Wegweiser im Nationalpark Bayerischer Wald
Der Nationalpark Bayerischer Wald erstreckt sich bis nach Tschechien und dient dem Schutz der Natur in diesem Gebiet. Foto: Janina Stilper
Was ist was?

Nationalpark, Naturpark, Naturschutzgebiet

Wenn man durch die Natur wandert, durchquert man manchmal einen Nationalpark, passiert Schilder mit der Aufschrift "Naturpark" oder befindet sich – oft ohne es zu wissen – in einem Natura-2000-Gebiet. Ganz schön verwirrend. Wo liegen eigentlich die Unterschiede zwischen all den Bezeichnungen? Wir haben es für euch herausgefunden …

Das Karwendelhaus mitten im Naturschutzgebiet Karwendelgebirge. Foto: DAV/Andreas Ruech

Naturschutzgebiete dienen der Erhaltung, Wiederherstellung und auch Entwicklung von Biotopen und Lebensräumen bestimmter Tiere und Pflanzen. Sie gehören mit den Nationalparks und den Naturmonumenten mit zu den am strengsten geschützten Gebieten. Hier gibt es klare gesetzliche Vorgaben und Verbote, die es zu beachten gilt. Verboten ist z.B. das Zelten, Feuer machen oder das Pflücken von Pflanzen. Auch Mountainbiken abseits der Straßen oder der beschilderten Radwege ist untersagt. Diese Regeln gelten übrigens auch für Nationalparks.

Deutschland weist knapp 9000 Naturschutzgebiete auf, dies entspricht ungefähr sechs Prozent der Landesfläche. Zu Naturschutzgebieten am Alpenrand zählen zum Beispiel die Allgäuer Hochalpen und auch das Karwendelgebirge

Eine interaktive Karte zu fast allen Naturschutzkategorien gibt es hier.

Nationalparks

Zauberhaftes Türkis trifft auf Eisblau am Königssee, Nationalpark Berchtesgaden. Foto: Janina Stilper

Die Bezeichnung Nationalpark wurde in Deutschland erst 1970 mit Eröffnung des Nationalparks Bayerischer Wald eingeführt. 1978 folgte der Nationalpark Berchtesgaden, und so etablierte sich der Begriff über die nächsten Jahrzehnte mit Einführung weiterer Nationalparks überall in Deutschland. Inzwischen sind es 16 Stück, quer verteilt zwischen Nordsee und den Alpen im Süden.

Nationalparks haben eine zentrale Aufgabe: Der Natur ihren freien Lauf lassen. Gleichzeitig sollen sie vor Umwelteinflüssen und ungewollten menschlichen Eingriffen bewahrt und erhalten werden - und zwar auch für zukünftige Generationen. Dafür werden spezielle Maßnahmen getroffen, die an die jeweiligen Standorte angepasst sind.

Im Nationalpark Bayerischer Wald werden zum Beispiel die Wege zeitweise gesperrt, um den bedrohten Wanderfalken beim Nisten zu schützen. Oftmals werden Nationalparks auch als Erholungsgebiete genutzt und gelten als Vorzeigeregionen für sanften Tourismus. Nationalparks tragen nicht zufällig das Wort Nation in sich – sie sollen als Symbol des nationalen Stolzes gelten und werden daher auch im Auftrag der Regierung verwaltet. Der Nationalpark Berchtesgaden erhält gerade deshalb die traditionelle Fischerei am Königssee und auch die Almwirtschaft.

Natura-2000

Der Chiemsee fällt in ein Natura-2000 Schutzgebiet. Foto: AdobeStock

Auch über die nationalen Grenzen hinaus gibt es Schutzgebiete. In der Europäischen Union gibt es viele zusammenhängende Areale, die sich länderübergreifend dem Schutz von gefährdeten wildlebenden heimischen Tier- oder Pflanzenarten und deren Lebensräumen widmen. Die unter strengen Auflagen der EU geschützten Flächen umfassen mehr als 26.000 Naturschutzgebiete, die knapp ein Fünftel der Landmasse ausmachen. Geschützt werden jedoch nicht nur das Festland, sondern auch das Meer. Mehr als 30 Prozent machen die geschützten Natura-2000 Meeresflächen in Deutschland aus, der Landanteil umfasst mehr als 9 Prozent.

Eine interaktive Karte mit einer Übersicht der Schutzgebiete findet ihr hier.

Mehr zu Natura-2000 gib's hier.

Naturmonumente

Alte Riesen - das Naturmonument Ivenacker Eichen. Foto: AdobeStock

Erst seit 2010 gibt es die sehr junge Schutzkategorie Naturmonumente offiziell. Die Ivenacker Eichen in Mecklenburg-Vorpommern sind im Sommer 2016 als erstes Naturmonument in Deutschland ausgewiesen worden. Der historische Urwald, der fünf knapp 1000 Jahre alte und besonders dicke Eichen beheimatet, erstreckt sich über 75 Hektar.

Im Vergleich zu Nationalparks können Naturmonumente wesentlich kleinere Lebensräume umfassen, unterliegen aber einem ähnlich strengen Schutz und müssen ebenfalls einen besonderen Stellenwert für die gesamte Nation aufweisen. Der Kulturwert, ihre Seltenheit und Eigenart spielen bei Naturmonumenten ebenfalls eine bedeutende Rolle und unterscheiden sie damit von reinen Naturschutzgebieten.

Hier findet ihr die aktuell acht ausgeschriebenen Naturmonumente.

