Junger Mann läuft durch wolkenverhangene Berge
Nach einem Rückschlag hat Trailrunner David Schabert seinen Sport von einer neuen Seite entdeckt. Foto: Leon Buchholz
Trailrunner David Schabert im Gespräch

Zurück zum Berg

Der schönste Trailrun auf der Nordkette – Treffpunkt ist eine Berghütte oberhalb von Innsbruck. David, sportlich, kurze dunkle Haare, kommt gerade von einer lockeren Laufrunde zurück. Trotz der Anstrengung strahlt er Ruhe aus, bestellt sich eine Cola – „nichts schmeckt besser nach drei Stunden Laufen“ – und nimmt sich Zeit für das Gespräch. Früher war er getrieben von Bestzeiten und Leistungsdruck, heute geht es ihm um das Erleben der Natur und den Flow beim Laufen. Ein Wandel, der nicht ohne Rückschläge kam.

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Was bedeutet Laufen für dich?

Junger Mann mit sportlicher Sonnenbrille auf dem Kopf David Schabert

Laufen ist für mich Freiheit. Die Möglichkeit, schnell irgendwohin zu kommen, neue Orte zu sehen und einfach Strecke zu machen. Beim Trailrunning wird dieses Gefühl nochmal gesteigert. Man bewegt sich durch die Natur, kann die Umgebung genießen und erlebt eine unglaubliche Leichtigkeit, vor allem beim Downhill.

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Wie bist du zum Trailrunning gekommen?

Junger Mann mit sportlicher Sonnenbrille auf dem Kopf David Schabert

Bei mir kommen zwei Dinge zusammen: Ich laufe gern und bin gern in den Bergen. Die Motivation fürs Laufen hat sich bei mir während der Corona-Zeit entwickelt, und ich wurde zunehmend motivierter, mehr und länger zu laufen. Die Leidenschaft für die Berge haben mir meine Eltern mitgegeben, wir waren immer viel beim Skifahren und im Sommer wandern in Vorarlberg. Beides konnte ich dann zusammenbringen, als ich für das Studium nach Innsbruck gezogen bin und die Nordkette und den Patscherkofl direkt in der Nähe hatte.

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Gab es einen Moment, der deine Einstellung zum Laufen verändert hat?

Junger Mann mit sportlicher Sonnenbrille auf dem Kopf David Schabert

Ja, beim Alpine Trailrun Festival in Innsbruck 2023. Die ersten 15 Kilometer liefen super, aber dann kam die Nordkette. Ich hatte mich völlig überschätzt und bin in der prallen Sonne an meine Grenzen gestoßen. Runterlaufen war für mich kein Problem, dachte ich. Doch dann kam der totale Knockout. Ich bin zusammengebrochen und als ich wieder zu mir kam, standen zwanzig Leute um mich herum. Die Diagnose: akutes Nierenversagen, stark erhöhte Herzenzyme, mein Körper war am Limit. Das war ein echter Wendepunkt.

Bei seinen Trailruns geht es David auch um das Erleben der Natur. Foto: Leon Buchholz
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Wie hast du nach diesem Erlebnis weitergemacht?

Junger Mann mit sportlicher Sonnenbrille auf dem Kopf David Schabert

Zunächst habe ich nicht sofort alles geändert. Ich brauchte Zeit, um das zu verarbeiten. Doch nach zwei Monaten ohne Laufen begann ich, meine Einstellung zu überdenken. Es ging mir nicht mehr darum, Bestzeiten zu jagen, sondern darum, die Natur zu genießen und respektvoll mit meinem Körper umzugehen.

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Was hast du von deinem Sport gelernt?

Junger Mann mit sportlicher Sonnenbrille auf dem Kopf David Schabert

Uphills entspannter anzugehen, war für mich ein echtes Learning. Wenn man beim Hochlaufen schon seine ganze Energie und Kraft liegen lässt, kann man den Downhill nicht mehr richtig genießen. Ich versuche immer im Flow zu bleiben. Es ist halt wie an der Uni: Wenn man zu viel in die Vorbereitung für eine Prüfung steckt, fehlt vielleicht die Energie für die gesamte Klausurenphase.

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Was macht das Trailrunning für dich so einzigartig?

Junger Mann mit sportlicher Sonnenbrille auf dem Kopf David Schabert

Der Flow, den man erlebt. Beim Downhill hat man das Gefühl, als würde man fliegen. Der Körper fühlt sich schwerelos an, der Kopf wird frei. Das ist einfach ein unbeschreibliches Erlebnis.

Der Goetheweg über Innsbruck ist eine von Davids Lieblingstouren. Foto: Leon Buchholz
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Wie sieht deine perfekte Tour heute aus?

Junger Mann mit sportlicher Sonnenbrille auf dem Kopf David Schabert

Eine Tour, die dieses neue Gefühl perfekt widerspiegelt, ist der Goetheweg über Innsbruck. Man startet mit einem wahnsinnig schönen Blick über die Stadt, läuft am Grat entlang, erreicht die Pfeishütte und kehrt dann glücklich zurück. Es geht nicht mehr um Zeiten oder Rekorde, sondern darum, jede Sekunde zu genießen.

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Was würdest du jemandem sagen, der Trailrunning ausprobieren oder starten möchte?

Junger Mann mit sportlicher Sonnenbrille auf dem Kopf David Schabert

Der Spaß am Laufen und das Bergerlebnis sollten im Vordergrund stehen. Die Höhenmeter können am Anfang eine echte Herausforderung sein, daher sollte man sich davon nicht zu sehr beeindrucken lassen und lieber einmal mehr eine Pause einlegen. Ich finde es wichtiger, seinen Lauf zu genießen und sich nicht komplett auszupowern, damit man dranbleibt und die Umgebung wahrnehmen kann. Die Zeit in den Bergen ist gegenüber dem Straßenlauf ein echter Pluspunkt beim Trailrunning.

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