Mobilität betrifft uns alle. Egal, ob wir in die Arbeit, zum Einkaufen, zum Training in die nächste Kletterhalle fahren oder die nächste Bergtour ansteht. Irgendwie müssen wir von einem Ort zum andern kommen. Im Durchschnitt verbraucht jede*r Deutsche 8,8 Tonnen CO2 pro Jahr. 22 Prozent davon entfallen auf den Verkehr. Das entspricht jährlich 1,9 Tonnen CO2.
Unsere Ziele können wir mit verschiedenen Verkehrsmitteln erreichen. Der CO2-Ausstoß unterscheidet sich dabei deutlich. Zu Fuß oder mit dem Rad wird kein zusätzliches CO2 ausgestoßen. Der Wert der Bahn liegt bei 36 Gramm CO2 pro Personenkilometer. PKW verbrauchen 139 Gramm, Flugzeuge sogar 201 Gramm.
Wer sich also bei der Verkehrsmittelwahl Gedanken macht, leistet bereits einen ersten Beitrag zum Klimaschutz. Der Großteil der Bergsportler*innen nutzt jedoch das Auto, um in die Berge zu kommen. Eine Umfrage unter DAV-Mitgliedern hat gezeigt, dass über 70 Prozent mit dem PKW ins Gebirge anreisen.
Was tun?
Was kann man nun als Einzelne*r tun, um dem Prinzip der Nachhaltigkeit im Bereich Reisen gerecht zu werden? Wie kann man den eigenen CO2-Ausstoß bei der Ausübung von Bergsport verringern? Auch hier gilt die Priorisierung Vermeiden, Reduzieren, Kompensieren!
Vermeiden
In einem ersten Schritt können Bergbegeisterte prüfen, ob eine Fahrt in die Berge wirklich notwendig ist oder ob es nicht Alternativen dazu gibt.
Für das Klettertraining eignet sich hervorragend die nächste Kletterhalle, vor allem dann, wenn das Wetter vielleicht zweifelhaft ist. Wer nicht weiß, wo die nächste Halle ist, kann einfach die Kletterhalle-Suche des DAV nutzen.
Wer nach Feierabend seine Kondition verbessern will und noch ein wenig Sport treiben möchte, entscheidet sich vielleicht für eine Feierabendskitour. Hier bleibt aber zu überlegen, ob eine zweistündige Autofahrt wirklich gerechtfertigt ist, um dann schnell in einer Stunde die Piste hochzustapfen, nur weil die Kondition für die nächste große Skitour verbessert werden soll. Die Ausdauer kann zum Beispiel auch beim Joggen auf der nächsten Steigung und auf langen Treppen trainiert werden. Das Klima dankt es einem sicher, wenn man seine Touren auf die freien Tage verlegt und nach der Arbeit zu Hause trainiert.
Wer gerne mit dem Fahrrad unterwegs ist, könnte das Auto bei der nächsten Tour auch einfach mal stehenlassen, und die Tour von zu Hause aus starten.
Reduzieren
Als Bergsportler*innen möchten wir aber natürlich nicht immer nur in der Halle klettern oder die Aussicht im Stadtpark genießen, sondern auch regelmäßig auf einem Gipfel stehen. Möchte man auf die Fahrten in die Berge nicht verzichten, kann entweder die Strecke oder die Anzahl der Fahrten reduziert werden. Klimafreundlicher ist es, wenn man beispielsweise eine Mehrtagestour plant, statt vieler Einzeltouren. Wer dann noch mit der Bahn angereist ist, hat am Ende der Tour auch nicht das Problem, wieder zum Ausgangspunkt zurück zu müssen, um das Auto zu holen. Mit dem Mountainbike kann eine Mehrtagestour auch direkt von zu Hause aus gestartet werden, so dass für die Anreise kein zusätzliches CO2 ausgestoßen wird.
Gut für das Klima ist es auch, die Fahrtwege zu verkürzen. Auch in der näheren Umgebung gibt es viele spannende Touren zu entdecken. Viele DAV-Sektionen leben diese Idee bereits vor und haben sich eine Entfernungsgrenze für Ein- und Mehrtagestouren gesetzt.
Wie kann aber der CO2-Ausstoß bei der Anreise reduziert werden? Eine Fahrt mit dem Auto von München nach Garmisch-Partenkirchen und zurück stößt 25 Kilo CO2 aus. Im Vergleich dazu werden bei der Bahnfahrt nur 11,3 Kilo CO2 verbraucht. Die Reisezeit mit Bahn und Bus zur Partnachklamm dauert etwa zwei Stunden. Mit dem Auto braucht man bei idealen Bedingungen etwa 1:15 Stunden. Bei Stau aber auch oftmals deutlich länger. Und wenn man bedenkt, dass der CO2-Ausstoß bei der Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln gerade einmal halb so groß ist, ist die Bahn eine gute Alternative. Wer in der Gruppe unterwegs ist, spart dann nicht nur beim Ticketpreis, sondern kann die Tour auch noch einmal genau besprechen und einen Blick in die Karte werfen.
Manche Ziele lassen sich aber auch bei guter Planung und Vorbereitung nicht mit der Bahn erreichen. Dann bleibt nur noch das Auto als Alternative. Wer in die Berge geht, ist meistens aber nicht alleine unterwegs. Die Bildung einer Fahrgemeinschaft, ist dann die klimaschonendste Alternative. So beträgt der CO2-Ausstoß auf der Fahrt von München nach Garmisch und zurück im vollbesetzten Auto nur noch 5 Kilo pro Kopf.
