Kletterin am Klettersteig
Welchen Schwierigkeitsgrad am Klettersteig schaffe ich? Foto: Christian Pfanzelt
Schwierigkeitsgrade am Klettersteig

C/D, K4 oder "extrem schwierig"?

Was bedeutet C/D, K4 oder "extrem schwierig" am Klettersteig? Die DAV-Sicherheitsforschung klärt über die verschiedenen Schwierigkeitsgrade an Klettersteigen im Alpenraum auf.

Gewissenhafte Tourenplanung ist die Voraussetzung für ein gelungenes Klettersteigerlebnis. Dazu gehört die Wahl der passenden Tour und ihrer Schwierigkeit. Diese sollte bewusst defensiv sein - also im Rahmen dessen, was man gut bewältigen kann.

Im Alpenraum gibt es verschiedene Schwierigkeitsbewertungen für Klettersteige. Die Bewertung eines Steiges richtet sich meist nach der schwersten Einzelstelle, ist aber nicht so differenziert und konsistent wie beim Felsklettern.

Leicht ausgesetzte Stellen bis überhängendes Gelände

Leichte Klettersteige (A/B, K1) verlaufen über flach bis mäßig ansteigendes Gelände, können aber ausgesetzte Stellen aufweisen, bei denen Ungeübte bereits froh um die Sicherung am Stahlseil sind. Steilheit und Ausgesetztheit sowie die erforderliche Kraft(ausdauer) nehmen kontinuierlich mit höherem Schwierigkeitsgrad zu, während die Größe und die Anzahl von Tritten immer weiter abnehmen. Bei schweren bis sehr schweren Klettersteigen (C-D, K4-K5) können Stellen mit überhängendem Gelände vorhanden sein und teilweise weit auseinanderliegenden Trittstufen. Hier ist bereits gehörig Armkraft nötig und der Anspruch liegt definitiv außerhalb der Komfortzone von Menschen, die neu am Klettersteig sind.

Die Tabelle gibt eine gute Übersicht über die gängigen Schwierigkeitsbewertungen im Alpenraum.

Klettersteig Schwierigkeitsskala Quelle: DAV

Die gängigsten Schwierigkeitsbewertungen

Schall-Skala (A-F)

Vor allem in Österreich ist die Buchstabenskala von A – E/F nach Kurt Schall verbreitet. Außerdem wird sie in den Klettersteigführern und Topos vom Alpinverlag und Schall-Verlag verwendet.

  • A (leicht): Einfache, gesicherte Wege mit teilweise kurzen, exponierten, aber gut versicherten Stellen.

  • B (mäßig schwierig): Abschnittsweise steileres und ausgesetztes Felsgelände. Senkrechte, längere Leitern und Tritte.

  • C (schwierig): Steiles bis sehr steiles Felsgelände. Ausgesetzte, kleintrittige Passagen.

  • D (sehr schwierig): Senkrechtes, oft überhängendes und sehr ausgesetztes Gelände mit oft weit auseinander liegenden Klammern. Große Armkraft und gute Steigtechnik nötig.

  • E (extrem schwierig): Meist überhängendes Gelände mit extremer Anforderung an Kraft und Moral. Nur für sehr erfahrene Klettersteig-„Profis“. Übergang zu F für außergewöhnlich extreme Schwierigkeiten (ganz selten).

Für eine genauere Abstufung existieren außerdem Zwischenstufen wie B/C.

Hüsler-Skala (K1-K6)

Eugen Hüsler veröffentlichte über Jahrzehnte hinweg unzählige Klettersteigführer, die den ganzen Alpenraum abdecken. Erschienen sind diese im Bruckmann-Verlag, die sechsstufige Schwierigkeitsskala ist vor allem noch in der Schweiz verbreitet.

  • K1 (leicht): Gesicherte Wanderwege, trassierter Steig mit guter Sicherung und Tritten.

  • K2 (mittel): Abschnittsweise bereits kurze, steilere Passagen, welche mit Bügeln oder Leitern entschärft werden.

  • K3 (ziemlich schwierig): Route verläuft teilweise in steilem, auch ausgesetztem Felsgelände und ist gut gesichert.

  • K4 (schwierig): Steiles Gelände mit senkrechten und kurz überhängenden Stellen, oft große Ausgesetztheit und vermehrt kleine Tritte und Griffe.

  • K5 (sehr schwierig): Lange, anstrengende Steilpassagen. Wenig künstliche Trittpunkte an senkrechten und leicht überhängenden Passagen.

  • K6 (extrem schwierig): Nurmehr mit Stahlseil, meist ohne Tritthilfen versehene, sehr steile bis überhängende und sehr anstrengende Klettersteige.

Zusätzlich gibt es das Hüslerklettersteigkreuz für eine Differenzierung des Anspruchs in verschiedenen Kategorien (mehr dazu im nächsten Absatz).

Frankreich & Italien

In Frankreich gibt es eine sechsstufige und in Italien eine fünfstufige Schwierigkeitsbewertung, die sich konsistent durch verschiedene alpine Bergsportdisziplinen zieht. So werden Hochtouren, alpine Klettertouren, Skitouren und auch Klettersteige von leicht bis extrem schwierig eingeordnet.

