Text: Christian Gutermuth, Bike Guide
Nach zwei Familienurlauben in Slowenien kommt mir die Idee, eine neue Trans Slovenia auszuarbeiten: eine sechstägige Tour von den Alpen bis an die kleine, aber feine slowenische Adriaküste. Dabei sollen die Highlights des östlichen Triglav-Nationalparks, die Hauptstadt Ljubljana und der Karst mit seinen bekannten Höhlen, Schluchten und Seen in die Tour eingebaut werden.
Schnell finde ich mögliche Übernachtungsziele und -orte, die nur darauf warten, durch ein perfektes Routing verbunden zu werden. Das Ziel: eine technisch einfache, aber erlebnisreiche Tour zu gestalten. Einige Stunden Internetrecherche kommen zusammen, um ausgewogene Etappen zu planen. Routen werden gefunden, hinterfragt und manchmal wieder verworfen. Abschnitte werden schweren Herzens wieder herausgenommen, denn innerhalb von sechs Tagen gilt es, 400 Kilometer zurückzulegen, um das Ziel zu erreichen.
Überraschungen auf der Pioniertour
Als das Routing und die Hotels fixiert sind, fahren wir im September 2022 das erste Mal die neue Trans Slovenia auf der Ostroute. Eine eingespielte Gruppe aus dem Norden Deutschlands erklärt sich bereit, „Versuchskaninchen“ zu spielen! Mitte September treffen wir uns im bekannten, aber noch immer sehr beschaulichen Ski-Weltcup-Ort Kranjska Gora. Wir sind mit zwei Guides unterwegs, um Varianten und auch Abschnitte eines fahrtechnisch schwierigeren Routings während der Führung zu testen. Trotz sorgfältiger Planung erwarten uns die ein oder anderen Überraschungen – typisch für eine Pioniertour!
Voller Vorfreude starten wir mit einem lockeren Einrollen entlang des Save-Radwegs, der auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke durch das Oberkrainer Tal verläuft. Ein sanfter Anstieg führt uns in das schöne Hochtal von Radovna mit seinen idyllischen Weilern und sagenhaften Blicken auf die Felsgipfel der Julischen Alpen. Nach einer Abfahrt landen wir direkt am Ufer des türkis schimmernden Bleder Sees. Die Insel mit der Marienkirche ist eines der bekanntesten Fotomotive Sloweniens. Wir umrunden den See und kommen auch durch den mondänen Kurort Bled, der dem See seinen Namen gibt. Oberhalb steiler Felswände erhebt sich imposant die Bleder Burg. Eine Pause am See und ein Sprung ins kühle Nass sind dann natürlich Pflicht, denn es erwartet uns die Kür mit einem langen, steilen Anstieg von 900 Höhenmetern bis zur Hochebene von Pokljuka, die schon innerhalb des Triglav-Nationalparks liegt. Das Langlauf-Eldorado Pokljuka ist den meisten vom Biathlon-Weltcup ein Begriff. Direkt am Stadion und mitten in den dichten Wäldern der Hochebene übernachten wir in einem Sporthotel und feiern auf der Terrasse über dem Biathlonstadion unsere erste Etappe – 60 Kilometer und fast 1300 Höhenmeter liegen hinter uns.
Zwischen Natur und Kultur
Mit Traumblicken in die Julischen Alpen und einer tollen 800-Höhenmeter-Abfahrt hinunter an den Bohinjsee starten wir unsere 75 Kilometer lange, zweite Etappe. Auch den Blick auf das markante Massiv des Triglav, 2864 m, der dem Nationalpark seinen Namen gibt, können wir immer wieder genießen. Durch idyllische slowenische Örtchen nähern wir uns dem großen Bergsee mit seinem unglaublich klaren Wasser. Nach einer erfrischenden Schwimmpause radeln wir durch das Sava Bohinjka Tal und zum Beginn unseres heutigen Hauptanstiegs auf das abgelegene Jelovica-Plateau. Zunächst auf einer Teerstraße und dann auf den für Slowenien typischen Staubstraßen erreichen wir auf 1250 Metern den höchsten Punkt und gönnen uns bei einem Mittagspicknick eine Pause. Die Abfahrt wird begleitet von wunderschönen Tiefblicken ins weite Save-Tal, wo wir dann später auch unser Hotel in Kranj ansteuern.
Der nächste Tag führt uns zur malerischen Stadt Škofja Loka mit ihrem direkt über der Stadt gelegenen Schloss und einer sehr sehenswerten Altstadt über dem hier tief eingeschnittenen Fluss Sora. Von der Idylle geht es danach direkt in das pulsierende Herz der Hauptstadt Ljubljana. Über einen Höhenrücken gelangen wir wieder in das Save-Tal, wo wir durch die Wälder und Anlagen des Tivoli-Parks direkt in das am Fluss Ljubljanica gelegene Zentrum der Hauptstadt fahren. Am Nachmittag haben wir Zeit, um diese quirlige junge Stadt mit ihrer spektakulär gelegenen Burg zu erkunden. Die weitere Route führt uns schließlich über die weltbekannten Tropfsteinhöhlen von Postojna Richtung Meer. Allmählich weichen die Karsttrichter einer typisch mediterranen Landschaft, dann haben wir Izola und damit die Adria erreicht. Mit einer abschließenden Erkundung der Küste findet unsere neue Trans Slovenia über die ruhige Ostroute ein genussvolles Ende.
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