Allein sicherungstechnisch kommt einiges neu dazu: Exen einhängen, Umbauen zum Ablassen oder Abseilen, Sicherungspunkte einschätzen und gegebenenfalls ergänzen und Steinschlaggefahr beurteilen. Eine inhaltliche detaillierte Ausführung zu diesen Punkten hat die DAV-Sicherheitsforschung zusammengestellt.
Am besten eignet man sich diese Fertigkeiten in einem Kurs seiner Sektion oder eines kommerziellen Anbieters an. Am Naturfels, in so genannten Klettergärten, müssen Sicherungspunkte, Hakenabstände und Felsstrukturen selbst beurteilt werden. Sie sind weder vom TÜV abgenommen noch vom Hallenbetreiber geprüft. Man sollte also nicht nur das Draußen-Sein, sondern auch die Eigenverantwortlichkeit für sich und seine*n Partner*in begrüßen.
Fels ist nicht gleich Fels
Sportkletterfelsen und -gebiete gibt es mittlerweile fast überall. Man findet sie in gedruckten oder digitalen Kletterführern, auf spezialisierten Internetseiten und Foren. Geeignete Felsen auszuwählen, ist nicht einfach. Wer sich erstmals an den Fels wagt, tut gut daran, im Vorfeld ordentlich zu planen. Nicht nur die Schwierigkeitsgrade und ihre Verteilung sollten beachtet werden, sondern auch Zusatzinfos zu Anfängereignung, Qualität und Dichte der Absicherungen, Einstiegsgelände, Felsqualität und Art der Kletterei. Hierzu stellen Print-Führer die ergiebigste Quelle dar, mittels Foren-Beiträgen lässt sich das Bild komplettieren. Auch das Erschließungsjahr ist ein wertvolles Indiz – je älter ein Gebiet, umso größer die Chance, dass die Absicherung anspruchsvoll, die Bewertung untertrieben und die Kletterei technisch fordernd ist – so viel zu „früher war alles besser“. Wer bislang nur an bunten Plastikknubbeln gezogen hat, wird sich generell in griffigem, wasserzerfressenem Kalkgestein wohler fühlen als in aalglattem, rissdurchzogenem Granit oder Sandstein. Abhängig von Temperatur und Witterungsbedingung kann die Wahl der Wandausrichtung (Schatten/Sonne) ebenfalls das Felserlebnis versüßen. Orientierung: Einmal den perfekten Fels ausgewählt, heißt es, diesen zu finden. In Zeiten von Koordinaten-Angaben, detailgetreuer Zustiegsskizzen und -beschreibungen und GPS-Navigation per App ist dies deutlich komfortabler geworden. Gelegentlich gilt es jedoch Wegbeschreibungen zu entschlüsseln, die das Lesen ägyptischer Hieroglyphen als Kinderspiel erscheinen lassen. Hier hilft nur Spürsinn und das alte Trial-and-error-Prinzip.
Orientierung und Klettertechnik
Am Fels angekommen, wartet die nächste Herausforderung: Welche Route ist welche? Sind Routennamen angeschrieben, ist das relativ einfach herauszufinden. Ansonsten helfen Wandfotos oder Skizzen, um Routen zu identifizieren. Notfalls kann man auch vom einen Wandende beginnend durchzählen und sich so zurechtfinden. Auch der gute alte Menschenverstand hilft: Passen Beschreibung und Schwierigkeitsangabe zur vermeintlichen Route? Der Schwierigkeitsgrad wird sicher das Entscheidungskriterium sein, in welche Route eingestiegen wird.
Abgesehen vom Grad sollten auch andere Faktoren mit einbezogen werden: Spricht mich die Route an? Wie ist die Absicherung, Felsqualität, Art der Kletterei? Fels erfordert zwar keine komplett andere Klettertechnik als Hallenkletterei, aber die Gewichtung ist doch etwas anders. Kann am Plastik viel durch Kraft kompensiert werden, ist draußen das präzise Treffen und Belasten der Tritte der Schlüssel zum Erfolg. Die natürlichen Trittmöglichkeiten zu erkennen und zu nutzen, bedarf viel Übung. Es empfiehlt sich den Fokus draufzusetzen – z.B. Toprope klettern und dabei Hände möglichst wenig belasten. Im Gegensatz zu farbigen Hallenrouten ist das Erkennen von Griff-Tritt-Abfolgen am Fels wenig eindeutig. Um den Fels lesen zu lernen, hilft nur klettern und noch mehr klettern – es gibt Schlimmeres.
Felsklettern ist Natursport: Wie bei jedem Natursport betreiben wir unser Freizeitvergnügen im Lebensraum von Tieren und Pflanzen. Entsprechend rücksichtsvolles Verhalten ist die Maxime. Zonale, saisonale oder komplette Felssperrungen, Kletter- und Erschließungsregeln gilt es zu berücksichtigen, die DAV-Felsinfo gibt hierzu umfassende Infos zu allen deutschen Klettergebieten. Wer keine Spuren – vom Müll über menschliche Hinterlassenschaft bis zur Chalk-Pinselei – an, auf und um die Wand herum hinterlässt, tut Umwelt und Mitmenschen schon einen großen Gefallen. Wer noch mehr tun will, hinterlässt nicht nur nichts, sondern nimmt auch vorgefundenen Unrat mit. Lärm vermeiden, Parkplatz-Regelungen und Privatbesitz beachten und lokale Gastronomie unterstützen, minimiert typisches Konfliktpotential – insbesondere in dicht frequentierten Gebieten.