Melanie Grimm, Mitglied des Präsidiums.
Melanie Grimm, Mitglied des Präsidiums. Foto: DAV/Tobias Hase
Laudatio von Melanie Grimm

"Josef trägt das Edelweiß im Herzen!"

Melanie Grimm, langjährige Präsidiumskollegin, hielt zum Ende von Josef Klenners Präsidentschaft auf der Hauptversammlung eine Laudatio. Über Respekt, Dankbarkeit und Freundschaft.

Es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Bergfreundinnen und Bergfreunde,
lieber Josef!

Eine Laudatio – eine Lobrede darf ich heute halten.

In der Heimat unseres Präsidiumskollegen Roland Stierle heißt es „Nicht geschimpft, ist genug gelobt!“ und da, Josef, wo du herkommst – aus Westfalen – macht man nicht viele Worte.

Wenn ich also sagen würde „Das ist schon gut so!“ ist das quasi des Westfalen größtes Lob und meine Lobrede wäre fertig.

Aber ein bisschen mehr darf es zum Abschied dieses besonderen Präsidenten doch sein!

Sehr viele von Ihnen / von euch kennen Josef schon viel länger als ich und meine Präsidiumskollegen und werden sicher im Anschluss noch einiges zu ergänzen und zu erzählen haben. Und ich darf vorwegnehmen, dass die Auswirkungen und Verdienste innerhalb des DAV morgen noch ausführlicher von Roland Stierle betrachtet werden.

Josef Klenner, geboren am 06. Dezember 1949 in Wadersloh – also Westfalen – ist verheiratet, hat eine mittlerweile erwachsene Tochter und war bis zu seinem Ruhestand als Diplom-Ingenieur für Verfahrenstechnik im internationalen Anlagenbau tätig.

Soweit die persönlichen Daten.

Seine Tätigkeiten im Deutschen Alpenverein fasse ich zusammen:

  • 1980 bis 1992 Vorsitzender der DAV Sektion Beckum

  • 1988 bis 1992 Sprecher des Rheinisch-Westfälischen Sektionenverbandes sowie Vorsitzender des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen des DAV

  • 1992 bis 2005 Präsident des Deutschen Alpenvereins

  • Seit 2010 erneut Präsident des Deutschen Alpenvereins

Darüber hinaus:

  • 2004 bis 2011 Präsident des CAA

  • 2006 bis 2008 Sprecher der Nichtolympischen Sportverbände im DOSB

Die Öffentlichkeit muss sich erst daran gewöhnen, dass ein "Flachländer" an der Spitze des Alpenvereins steht. Foto: Archiv DAV

Können Sie sich noch an Ihre erste Begegnung mit Josef Klenner erinnern? – Ich nicht!

Es gab viele Sitzungen und Begegnungen in meiner Zeit, als ich bei den meisten nur als DAV-Ziehtochter von Klaus-Jürgen Gran - einem DAV-Freund und Wegbegleiter von Josef, galt. Aber zwei besondere Begegnungen will ich kurz teilen:

  1. 2004, Hauptversammlung Dresden – meine erste HV:
    Auf dem Podium fällt mir ein smarter, eloquenter Herr auf, der die große Veranstaltung mit großer Ruhe und Professionalität leitet und durch die lange Tagesordnung führt. Mein erster Eindruck am Ende der HV: „Alles alte Männer. Aber ein unglaublich kompetent und professionell geführter Verband mit wahnsinniger Themenvielfalt“.

  2. März oder April 2013 beim Treffen der Landesverbände in Frankfurt:
    Ich bin im November zuvor zur Vizepräsidentin des DAV gewählt worden und hatte jede Menge Sitzungen gemeinsam mit dem Präsidenten - er spricht mich mit „Frau Grimm“ an und ich ihn selbstverständlich mit „Herr Klenner“. Fühlt sich komisch an. Alle anderen sagen „Josef“.
    Am Mittagsbüffet dreht der Herr Klenner sich plötzlich zu mir um und sagt: „Irgendwie hab ich es bis jetzt verpasst – wollen wir mal 'Du' sagen?
    Ein DAV Weggefährte sagte dazu: „Musste dich dran gewöhnen. Westfale – Emotion in homöopathischen Dosen“

Ja, als Plaudertasche fällt der Westfale, so sagt man, nicht auf. Er denkt nach bevor er redet – und wenn er redet, kurz und knapp. Er kümmert sich um seine Heimat, um seinen Verein. Durch und durch friedlich sei der Westfale. Jede spontane Aggression ist ihm fremd, das Spontane liegt ihm nicht. So wie er seine Glücksgefühle eher innerlich auslebt, ist es auch mit seinem Ärger.

Da erkenn ich tatsächlich die eine oder andere Eigenschaft beim Präsidenten wieder.

Josef kümmert sich um die Heimat und er kümmert sich um seinen Verein – er lebt DAV und trägt den Verein und das Edelweiß im Herzen!

Ein Leben für den Verein - das bedeutet viel Arbeit, liefert aber auch den einen oder anderen Grund zu feiern. Hier beim 150-jährigen Jubiläum. Foto: DAV/Marco Kost

Die zwei Amtszeiten von Josef Klenner sind insbesondere geprägt durch seine souveräne und konzentrierte Art. Josef hört zu, sucht das Verbindende, sucht Lösungen – keine Schuldigen, denkt nicht in Hierarchien.  

Ein Ingenieur im übertragenen Sinne – ein Brückenbauer. 

