Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun, fragt ihr euch?
Wir wollen das anhand der Legende für die AV-Karte Zillertal (West) erklären. Genau da sind Klettergebiete nämlich ein spannender Aspekt, denn bisher wurden die unzähligen Kletter- und Bouldergebiete nur mit einem Schriftzug ausgewiesen. Und das soll sich künftig ändern. Generell werden die Zeichen allerdings aus den bestehenden Karten fortgeführt, um die Wiedererkennung zu gewährleisten. Gelegentlich werden Symbole auch neu gestaltet, wenn es ihrer Klarheit und Lesbarkeit dient. Bei der aktuell gebräuchlichen Legende wurden zum Beispiel kürzlich die Symbole für Bahnhof, Bushaltestelle und Fußballplatz überarbeitet. Bei den Bahnhöfen verhielt es sich bis vor kurzem wie bei den Kletter- und Bouldergebieten im Zillertal: Sie waren nur mit einem Schriftzug gekennzeichnet, symbolisch also noch gar nicht bedacht.
Die Legende
Wozu ist eine Legende eigentlich gut? Wer eine Karte lesen will, muss natürlich wissen, was die vielen Zeichen bedeuten. Genau dafür ist die Legende da. Sie gibt Auskunft über die Zeichen, die in der Karte verwendet werden. Diese Zeichen in der Legende werden von jedem Verleger eigens designt und je nach Bedarf überarbeitet, sie sind aber an die amtlichen topographischen Karten angelehnt. Eine Hütte, eine Kirche oder eine Burg sehen also in allen Karten gleich oder zumindest sehr ähnlich aus.
Darüber hinaus erläutert die Legende die Verwendung von Linien und Farben. Dabei legt die Kartographie Wert auf Mindeststrichstärken und -größen, damit die Karte auch mit bloßem Auge optimal gelesen werden kann.
Ihr seht: Bei den vielen unterschiedlichen Symbolen, Mustern und Farben ist eine Legende für das Verständnis unerlässlich. Untergebracht ist sie normalerweise am Kartenrand.
In den Alpenvereinskarten erscheinen die ersten Legenden ab 1921, seit 1967 wird durchgängig bei allen Karten eine Legende abgebildet. Wie sich die Legenden und Zeichen der Alpenvereine im Laufe der Jahre entwickelt haben, zeigen wir euch in der Bildergalerie.
Neue Legende fürs Zillertal
Auch die Lesbarkeit ist ein Kriterium, das zur Verständlichkeit einer Karte beiträgt. Das ist bei dem Schriftzug, der die vielen Kletter- und Bouldergebiete im Zillertal ausweist, nur bedingt gegeben. Daher konzipiert unsere Kartographin Carina ein neues Symbol, das Kletter*innen ganz klar den Weg weist: „Für die Erstellung eines neuen Symbols begann ich zuerst mit der Recherchearbeit, um Ideen zu sammeln und um einen gewissen Wiedererkennungswert gewährleisten zu können. Danach gings ab ans Zeichenbrett beziehungsweise in der digitalen Welt ans Grafikprogramm. Dort habe ich unterschiedliche Symbole, Piktogramme und Geometrien entworfen, Schriften ausprobiert und später in eine Karte "gebastelt", um einen bildlichen Eindruck zu erhalten. Abschließend entscheiden die DAV- und ÖAV-Kartograph*innen gemeinsam, welches Symbol verwendet wird.“
Was ist drin in der Legende?
Die kartographischen Gestaltungsmittel sind vielfältig. Grob wird zwischen sichtbaren Objekten also Gebäuden, Straßen, Bächen, aber auch Höhlen und Böschungen, und unsichtbaren Objekten wie Grenz- oder Höhenlinien und Bergnamen, unterschieden. All diese Objekte werden dann in drei Gruppen unterteilt:
Punktbezogene Objekte wie Höhenpunkte, Türme, Gebäude werden durch Punktsignaturen dargestellt. Unterschieden werden sie anhand von Form, Farbe, Orientierung, Größe und Helligkeit. Eine Besonderheit der Alpenvereinskarten sind die Alpenvereinshütten, die durch rote und grüne Kreise um das Gebäude herum dargestellt werden. Erstmalig tauchte diese Signatur in einer Legende von 1971 auf. Wie unterschiedliche Formen Gebäude charakterisieren, seht ihr im Bild.
Linienbezogene Objekte sind Wege, Bäche, Lifte oder auch Höhenlinien. Wir unterscheiden verschiedene Arten durch Muster, Farbe, Strichstärke und Helligkeit. In einigen Fällen – zum Beispiel bei Wasserfällen – schaffen zusätzliche Gestaltungsmittel wie Signaturen oder Schrift Klarheit. Die verschiedenen Muster zeigen sich deutlich bei den Wegekategorien.
Flächenbezogene Objekte wie Seen oder Wälder werden anhand von Flächensignaturen dargestellt. Hier unterscheidet die Kartographie durch die Kontur, deren Farbe und Muster, den Flächenton und das Flächenmuster. Zum Beispiel wird Wald durch eine grüne Fläche dargestellt, einzelne Bäume durch grüne Kringel.
Farben sind ein wichtiges Gestaltungsmittel: Meistens steht die blaue Farbe auf Wanderkarten für Gewässer (Bäche, Flüsse, Seen), grüne Flächen stehen für Wald sowie Vegetation und graue Flächen für Felsen sowie Geröll. Ortsbezeichnungen sind schwarz eingezeichnet. Die Schriftgröße richtet sich dabei nach der Bevölkerungszahl. Je größer der Ortsname dargestellt ist, desto mehr Menschen leben dort.
Die Bedeutung der Symbole zu kennen, ist gerade für Nutzer*innen von Wanderkarten wichtig, da diese sich ja oft in abgeschiedenem Gelände, fernab der Zivilisation, bewegen. Alpenvereinskarten sind mit einem recht großen Maßstab (meist 1:25.000) ziemlich detailliert und enthalten spezielle, für Bergsportler*innen relevante Infos wie Wanderwege, Klettersteige, Hütten, Infos zum Untergrund (Fels, Wald, Wiese) etc.
Glossar der Kartographie
Ein Glossar
Die Welt der Karten
Geheimnisvolle Tiefen der Kartographie – Äquidistanz, GIS, Schummerung? Unser Glossar schafft Abhilfe und erklärt die wichtigsten Fachbegriffe aus der Welt der Kartenlehre.