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Graubünden: Home of Trails
Willkommen im Land der Möglichkeiten: Graubünden ist ein Paradies für Biker*innen. Fast tausend Berggipfel gibt es hier und mit dem Piz Bernina den einzigen 4000er der Ostalpen. Graubünden ist der größte Kanton der Schweiz und hat gleichzeitig die geringste Bevölkerungsdichte. Reichlich ursprüngliche Natur, imposante Berglandschaften und tausende Trails warten darauf, entdeckt zu werden. Das Besondere: Im Gegensatz zu anderen Alpenregionen kann (bis auf wenige Ausnahmen) jeder Weg mit dem Bike befahren werden - ob Forstweg oder Wandersteig. Die Region fördert ein tolerantes Miteinander zwischen Biker*innen und Wander*innen. Hier nennt man es Fairtrail.
Natur pur
Mehr als ein Viertel des Graubündner Bodens ist mit Wald bedeckt. In den höheren Regionen stehen Fichten, Lärchen, Föhren und Arven. Über tausend Bergseen sprenkeln die Landschaft, unten schlängeln sich türkisgrüne Flüsse wie Vorder- und Hinterrhein, oben donnern reißende Wasserfälle die Steilstufen hinab. Gletscher formten die Landschaft Graubündens. Sie schufen tief eingeschnittene Täler und weite Hangterrassen, die als riesige Alpflächen genutzt werden. Aber es gibt auch reine Wildnis zu entdecken: In Graubünden liegt der einzige Nationalpark der Schweiz.
Trails und noch mehr Trails
Ein gigantisches Wegenetz von rund 11.000 Kilometern zieht sich durch Graubündens Bergwelt. Wanderwege sind gelb ausgeschildert. 4000 Kilometer davon sind als spezielle Bikerouten nochmals in Rot gekennzeichnet. Vom Talboden geht es durch Wälder, über die Baumgrenze hinaus zum Pass, weiter bis auf den Gipfel oder an den Rand des Gletschers. Auf geschichtsträchtigen Wegen aus der Römerzeit oder ganz neu angelegten Flow- und Enduro-Trails. Auf sandigem, auf steinigem oder hölzernem Untergrund, durch dichten Wald oder über steile Pfade oberhalb von tosenden Gebirgsbächen, weit weg vom Lärm des Alltags. Ob Tages- oder Mehrtagestour mit Hüttenübernachtung. Bergbahnen mit Biketransport helfen, größere Höhenunterschiede zu überwinden. Wer sich inspirieren lassen möchte, kann sich unter zahlreichen Tourenempfehlungen die Passende aussuchen.
Mehr zum Mountainbike-Konzept aus Graubünden:
Interview mit Mountainbike-Vordenker
MTB vs. Wandern: Lernen von Graubünden?
Graubünden hat für viele eine Vorbildfunktion beim Mountainbiken. Doch „shared trails“ gibt es nicht zufällig, sie sind das Ergebnis systematischer Zusammenarbeit.
In Graubünden hat Mountainbiken eine lange Tradition. Auch viele Einheimische zieht es mit dem Rad auf den Berg. Hier kann man das Bike problemlos in Bahnen und Bussen transportieren, welche selbst am Ausgangspunkt im hintersten Bergdorf haltmachen. Spezielle Bikehotels bieten neben Unterkunft auch Beratung, Reparaturwerkzeug und Transport an. Oft ist die Nutzung von Bergbahnen und Öffis in der Übernachtung mit drin.
Neben der Action in zahlreichen Bikeparks oder auf Pumptracks kann man in Graubünden auch immer wieder die Stille und das Bergpanorama genießen. Mal einen Sonnenaufgang auf dem Gipfel erleben? Und wer weiß, vielleicht steht bei der Abfahrt Graubündens Wappentier, der Steinbock, am Wegesrand?
MTB-Regionen in Graubünden: 5 Tipps
Wohin zum Biken? Fünf Standorte in Graubünden sind besonders spannend und bieten etwas für alle Interessen und Könnensstufen. Jede Region hat ihren eigenen Charakter. Allen gemeinsam: der unglaublich vielfältige Bikespaß.
Davos Klosters
Davos, einst berühmter Höhenluftkurort, ist bekannt als mondänes Skigebiet. 1934 ging hier der erste Bügellift der Welt in Betrieb. Die Region lockt im Sommer mit einem 700 Kilometer langen Wegenetz, das mit seinen 27 speziell markierten Bikerouten Touren für jedes Technik- und Fitnesslevel bietet. Singletrails sind stets schnell erreicht und es warten lange, flowige Abfahrten. Eine Attraktion ist der „Alps Epic Trail Davos“ vom Jakobshorn hinunter nach Filisur – er gilt als längster Singletrail der Schweiz. Wer nicht aus eigener Kraft hinauf will, kann Bergbahnen und Shuttles nutzen.