Naturparks

Erholung pur im Naturpark Ammergauer Alpen. Foto: AdobeStock

Im Gegensatz zu Nationalparks stellen Naturparks Landschaftsräume dar, die bewirtschaftet sind und durch menschliche Eingriffe geprägt wurden. Sie sollen einerseits in ihrer heutigen Form bewahrt und andererseits attraktiv für den Tourismus gemacht werden. Ihre große Arten- und Biotopenvielfalt und die durch vielfältige Nutzung geprägte Landschaft stehen daher unter Schutz.

Dieser Schutz unterscheidet sich gegenüber Nationalparks vor allem darin, dass er durch Nutzung angestrebt wird und sich die Bevölkerung auch an diesem beteiligt. Wirtschaft, Erholung und Naturschutz schließen sich in diesen Gebieten somit nicht aus. Die 103 Naturparks in Deutschland machen in etwa 28 Prozent der staatlichen Fläche aus, Träger sind häufig Vereine oder kommunale Zweckverbände.

Im deutschen Alpenraum gibt es den Naturpark Ammergauer Alpen und den Naturpark Nagelfluhkette.

Hier findet ihr eine Liste zu allen Naturparks in Deutschland.

Nationales Naturerbe

Graugänse am Gülper See, dem größten Binnenfeuchtgebiet in Mitteleuropa. Foto: AdobeStock

Das nationale Naturerbe umfasst ausgewählte, wertvolle Naturflächen im Besitz der Bundesrepublik Deutschland, die seit 2005 in die Hände des Naturschutzes überreicht werden. Die rund 164.000 Hektar umfassen zum Beispiel Gebiete entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze (Grünes Band), aber auch ehemals militärisch genutzte Flächen und Treuhandflächen aus dem DDR-Volksvermögen sowie stillgelegte DDR-Braunkohletagebaue. Viele dieser Naturflächen haben sich über die letzten Jahrzehnte regeneriert und in einzigartige Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten verwandelt.

Eine Übersicht der Gebiete, die als nationales Naturerbe gelten, findet ihr hier.

Naturdenkmäler und Geschützte Landschaftsbestandteile

Der alte Nordfriedhof in München gilt als geschützter Landschaftsbestandteil. Foto: AdobeStock

Geschützte Landschaftsbestandteile und Naturdenkmäler bewahren Naturräume, die vor allem eine regionale oder lokale Bedeutung haben. Dies können einzelne Objekte sein, wie zum Beispiel ein Baum, oder auch Alleen, Weiher oder Streuobstwiesen.

Dabei können nur konkrete Objekte oder Gebiete einer Landschaft als Naturdenkmal oder Geschützte Landschaftsbestandteile ausgewiesen werden, vollständige Landschaften fallen nicht unter diesen Schutz. Hierbei handelt es sich also um den sogenannten "kleinflächigen" bzw. "punktuellen Naturschutz".

Die Unterschiede der beiden Titel liegen in der Naturbelassenheit der zu schützenden Objekte. Als Geschützte Landschaftsbestandteile können beispielweise auch von Menschen geschaffene Gebiete ausgewiesen werden, solange sie als Teil der Natur erkennbar sind (z.B. Parks oder Friedhöfe). Naturdenkmäler stehen im Gegensatz dazu unter strengerem Schutz: Wie der Name sagt, handelt es sich um Denkmäler, und diese haben einen besonderen historischen und ästhetischen Wert.

Unesco-Biosphärenreservate

Sanftes Abendrot umhüllt das Biosphärenreservat Schleswig-Holstein, Wattenmeer und Halligen. Foto: AdobeStock

Biosphärenreservate gibt es seit 1976. Darunter fallen von der Unesco anerkannte Gebiete, die für eine besondere Verbindung von Natur- und Kulturlandschaft stehen - und dies mit internationaler Bedeutung. Die Beziehung zwischen Menschen und der Biosphäre gelingt hier vorbildlich. Diese besonderen Gebiete sollen einerseits nachhaltiges Wirtschaften fördern, andererseits dem Naturschutz dienen. Sie stellen auch Orte des Lernens dar und bilden eine Grundlage für die Forschung zu nachhaltiger Entwicklung.

Verschiedene Regeln legen fest, ob ein Landschaftsteil ein Biosphärenreservat werden kann. Das Gebiet muss beispielsweise für einen besonderen Naturraum repräsentativ sein, im Fokus steht aber der Mensch und dessen möglichst naturschonende Lebens- und Wirtschaftsform.

Die Idee hinter dem Projekt ist, eine Form von Naturschutz durch und mit den Menschen zu schaffen. Die Landschaft soll dadurch einerseits lebensfähig bleiben, andererseits steht Nachhaltigkeit im Fokus. Biosphärenreservate sind auch für Tourist*innen attraktiv, sie schaffen neue Beschäftigungsmöglichkeiten und stärken gleichzeitig die Identität der Region. Deutschland hat 16 Naturräume zu Biosphärenreservaten ernannt, von denen bereits 14 von der Unesco anerkannt sind. Dazu zählt unter anderem das Berchtesgadener Land.

Mehr zu Unesco-Biosphärenreservaten.

Landschaftsschutzgebiete

Der gesamte Ort Bayrischzell gilt als Landschaftsschutzgebiet. Foto: AdobeStock

Landschaftsschutzgebiete unterliegen weniger strengen Auflagen als Naturschutzgebiete und sind meist größer. Sie werden durch die Landkreise und kreisfreien Städte ausgewiesen und sind in der Regel uneingeschränkt zugänglich. In Landschaftsschutzgebieten werden nicht nur Pflanzen und Tiere geschützt, sondern auch die "kultivierte", also vom Menschen genutzte Natur. In Bayern gehören hierzu zum Beispiel das gesamte Gebiet um den Tegernsee oder auch ganze Ortschaften wie Bayrischzell.