restschneefelder das Gehen erleichtern oder erschweren; zuletzt auf den Resten des Almer Keeses in die Jägerscharte. Zum Almerhorn führt von hier ein gut ausgetretener Weg; auf diesem Gipfel ist man dem Großglockner so nahe wie nirgends sonst auf der Runde.
Der Abstieg aus der Jägerscharte zum Staller Sattel ist im oberen Teil steil und teils geröllig; stellenweise helfen ein paar Drahtseile. Man erreicht herrliche Blumenwiesen, durch die der Weg gemütlich hinunterzieht zum Staller Sattel; ganz zuletzt beim Kriegsdenkmal noch ein kurzer Gegenanstieg.
Für die Große Ohrenspitze folgt man dem Weg Richtung Almerhorn um den Nordgrat der Mittleren Ohrenspitze herum; die etwas verblassten Buchstaben „RS“ auf einem Stein markieren den Abzweig nach rechts zur Remscheider Scharte. Mit Steinmännern zurückhaltend markiert, führt der Pfad durchs Block- oder Schneefeld in die Scharte. Von hier aus den blockigen Nordwestgrat hinauf mit leichten Kraxelstellen bis unter einen Steilaufschwung. Dieser wird links durch eine Rissverschneidung mit Drahtseilen (KS B oder III+) überwunden, danach geht es deutlich leichter, zuletzt über ein Blockplateau zum Gipfel. Abstieg wie Aufstieg.
Name | Größe |
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Gebietsbroschüre Rieserferner | 4.41 MB |