In Frankreich werden Klettersteige zusätzlich nach verschiedenen Aspekten ihrer Anforderungen an die Begehenden kategorisiert (dazu mehr im nächsten Abschnitt).

Mittlerweile lassen sich aber auch für Klettersteige in Frankreich und Italien Tourenbeschreibungen nach Schall- und Hüsler-Skala finden.

Schwierigkeitsgrad und Gesamtanspruch

Die Schwierigkeitsgrade dürfen nur als grobe Richtlinie betrachtet werden. Für die Einstufung werden einzelne Abschnitte hinsichtlich der Kletterschwierigkeit bewertet. Die Gesamtbewertung des Klettersteigs richtet sich nach der schwersten Stelle. Der Haken dabei: Ein Klettersteig der Schwierigkeit C mit einer kurzen senkrechten C-Passage gleich zu Beginn ist nicht zu vergleichen mit einem über 400 Höhenmeter anhaltend steilen Klettersteig der Schwierigkeit C. Auch ein talnaher kurzer D-Sportklettersteig kann nicht mit einem alpinen Sportklettersteig mit Schwierigkeit D verglichen werden. Teilweise wird in der Führerliteratur diesem Umstand Rechnung getragen, indem der Gesamtanspruch der Tour unabhängig vom Schwierigkeitsgrad der Einzelstellen bewertet wird.

Fun-Elemente wie hier das Spinnennetz am Klettersteig La Resgia sind kraftraubend. Der Steig ist mit C/D oder K4 bewertet. Foto: Lorenz Hüper

Anforderungsprofile am Klettersteig

Das Hüsler-Klettersteigkreuz ist ein derartiger Ansatz, der die Anforderungen an die Tour differenziert nach den Faktoren: Ausdauer, (Arm-)Kraft, Bergerfahrung und Ausgesetztheit/Psyche beurteilt (Bild).

Das Hüsler-Klettersteigkreuz definiert ein zusätzliches Anforderungsprofil nach Kraft, Ausdauer, Bergerfahrung und Ausgesetztheit. Quelle: Klettersteige der Nordalpen von E. Hüsler erschienen im Bruckmann-Verlag

Auch im Klettersteigatlas des Schall-Verlags wird für jede Tour ein differenziertes Anforderungsprofil gezeigt.

In Frankreich gibt es einen ähnlichen Ansatz bei denen die vier Kriterien Athletik, Ausgesetztheit, Absicherung, sowie Gelände jeweils von 1 bis 4 in ihrem Anspruch bewertet werden.

Für kleinere Personen sind weite Abstände von Tritten und ein großer Abstand zum Stahlseil eine Erschwernis. Besonders zu beachten sind diese Punkte bei der Mitnahme von Kindern (Artikel: mit Kindern am Klettersteig). Es existieren mittlerweile auch speziell für Kinder geeignete Klettersteige. Informationen dazu können lokale Tourismusbüros, Bergführerschulen oder auch Erfahrungsberichte im Internet geben.

Zusammenfassend ist die Gesamtanforderung eines Klettersteigs abhängig von Länge und Häufigkeit von schwierigen Passagen, Absicherung sowie anderen genannten Faktoren. Ein Grund, weshalb man unbedingt einen genauen Blick in die Tourenbeschreibung und falls vorhanden aufs Topo werfen sollte.

Topos

Topos sind eine Art Übersichtskarte von Klettersteigen in Skizzenform und entweder in Führerliteratur oder im Internet (z.B. auf bergsteigen.com) zu finden. Dort sind die einzelnen Abschnitte und ihre Schwierigkeiten, Schlüsselstellen, Ausweichmöglichkeiten, Notausstiege und markanten Orientierungspunkte eingezeichnet. Empfehlenswert ist es, eine Kopie davon auf der Tour dabei zu haben. 

In ihrer Größendarstellung sind Topos aber nicht immer einheitlich gezeichnet. Deshalb ist es notwendig, einen Blick auf die Gesamtlänge und die zu kletternden Höhenmeter der Tour zu werfen. Aus diesen Faktoren ergibt sich auch die benötigte Zeit am Klettersteig – schwierige Verhältnisse und Andrang erhöhen den Zeitbedarf zusätzlich enorm.

Beachte: manche teilweise mit Drahtseil gesicherten Touren sind nur sporadisch gesichert und setzen in anderen Abschnitten alpines Kletterkönnen voraus. Deswegen gilt es, die Routenbeschreibungen genau zu lesen.

Das Topo als Übersichtskarte des Klettersteiges zeigt Schwierigkeiten, Wegführung sowie Notausstiegmöglichkeiten. Beispiel vom Pidinger Klettersteig. Quelle: bergsteigen.com

Welche weiteren Punkte für eine korrekte Tourenplanung beachtet werden sollten, könnt ihr in folgendem Artikel weiterlesen.

Text: DAV Sicherheitsforschung

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