Um mehr über das Verhalten von Skitouren- und Freeride-Gruppen zu lernen, führte die DAV-Sicherheitsforschung zwischen 2019 und 2022 an 14 Tagen in zwei Skitourengebieten und einem Freeride-Gebiet in Tirol eine Befragung mit 157 Gruppen und insgesamt 465 Bergsportler*innen durch.
Meist gut ausgerüstet
Wie sich zeigte, sind Skitourengruppen in der Regel verantwortlich unterwegs. Fast alle Gruppen, die im Durchschnitt aus drei Personen bestanden, waren gut ausgerüstet. Die Freerider*innen waren tendenziell jünger und häufiger mit Airbags und Helmen ausgerüstet als die Tourengeher:innen. Alle wählten angesichts der Lawinenlage eine für sie machbare Tour, oftmals eine viel begangene „Modetour“. Auch der aktuelle Lawinenlagebricht war größtenteils bekannt. Auf Tour orientierten sich die Gruppen oft an vorhandenen Spuren und nutzten nur selten Methoden zur Risikoeinschätzung wie zum Beispiel die DAV-Snowcard. Mit der Anwendung der Notfallausrüstung (LVS-Gerät, Schaufel, Sonde) waren die Gruppen grundsätzlich vertraut, die Rettung von Lawinenverschütteten übten allerdings nur die wenigsten. Lawinenrucksäcke wurden bei höherer Gefahrenstufe öfter getragen, ihr Nutzen im Ernstfall wurde allerdings meist überschätzt. Die landläufige Meinung, wer einen Lawinenairbag trägt, verhält sich auf der Tour riskanter, konnte in der Studie nicht bestätigt werden.
Gefahrenstellen werden oft nicht erkannt
Die aktuelle Lawinengefahrenstufe war zwar allen Skitourengeher*innen und Freerider*innen bekannt und 80 Prozent wussten, warum es eine geteilte Gefahrenstufe gab (z.B. höhere Gefahrenstufe weiter oben am Berg). Die im Lawinenlagebericht genannten Gefahrenstellen wurden im Gelände allerdings häufig übersehen. Somit verhielten sich die Bergsportler*innen auch nicht dem Lawinenrisiko entsprechend. Offensichtliche Gefahrenstellen wie in Kammnähe wurden besser erkannt als Auslaufbereiche. Einfache Maßnahmen wie Entlastungsabstände könnten die Wahrscheinlichkeit einer Lawinenauslösung an entsprechenden Stellen reduzieren. Das Detailwissen muss also besonders bei anspruchsvolleren, schwierig zu beurteilenden Bedingungen (z.B. Lawinengefahrenstufe 3 und Altschnee) verbessert werden. Ein Set von Faustregeln könnte in Zukunft dabei helfen, die Gefahrenstellen zu erkennen und sich entsprechend zu verhalten.
Die nachfolgenden Artikel vertiefen die einzelnen Ergebnisse der Studie. Den kompletten Forschungsbericht gibt es unten zum Download.
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Forschungsbericht zum Download
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Skitourenstudie PDF | 7.55 MB |