Die besondere Fähigkeit Ruhe zu bewahren, sich nicht von Stimmungen, von Schreihälsen und Emotionen leiten zu lassen, macht ihn zu einem außergewöhnlichen, verlässlichen und vertrauensvollen Gesprächspartner innerhalb und außerhalb der Organisation.

 

Nicht nur als Ingenieur, sondern auch als Präsident plant er strategisch, behält die Ressourcen im Blick, beherrscht das Krisenmanagement und koordiniert die unterschiedlichsten Partner, so dass am Ende eines Projekts der Erfolg erkennbar ist und das Ergebnis steht.

Gebaut, im wahrsten Sinne des Wortes, hat Josef – so war er maßgeblich beteiligt am Umbau des DAV-Hauses Obertauern, der großartigen neuen BGS an der Anni-Albers-Straße, den Planungen zur Weiterverwendung der Gebäude an der Von-Kahr-Straße und dem wunderbaren Umbau des Alpinen Museums.

Es ist nicht verwunderlich, dass er neben dem Amt als DAV-Präsident eine Vielzahl weitere Vertretungen in Kuratorien und Verbänden, wie z.B. der UIAA, wahrnimmt.

 

Ein Weggefährte fasst wie folgt zusammen:
Er hat ein sicheres Gespür für künftige Entwicklungen und maßgeblich das Gesicht des DAV als gesellschaftlich anerkannter Bergsport- und Naturschutzverband geprägt und bedeutende Weichenstellungen getroffen (Struktur- und Satzungsreform, Grundsatzprogramme zum "Bergsport" und zum "Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung des Alpenraums", Etablierung des Spitzensports im DAV, Kompetenzführerschaft bei der umweltgerechten Ver- und Entsorgung von Hütten, u.a.).

Dass der DAV mit seinen rund 1,4 Millionen Mitgliedern heute so dasteht wie er dasteht – als größter Bergsportverband, als anerkannter Naturschutzverband und Interessenverband – wäre ohne den Präsidenten Josef Klenner nicht vorstellbar.

Während Josefs Präsidentschaften trat der Alpenverein unter anderem dem Deutschen Sportbund bei und wurde als Naturschutzverband nach dem Bundesnaturschutzgesetz anerkannt. In seine Zeit fiel die Gründung des Kuratorium Sport und Natur, die nachhaltige Sicherung der Klettermöglichkeiten in den Deutschen Mittelgebirgen und vor allem die klare Positionierung des DAV für Offenheit und Vielfalt, gegen Intoleranz und Hass.

Besonders die Auseinandersetzung und Aufarbeitung der Geschichte des DAV in der Zeit des Nationalsozialismus und die Proklamation gegen Intoleranz und Hass machen deutlich, dass der DAV als große zivilgesellschaftliche, unabhängige Organisation seine gesellschaftliche Verantwortung sehr ernst nimmt.

Josef Klenners weltoffene, emphatische und verbindende Grundhaltung hat auch hier dem Deutschen Alpenverein sehr viel Glaubwürdigkeit verschafft.  Er verkörpert diese Haltung, vertritt sie innerhalb und außerhalb der Verbandes und lässt dadurch immer neue Verbindungen und wertvolle Begegnungen entstehen.

So zum Beispiel bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit der IPPG im Mai diesen Jahres mit dem Titel „Jüdische Bergsteiger*innen. Bewundert, ausgegrenzt und verleugnet.“

„Respekt“ ist ein Wort, das in einer Lobrede auf Josef nicht fehlen darf.

Zum einen, weil Josef diesen mal grundsätzlich jedem seiner Gegenüber an den Tag legt. Josef nimmt sein Gegenüber wahr, hört ihm zu und nimmt seine Anliegen ernst – dabei macht es keine Unterschiede, ob es sich um die Damen am Empfang, den Hauptgeschäftsführer oder die Kolleginnen und Kollegen im Präsidium handelt.

Die Mitglieder des Präsidiums haben sich zu jeder Zeit zu einhundert Prozent auf Josefs Unterstützung und Loyalität verlassen können. Mit großer Offenheit konnte hier diskutiert und gestritten werden, weil am Ende wieder das Ergebnis stimmte und niemand je Sorge haben musste, als Verlierer aus der Sitzung zu gehen oder das Gesicht zu verlieren.

Ich persönlich habe die Zeit nach den Sitzungen in der S-Bahn und spät abends bei einem Glas Wein besonders geschätzt, genossen und dabei viel gelernt – über den Alpenverein und das Leben im Allgemeinen. 

Und „Respekt“ zum anderen, weil wir – Präsidium, Verbandsrat, Bundesgeschäftsstelle – Josef und seiner außergewöhnlichen Präsidentschaft unseren größten Respekt zollen!

Wie oft hat er Nächte durchgearbeitet, Sitzungen quasi zwischen zwei beruflichen Reisen absolviert, Streit geschlichtet oder verhindert und Brücken gebaut, seinen Hochzeitstag in einer Präsidiumssitzung verbracht und auf jede erdenkliche Art und Weise die Geschicke des DAV gelenkt!?!

Lieber Josef, stellvertretend für Alle sage ich dir von tiefsten Herzen Danke, für dieses überragende, außergewöhnliche, ehrenamtliche Engagement!

Ach, nochmal kurz zurück zum Westfalen an sich: Vermutlich wird er Ihnen arrogant und mürrisch vorkommen. Aber bleiben Sie dran – denn vielleicht gewinnen Sie einen Freund fürs Leben.

Und so ziehe ich jetzt meinen Hut vor dir und wünsche uns allen, dass du uns als persönlicher Freund und Freund des Alpenvereins noch lange verbunden bleibst – Chapeau!

Dankeschön, lieber Präsident Josef Klenner!

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