Kompensieren
Viele Bergbegeisterte träumen von diesem einen Gipfel, den sie einmal erreichen wollen, oder dieser einen Tour, die sie unbedingt einmal im Leben machen wollen. Leider liegen einige dieser Ziele nicht in den Alpen. Skandinavien oder der Balkan lassen sich noch mit Zug und Fähre erreichen. Wer nach Nepal auf den Ama Dablam oder nach Tansania auf den Kilimandscharo möchte, wird um einen Flug nicht herum kommen. Bei einer Reise nach Tansania werden zum Beispiel für den Flug 2700 Kilogramm CO2 ausgestoßen. Dieselbe Menge CO2 wird auch bei 100 Fahrten von München nach Garmisch-Partenkirchen ausgestoßen.
Wer aber auf den persönlichen (Gipfel-)Traum nicht verzichten möchte, kann sich einmal Gedanken machen, wie oft eine solche Reise sein muss. Ein guter Tipp ist auch hier, lieber eine lange Flugreise alle paar Jahre zu machen, als jedes Jahr.
Um die persönliche CO2-Bilanz zu reduzieren, sollte man überlegen, wie oft man um die Welt fliegen muss. Eine Reise sollte daher immer länger dauern und wer nur alle paar Jahre wegfliegt, kann die Tour noch besser genießen. Aber auch wenn nur selten geflogen wird, entstehen Belastungen für das Klima. Eine Möglichkeit ist sicher die Kompensation.
Eine CO2-Kompensation ist dann sinnvoll, wenn es keine zumutbaren Reise-Alternativen gibt und die Emissionen vollständig erfasst werden können. Über Anbieter, wie atmosfair oder myclimate, kann sich jede*r ganz einfach selbst beteiligen und eigene Reisen kompensieren. Damit kann ein sinnvoller Beitrag zum Erreichen der Klimaziele geleistet werden. Durch die Zahlung von Kompensationsbeiträgen werden von den Anbietern Projekte im Bereich Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Umweltbildung finanziert und unterstützt.
Kompensationsanbieter wie atmosfair oder myclimate sind mit dem Gold Standard zertifiziert. Das bedeutet, dass diese nicht nur zur Vermeidung von CO2 beitragen, sondern sich zudem für eine nachhaltige ökologische und soziale Entwicklung im Projektumfeld einsetzen. Der Gold Standard ist der höchste und strengste Qualitätsstandard bei Klimaschutzprojekten und wurde federführend von WWF mit Beteiligung des Bundesumweltministeriums entwickelt.
Beispiele für Winterangebote im ÖPNV
Die Anreise mit dem ÖPNV in die Berge ist oftmals gar nicht so kompliziert. Mit den Nachtzügen der ÖBB beispielsweise kommt man auch aus Norddeutschland entspannt in den Süden. Von Hamburg braucht der Zug nach Kufstein nur knapp zwölf Stunden. Die Zeit kann man wunderbar nutzen, um Touren für die nächsten Tage zu planen. Und wer morgens entspannt ankommt, kann direkt in die Berge starten.
Ein spezielles Angebot für Wintersportler*innen im Norden und Osten Deutschlands ist der Schnee-Express. Dieser fährt über Nacht von Hamburg über das Ruhrgebiet und Köln zu 17 Bahnhöfen in Tirol und im Salzburger Land.
Wer in Bayern wohnt, findet ebenfalls viele regionale Angebote. Mit der BRB geht es zum Brauneck, Spitzingsee oder Sudelfeld. Ein vergleichbares Kombiangebot gibt es auch nach Garmisch zum Skifahren am Hausberg oder auf der Zugspitze.
Das Oberstdorfer Ski-Ticket bringt Wintersportbegeisterte von Nürnberg oder Ulm in die Skigebiete Fellhorn/Kanzelwand, Nebelhorn oder Söllereck.
Das Skigebiet Kitzbühel bietet ebenfalls ein klimafreundliches Kombiangebot an. Von München, Augsburg oder Nürnberg geht es mit dem Bus direkt ins Skigebiet.
Auch der Skibus München bringt Wintersportler*innen direkt auf die Piste. Autobus Oberbayern sorgt nicht nur für eine klimafreundliche Anreise mit dem Bus, sondern kompensiert auch noch den CO2-Ausstoß all seiner Busfahrten.
Die letzte Meile
Wer mit der Bahn in die Berge fährt, macht sich vielleicht Gedanken, wie er die sogenannte letzte Meile zum Ausgangspunkt seiner Tour zurücklegen kann, denn nur selten hält der Zug direkt am Wanderweg. In den Bergsteigerdörfern, die auf sanften Tourismus setzten, gibt es bereits Angebote, um dieses Problem zu lösen.
Das Bergsteigerdorf Kreuth bringt seine Gäste klimafreundlich vom Bahnhof Tegernsee zu Ausgangspunkten für viele Wanderungen oder andere Aktivitäten. Die Broschüre mit Fahrplan und Hinweisen auf Touren findet sich online.
In Berchtesgaden und der Ramsau wurde ein Rufbus eingerichtet, der die Fahrten der Busse zwischen 7 und 22 Uhr ergänzt. Die persönliche Mobilität kann durch die einfache und schnelle Handhabung des flexiblen Konzepts deutlich gesteigert werden. Das Berchtesgadener Land trägt durch dieses Angebot noch weiter dazu bei, den Urlaub nachhaltig zu gestalten.
Fehlt noch was?
Weitere Ideen, wie man nachhaltig am Berg unterwegs sein kann, werden unter natur[Klammeraffe]alpenverein[Punkt]de gesammelt.
Die Kampagne #machseinfach ist Teil des Projekts „Bergsport mit Zukunft“, das durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) und Globetrotter gefördert wird.
DAV-Partner unterstützt Kampagne
Unterstützt wird die Kampagne von VAUDE, dem offiziellen Ausrüster des DAV.