Eine anspruchsvolle und besonders abwechslungsreiche Tour gefällig? Die Pischa-Route führt über 28 km und 1100 Hm unterhalb des Pischahorns mit grandioser Aussicht über das Flüela-Tal bis hinunter zum Davoser See. Ein paar Schiebepassagen sind zu meistern, die vielen Singletrails versprechen jedoch großen Fahrspaß.
Disentis Sedrun
Unterhalb des Oberalppasses, am jungen Rhein unweit seiner Quelle, liegt die Ferienregion Disentis Sedrun. Der Landstrich heißt Surselva, was so viel bedeutet wie „oberhalb des Waldes“. Bekannte Gipfel wie Piz Nair (3059 m), Piz Medel (3210 m) und Oberalpstock (3328 m) überragen das Tal. Wer in Disentis Sedrun in den Sattel steigt, kann hochalpine Routen, ursprüngliche Trails, „urchige“ Bergdörfer und die rätoromanische Kultur entdecken. Neben Kirchen und Kapellen lädt auch das 1400 Jahre alte Kloster in Disentis zur Besichtigung ein. Die Seilbahnen sind für Biker*innen und Wander*innen von Juni bis Oktober nutzbar. Es gibt viele bikefreundliche Unterkünfte.
Entdeckungshungrige Biker*innen sollten auf keinen Fall die Tour Best of Disentis Sedrun versäumen. Auf dieser Tour kann man die ganze Region kennenlernen. Die anspruchsvolle Runde mit 53 km Länge, 1340 Hm Aufstieg und rund 3200 in der Abfahrt nutzt Seilbahnen und den Zug. Man passiert den Aussichtsberg Bostg (1955 m), den Stausee Curnera und das mit schroffen Felsen gesäumte Val Curnera. Start und Ziel ist die Talstation der Luftseilbahn in Acletta.
Engadin
Das Hochtal Engadin ist besonders bekannt für seine Seenplatte zwischen St. Moritz und dem Malojapass. Wie Perlen an einer Schnur reihen sich Moritzer-, Champfèrer-, Silvaplaner-, Hahnen- und Silsersee aneinander. Auf dem Wasser spiegeln sich die umliegenden Gipfel, viele davon über 3000 Meter hoch. Besonders beeindruckend ist die Berninagruppe mit dem einzigen Viertausender Graubündens, ihren Gletschern und ausgeschürften Tälern.
Das Engadin ist ein Mountainbike-Revier der Superlativen: über 400 Kilometer ausgeschilderte Routen, aussichtsreiche Flow-Trails, erlebnisreiche Touren durch Wälder und Täler, Trails hinunter nach Italien und Bike-Transport bis auf 3057 Meter. Abseits der bekannten Trails am Piz Nair und der Corviglia gibt es viel zu entdecken. Spannend sind zum Beispiel Abstecher in die südlichen Täler Puschlav und Bergell. Auf der neuen „Top to Bottom Tour“ geht es zwischen dem Piz Nair und dem Lej da Champfèr 1300 Höhenmeter hinunter.
Besonders zu empfehlen ist die Pass-Piz-Lake Trail Safari. Die anspruchsvolle Tour startet am Berninapass, die Rhätische Bahn bringt Biker*innen dort hinauf. Vom Lago Bianco auf über 2200 Metern geht es hinab bis nach Celerina, von wo es mit Seilbahnen hoch auf den Piz Nair geht. Von oben sieht man bereits das Ziel Silvaplana am Silvaplanersee. Hinunter geht es über anspruchsvolle Singletrails und den WM Flowtrail.
Engadin Samnaun Val Müstair
Der Schweizerische Nationalpark ist eines der Highlights der Region Engadin Samnaun Val Müstair. Hier darf Natur noch Natur sein. Unter Biker*innen zählt die Region zum Geheimtipp. In der Natur- und Kulturlandschaft werden die Trails auf sanfte Weise gepflegt und teilweise von Hand ausgebaut. Für jeden Bike-Typen ist in der vielfältigen Landschaft etwas dabei. Von den steilen und steinigen Bergflanken im alpinen Samnaun über die weiten Wiesen im Unterengadin und durch das waldige Val Müstair mit seinen malerischen Dörfern, in denen die Häuser mit „Sgraffito“ verziert sind. Dank der ausgezeichneten Bahn- und Busverbindungen mit Biketransport kann das Auto stehen gelassen werden. Insgesamt bietet die Region über 500 Kilometer markierte Strecken.
Wer die gesamte Region und den Schweizerischen Nationalpark auf dem Mountainbike erkunden möchte, sollte die Trai(l)s Vals: Samnaun – Scuol – Val Müstair Gesamttour unter die Räder nehmen. In drei Etappen geht es von Samnaun hinauf bis an den Piz Val Gronda (2811 m) und weiter nach Scuol. Nach einer Tagesrundtour über den Piz Clünas (2792 m) geht es entlang des Nationalparks ins Val Müstair. Die über 120 km lange Tour vereint alle Highlights der Region und bietet so manche Überraschung.
