Portraitfoto von Roland Stierle.
Roland Stierle, Mitglied des Präsidiums. Foto: DAV/Tobias Hase
Wahl zum Ehrenpräsidenten

"Josef hat im und für den DAV Geschichte geschrieben"

Ein Tagesordnungspunkt, der in der Geschichte der DAV-Hauptversammlungen bisher einmalig ist: Die Sektionen Rheinland-Köln und GOC München sowie das Präsidium beantragen, Josef Klenner für die Wahl zum Ehrenpräsidenten vorzuschlagen.

DAV HV 2022

TOP15: Ehrenpräsidentschaft

 

Liebe Bergfreundinnen und Bergfreunde,

Dieser Tagesordnungspunkt ist in der Geschichte des DAV bislang einmalig!

Mit diesem Antrag nach §21.i. unserer Satzung können wir eine große Persönlichkeit würdigen und ehren, die das Amt in einer ganz besonderen Weise ausgefüllt hat, ich möchte auch sagen, die das Amt in seiner Innen- und Außenwirkung geprägt hat.

25 Jahre (mit einer Unterbrechungspause von wenigen Jahren) an erster Stelle beim größten Bergsportverband der Welt zu stehen, waren gestern zweifelsohne schon allein Grund genug für die gehaltene feierliche Rede. Die Fülle des von Josef Klenner in diesem Vierteljahrhundert Geleisteten führt uns unausweichlich darüber hinaus und zu einer bislang außergewöhnlichen Ehrung.

Ende der 1980er Jahre lud Fritz März – der Vorgänger von Josef Klenner – die Vertreter der Klettergebietsregionen in Deutschland zu einem Krisengespräch nach München ein. Die Situation war ob der vielen Felssperrungen gereizt und fast alle Teilnehmer ließen ihrem Frust freien Lauf. Einer aber schimpfte nicht, ging ans Flipchart und skizzierte systematisch und ohne hinderliche Emotionen Lösungsmöglichkeiten. Alle staunten – und sie staunten über Josef Klenner!

1994 demonstriert Josef Klenner zusammen mit dem ehemaligen Bundesminister Heiner Geißler gegen die Kletterverbote auf der Schwäbischen Alb. Foto: Archiv DAV

Das war damals unsere erste persönliche Begegnung. Josef wurde als Sektionsvorsitzender Sprecher des Rheinisch-Westfälischen Sektionenverbandes, 1991 in den Hauptausschuss des DAV gewählt und bereits ein Jahr später schon zum Ersten Vorsitzenden des DAV, ein Amt, das er bis 2005 ausübte. 2010 wurde er abermals gewählt, nun zum Präsidenten des DAV und er hat diese Aufgabe satzungsbegrenzt bis heute ausgefüllt.

Seine erste Amtsperiode war geprägt von der Aufnahme und Eingliederung der Sektionen in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung. Viel Konzentration verlangte der erfolgreiche Beitritt 1995 zum damaligen DSB, heute DOSB, was mit umfangreichen und schwierigen Strukturanpassungen auf Landesverbandsebene einherging.  

Ende der 90er Jahre kam es in Teilen des Verwaltungsausschusses des DAV zu heftigen Turbulenzen. Der Verwaltungsausschuss war eine mächtige Institution im Verband und als Vorstand verantwortlich für das operative Geschäft, nur der Erste Vorsitzende des DAV hatte dort nicht einmal Stimmrecht. Als diese Auseinandersetzung begann den gesamten Verein zu beschädigen, nahm Josef – wie schon bei der Diskussion um die Klettergebiete – das Thema systematisch in die Hand und erarbeitete erfolgreich mit einem kreativen Team von Sektionsvorsitzenden grundlegende Strukturänderungen, die dem DAV- Bundesverband zukunftsfähige und belastbare Strukturen verliehen, die bis heute mit Leben gefüllt sind.

In seiner zweiten Amtszeit war sicherlich die Entwicklung vom Breitensport zum Spitzensport mit der Olympiateilnahme ein Höhepunkt. Dabei kann die strategische Förderung der künstlichen Kletteranlagen nicht hoch genug eingeschätzt und gewürdigt werden.

Ein weiterer Meilenstein war die erste Erarbeitung unseres Leitbildes vor 10 Jahren.

Besonders geprägt sind die vergangenen Jahre vom klaren Bekenntnis des DAV zum Klimaschutz. Als Projektleiter hat er sich an die Spitze dieser alternativlosen Bewegung gesetzt.

Auf der Jubiläums-HV in München beschloss der DAV, sich konsequent im Klimaschutz zu engagieren. Foto: DAV/Marco Kost

Ein Ausrufezeichen in der Geschichte des DAV setzte er mit seiner Rede zum 150jährigen Vereins-Jubiläum: Die Rolle des DAV in der Zeit des Nationalsozialismus wurde darin klar und unmissverständlich beschrieben.

Nur wenige Verbände und Präsidenten – wenn überhaupt welche der großen gesellschaftlich bedeutenden  Vereine – haben mit ihrer historischen Aufbereitung den Sprung aus der Vergangenheit zu den unausweichlichen Notwendigkeiten der Zukunft geschafft, so wie der DAV mit dem Präsidenten Josef Klenner!

29 Hauptversammlungen hat Josef Klenner geleitet, 41 Hauptausschusssitzungen bis 2002 und danach 115 Präsidiumssitzungen. Dies sind so beeindruckende Zahlen wie die Mitgliederentwicklung in diesen 25 Jahren: heute eine Million mehr Mitglieder als 1992!

Er wirkte und wirkt in den DAV hinein wie auch darüber hinaus: Er begleitete den Umzug der BGS von der Praterinsel in die Von-Kahr-Straße und von dort in die Anni-Albers-Straße, ebenso die Renovierung der Praterinsel 1996 wie den aktuellen Umbau dort zu einem zeitgerechten Museum, er nahm 2005 die Anerkennung als bundesweiter Naturschutzverband entgegen.

Er war einer der Gründerväter des Kuratoriums Sport und Natur, zur Begleitung der Alpenkonvention war er Mitbegründer und mehrjähriger Vorsitzender des CAA. Um den europäischen Bergsportlern eine Stimme in Brüssel zu verleihen war er eine treibende Kraft bei der Gründung des europäischen Bergsteigerverbands EUMA. Weltweit vertritt er den DAV im Management-Committe der UIAA, das sehr von seiner Erfahrung profitiert.

Alpenverein goes Europe: die EUMA wird 2017 auf der Praterinsel gegründet, das neue Präsidium mit DAV-Vizepräsident Roland Stierle kurz darauf gewählt. Foto: Archiv DAV

Josef hat im und für den DAV Geschichte geschrieben!

– und so ist es nur schlüssig , dass das Präsidium die Initiative der Sektionen Rheinland Köln und GOC München aufgreift um Ihnen hiermit Josef Klenner für die Wahl zum Ehrenpräsidenten vorzuschlagen.

 

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