Mehr Infos zu Engadin Samnaun Val Müstair
Laax
Wer den wahren Bike-Lifestyle sucht, ist in der hippen Bikeregion Laax gut aufgehoben. Besonders Freestyler*innen und Endurobiker*innen fühlen sich hier wohl. Aber auch Cross-Country-Routen über Wald- und Feldwege gibt es viele. Insgesamt bietet die Region 330 Kilometer Bikewege. Vom Rand des Vorabgletscher geht es durch alpines Gelände, über Flowtrails und durch den Flimserwald bis hinab zur imposanten Rheinschlucht mit ihren zerklüfteten Felsformationen, die auch „Schweizer Grand Canyon“ genannt wird. Hier startet die MTB-Saison bereits im Mai. Laax zeichnet neben einer perfekten Bike-Infrastruktur mit Service-Stationen, Transport und Werkstätten auch ein sehr gutes Angebot für Familien aus - inklusive Badeseen und Kinderbetreuung.
Fortgeschrittene, die Erfahrung im alpinen Gelände mitbringen, sind auf dem Vorab-Trail bestens aufgehoben. Die Tour startet auf 2571 Metern und führt zunächst über die vom Eis des Vorabgletschers polierten Felsen. Eine unwegsame Landschaft, die aber enormen Fahrspaß verspricht. Am Ende der Tour wartet dann das Flowerlebnis auf dem Runca Trail bis hinunter nach Flims, dem Nachbarort von Laax.
MTB-Hüttentouren in Graubünden
Wer länger im Sattel sitzen und mehrere Tage hintereinander die Bündner Höhenluft schnuppern möchte, kann auch eine Hüttentour unternehmen. In Graubünden gibt es dafür viele Möglichkeiten. Hier sind drei Empfehlungen:
1. Hüttentour Oberengadin
Auf der 3-tägigen Hüttentour Oberengadin kann man alle Highlights der Region kennenlernen. Seien es der Piz Bernina mit seinen 4048 Metern, die Blicke auf die Gletscherwelt, die zahlreichen glasklaren Gebirgsbäche, italienisches Flair oder die Wildnis des Nationalparks. Mit dem Albula-Trail, der Bernina-Express-Abfahrt nach Poschiavo oder dem Supertrail vom Pass Chaschauna vereint die Tour die spannendsten Routen Graubündens.
Fakten:
Länge: 147 km
Etappen: 3
Aufstieg: 3448 Hm
Abfahrt: 5202 Hm
Höchster Punkt: 2692 m
Start: Preda
Ziel: Bergün
Anspruch: schwer
2. E-MTB-Tour mit Hüttenübernachtung in Davos Klosters
Die vielleicht beste Hüttentour für E-Mountainbiker*innen führt durch die Bergwelt von Davos Klosters. Die 3-tägige Davos Klosters E-Bike Hütten-Tour zieht durchs wilde Vereinatal, über Duranna-, Casanna- und Scaletta-Pass. Letzterer ist auch ein Übergang der bekannten Heckmair-Alpencross-Route. Unterwegs passiert man malerische Bergseen und übernachtet in urigen Hütten. Am Ende geht es mit dem Nostalgie-Zug der Rhätischen Bahn zurück zum Ausgangspunkt.
Fakten:
Länge: 128,5 km
Etappen: 3
Aufstieg: 5016 Hm
Abfahrt: 5476 Hm
Höchster Punkt: 2606 m
Start: Davos Platz
Ziel: Filisur (zurück nach Davos Platz mit der Bahn)
Anspruch: schwer
3. Nationalpark Bike-Marathon Mehrtagestour
Wer wilde, unberührte Natur erleben möchte, sollte sich die Nationalpark Bike-Marathon Mehrtagestour durch den Schweizerischen Nationalpark vornehmen. Die 4-tägige Tour führt über vier Pässe und hält auf über 140 Kilometern abwechslungsreiche Trails durch einsame, faszinierende Landschaften wie den höchsten Arvenwald Europas und kulturell interessante Abschnitte durch die Engadiner Dörfer bereit. Die Tour kann auch als Paket gebucht werden - inklusive Übernachtung, Gepäcktransport und allen Verkehrsmitteln.
Fakten:
Länge: 141,3 km
Etappen: 4
Aufstieg und Abfahrt: 3848 Hm
Höchster Punkt: 2692 m
Start und Ziel: Scuol
Anspruch: konditionell schwer, technisch mittelschwer
Wer Mehrtagestouren und andere Touren selbst planen möchte, findet unter www.graubuenden.ch jede Menge Inspirationen.